Neue Akropolis

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Neue Akropolis ist der Name eines Vereins mit Sektencharakter, des Neue Akropolis e.V. Der der Theosophie nahestehende Verein versteht sich als "internationale Organisation für Philosophie, Kultur und Voluntariat"[1] und organisiert Veranstaltungen zu Themen wie "Runen - magische Zeichen der Germanen und Kelten" oder "Druiden - Weise Männer der Kelten", Bachblüten, "Philosophieseminare", "Meditationsseminare", Kritik der Relativitätstheorie, Qi Gong oder Magie. Die Zahl der Mitglieder in Deutschland soll bei 100 liegen. Angegliedert an den Verein sind "Neue Akropolis"-Projekte wie das internationale "Institut Seraphis für Neue Medizin", das "Musikinstitut Tristan" sowie das "Puppentheater Gemon".

Gegründet wurde die Sekte 1957 von dem argentinischen Dichter und Philosophen Jorge Angel Livraga Rizzi (1931-1990) in Buenos Aires. Zuvor war Livraga Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, mit der es jedoch zu Spannungen und auch juristischen Auseinandersetzungen kam.[2]

Verbreitung

Nach Auskunft der "Neuen Akropolis" bestehen weltweit 150 Niederlassungen in 50 Ländern. Dabei ist die "Neue Akropolis" offenbar hauptsächlich in Südamerika etabliert, entfaltet jedoch auch in Europa einige Tätigkeit in der Gewinnung neuer Mitglieder. In Belgien z.B. besteht seit Mai 1978 eine Niederlassung in Brüssel; in den 1980er Jahren eröffneten weitere Niederlassungen in Gent, Antwerpen und Lüttich. Das Etablieren einer niederländischen Niederlassung im selben Zeitraum soll dagegen nicht gelungen sein.[3]

Im deutschsprachigen Raum lassen sich Niederlassungen in München, Stuttgart, Nürnberg und Hamburg ermitteln; darüber hinaus in Innsbruck, Wien, Salzburg, Graz, Klagenfurt sowie in Zürich. Nationaler Leiter der deutschen Niederlassungen ist Walter Gutdeutsch[4]. Ein Mag. Heribert Holzinger wird zumindest in älteren Blogeinträgen als Leiter der Niederlassung Innsbruck genannt.[5] Es ist jedoch auffallend, dass die "Neue Akropolis" offenbar darum bemüht ist, Namen der Führungspersönlichkeiten nicht bekannt werden zu lassen und vorwiegend in älterem Material überhaupt Namen erwähnt werden.

Ebenfalls auffallend ist die Außendarstellung der "Neuen Akropolis" und ihre Werbestrategien. Die Werbung für Vereinsaktivitäten betont die Ausrichtung auf die Philosophie, so dass werbende Darstellungen u.a. auch von offiziellen Portalen wie z.B. des Stuttgarter[6] oder des Grazer[7] Stadportals akzeptiert werden. Obwohl seit einigen Jahren kirchliche und staatliche Stellen in Österreich die "Neue Akropolis" als Sekte einordnen und warnen, kann der Verein selbst auf dem offiziellen Schulportal in Österreich eine werbende Selbstdarstellung anbieten.[8]

Kritische Punkte

Sowohl die "Neue Akropolis" wie auch der Gründer Livraga waren und sind der Kritik ausgesetzt. Livragas politische und kulturelle Vorstellungen, ferner seine Kritik der modernen Kunst und der modernen Gesellschaft, werden als Beleg für irrationale, antiaufklärerische, reaktionäre und militaristische Tendenzen angeführt. Die moderne Welt wertet er als krank, da mit dem westlichen Fortschritt Verwirrung, Unsicherheit und Entwurzelung wuchsen. Livraga-Rizzi propagiert für seinen Idealstaat beispielsweise eine siebenjährige Militär- bzw. Arbeitsdienstzeit für die jungen Erwachsenen. Darüber hinaus wurden ihm Sympathien für Pinochet und Franco und personelle und ideologische Verbindungen zur extremen Rechten vorgeworfen.[9]

Bei der "Neuen Akropolis" ist eine deutliche Dichotomie zwischen dem Auftreten nach außen und der intern gelehrten Philosophie zu beobachten. Nach außen tritt sie als philosophisch und kulturell orientierter und engagierter Verein, der in Vorträgen und Seminaren allerdings häufig auch esoterisch gefärbte Themen abdeckt, für die z.T. auch in der "Jungen Freiheit" geworben wurde. Der öffentliche Auftritt wird weitgehend bestimmt von Seminaren zur Religionsphilosophie der Antike, vor allem zu Platon, dessen quasi-totalitäre Staatsphilosophie einen wesentlichen Bezugspunkt der Vereinslehren bildet. Die interne Organisationsstruktur ist streng hierarchisch; Mitglieder werden mit dem Aufstieg innerhalb der Struktur an weitere Aspekte der Lehre herangeführt.[10]

Die Lehre verbindet Elemente aus esoterischen Geheimlehren wie der Theosophie mit altägyptischen und altindischen Religionen und klassischer Philosophie. Die "Neue Akropolis" propagiert eine Rückwendung zu den philosophischen Werten alter Zivilisationen, da die moderne Welt materialistisch-dekadent sei und der Mensch sein spirituelles Ich verdränge bzw. negiere. Die Demokratie wird kritisch gesehen; der von der "Neuen Akropolis" angestrebte neue Staat soll dagegen wie eine Familie sein, aber dennoch von der Wiege bis zur Bahre alles regeln. Ein weiteres Ziel besteht in der Schaffung von Übermenschen, die einen integralen Staat mittels einer aristokratisch-totalitären Regierung führen, die völlige Indoktrinierung des Menschen (integrale Erziehung von Jugend an), sowie eine starke Militarisierung der Gesellschaft (Militärdienst im Alter von 19 bis 26 Jahren).[11]

Die gesuchte Anbindung an andere esoterische Lehren wird auch z.B. an einem Seminarangebot der "Neuen Akropolis" aus dem Jahr 2009 deutlich, in dem Teilnehmer für ein Seminar "Die Kunst des Pirschens - Übungen und Überlebensstrategien nach Carlos Castaneda" eingeworben wurden[12]. Castaneda ist als Ethnologe bereits seit den 1970er Jahren diskrediert und seine angeblichen Feldforschungen als Wissenschaftsbetrug entlarvt: er ist dem Bereich des Plastikschamanismus zuzurechnen.

Ferner strebt die NA die Bildung von uniformierten Frauenbrigaden und Arbeitsbrigaden sowie die Bildung von paramilitärischen Sicherheitsdiensten an, die z.B. dem Staat im Falle von Streiks zur Verfügung gestellt werden sollen. Ein straffes, hierarchisch aufgebautes Führersystem soll es dem Menschen ermöglichen, ein "neuer Mensch" für das Wassermannzeitalter zu werden. Der Schüler soll aus seinem geistigen Gefängnis durch harte Arbeit, ganze Hingabe und kämpferische Tätigkeit befreit werden. Die Missionierung durch die NA ist generalstabsmäßig geplant und fordert gegenüber den Kursteilnehmern zunächst Zurückhaltung. Ein eigener Sicherheitsdienst sorgt für Ordnung und Kontrolle von Gegnern. Manche Kritiker sehen daher in der NA die typischen Anzeichen einer Psychosekte (wegen der eingesetzten Psychotechniken), Politsekte (wegen des politischen Programmes) oder Jugendsekte (weil die meisten Anhänger junge Leute sind). Die französische Nationalversammlung kam in einer Untersuchung 1995 zu dem Schluss, die Neue Akropolis sei ein "destruktiver Kult".[13]


Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen

Weblinks

Quellenangaben