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Das '''Sehtraining nach Bates''' (englisch ''Bates Method for Better Eyesight'') ist eine umstrittene [[pseudomedizin]]ische Methode des Augentrainings zur Korrektur einer Fehlsichtigkeit, die auf den amerikanischen Arzt William Horatio Bates zurückgeht.
 
Das '''Sehtraining nach Bates''' (englisch ''Bates Method for Better Eyesight'') ist eine umstrittene [[pseudomedizin]]ische Methode des Augentrainings zur Korrektur einer Fehlsichtigkeit, die auf den amerikanischen Arzt William Horatio Bates zurückgeht.
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Mit der Behauptung 'Durch Training besser sehen!' wird von Augen- bzw. Sehtrainern, die fehlsichtigen (meist kurzsichtigen) Brillenträgern versprochen, in Seminaren oder Kursen die natürliche Sehkraft des Auges wiederherzustellen.
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Mit der Behauptung ''Durch Training besser sehen!'' versprechen Augen- bzw. Sehtrainer fehlsichtigen (meist kurzsichtigen) Brillenträgern, in Seminaren oder Kursen die natürliche Sehkraft des Auges wiederherzustellen.
    
==Die Vorgeschichte ==
 
==Die Vorgeschichte ==
Bereits um das Jahr 1896 beschrieb ein angeblicher 'Professor' mit dem Namen William C. Wilson ein Gerät, das mittels Batteriestrom die Sehfähigkeit zu verbessern versprach. Damals waren solche Geräte in Mode, weil in den USA in dieser Zeit die Elektrifizierung begann und die Amerikaner von den Möglichkeiten der Elektrizität begeistert waren. Die Aktivitäten von Wilson, der seine Geräte über eine Firma in Kansas City vertrieb, wurden von der US-Gesundheitsbehörde (FDA) jedoch im Jahre 1906 unterbunden.
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Bereits um das Jahr 1896 beschrieb ein angeblicher Professor namens William C. Wilson ein Gerät, das mittels Batteriestrom die Sehfähigkeit zu verbessern versprach. Damals setzte in den USA die Elektrifizierung ein, die eine Begeisterung für die Möglichkeiten der Elektrizität auslöst, so dass elektrisch betriebene Geräte aller Art eine Modeerscheinung wurden. Die Aktivitäten von Wilson, der seine Geräte über eine Firma in Kansas City vertrieb, wurden von der US-Gesundheitsbehörde (FDA) jedoch im Jahre 1906 unterbunden.
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Im Jahre 1900 wurde von einem weiteren 'Professor' namens Charles Tyrell, der zunächst als Masseur gearbeitet hatte und erst im Alter von 57 Jahren Arzt wurde, ein Ideal Sight Restorer angepriesen. Mit diesem Gerät wollte er nicht nur Sehstörungen wie Kurzsichtigkeit heilen, sondern auch Linsentrübungen (Cataract) oder überhöhten Augeninnendruck (Glaukom) beseitigen können. Die American Medical Association warnte vor diesem Gerät, jedoch vertrieb Tyrell es bis zu seinem Tod im Jahre 1918.
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Im Jahre 1900 brachte eine weiterer 'Professor' namens Charles Tyrell, der zunächst als Masseur gearbeitet hatte und erst im Alter von 57 Jahren Arzt wurde, einen Ideal Sight Restorer auf den Markt. Mit diesem Gerät wollte er nicht nur Sehstörungen wie Kurzsichtigkeit heilen, sondern auch Linsentrübungen (Cataract) oder überhöhten Augeninnendruck (Glaukom) beseitigen können. Die American Medical Association warnte vor diesem Gerät, jedoch vertrieb Tyrell es bis zu seinem Tod im Jahre 1918.
    
==Die Erfindung des Sehtrainings durch Bates==
 
==Die Erfindung des Sehtrainings durch Bates==
Der US-Arzt William Horatio Bates veröffentlichte 1920 ein Buch mit dem Titel "The cure of imperfect eyesight by treatment without glasses": Die Heilung der Fehlsichtigkeit durch eine Behandlung ohne Brillengläser. Bates behauptete, man könne dies durch Entspannung und Verringerung derjenigen Anstrengung erreichen, die dadurch entsteht, dass vor allem Kinder ihren Blick eine Zeit lang auf vertraute Gegenstände richten dürfen. Bates Meinung zufolge strenge sich das Auge bei einem neuen, fremden Gegenstand zu sehr an, um diesen wahrzunehmen und dadurch komme es zu Brechungsfehlern. Bates ging davon aus, dass schlechtes Sehen eine Gewöhnung an exzentrisches Sehen und eine Verspannung der äußeren Augenmuskeln sei, die nur durch 'gesunde Sehgewohnheiten' ersetzt werden müssten, um wieder scharf zu sehen. Er war überzeugt, dass diese 'gesunden Sehgewohnheiten' vollständig wiedererlernbar seien und empfahl dafür folgende Übungen (Bates 1931):
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Der US-Arzt William Horatio Bates veröffentlichte 1920 ein Buch mit dem Titel "The cure of imperfect eyesight by treatment without glasses": Die Heilung der Fehlsichtigkeit durch eine Behandlung ohne Brillengläser. Bates behauptete, man könne dies durch Entspannung und Verringerung derjenigen Anstrengung erreichen, die dadurch entsteht, dass vor allem Kinder ihren Blick eine Zeit lang auf vertraute Gegenstände richten dürfen. Bates Meinung zufolge strenge sich das Auge bei einem neuen, fremden Gegenstand zu sehr an, um diesen wahrzunehmen und dadurch komme es zu Brechungsfehlern. Bates ging davon aus, dass schlechtes Sehen auf einer Gewöhnung an exzentrisches Sehen und einer Verspannung der äußeren Augenmuskeln beruhe, die nur durch ''gesunde Sehgewohnheiten'' ersetzt werden müssten, um wieder scharf zu sehen. Er war überzeugt, dass diese "gesunden Sehgewohnheiten" vollständig wiedererlernbar seien und empfahl dafür folgende Übungen (Bates 1931):
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* Zentrales Sehen: Es sollte ein Zustand erreicht werden, in dem die Augen und der Geist von einem Punkt des Bildes zum nächsten schweifen sollten und sich nicht nur auf einen Punkt fixierten. Man solle versuchen, das ganze Gesichtsfeld auf einmal wahrzunehmen.
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* Zentrales Sehen: Es soll ein Zustand erreicht werden, in dem die Augen und der Geist von einem Punkt des Bildes zum nächsten schweifen und sich nicht nur auf einen Punkt fixierten. Man solle versuchen, das ganze Gesichtsfeld auf einmal wahrzunehmen.
 
* Palmieren: Bei durch die Handflächen (= palm) geschlossenen Augen sollte ein möglichst hoher Entspannungsgrad erreicht werden, der wiederum zu besserem Sehvermögen führe.
 
* Palmieren: Bei durch die Handflächen (= palm) geschlossenen Augen sollte ein möglichst hoher Entspannungsgrad erreicht werden, der wiederum zu besserem Sehvermögen führe.
 
* Schwingen und Schweifen: Es sollte ein Buchstabe angesehen werden und von diesem aus zu einem weiteren Buchstaben der gleichen Zeile abgeschweift werden. Dadurch sollten beide Buchstaben klarer gesehen werden. Man sollte sich von Seite zu Seite immer entgegengesetzt zur Blickrichtung bewegen. Dadurch entstehe die optische Illusion, dass sich die Buchstaben an der Person vorbei in entgegengesetzter Richtung bewegen. Dieser Eindruck führe dann zur Beweglichkeitsverbesserung sämtlicher Augenbewegungen und auch zu erhöhter Beweglichkeit des Geistes.
 
* Schwingen und Schweifen: Es sollte ein Buchstabe angesehen werden und von diesem aus zu einem weiteren Buchstaben der gleichen Zeile abgeschweift werden. Dadurch sollten beide Buchstaben klarer gesehen werden. Man sollte sich von Seite zu Seite immer entgegengesetzt zur Blickrichtung bewegen. Dadurch entstehe die optische Illusion, dass sich die Buchstaben an der Person vorbei in entgegengesetzter Richtung bewegen. Dieser Eindruck führe dann zur Beweglichkeitsverbesserung sämtlicher Augenbewegungen und auch zu erhöhter Beweglichkeit des Geistes.
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* Reduktion des Brillentragens: Bates war der Ansicht, dass das Tragen einer Brille zu Schwindel und Kopfschmerz führe, das Gesichtsfeld verkleinere und die Sehfähigkeit vermindere.
 
* Reduktion des Brillentragens: Bates war der Ansicht, dass das Tragen einer Brille zu Schwindel und Kopfschmerz führe, das Gesichtsfeld verkleinere und die Sehfähigkeit vermindere.
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Nach dem I.&nbsp;Weltkrieg eröffneten zahlreiche nach dem Bates'schen System arbeitende Sehschulen. Auch in das Gesundheitskonzept des III.&nbsp;Reiches passte der mechanistische Teil der Methode, der zu ermöglichen schien, durch eine Art Leibesertüchtigung vom Brillenträger zum Menschen ohne Behinderung zu werden<ref>Federspiel K, Herbst V: Die Andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden. Stiftung Warentest Verlag, 4. Aufl., 1996</ref>.
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Nach dem I.&nbsp;Weltkrieg eröffneten zahlreiche nach dem Bates'schen System arbeitende Sehschulen. Auch in das Gesundheitskonzept des III.&nbsp;Reiches passte der mechanistische Teil der Methode, der zu ermöglichen schien, durch eine Art Leibesertüchtigung vom Brillenträger zum Menschen ohne Beeinträchtigung zu werden.<ref>Federspiel K, Herbst V: Die Andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden. Stiftung Warentest Verlag, 4. Aufl., 1996</ref>
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Der in augenärztlichen Fachkreisen über Jahrzehnte bekannte Würzburger Ophthalmologie-Professor Dr.&nbsp;Dr.&nbsp;h.c. Wolfgang Leydhecker (1987), Verfasser eines Standardlehrbuches über Augenheilkunde, sah die Bates'schen Übungen als ungeeignet. Er kritisierte: ''Was als Übungsresultat erreicht wird, ist natürlich nicht als bessere Abbildung auf der Netzhaut, sondern eine anders orientierte Interpretation des unscharfen Bildes, in dem man z.B. eine Person nicht mehr an den Gesichtszügen erkennt, [...] sondern an der Körperhaltung, dem Gang oder der Kleidung''<ref>Leydhecker W: Augenheilkunde. Springer Verlag, Berlin, 1987, S.213 (zit. n. Hevekerl 1991)</ref>.
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Der in augenärztlichen Fachkreisen über Jahrzehnte bekannte Würzburger Ophthalmologie-Professor Dr.&nbsp;Dr.&nbsp;h.c. Wolfgang Leydhecker (1987), Verfasser eines Standardlehrbuches der Augenheilkunde, sah die Bates'schen Übungen als ungeeignet. Er kritisierte: ''Was als Übungsresultat erreicht wird, ist natürlich nicht als bessere Abbildung auf der Netzhaut, sondern eine anders orientierte Interpretation des unscharfen Bildes, in dem man z.B. eine Person nicht mehr an den Gesichtszügen erkennt, [...] sondern an der Körperhaltung, dem Gang oder der Kleidung''<ref>Leydhecker W: Augenheilkunde. Springer Verlag, Berlin, 1987, S.213 (zit. n. Hevekerl 1991)</ref>.
    
==Zweifelhafte Studien als Beweise==
 
==Zweifelhafte Studien als Beweise==
Die Anhänger der Bates'schen Lehre behaupten immer wieder, die Wirksamkeit des Sehtrainings sei in Studien belegt worden. Sie führen dabei zwei Studien an - jene von Kelley (1958)<ref name='Kelley'>Kelley CR: Psychological factors in myopia. Doctoral Diss., New School for Social Research, 1958 (zit. n. Hevekerl 1991).</ref> und jene von La Salle und Brown (1977)<ref>La Salle C, Brown C: Some psycho-physiological influences in myopia. Unveröff. Diplomarbeit, Los Angeles (zit. n. Hevekerl 1991)</ref>. Bei Kelleys Studie handelt es sich um eine Doktorarbeit aus den USA, die in Europa nicht erhältlich ist. Bei der Studie von La Salle und Brown handelt es sich um eine unveröffentlichte Diplomarbeit aus Los Angeles. Beide Studien sind in Europa im Original nicht erhältlich. Man ist deshalb auf indirekte Zitate angewiesen, um nähere Informationen über diese Studien zu erhalten.
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Die Anhänger der Bates'schen Lehre behaupten immer wieder, die Wirksamkeit des Sehtrainings sei in Studien belegt worden. Sie führen dabei zwei Studien an: jene von Kelley<ref name='Kelley'>Kelley CR: Psychological factors in myopia. Doctoral Diss., New School for Social Research, 1958 (zit. n. Hevekerl 1991).</ref> und jene von La Salle und Brown.<ref>La Salle C, Brown C: Some psycho-physiological influences in myopia. Unveröff. Diplomarbeit, Los Angeles (zit. n. Hevekerl 1991)</ref> Bei Kelleys Studie handelt es sich um eine Doktorarbeit aus den USA, die in Europa nicht erhältlich ist. Bei der Studie von La Salle und Brown handelt es sich um eine unveröffentlichte Diplomarbeit aus Los Angeles. Beide Studien sind in Europa im Original nicht erhältlich. Man ist deshalb auf indirekte Zitate angewiesen, um nähere Informationen über diese Studien zu erhalten.
    
===Die Kelley-Studie===
 
===Die Kelley-Studie===
 
[[Bild:bates1.jpg|thumb]]
 
[[Bild:bates1.jpg|thumb]]
Die Dipl.-Psychologin Eva Hevekerl (1991) beschrieb in ihrer Diplomarbeit die Studie von Kelley (1958) in wenigen Zeilen: Diese trainierte zwei Männer und drei Frauen jeweils 50&nbsp;Stunden lang nach der Bates-Methode. Es wurde eine Verbesserung der Augen um 6&nbsp;Einheiten (1&nbsp;Einheit = der Logarithmus der Fläche um einen erkannten Buchstaben der Snellentafel) erreicht, das heißt eine Verbesserung um Werte zwischen 0,3-1,5&nbsp;dpt.
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Die Dipl.-Psychologin Eva Hevekerl beschrieb in ihrer Diplomarbeit die Studie von Kelley in wenigen Zeilen: Diese trainierte zwei Männer und drei Frauen jeweils 50&nbsp;Stunden lang nach der Bates-Methode. Es wurde eine Verbesserung der Augen um 6&nbsp;Einheiten (1&nbsp;Einheit = der Logarithmus der Fläche um einen erkannten Buchstaben der Snellentafel) erreicht, das heißt eine Verbesserung um Werte zwischen 0,3-1,5&nbsp;dpt.
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Ob das Training von nur fünf Personen im Rahmen einer Dissertation wirklich ein Beleg für die Wirksamkeit des Bates'schen Trainings war, sei einmal dahingestellt. Bemerkenswert jedoch erscheint die Untersuchungsweise durch Snellen-Tafeln. Der Holländer Snellen entwarf vor mehr als 120&nbsp;Jahren Optotypen zur Sehschärfenbestimmung. Auf einer Fläche von 5x5&nbsp;Feldern konzipierte er typische Zeichen, wie sie in der nebenstehenden Abbildung dargestellt sind.<ref>Hevekerl EM: Kurzsichtigkeit. Zum Einfluss psychologischer Faktoren und einer verhaltensmedizinischen Intervention. Schriftliche Arbeit zur Diplom-Hautprüfung im Fach Psychologie am IFP Freie Universität Berlin, Institut für Psychologie, Berlin 1991</ref>
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Ob das Training von nur fünf Personen im Rahmen einer Dissertation wirklich ein Beleg für die Wirksamkeit des Bates'schen Trainings war, sei einmal dahingestellt. Bemerkenswert jedoch erscheint die Untersuchungsweise durch Snellen-Tafeln. Der Holländer Snellen entwarf vor mehr als 120&nbsp;Jahren Optotypen zur Sehschärfenbestimmung. Auf einer Fläche von 5x5&nbsp;Feldern konzipierte er typische Zeichen, wie sie in der nebenstehenden Abbildung dargestellt sind.<ref>Hevekerl EM: Kurzsichtigkeit. Zum Einfluss psychologischer Faktoren und einer verhaltensmedizinischen Intervention. Schriftliche Arbeit zur Diplom-Hauptprüfung im Fach Psychologie am IFP Freie Universität Berlin, Institut für Psychologie, Berlin 1991</ref>
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===Sehzeichen nach dem Snellenschen Prinzip nach Axenfeld (1980)===
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===Sehzeichen nach dem Snellenschen Prinzip nach Axenfeld===
Bei der Sehschärfenprüfung ist der Abstand zwischen den Flächen (z.B. der Leerraum des "C"-Hakens oder die Leerräume zwischen den beiden "E"-Haken) entscheidend. Allerdings spielt für die Erkennung dieser Buchstaben und Haken nicht allein das Trennschärfevermögen des Auges eine Rolle, sondern es genügt auch ein gut ausgeprägtes Formerkennungsvermögen des Probanden, um die korrekte Erkennung zu sichern. Durch etwas Übung kann eine deutlich bessere Sehschärfe als tatsächlich gegeben vorgetäuscht werden. Exakter wird die gerade noch erreichbare tatsächliche Sehschärfe deshalb mit Pflügerschen Haken oder Landoltschen Ringen geprüft (Axenfeld 1980).
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Bei der Sehschärfenprüfung ist der Abstand zwischen den Flächen (z.B. der Leerraum des "C"-Hakens oder die Leerräume zwischen den beiden "E"-Haken) entscheidend. Allerdings spielt für die Erkennung dieser Buchstaben und Haken nicht allein das Trennschärfevermögen des Auges eine Rolle, sondern es genügt auch ein gut ausgeprägtes Formerkennungsvermögen des Probanden, um die korrekte Erkennung zu sichern. Durch etwas Übung kann eine deutlich bessere Sehschärfe als tatsächlich gegeben vorgetäuscht werden. Exakter wird die gerade noch erreichbare tatsächliche Sehschärfe deshalb mit Pflügerschen Haken oder Landoltschen Ringen geprüft (Axenfeld 1980).
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Kelley (1958) <ref name='Kelley'></ref> hatte zur Beweisführung der Wirkung des Bates'schen Trainings also eine ungenaue Untersuchungsmethode verwendet, die zudem stark von subjektiven Komponenten (dem Formerkennungsvermögen) und nicht von objektiven opthalmologischen Veränderungen am Auge beeinflusst wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass die Patienten ihre Erkennungsrate durch Übungseffekte nach oben drücken konnten. Eine methodisch ungenaue, mit gerade einmal fünf Probanden besetzte Dissertation kann keinen Beweis für ein Sehtraining darstellen.
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Kelley (1958) <ref name='Kelley'></ref> verwendete zur Beweisführung der Wirkung des Bates'schen Trainings also eine ungenaue Untersuchungsmethode, die zudem stark von subjektiven Komponenten (dem Formerkennungsvermögen) und nicht von objektiven opthalmologischen Veränderungen am Auge beeinflusst wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass die Patienten ihre Erkennungsrate durch Übungseffekte nach oben drücken konnten. Eine methodisch ungenaue, mit gerade einmal fünf Probanden besetzte Dissertation kann keinen Beweis für ein Sehtraining darstellen.
    
===Die Studie von La Salle und Brown===
 
===Die Studie von La Salle und Brown===
Die Dipl.-Psychologin Eva Hevekerl (1991) gibt Rohdaten der Sehschärfenprüfung von "15&nbsp;Personen" an, die "nach der Bates-Methode für 1,5&nbsp;bis 15&nbsp;Monate trainiert" worden seien<ref>Hevekerl EM: Kurzsichtigkeit. Zum Einfluss psychologischer Faktoren und einer verhaltensmedizinischen Intervention. Schriftliche Arbeit zur Diplom-Hautprüfung im Fach Psychologie am IFP Freie Universität Berlin, Institut für Psychologie, Berlin 1991, S.49</ref>. Blickt man auf die Rohdaten, stellt man fest, dass die Anzahl der Probanden bereits innerhalb weniger Zeilen von 15&nbsp;auf 12&nbsp;Personen sank, denn Hevekerl gibt nur Sehschärfe-Daten für 12&nbsp;Personen (2&nbsp;Männer, 10&nbsp;Frauen) an.
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Die Dipl.-Psychologin Eva Hevekerl gibt Rohdaten der Sehschärfenprüfung von "15&nbsp;Personen" an, die "nach der Bates-Methode für 1,5&nbsp;bis 15&nbsp;Monate trainiert" worden seien.<ref>Hevekerl EM: Kurzsichtigkeit. Zum Einfluss psychologischer Faktoren und einer verhaltensmedizinischen Intervention. Schriftliche Arbeit zur Diplom-Hautprüfung im Fach Psychologie am IFP Freie Universität Berlin, Institut für Psychologie, Berlin 1991, S.49</ref> Blickt man auf die Rohdaten, stellt man fest, dass die Anzahl der Probanden bereits innerhalb weniger Zeilen von 15&nbsp;auf 12&nbsp;Personen sank, da Hevekerl nur Sehschärfe-Daten für 12&nbsp;Personen (2&nbsp;Männer, 10&nbsp;Frauen) aufführt.
    
Die amerikanische Diplomarbeit von La Salle und Brown (1977) gibt die Abstände zwischen Proband und Optotypentafeln in ft. (=feet) an. Wie diese Daten in Sehschärfenwerte nach dem Dezibel-System umzurechnen sind, kann man hier nachlesen.
 
Die amerikanische Diplomarbeit von La Salle und Brown (1977) gibt die Abstände zwischen Proband und Optotypentafeln in ft. (=feet) an. Wie diese Daten in Sehschärfenwerte nach dem Dezibel-System umzurechnen sind, kann man hier nachlesen.
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Bei den Probanden Nr.3-9 (also bei sieben Teilnehmern) waren die Erfolge auf beiden Seiten so minimal, dass sie sich problemlos durch Ablesefehler der Sehtafeln (durch den Untersucher) bei der Sehschärfenprüfung erklären lassen. Ebenso sind Lerneffekte (durch den Probanden) beim Ablesen der Sehtafeln als Erklärungsursache möglich. Zu solchen Ablesefehlern bzw. Lerneffekten kann es rasch kommen. Da man die Sehschärfenprüfung bei Kurzsichtigen (und alle Probanden in der Studie von La Salle und Brown<ref>La Salle C, Brown C: Some psycho-physiological influences in myopia. Unveröff. Diplomarbeit, Los Angeles (zit. n. Hevekerl 1991)</ref> waren offensichtlich kurzsichtig, wie die Sehschärfen-Daten zeigen) dann abbricht, wenn zwei oder mehr Ziffern, Buchstaben, Landolt- oder Snellen-Symbole pro Zeile falsch erkannt werden, ist es denkbar, dass der Untersuchende (aus Unachtsamkeit oder Fehlinterpretation ungenauer Probandenangaben) die Prüfung 1-2&nbsp;Reihen zu spät abbricht und somit eine höhere Sehschärfe attestiert, als eigentlich korrekt ist. Ebenso möglich ist es, dass der Proband, der die Sehschärfenprüfung bereits mehrfach über sich hat ergehen lassen, die Sympbole auf der Tafel mittlerweile so gut kennt, daß er durch Raten seine Fehlerquote minimieren kann. Dies kann ihn durchaus ebenso über 1-2&nbsp;Zeilen hinwegretten, so dass er dadurch eine scheinbar größere Sehschärfe erreicht, die in Wirklichkeit aber nicht besteht. Addieren sich sowohl Untersucher- als auch Probandenfehler, so sind Ungenauigkeiten in der Sehschärfenprüfung in Bereichen von 0,25 und darüber möglich.
 
Bei den Probanden Nr.3-9 (also bei sieben Teilnehmern) waren die Erfolge auf beiden Seiten so minimal, dass sie sich problemlos durch Ablesefehler der Sehtafeln (durch den Untersucher) bei der Sehschärfenprüfung erklären lassen. Ebenso sind Lerneffekte (durch den Probanden) beim Ablesen der Sehtafeln als Erklärungsursache möglich. Zu solchen Ablesefehlern bzw. Lerneffekten kann es rasch kommen. Da man die Sehschärfenprüfung bei Kurzsichtigen (und alle Probanden in der Studie von La Salle und Brown<ref>La Salle C, Brown C: Some psycho-physiological influences in myopia. Unveröff. Diplomarbeit, Los Angeles (zit. n. Hevekerl 1991)</ref> waren offensichtlich kurzsichtig, wie die Sehschärfen-Daten zeigen) dann abbricht, wenn zwei oder mehr Ziffern, Buchstaben, Landolt- oder Snellen-Symbole pro Zeile falsch erkannt werden, ist es denkbar, dass der Untersuchende (aus Unachtsamkeit oder Fehlinterpretation ungenauer Probandenangaben) die Prüfung 1-2&nbsp;Reihen zu spät abbricht und somit eine höhere Sehschärfe attestiert, als eigentlich korrekt ist. Ebenso möglich ist es, dass der Proband, der die Sehschärfenprüfung bereits mehrfach über sich hat ergehen lassen, die Sympbole auf der Tafel mittlerweile so gut kennt, daß er durch Raten seine Fehlerquote minimieren kann. Dies kann ihn durchaus ebenso über 1-2&nbsp;Zeilen hinwegretten, so dass er dadurch eine scheinbar größere Sehschärfe erreicht, die in Wirklichkeit aber nicht besteht. Addieren sich sowohl Untersucher- als auch Probandenfehler, so sind Ungenauigkeiten in der Sehschärfenprüfung in Bereichen von 0,25 und darüber möglich.
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Dass diese Fehlerquelle nicht einfach aus der Luft gegriffen ist, zeigt eine Studie zum Sehtraining bei&nbsp;55 mittelgradig kurzsichtigen High-School-Studenten, die von Angi et al. (1996) durchgeführt wurde<ref>Angi et al.: Changes in myopia, visual acuity, and psychological distress after biofeedback visual training. Optom Vis Sci, 73, 35-42, 1996</ref>. Die Sehschärfe, die sich vermeintlich unter Verwendung der subjektiven Optotypen-Messung (Sehtafeln) gebessert hatte, zeigte sich bei einer untersucherunabhängigen, deutlich objektiveren, maschinell unterstützten Sehschärfenprüfung als nicht vorhanden. Als Grund für diesen scheinbaren Widerspruch sehen die Autoren eine erhöhte foveation time bei der Optotypen-Messung. Da die Kinder in der Sehphase bei den Optotypen-Tafeln nicht zeitlich begrenzt waren und beliebig lange auf die Optotypen sehen konnten, erreichten sie eine längere Belichtungszeit und somit eine höhere Treffsicherheit als beim standardisierten maschinellen Messverfahren. Zudem konstatierten die Autoren auch ein gewisser Lerneffekt der Kinder bei diesen sich wiederholenden Optotypen-Messungen.
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Dass diese Fehlerquelle nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt eine Studie zum Sehtraining bei&nbsp;55 mittelgradig kurzsichtigen High-School-Studenten, die von Angi et al. durchgeführt wurde.<ref>Angi et al.: Changes in myopia, visual acuity, and psychological distress after biofeedback visual training. Optom Vis Sci, 73, 35-42, 1996</ref> Die Sehschärfe, die sich vermeintlich unter Verwendung der subjektiven Optotypen-Messung (Sehtafeln) gebessert hatte, zeigte sich bei einer untersucherunabhängigen, deutlich objektiveren, maschinell unterstützten Sehschärfenprüfung als nicht vorhanden. Als Grund für diesen scheinbaren Widerspruch sehen die Autoren eine erhöhte foveation time bei der Optotypen-Messung. Da die Kinder in der Sehphase bei den Optotypen-Tafeln nicht zeitlich begrenzt waren und beliebig lange auf die Optotypen sehen konnten, erreichten sie eine längere Belichtungszeit und somit eine höhere Treffsicherheit als beim standardisierten maschinellen Messverfahren. Zudem konstatierten die Autoren auch einen gewissen Lerneffekt der Kinder bei diesen sich wiederholenden Optotypen-Messungen.
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Welche Sehtafeln verwendet wurden und wie groß diese Fehlerrate hätte sein können, kann aus den vorliegenden Angaben zur Studie von La Salle und Brown (1997) in der Arbeit von Hevekerl (1991) nicht genau entnommen werden<ref>Hevekerl EM: Kurzsichtigkeit. Zum Einfluss psychologischer Faktoren und einer verhaltensmedizinischen Intervention. Schriftliche Arbeit zur Diplom-Hautprüfung im Fach Psychologie am IFP Freie Universität Berlin, Institut für Psychologie, Berlin 1991</ref>. Hevekerl (1991) erwähnt die Art der verwendeten Sehtafeln von La Salle und Brown (1977) nicht. Vergleicht man die Schrittfolge der einzelnen Probanden, so sind deren Sehschärfenangaben interessanterweise z.T. völlig andere als jene, die nach Axenfeld (1980) für Optotypengrößen üblich sind. Besonders fallen hier Angaben wie '20/800', '20/600' oder '20/300' auf.
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Welche Sehtafeln verwendet wurden und wie groß die Fehlerrate hätte sein können, kann aus den vorliegenden Angaben zur Studie von La Salle und Brown in der Arbeit von Hevekerl nicht genau entnommen werden.<ref>Hevekerl EM: Kurzsichtigkeit. Zum Einfluss psychologischer Faktoren und einer verhaltensmedizinischen Intervention. Schriftliche Arbeit zur Diplom-Hautprüfung im Fach Psychologie am IFP Freie Universität Berlin, Institut für Psychologie, Berlin 1991</ref> Hevekerl erwähnt die Art der verwendeten Sehtafeln von La Salle und Brown nicht. Vergleicht man die Schrittfolge der einzelnen Probanden, so sind deren Sehschärfenangaben interessanterweise z.T. völlig andere als jene, die nach Axenfeld (1980) für Optotypengrößen üblich sind. Besonders fallen hier Angaben wie '20/800', '20/600' oder '20/300' auf.
Aus der Studie von La Salle und Brown (1977) auf Basis der von Hevekerl (1991) berichteten Daten lässt sich demnach kein Effekt des Bates'schen Augentrainings nachweisen, der über den methodenspezifischen Messfehler der Sehschärfenprüfung hinaus geht. Zudem hatte ein Drittel der 12&nbsp;Probanden (fast) gar nicht und nur zwei Probanden (16,6%) ein wenig (mutmaßlich aufgrund von Lerneffekten von Sehtafel-Symbolen bei sich wiederholender Sehschärfenprüfung) profitiert. Beim Rest der Patienten bewegte sich der angebliche Behandlungserfolg eindeutig im Bereich der Fehlerquote der Sehschärfenbestimmung.
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Aus der Studie von La Salle und Brown auf Basis der von Hevekerl berichteten Daten lässt sich demnach kein Effekt des Bates'schen Augentrainings nachweisen, der über den methodenspezifischen Messfehler der Sehschärfenprüfung hinaus geht. Zudem hatte ein Drittel der 12&nbsp;Probanden (fast) gar nicht und nur zwei Probanden (16,6%) ein wenig (mutmaßlich aufgrund von Lerneffekten von Sehtafel-Symbolen bei sich wiederholender Sehschärfenprüfung) profitiert. Beim Rest der Patienten bewegte sich der angebliche Behandlungserfolg eindeutig im Bereich der Fehlerquote der Sehschärfenbestimmung.
    
== Fazit==
 
== Fazit==
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* Anhänger der Bates'schen Lehren behaupten, durch die am Augapfel (=Bulbus) ansetzenden Muskeln könne eine Kompression des Augapfels erzeugt und somit die Kurzsichtigkeit (Myopie) bekämpft werden:
 
* Anhänger der Bates'schen Lehren behaupten, durch die am Augapfel (=Bulbus) ansetzenden Muskeln könne eine Kompression des Augapfels erzeugt und somit die Kurzsichtigkeit (Myopie) bekämpft werden:
:Diese Behauptungen sind falsch, denn die Augenmuskeln können den Bulbus nur bewegen, aber nicht komprimieren.
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:Diese Behauptung ist falsch, denn die Augenmuskeln können den Bulbus nur bewegen, aber nicht komprimieren.
 
* Andere Aussagen aus der Bates'schen Szene behaupten, man könne mit gezieltem Training der Ziliarmuskeln die Brechung der Linse so beeinflussen, dass Kurzsichtige besser sehen könnten:
 
* Andere Aussagen aus der Bates'schen Szene behaupten, man könne mit gezieltem Training der Ziliarmuskeln die Brechung der Linse so beeinflussen, dass Kurzsichtige besser sehen könnten:
 
:Auch diese Behauptung ist falsch, denn die Linse ist so im Auge aufgehängt, dass sie nur gedehnt, aber nicht komprimiert werden kann. Unter Zug der Ziliarmuskeln dehnt sie sich und schnellt bei Entspannung derselben in ihre (kugelige) Ausgangslage zurück. Die Dehn- und Rückschnellfähigkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab, was Ursache der so genannten 'Alterssichtigkeit' ist.
 
:Auch diese Behauptung ist falsch, denn die Linse ist so im Auge aufgehängt, dass sie nur gedehnt, aber nicht komprimiert werden kann. Unter Zug der Ziliarmuskeln dehnt sie sich und schnellt bei Entspannung derselben in ihre (kugelige) Ausgangslage zurück. Die Dehn- und Rückschnellfähigkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab, was Ursache der so genannten 'Alterssichtigkeit' ist.
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Das letzte Argument der Sehtrainingsbefürworter ist der Prozess des Sehens im Großhirn. Für das Farbensehen sind 6-7&nbsp;Millionen Sehzäpfchen und für das s/w-Dämmerungssehen weitere 120&nbsp;Millionen Sehstäbchen in der Retina vorhanden. Diese weit über 100&nbsp;Millionen Rezeptoren leiten die Erregung über bipolare Zellen der Retina zu 1,1&nbsp;Millionen Ganglienzellen, die die Impulse in den Sehnerv einspeisen. Zwar erreichen jede Sekunde optische Informationen in einer Menge von etwa 10&nbsp;Millionen Bit das Auge, aber höchstens 60&nbsp;Bit können davon im Gehirn wirklich verarbeitet werden.<ref>Grehn, F.; Leydhecker, W.: Augenheilkunde, Springer, 1995</ref> Schon in der Netzhaut werden deshalb die Signale auf Relevanz geprüft und ausgewählt. Es findet zusätzlich eine Kontrastverstärkung statt. Die Außenwelt wird nicht als ungeordnetes Mosaik von Reizen wahrgenommen, sondern geordnet und integriert zu Gestalten, die sich durch Prägnanz, Transponierbarkeit und Konstanz von Form und Farbe auszeichnen. Unstrittig ist, dass neben Geruchs- und Hörvermögen auch das Sehvermögen nicht nur auf rein physikalisch-chemischer Basis funktioniert, sondern auch mit Erwartungshaltungen, Erinnerungen und ähnlichen Faktoren arbeitet. Wie dies in allen Einzelheiten funktioniert, ist jedoch auch heute noch Gegenstand der augenheilkundlichen und vor allem der neurobiologischen Forschung.
 
Das letzte Argument der Sehtrainingsbefürworter ist der Prozess des Sehens im Großhirn. Für das Farbensehen sind 6-7&nbsp;Millionen Sehzäpfchen und für das s/w-Dämmerungssehen weitere 120&nbsp;Millionen Sehstäbchen in der Retina vorhanden. Diese weit über 100&nbsp;Millionen Rezeptoren leiten die Erregung über bipolare Zellen der Retina zu 1,1&nbsp;Millionen Ganglienzellen, die die Impulse in den Sehnerv einspeisen. Zwar erreichen jede Sekunde optische Informationen in einer Menge von etwa 10&nbsp;Millionen Bit das Auge, aber höchstens 60&nbsp;Bit können davon im Gehirn wirklich verarbeitet werden.<ref>Grehn, F.; Leydhecker, W.: Augenheilkunde, Springer, 1995</ref> Schon in der Netzhaut werden deshalb die Signale auf Relevanz geprüft und ausgewählt. Es findet zusätzlich eine Kontrastverstärkung statt. Die Außenwelt wird nicht als ungeordnetes Mosaik von Reizen wahrgenommen, sondern geordnet und integriert zu Gestalten, die sich durch Prägnanz, Transponierbarkeit und Konstanz von Form und Farbe auszeichnen. Unstrittig ist, dass neben Geruchs- und Hörvermögen auch das Sehvermögen nicht nur auf rein physikalisch-chemischer Basis funktioniert, sondern auch mit Erwartungshaltungen, Erinnerungen und ähnlichen Faktoren arbeitet. Wie dies in allen Einzelheiten funktioniert, ist jedoch auch heute noch Gegenstand der augenheilkundlichen und vor allem der neurobiologischen Forschung.
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Es erscheint angesichts des komplexen Sehsystems äußerst unwahrscheinlich, dass ein optisch 'falsch' (weil kurz- oder weitsichtiges, ggf. noch astigmatisch) gebautes unbebrilltes Auge, das dem Gehirn aus physikalisch-technischen Gründen nur ein verwaschenes Bild liefert, durch Muskel- oder sonstiges 'Sehtraining' in die Lage versetzt werden kann, einen perfekten Seheindruck zu liefern. Ebenso unglaubhaft ist die Behauptung, ein verwaschenes Bild könne durch das Gehirn quasi 'scharf gerechnet' werden.
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Es erscheint angesichts des komplexen Sehsystems äußerst unwahrscheinlich, dass ein optisch "falsch" (weil kurz- oder weitsichtiges, ggf. noch astigmatisch) gebautes unbebrilltes Auge, das dem Gehirn aus physikalisch-technischen Gründen nur ein verwaschenes Bild liefert, durch Muskel- oder sonstiges "Sehtraining" in die Lage versetzt werden kann, einen perfekten Seheindruck zu liefern. Ebenso unglaubhaft ist die Behauptung, ein verwaschenes Bild könne durch das Gehirn quasi 'scharf gerechnet' werden.
    
==Seriöse Studien==
 
==Seriöse Studien==
 
Die Medizin beschäftigt sich seit etlichen Jahren mit der Untersuchung der Wirkung von verschiedenen Augentrainingsverfahren. Allerdings handelt es sich nicht um Verfahren nach Bates, [[Augen- und Sehtraining nach Gollub und Selby|Gollub oder Selby]], sondern primär um [[Biofeedback]]verfahren. Eine der zentralen Behauptungen der Bates'schen Anhänger ist es, durch Entspannungs- und Konzentrationsübungen zu besserem Sehvermögen zu kommen. Dies fordert den Vergleich mit seriösen Studien heraus, die mittels Biofeedback versuchten, eine Verbesserung der Sehschärfe zu erreichen oder zumindest eine Verschlechterung von Kurzsichtigkeit mit zunehmendem Lebensalter zu stoppen.
 
Die Medizin beschäftigt sich seit etlichen Jahren mit der Untersuchung der Wirkung von verschiedenen Augentrainingsverfahren. Allerdings handelt es sich nicht um Verfahren nach Bates, [[Augen- und Sehtraining nach Gollub und Selby|Gollub oder Selby]], sondern primär um [[Biofeedback]]verfahren. Eine der zentralen Behauptungen der Bates'schen Anhänger ist es, durch Entspannungs- und Konzentrationsübungen zu besserem Sehvermögen zu kommen. Dies fordert den Vergleich mit seriösen Studien heraus, die mittels Biofeedback versuchten, eine Verbesserung der Sehschärfe zu erreichen oder zumindest eine Verschlechterung von Kurzsichtigkeit mit zunehmendem Lebensalter zu stoppen.
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So zeigt die Studie von Balliet et al.(1982), in der 17&nbsp;Kurzsichtige mit einem computerbasierten Optometer ihre Sehschärfe in der Ferne durch Biofeedbacktraining bessern sollten, nicht einmal eine Verbesserung bei kurzfristiger maximaler Konzentrationssteigerung<ref>Balliet et al.: The training of visual acuity in myopia. J Am Optom Assoc, 53, 719-724, 1982</ref>. Die Studie von Koslowe et al. (1991), in der 15 Versuchs- und 15&nbsp;Kontrollpersonen u.a. hinsichtlich der Sehschärfe untersucht wurden, konnte ebenfalls keinen Vorteil von Augentraining aufzeigen<ref>Koslowe et al.: Evaluation of accomotrac biofeedback training for myopia control. Optom Vis Sci, 68, 338-343, 1991</ref>.
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So zeigt die Studie von Balliet et al., in der 17&nbsp;Kurzsichtige mit einem computerbasierten Optometer ihre Sehschärfe in der Ferne durch Biofeedbacktraining bessern sollten, nicht einmal eine Verbesserung bei kurzfristiger maximaler Konzentrationssteigerung.<ref>Balliet et al.: The training of visual acuity in myopia. J Am Optom Assoc, 53, 719-724, 1982</ref> Die Studie von Koslowe et al., in der 15 Versuchs- und 15&nbsp;Kontrollpersonen u.a. hinsichtlich der Sehschärfe untersucht wurden, konnte ebenfalls keinen Vorteil des Augentrainings aufzeigen.<ref>Koslowe et al.: Evaluation of accomotrac biofeedback training for myopia control. Optom Vis Sci, 68, 338-343, 1991</ref>
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In augenärztlichen Fachkreisen trifft die Bates'sche Therapie auf deutlichen Widerstand. So teilt der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) auf seiner Website die Meinung des Augenarztes und Leiters des Arbeitskreises Psychosomatik im Berufsverband der Augenärzte, Dr. Christian Laugs. Dieser betont, dass es beim 'Sehtraining' keine nachgewiesene Wirkung gibt. Augenübungen könnten lediglich den Patienten entlasten, indem sie ihm das Gefühl geben, dass er etwas für sich tun könne. <ref>http://www.augeninfo.de/patinfo/myopie.htm</ref>
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In augenärztlichen Fachkreisen trifft die Bates'sche Therapie auf deutlichen Widerstand. So teilt der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) auf seiner Website die Meinung des Augenarztes und Leiters des Arbeitskreises Psychosomatik im Berufsverband der Augenärzte, Dr. Christian Laugs. Dieser betont, dass es beim 'Sehtraining' keine nachgewiesene Wirkung gibt. Augenübungen könnten lediglich den Patienten entlasten, indem sie ihm das Gefühl geben, dass er etwas für sich tun könne.<ref>http://www.augeninfo.de/patinfo/myopie.htm</ref>
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Auf der Website Augen und Mehr wird Prof. Dr. Herbert Kaufmann, Direktor der Universitätsaugenklinik für Schielbehandlung und Neuroophthalmologie in Gießen, mit den Worten zitiert, dass Augentraining reine Scharlatanerie sei. Er, Kaufmann, bekomme einen heiligen Zorn, wenn er höre, dass die Leute anstatt Gläser oder Kontaktlinsen zu tragen, lieber schlecht sehen und sich quälen wollten.
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Auf der Webseite Augen und Mehr wird Prof. Dr. Herbert Kaufmann, Direktor der Universitätsaugenklinik für Schielbehandlung und Neuroophthalmologie in Gießen, mit den Worten zitiert, dass Augentraining reine Scharlatanerie sei. Er, Kaufmann, bekomme einen heiligen Zorn, wenn er höre, dass die Leute anstatt Gläser oder Kontaktlinsen zu tragen, lieber schlecht sehen und sich quälen wollten.
    
Das Augentraining nach Bates erlebt in den letzten Jahren in New-Age-Kreisen eine gewisse Renaissance. Das Augentraining - auch jenes nach Bates, Gollub oder Selby - mag aufgrund der eingebauten Entspannungsübungen eine lösende Wirkung auf innere Verspannungen oder subjektiv empfundenen Stress haben. Unglaubwürdig ist jedoch die Behauptung von Seh- oder Augentrainern, mit solchen Verfahren die Sehleistung zu erhöhen oder gar die Sehschärfe zu verbessern. Bis heute konnte in fast 100 Jahren keine glaubwürdige, seriöse Studie diese Behauptung belegen.
 
Das Augentraining nach Bates erlebt in den letzten Jahren in New-Age-Kreisen eine gewisse Renaissance. Das Augentraining - auch jenes nach Bates, Gollub oder Selby - mag aufgrund der eingebauten Entspannungsübungen eine lösende Wirkung auf innere Verspannungen oder subjektiv empfundenen Stress haben. Unglaubwürdig ist jedoch die Behauptung von Seh- oder Augentrainern, mit solchen Verfahren die Sehleistung zu erhöhen oder gar die Sehschärfe zu verbessern. Bis heute konnte in fast 100 Jahren keine glaubwürdige, seriöse Studie diese Behauptung belegen.
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