Schüßler-Salze: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Erfindung der sogenannten '''Schüßler-Salze''' (Biochemie nach Schüßler) geht auf den Oldenburger Arzt und [[Homöopathie|Homöopathen]] Wilhelm Heinrich Schüßler (1821–1898) zurück. Sein Ansatz, von ihm selbst als “Biochemie nach Schüßler” bezeichnet, zählt heute zur Grundausstattung der [[Alternativmedizin]]. Sein Ansatz wird von den sogenannten "Biochemischen Vereinen" seit 1885 durch medizinische Laien weiter propagiert. Das Prinzip dieser Methode wurde von verschiedenen Autoren zum Ende des 20. Jahrhunderts wieder aufgegriffen, nachdem es zwischenzeitlich beinahe in Vergessenheit geriet. Für die von Schüßler eingeführte Methode gibt es keinerlei wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis der über einen [[Placebo]]effekt hinausginge und es ist kein möglicher Wirkungsmechanismus bekannt. Die von Schüßler genannten Eigenschaften widersprechen etablierten Erkenntnissen der Medizin.
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Die Erfindung der so genannten '''Schüßler-Salze''' (Biochemie nach Schüßler) geht auf den Oldenburger Arzt und [[Homöopathie|Homöopathen]] Wilhelm Heinrich Schüßler (21.&nbsp;August 1821 - 30.&nbsp;März 1898) zurück. Sein Ansatz, von ihm selbst als “Biochemie nach Schüßler” bezeichnet, zählt heute zu den typischen Methoden der [[Alternativmedizin]]. Das Prinzip dieser Methode wurde von verschiedenen Autoren zum Ende des 20.&nbsp;Jahrhunderts wieder aufgegriffen, nachdem es zwischenzeitlich beinahe in Vergessenheit geraten war. Für die von Schüßler eingeführte Methode gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die eine etwaige Wirksamkeit über einen möglichen [[Placebo]]effekt hinaus nachgewiesen hätten.<ref>[http://www.stern.de/gesundheit/ratgeber-alternativmedizin-was-bewirken-schuessler-salze-1604695.html Edzard Ernst: Ratgeber Alternativmedizin:  Was bewirken Schüßler-Salze?] stern.de 29. September 2010</ref> Ein möglicher Wirkungsmechanismus ist nicht bekannt. Die von Schüßler genannten Eigenschaften widersprechen etablierten Erkenntnissen der Medizin.
  
Es gibt Bezüge zur Homöopathie, von der sich Schüßler jedoch distanzierte. In der Tat stellt die Biochemie nach Schüßler nichts anderes dar als eine Art verkürzter Homöopathie, die deren Unzahl an Substanzen und möglichen [[Ptenzieren|Potenzierungsschritten]] auf zwölf Substanzen und drei Potenzstufen reduziert. Homöopathen hingegen lehnen seine Methode strikt ab und bezeichneten seine Mittel herablassend als ''Düngemittel''.
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==Geschichte==
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Erst in fortgeschrittenem Lebensalter begann Schüßler, sich für Heilkunde, genauer gesagt, für [[Homöopathie]] und das [[Wünschelrute]]ngehen, zu interessieren. Eigenen Angaben zufolge studierte er angeblich ab 1852 an der École de Médicine in Paris. Er studierte dann 1853 in Berlin und 1854 in Gießen und machte bei seiner Immatrikulation falsche Angaben (falsches Alter und falscher Geburtsort). Bereits am 1. März 1855, also drei Jahre nach dem behaupteten Studienbeginn, wurde er unter nebulösen Umständen und nach nur fünf Semestern von der Universität Gießen zum Doktor der Medizin promoviert &ndash; ohne Ablieferung einer Dissertation, ohne Leistungsnachweis und in absentia. Er behauptete, dass er in Kürze als Militärarzt einberufen würde und dadurch ließ sich die Prüfungskommission täuschen. Schüßler hat nie irgendwelchen Militärdienst geleistet. Zur anschließend beantragten medizinischen Staatsprüfung wurde er allerdings nicht zugelassen, da er keine ordentlichen Studienbelege und noch nicht einmal ein Abiturzeugnis vorweisen konnte. Allerdings wurde ihm erlaubt in Oldenburg das Abitur nachzuholen. Dazu schrieb Schüßler einen Bittbrief:
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:''Hoffend, daß EW. Königliche Hoheit geruhen werden, eine Dispensation dem Unterzeichneten zu ertheilen, erlaubt er sich, diejenigen Fächer zu nennen, in denen er weniger streng geprüft zu werden wünscht. Dies sind: Mathematik, Geschichte, Griechisch und Geographie. Vorzugsweise ist es aber die Mathematik, worin er am ungernsten geprüft werden möchte. Eine vollständige Dispensation von diesem Fach wäre ihm am willkommensten.''
  
Der Berliner Arzt Konrad Grams entwickelte die Schüßler Biochemie weiter zur Komplex-Biochemie mit etwa 30 JSO-Bicomplex Mitteln zur Selbstmedikation für Laien.  
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Erst Jahre später erhielt er in Oldenburg eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde, nachdem er sich verpflichtet hatte, ausschließlich homöopathisch tätig zu werden (siehe auch [[Carl Friedrich Zimpel]] mit ähnlichem Curriculum).
  
Interessant ist der berufliche Werdegang Schüßlers, der sich erst in fortgeschrittenerem Lebensalter für Heilkunde, genauer gesagt: für [[Homöopathie]] und das [[Wünschelrute]]ngehen, zu interessieren begann.
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Im Jahr 1873 veröffentlichte Schüßler in der "Allgemeinen Homöopathischen Zeitung" einen 16-seitigen Artikel mit dem Titel "Eine abgekürzte Therapie gegründet auf Histologie und Cellularpathologie", in dem er Grundannahmen seiner Lehre beschrieb und seine Lehre als "Biochemische Heilweise" vorstellte. Nach Schüßler sollten mit seiner Methode und den zwölf Mitteln alle Krankheiten des Menschen erfolgreich therapiert werden können.
  
Eigenen Angaben zufolge studierte er ab 1852 Medizin in Paris, 1855 wurde er unter nebulösen Umständen und nach nur fünf Semestern von der Universität Gießen zum Doktor der Medizin promoviert - ohne Ablieferung einer Dissertation, ohne Leistungsnachweis und in absentia. Zur anschließend beantragten medizinischen Staatsprüfung wurde er allerdings nicht zugelassen, da er keine ordentlichen Studienbelege und noch nicht einmal ein Abiturzeugnis vorweisen konnte. Erst Jahre später erhielt er in Oldenburg eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde, nachdem er sich verpflichtet hatte, ausschließlich homöopathisch tätig zu werden.(siehe auch [[Carl Friedrich Zimpel]] mit ähnlichem Curriculum)
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Schüßlers Methode wurde ab 1885 und nach seinem Tod von so genannten "Biochemischen Vereinen" durch medizinische Laien propagiert. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es bereits drei große Verbände: den "Verband biochemischer Vereine für das Deutsche Reich", den "Jade-Verband" und den "Schüßler-Bund". Zwanzig Jahre später zählte die biochemische Bewegung über 800 ehrenamtliche Laien-"Krankenbehandler", die Ärzten gegenüber ablehnend eingestellt waren. Von Seiten der Ärzte wurden sie nicht selten als "Kurpfuscher" bezeichnet. 1922 schlossen sich die "biochemischen Vereine" zum "Biochemischen Bund Deutschlands" zusammen. Es folgte die Gründung eines eigenen Verlags in Potsdam, der die "Zeitschrift für Biochemie – Volkstümliches Fachorgan für Mineralstofflehre" herausgab.
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Der heutige Biochemische Bund Deutschlands e.V. (BBD) mit Sitz in Dormagen<ref>Biochemischer Bund Deutschlands e.V., In der Kuhtrift 18, D-41541 Dormagen<br>an gleicher Anschrift:<br>*Biochemischer Gesundheitsverein e.V.<br>*
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Weg zur Gesundheit Verlag GmbH</ref> versteht sich als Dachverband von Vereinen, welche die Anwendung von Schüßler-Salzen propagieren. Nach eigener Auskunft hat er 9000 Mitglieder und 69 angeschlossene Organisationen.<ref>Deutscher Bundestag: Aktuelle Fassung der öffentlichen Liste über die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern. Stand: 07.12.2018</ref> Er betreibt auch den Weg zur Gesundheit Verlag, der Bücher zur Anwendung von Schüßler-Salzen vertreibt. Viele Titel konbinieren diese auch mit anderen pseudomedizinischen Verfahren wie [[Antlitzdiagnostik]], [[Entgiftung]], [[Knospenmedizin]] oder [[Zungendiagnostik]].
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Der Berliner Arzt Konrad Grams entwickelte Schüßlers Biochemie weiter zur ''Komplex-Biochemie'', mit etwa 30&nbsp;JSO-Bicomplex Mitteln zur Selbstmedikation für Laien.
  
 
==Grundannahmen==
 
==Grundannahmen==
Zu den Grundannahmen gehört ein angeblicher ''Stoffmangel'' der die Ursache sämtlicher Erkrankungen sei und der durch die eine zusätzlich Zufuhr der Mittel zu beheben sei. Sämtliche Krankheiten, so Schüßler, entstünden durch einen Mangel an den von ihm identifizierten Mineralsalzen. Würden diese zugeführt, trete umgehende Heilung ein. Die umstrittene sogenannte [[Antlitzanalyse]] sei dazu geeignet das geeignete Mittels zu finden.  
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[[image:Schuessler Leichtglaeubigkeit.jpg|Absurde Indikation für Schüßler-Salze: Leichtgläubigkeit (Bild: modifiziert nach Werbung des Eva Marbach Verlag aus D-79206 Breisach<ref>http://schuessler-salze-liste.de/anwendungs-gebiete/leichtglaeubigkeit.htm</ref>)|360px|thumb]]
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Zu Schüßlers Grundannahmen gehört ein angeblicher "Stoffmangel", der die Ursache sämtlicher Erkrankungen und durch eine Zufuhr seiner Mittel zu beheben sei. Alle Krankheiten, so Schüßler, entstünden durch einen Mangel an den von ihm identifizierten Mineralsalzen. Folge seien dann gestörte biochemische Prozesse, die bereits durch das Fehlen eines einzelnen Minerals entstehen könnten. Würden die angeblich fehlenden Mineralsalze zugeführt, trete umgehende Heilung ein. Um den Mineralmangel innerhalb einer Zelle auszugleichen, sei nach einem "Signalprinzip" eine Potenzierung (Verdünnung) der Salze notwendig. Schüßler beschrieb, dass die hoch verdünnten feinstofflichen Mineralstoffe direkt in das Zellinnere gelangen würden, wo sie Reparatur- und Aufbauarbeit leisten sollen. Die Mängel außerhalb der Zellen gelte es hingegen durch eine basen- und nährstoffreiche Ernährung aufzufüllen.
  
In umfangreichen Auflistungen werden einzelne Symptome und Krankheitsbilder je einem der zwölf Mineralsalze zugeordnet: Das geht von Afterjucken (Kalziumphosphat), Blasenkatarrh (Eisenphosphat) und zu hohem Cholesterinspiegel (Magnesiumphosphat) bis hin zu Vorhautverengung (Kalziumfluorid), Wurmbefall (Natriumchlorid) und Zahnfleischbluten (Kaliumphosphat).
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Die umstrittene [[Antlitzanalyse]] (auch Signaturen-Diagnostik genannt) sei dazu geeignet, den gemeinten Mangel zu erkennen und das geeignete Mittel und dessen Dosierung zu finden. In umfangreichen Auflistungen werden bestimmte Merkmalen im Gesicht, einzelne Symptome und Krankheitsbilder je einem der zwölf Mineralsalze zugeordnet. Das geht von Afterjucken (Kalziumphosphat), Blasenkatarrh (Eisenphosphat) und zu hohem Cholesterinspiegel (Magnesiumphosphat) bis hin zu Vorhautverengung (Kalziumfluorid), Wurmbefall (Natriumchlorid) und Zahnfleischbluten (Kaliumphosphat).
  
Eine Begründung für die jeweilige Zuordnung gibt es allerdings nicht. Umgekehrt lässt sich nachschlagen, wozu die einzelnen Salze eingesetzt werden können: Kaliumchlorid D6 beispielsweise soll bei Asthma , Blasenentzündung und Gelenkrheumatismus helfen, Kalziumfluorid D12 dagegen bei Grauem Star, Hämorrhoiden und Karies.
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Eine Begründung für die jeweilige Zuordnung gibt es allerdings nicht. Umgekehrt lässt sich nachschlagen, wozu die einzelnen Salze eingesetzt werden können: Kaliumchlorid&nbsp;D6 beispielsweise soll bei den gänzlich unterschiedlichen Krankheiten Asthma, Blasenentzündung und Gelenkrheumatismus helfen, Kalziumfluorid&nbsp;D12 dagegen bei Grauem Star, Hämorrhoiden und Karies. Da die Mittel aber als Fertigarzneimittel nach dem vereinfachten Genehmigungsverfahren für homöopathische Mittel ([[Binnenkonsens]] ohne Beleg einer Wirksamkeit) pauschal zugelassen und in den Verkehr gebracht werden, dürfen sie aus rechtlichen Gründen nicht mit bestimmten Indikationen beworben werden.
  
Die Wirkung der Salze beruht angeblich auf dem sogenannten Signalprinzip: Wird dem Organismus das erforderliche Salz zugeführt, soll dieses über Aktivierung der im Körper vorhandenen Salze die jeweilige Funktionsstörung reparieren. Zudem greift angeblich das sogenannte Ergänzungsprinzip: Über die Einnahme einer D6-Tablette würden demnach jeder Körperzelle exakt 26 Moleküle des jeweiligen Salzes zugeführt, was entsprechenden Mangel im Körper ausgleiche.
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Die Wirkung der Salze beruht angeblich auf dem "Signalprinzip": Wird dem Organismus das erforderliche Salz zugeführt, soll dieses über Aktivierung der im Körper vorhandenen Salze die jeweilige Funktionsstörung reparieren. Zudem greift angeblich das so genannte Ergänzungsprinzip: Über die Einnahme einer D6-Tablette würden demnach jeder Körperzelle exakt 26&nbsp;Moleküle des jeweiligen Salzes zugeführt, was den entsprechenden Mangel im Körper ausgleiche. Völlig ungeklärt bleibt allerdings die Frage, weshalb die Einnahme einer verschwindend winzigen Dosis eines Mineralsalzes therapeutisch wirksam sein soll, während täglich ein Vielfaches davon über die Nahrung aufgenommen wird. Die Zufuhr des fehlenden Stoffes erfolge nach Schüßler im Grunde nicht durch den Stoff selbst, sondern durch eine nicht nachvollziehbar erläuterte "Schwingung", die das Mittel übertrage.
  
Völlig unerklärt bleibt allerdings die Frage, weshalb die Einnahme einer verschwindend winzigen Dosis eines Mineralsalzes therapeutisch wirksam sein soll, während täglich ein Vielfaches davon über die Nahrung aufgenommen wird.
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==Der Streit zwischen Homöopathen und Schüßler-Anhängern==
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Schüßler bezog sich bei seinen Mitteln auf die bereits zuvor von [[Samuel Hahnemann]] erfundene [[Homöopathie]]. Von der Hahnemannschen Homöopathie hielt Schüßler indes wenig. Mehrfach erklärte er, dass sein Verfahren "nicht homöopathisch" sei, weil es nicht auf dem Hahnemann´schen [[Simile-Prinzip]] beruhe, sondern auf biochemischen Vorgängen im menschlichen Organismus. Er distanzierte sich auch von den in der Homöopathie üblichen [[homöopathische Arzneimittelprüfung|homöopathischen Arzneimittelprüfungen]] an gesunden Probanden und lehnte diese als "grundfalsch" ab. 1876 trat Schüßler nach Streitigkeiten mit Homöopathen aus dem "Centralverein homöopathischer Ärzte" aus. Homöopathen lehnten seine Methode mehrheitlich strikt ab und bezeichneten seine Mittel herablassend als "Düngemittel".
  
Die Zufuhr des fehlenden Stoffes erfolge nach Schüßler im Grunde nicht durch den Stoff selber, sondern durch die "Schwingung", die das Mittel übertrage.
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In der Tat stellt die Biochemie nach Schüßler nichts anderes dar als eine Art stark vereinfachte Homöopathie mit lediglich 12 Substanzen und nur drei [[Potenzierung]]sschritten dar.
  
 
==Schüßler-Salze==
 
==Schüßler-Salze==
Ursprünglich sah Schüssler nur 12 (später 11) Mittel vor, die zu späterer Zeit aber durch zusätzliche Mittel seiner Anhänger erweitert wurden.
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[[image:Schuessler2.jpg|Schüßlers Grabstein auf dem Oldenburger Gertrudenfriedhof|thumb]]
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[[image:Schuessler-Geburtshaus.jpg|Tafel an Schüßlers Geburtshaus in Bad Zwischenahn|thumb]]
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Ursprünglich sah Schüßler nur&nbsp;12 (später&nbsp;11) Mittel vor, die zu späterer Zeit aber durch seine Anhänger um zusätzliche Mittel erweitert wurden.
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*Nr.&nbsp;1: Calcium fluoratum (Calciumfluorid)
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*Nr.&nbsp;2: Calcium phosphoricum (Calciumphosphat)
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*Nr.&nbsp;3: Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat)
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*Nr.&nbsp;4: Kalium chloratum (Kaliumchlorid)
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*Nr.&nbsp;5: Kalium phosphoricum (Kaliumphosphat)
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*Nr.&nbsp;6: Kalium sulfuricum (Kaliumsulfat)
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*Nr.&nbsp;7: Magnesium phosphoricum (Magnesiumphosphat)
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*Nr.&nbsp;8: Natrium chloratum (Kochsalz)
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*Nr.&nbsp;9: Natrium phosphoricum (Natriumphosphat)
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*Nr.&nbsp;10: Natrium sulfuricum (Natriumsulfat)
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*Nr.&nbsp;11: Silicea (Siliciumdioxid, Kieselerde)
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*Nr.&nbsp;12: Calcium sulfuricum (Calciumsulfat)
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*Nr.&nbsp;13: Kalium arsenicosum (Kaliumarsenit)
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*Nr.&nbsp;14: Kalium bromatum (Kaliumbromat)
 +
*Nr.&nbsp;15: Kalium jodatum (Kaliumjodid)
 +
*Nr.&nbsp;16: Lithium chloratum (Lithiumchlorid)
 +
*Nr.&nbsp;17: Manganum sulfuricum (Mangansulfat)
 +
*Nr.&nbsp;18: Calcium sulfuratum Hahnemanni (Calciumsulfat)
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*Nr.&nbsp;19: Cuprum arsenicosum (Kupferarsenit)
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*Nr.&nbsp;20: Kalium aluminium sulfuricum (Kaliumaluminiumsulfat, Alaun)
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*Nr.&nbsp;21: Zincum chloratum (Zinkchlorid)
 +
*Nr.&nbsp;22: Calcium carbonicum Hahnemanni (Calciumcarbonat, Muschelkalk)
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*Nr.&nbsp;23: Natrium bicarbonicum (Natriumbicarbonat)
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*Nr.&nbsp;24: Arsenum jodatum (Arsenjodid)
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Jedes Salz verfügt über eine so genannte Regelpotenz. Für die Salze Nr. 1, 3 und 11 ist dies D12, für die übrigen Salze D6.  
  
*Calcium fluoratum (Calriumfluorid) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 1
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Ein wissenschaftlicher Beleg für eine Wirksamkeit der auch als "Funktionsmittel" bezeichneten Schüßler-Salze existiert nicht. Trotzdem können sie ganz legal über Apotheken und über das Internet verkauft werden. Dies begründet sich in ihrer deklarierten Zugehörigkeit zur Homöopathie, die als so genannte "besondere Therapierichtung" keiner klinisch-kontrollierten Arzneimittelprüfung außerhalb des eigenen [[Binnenkonsens]]es unterliegt.
*Calcium phosphoricum (Calciumphosphat) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 2
 
*Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 3
 
*Kalium chloratum (Kaliumchlorid) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 4
 
*Kalium phosphoricum (Kaliumphosphat) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 5
 
*Kalium sulfuricum (Kaliumsulfat) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 6
 
*Magnesium phosphoricum (Magnesiumphosphat) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 7
 
*Natrium chloratum (Kochsalz) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 8
 
*Natrium phosphoricum (Natriumphosphat) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 9
 
*Natrium sulfuricum (Natriumsulfat) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 10
 
*Silicea (Siliciumdioxid, Kieselerde) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 11
 
*Calcium sulfuricum (Calciumsulfat) Biochemisches Funktionsmittel Nr. 12
 
*Kalium arsenicosum (Kaliumarsenit) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 13
 
*Kalium bromatum (Kaliumbromat) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 14
 
*Kalium jodatum (Kaliumbromid) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 15
 
*Lithium chloratum (Lithiumchlorid) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 16
 
*Manganum sulfuricum (Mangansulfat) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 17
 
*Calcium sulfuratum Hahnemanni (Calciumsulfat) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 18
 
*Cuprum arsenicosum (Kupferarsenit) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 19
 
*Kalium aluminium sulfuricum (Kaliumaluminiumsulfat, Alaun) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 20
 
*Zincum chloratum (Zinkchlorid) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 21
 
*Calcium carbonicum Hahnemanni (Calciumcarbonat, Muschelkalk) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 22
 
*Natrium bicarbonicum (Natriumbicarbonat) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 23
 
*Arsenum jodatum (Arsenjodid) Biochemisches Ergänzungsmittel Nr. 24
 
  
Ein wissenschaftlicher Beleg für die angebliche Wirksamkeit der auch als “Funktionsmittel” bezeichneten Schüßler-Salze existiert nicht. Trotzdem können sie ganz legal über Apotheken und über das Internet verkauft werden. Dies begründet sich in ihrer deklarierten Zugehörigkeit zur Homöopathie, die als sogenannte "besondere Therapierichtung" keiner klinisch-kontrollierten Arzneimittelprüfung außerhalb des eigenen Binnenkonsenses unterliegt.
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==Experimente in Konzentrationslagern==
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Während der Ära des Nationalsozialismus wurde die Anwendung der Schüßler-Salze staatlicherseits gefördert. Schüßler-Laienbehandler wurden nun zu zugelassenen [[Heilpraktiker]]n. Der "Biochemische Bund" orientierte sich zunehmend am Nationalsozialismus und wurde in die "Reichsarbeitsgemeinschaft der Verbände für naturgemäße Lebens- und Heilweise" eingegliedert, während "nicht arische" Mitglieder ausgeschlossen wurden.
  
==Experimente in KZ==
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1942 versuchte der Reichsführer-SS, Heinrich Himmler, der ein Anhänger der [[Naturheilkunde]] war, die Wirksamkeit zu belegen. Im KZ&nbsp;Dachau wurden Experimente an 40&nbsp;katholischen Priestern durchgeführt, indem z.B. durch Einspritzen von Eiter Blutvergiftungen hervorgerufen wurden. 10&nbsp;Personen starben. Schüßler-Salze erwiesen sich, wie damals eigentlich schon bekannt war, als völlig wirkungslos.<ref>Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. S.144 ff: Sepsis-Versuche. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1997</ref>
Während der Ära des Nationalsozialismus wurden die Anwendung der Schüßler-Salze staatlicherseits gefördert. 1942 versuchte der Reichsführer-SS, Heinrich Himmler, der ein Freund der Naturheilkunde war, die Wirksamkeit zu belegen. Im KZ Dachau wurden Experimente an 40 katholischen Priestern durchgeführt, indem z.B. durch Einspritzen von Eiter Blutvergiftungen hervorgerufen wurden. 10 Personen starben. Schüßler-Salze erwiesen sich, wie damals eigentlich schon bekannt war, als völlig wirkungslos.
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Zu Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der "Biochemische Bund" aufgelöst. 1946 wurde dieser jedoch bereits neu konstituiert. Ab 1949 erschien erneut die Mitgliederzeitschrift mit dem Titel "Gesundes Volk", später "Weg zur Gesundheit". Das verbandseigene Kurhaus wurde 1949 in ein "Dr.-Schüßler-Sanatorium" umgewandelt.
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==Weitere Bilder==
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Datei:Schuesslersalze Leichtglaeubigkeit.jpg|Schüsslersalze gegen die "Leichtgläubigkeit" (anderes Beispiel)
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==Literatur==
 
==Literatur==
*Stiftung Warentest (Hrsg.): "Die andere Medizin - ´Alternative´ Heilmethoden für Sie bewertet", Berlin 2005, ISBN 3-937880-08-9, S. 106
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*Stiftung Warentest (Hrsg.): Die andere Medizin &ndash; 'Alternative' Heilmethoden für Sie bewertet, S. 106. Berlin 2005, ISBN 3-937880-08-9
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
*http://www.promed-ev.de/modules/wfsection/article.php?articleid=106
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* https://www.quarks.de/podcast/science-cops-die-akte-schuessler-salze/
*http://www.ruhrbarone.de/?p=267
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* J. Wipplinger/V. Ahne: [https://www.medizin-transparent.at/keine-spur-von-schusler-salzen Schüßler-Salze: Studien fehlen] Medizin-Transparent.at, aktualisiert am 31. Juli 2017
*http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/gladbeck/2008/2/7/news-21909281/detail.html
+
* Florian Bayer: [http://derstandard.at/1363706266959/Schuessler-Salze-Wundermittel-gegen-Appetitlosigkeit-Grauer-Star-und-Krebs Schüßler-Salze: Wundermittel gegen Appetitlosigkeit, Grauen Star und Krebs?] Der Standard, 7. April 2013
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* Edzard Ernst: [http://www.stern.de/gesundheit/ratgeber-alternativmedizin-was-bewirken-schuessler-salze-1604695.html Ratgeber Alternativmedizin: Was bewirken Schüßler-Salze?] stern.de, 29. September 2010
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* Colin Goldner: [http://www.sueddeutsche.de/wissen/teil-schuessler-salze-die-heilsamen-zwoelf-1.854997 Die heilsamen Zwölf.] Sueddeutsche.de, 11. Mai 2010
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* Ulrich Berger: [http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/06/akademische-schussler-salze.php Akademische Schüßler-Salze?] Kritisch gedacht, 10.&nbsp;Juni 2010 (bei scienceblogs.de)
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* Stefan Laurin: [http://www.ruhrbarone.de/?p=267 Rücktritt wegen Esoterik-Kritik?] Ruhrbarone, 8. Februar 2008
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* Michael Bresgott: [https://www.waz.de/staedte/gladbeck/ratsmitglied-wegener-loest-empoerung-bei-eltern-aus-id1644658.html Ratsmitglied Wegener löst Empörung bei Eltern aus.] WAZ, 7. Februar 2008
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* [http://edzardernst.com/2017/12/the-horrific-schuessler-salt-experiments-during-the-third-reich/#comment-97331 Edzart Ernst: "The horrific Schuessler Salt experiments during the Third Reich", 5.12.2017 Blog-Artikel E. Ernst]
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==Quellennachweise==
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<references/>
  
[[Kategorie:Alternativmedizin]]
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[[category:Homöopathie]]

Aktuelle Version vom 3. Oktober 2023, 13:05 Uhr

Wilhelm Heinrich Schüßler

Die Erfindung der so genannten Schüßler-Salze (Biochemie nach Schüßler) geht auf den Oldenburger Arzt und Homöopathen Wilhelm Heinrich Schüßler (21. August 1821 - 30. März 1898) zurück. Sein Ansatz, von ihm selbst als “Biochemie nach Schüßler” bezeichnet, zählt heute zu den typischen Methoden der Alternativmedizin. Das Prinzip dieser Methode wurde von verschiedenen Autoren zum Ende des 20. Jahrhunderts wieder aufgegriffen, nachdem es zwischenzeitlich beinahe in Vergessenheit geraten war. Für die von Schüßler eingeführte Methode gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die eine etwaige Wirksamkeit über einen möglichen Placeboeffekt hinaus nachgewiesen hätten.[1] Ein möglicher Wirkungsmechanismus ist nicht bekannt. Die von Schüßler genannten Eigenschaften widersprechen etablierten Erkenntnissen der Medizin.

Geschichte

Erst in fortgeschrittenem Lebensalter begann Schüßler, sich für Heilkunde, genauer gesagt, für Homöopathie und das Wünschelrutengehen, zu interessieren. Eigenen Angaben zufolge studierte er angeblich ab 1852 an der École de Médicine in Paris. Er studierte dann 1853 in Berlin und 1854 in Gießen und machte bei seiner Immatrikulation falsche Angaben (falsches Alter und falscher Geburtsort). Bereits am 1. März 1855, also drei Jahre nach dem behaupteten Studienbeginn, wurde er unter nebulösen Umständen und nach nur fünf Semestern von der Universität Gießen zum Doktor der Medizin promoviert – ohne Ablieferung einer Dissertation, ohne Leistungsnachweis und in absentia. Er behauptete, dass er in Kürze als Militärarzt einberufen würde und dadurch ließ sich die Prüfungskommission täuschen. Schüßler hat nie irgendwelchen Militärdienst geleistet. Zur anschließend beantragten medizinischen Staatsprüfung wurde er allerdings nicht zugelassen, da er keine ordentlichen Studienbelege und noch nicht einmal ein Abiturzeugnis vorweisen konnte. Allerdings wurde ihm erlaubt in Oldenburg das Abitur nachzuholen. Dazu schrieb Schüßler einen Bittbrief:

Hoffend, daß EW. Königliche Hoheit geruhen werden, eine Dispensation dem Unterzeichneten zu ertheilen, erlaubt er sich, diejenigen Fächer zu nennen, in denen er weniger streng geprüft zu werden wünscht. Dies sind: Mathematik, Geschichte, Griechisch und Geographie. Vorzugsweise ist es aber die Mathematik, worin er am ungernsten geprüft werden möchte. Eine vollständige Dispensation von diesem Fach wäre ihm am willkommensten.

Erst Jahre später erhielt er in Oldenburg eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde, nachdem er sich verpflichtet hatte, ausschließlich homöopathisch tätig zu werden (siehe auch Carl Friedrich Zimpel mit ähnlichem Curriculum).

Im Jahr 1873 veröffentlichte Schüßler in der "Allgemeinen Homöopathischen Zeitung" einen 16-seitigen Artikel mit dem Titel "Eine abgekürzte Therapie gegründet auf Histologie und Cellularpathologie", in dem er Grundannahmen seiner Lehre beschrieb und seine Lehre als "Biochemische Heilweise" vorstellte. Nach Schüßler sollten mit seiner Methode und den zwölf Mitteln alle Krankheiten des Menschen erfolgreich therapiert werden können.

Schüßlers Methode wurde ab 1885 und nach seinem Tod von so genannten "Biochemischen Vereinen" durch medizinische Laien propagiert. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es bereits drei große Verbände: den "Verband biochemischer Vereine für das Deutsche Reich", den "Jade-Verband" und den "Schüßler-Bund". Zwanzig Jahre später zählte die biochemische Bewegung über 800 ehrenamtliche Laien-"Krankenbehandler", die Ärzten gegenüber ablehnend eingestellt waren. Von Seiten der Ärzte wurden sie nicht selten als "Kurpfuscher" bezeichnet. 1922 schlossen sich die "biochemischen Vereine" zum "Biochemischen Bund Deutschlands" zusammen. Es folgte die Gründung eines eigenen Verlags in Potsdam, der die "Zeitschrift für Biochemie – Volkstümliches Fachorgan für Mineralstofflehre" herausgab.

Der heutige Biochemische Bund Deutschlands e.V. (BBD) mit Sitz in Dormagen[2] versteht sich als Dachverband von Vereinen, welche die Anwendung von Schüßler-Salzen propagieren. Nach eigener Auskunft hat er 9000 Mitglieder und 69 angeschlossene Organisationen.[3] Er betreibt auch den Weg zur Gesundheit Verlag, der Bücher zur Anwendung von Schüßler-Salzen vertreibt. Viele Titel konbinieren diese auch mit anderen pseudomedizinischen Verfahren wie Antlitzdiagnostik, Entgiftung, Knospenmedizin oder Zungendiagnostik.

Der Berliner Arzt Konrad Grams entwickelte Schüßlers Biochemie weiter zur Komplex-Biochemie, mit etwa 30 JSO-Bicomplex Mitteln zur Selbstmedikation für Laien.

Grundannahmen

Absurde Indikation für Schüßler-Salze: Leichtgläubigkeit (Bild: modifiziert nach Werbung des Eva Marbach Verlag aus D-79206 Breisach[4])

Zu Schüßlers Grundannahmen gehört ein angeblicher "Stoffmangel", der die Ursache sämtlicher Erkrankungen und durch eine Zufuhr seiner Mittel zu beheben sei. Alle Krankheiten, so Schüßler, entstünden durch einen Mangel an den von ihm identifizierten Mineralsalzen. Folge seien dann gestörte biochemische Prozesse, die bereits durch das Fehlen eines einzelnen Minerals entstehen könnten. Würden die angeblich fehlenden Mineralsalze zugeführt, trete umgehende Heilung ein. Um den Mineralmangel innerhalb einer Zelle auszugleichen, sei nach einem "Signalprinzip" eine Potenzierung (Verdünnung) der Salze notwendig. Schüßler beschrieb, dass die hoch verdünnten feinstofflichen Mineralstoffe direkt in das Zellinnere gelangen würden, wo sie Reparatur- und Aufbauarbeit leisten sollen. Die Mängel außerhalb der Zellen gelte es hingegen durch eine basen- und nährstoffreiche Ernährung aufzufüllen.

Die umstrittene Antlitzanalyse (auch Signaturen-Diagnostik genannt) sei dazu geeignet, den gemeinten Mangel zu erkennen und das geeignete Mittel und dessen Dosierung zu finden. In umfangreichen Auflistungen werden bestimmte Merkmalen im Gesicht, einzelne Symptome und Krankheitsbilder je einem der zwölf Mineralsalze zugeordnet. Das geht von Afterjucken (Kalziumphosphat), Blasenkatarrh (Eisenphosphat) und zu hohem Cholesterinspiegel (Magnesiumphosphat) bis hin zu Vorhautverengung (Kalziumfluorid), Wurmbefall (Natriumchlorid) und Zahnfleischbluten (Kaliumphosphat).

Eine Begründung für die jeweilige Zuordnung gibt es allerdings nicht. Umgekehrt lässt sich nachschlagen, wozu die einzelnen Salze eingesetzt werden können: Kaliumchlorid D6 beispielsweise soll bei den gänzlich unterschiedlichen Krankheiten Asthma, Blasenentzündung und Gelenkrheumatismus helfen, Kalziumfluorid D12 dagegen bei Grauem Star, Hämorrhoiden und Karies. Da die Mittel aber als Fertigarzneimittel nach dem vereinfachten Genehmigungsverfahren für homöopathische Mittel (Binnenkonsens ohne Beleg einer Wirksamkeit) pauschal zugelassen und in den Verkehr gebracht werden, dürfen sie aus rechtlichen Gründen nicht mit bestimmten Indikationen beworben werden.

Die Wirkung der Salze beruht angeblich auf dem "Signalprinzip": Wird dem Organismus das erforderliche Salz zugeführt, soll dieses über Aktivierung der im Körper vorhandenen Salze die jeweilige Funktionsstörung reparieren. Zudem greift angeblich das so genannte Ergänzungsprinzip: Über die Einnahme einer D6-Tablette würden demnach jeder Körperzelle exakt 26 Moleküle des jeweiligen Salzes zugeführt, was den entsprechenden Mangel im Körper ausgleiche. Völlig ungeklärt bleibt allerdings die Frage, weshalb die Einnahme einer verschwindend winzigen Dosis eines Mineralsalzes therapeutisch wirksam sein soll, während täglich ein Vielfaches davon über die Nahrung aufgenommen wird. Die Zufuhr des fehlenden Stoffes erfolge nach Schüßler im Grunde nicht durch den Stoff selbst, sondern durch eine nicht nachvollziehbar erläuterte "Schwingung", die das Mittel übertrage.

Der Streit zwischen Homöopathen und Schüßler-Anhängern

Schüßler bezog sich bei seinen Mitteln auf die bereits zuvor von Samuel Hahnemann erfundene Homöopathie. Von der Hahnemannschen Homöopathie hielt Schüßler indes wenig. Mehrfach erklärte er, dass sein Verfahren "nicht homöopathisch" sei, weil es nicht auf dem Hahnemann´schen Simile-Prinzip beruhe, sondern auf biochemischen Vorgängen im menschlichen Organismus. Er distanzierte sich auch von den in der Homöopathie üblichen homöopathischen Arzneimittelprüfungen an gesunden Probanden und lehnte diese als "grundfalsch" ab. 1876 trat Schüßler nach Streitigkeiten mit Homöopathen aus dem "Centralverein homöopathischer Ärzte" aus. Homöopathen lehnten seine Methode mehrheitlich strikt ab und bezeichneten seine Mittel herablassend als "Düngemittel".

In der Tat stellt die Biochemie nach Schüßler nichts anderes dar als eine Art stark vereinfachte Homöopathie mit lediglich 12 Substanzen und nur drei Potenzierungsschritten dar.

Schüßler-Salze

Schüßlers Grabstein auf dem Oldenburger Gertrudenfriedhof
Tafel an Schüßlers Geburtshaus in Bad Zwischenahn

Ursprünglich sah Schüßler nur 12 (später 11) Mittel vor, die zu späterer Zeit aber durch seine Anhänger um zusätzliche Mittel erweitert wurden.

  • Nr. 1: Calcium fluoratum (Calciumfluorid)
  • Nr. 2: Calcium phosphoricum (Calciumphosphat)
  • Nr. 3: Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat)
  • Nr. 4: Kalium chloratum (Kaliumchlorid)
  • Nr. 5: Kalium phosphoricum (Kaliumphosphat)
  • Nr. 6: Kalium sulfuricum (Kaliumsulfat)
  • Nr. 7: Magnesium phosphoricum (Magnesiumphosphat)
  • Nr. 8: Natrium chloratum (Kochsalz)
  • Nr. 9: Natrium phosphoricum (Natriumphosphat)
  • Nr. 10: Natrium sulfuricum (Natriumsulfat)
  • Nr. 11: Silicea (Siliciumdioxid, Kieselerde)
  • Nr. 12: Calcium sulfuricum (Calciumsulfat)
  • Nr. 13: Kalium arsenicosum (Kaliumarsenit)
  • Nr. 14: Kalium bromatum (Kaliumbromat)
  • Nr. 15: Kalium jodatum (Kaliumjodid)
  • Nr. 16: Lithium chloratum (Lithiumchlorid)
  • Nr. 17: Manganum sulfuricum (Mangansulfat)
  • Nr. 18: Calcium sulfuratum Hahnemanni (Calciumsulfat)
  • Nr. 19: Cuprum arsenicosum (Kupferarsenit)
  • Nr. 20: Kalium aluminium sulfuricum (Kaliumaluminiumsulfat, Alaun)
  • Nr. 21: Zincum chloratum (Zinkchlorid)
  • Nr. 22: Calcium carbonicum Hahnemanni (Calciumcarbonat, Muschelkalk)
  • Nr. 23: Natrium bicarbonicum (Natriumbicarbonat)
  • Nr. 24: Arsenum jodatum (Arsenjodid)

Jedes Salz verfügt über eine so genannte Regelpotenz. Für die Salze Nr. 1, 3 und 11 ist dies D12, für die übrigen Salze D6.

Ein wissenschaftlicher Beleg für eine Wirksamkeit der auch als "Funktionsmittel" bezeichneten Schüßler-Salze existiert nicht. Trotzdem können sie ganz legal über Apotheken und über das Internet verkauft werden. Dies begründet sich in ihrer deklarierten Zugehörigkeit zur Homöopathie, die als so genannte "besondere Therapierichtung" keiner klinisch-kontrollierten Arzneimittelprüfung außerhalb des eigenen Binnenkonsenses unterliegt.

Experimente in Konzentrationslagern

Während der Ära des Nationalsozialismus wurde die Anwendung der Schüßler-Salze staatlicherseits gefördert. Schüßler-Laienbehandler wurden nun zu zugelassenen Heilpraktikern. Der "Biochemische Bund" orientierte sich zunehmend am Nationalsozialismus und wurde in die "Reichsarbeitsgemeinschaft der Verbände für naturgemäße Lebens- und Heilweise" eingegliedert, während "nicht arische" Mitglieder ausgeschlossen wurden.

1942 versuchte der Reichsführer-SS, Heinrich Himmler, der ein Anhänger der Naturheilkunde war, die Wirksamkeit zu belegen. Im KZ Dachau wurden Experimente an 40 katholischen Priestern durchgeführt, indem z.B. durch Einspritzen von Eiter Blutvergiftungen hervorgerufen wurden. 10 Personen starben. Schüßler-Salze erwiesen sich, wie damals eigentlich schon bekannt war, als völlig wirkungslos.[5]

Zu Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der "Biochemische Bund" aufgelöst. 1946 wurde dieser jedoch bereits neu konstituiert. Ab 1949 erschien erneut die Mitgliederzeitschrift mit dem Titel "Gesundes Volk", später "Weg zur Gesundheit". Das verbandseigene Kurhaus wurde 1949 in ein "Dr.-Schüßler-Sanatorium" umgewandelt.

Weitere Bilder

Literatur

  • Stiftung Warentest (Hrsg.): Die andere Medizin – 'Alternative' Heilmethoden für Sie bewertet, S. 106. Berlin 2005, ISBN 3-937880-08-9

Weblinks

Quellennachweise

  1. Edzard Ernst: Ratgeber Alternativmedizin: Was bewirken Schüßler-Salze? stern.de 29. September 2010
  2. Biochemischer Bund Deutschlands e.V., In der Kuhtrift 18, D-41541 Dormagen
    an gleicher Anschrift:
    *Biochemischer Gesundheitsverein e.V.
    * Weg zur Gesundheit Verlag GmbH
  3. Deutscher Bundestag: Aktuelle Fassung der öffentlichen Liste über die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern. Stand: 07.12.2018
  4. http://schuessler-salze-liste.de/anwendungs-gebiete/leichtglaeubigkeit.htm
  5. Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. S.144 ff: Sepsis-Versuche. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1997