Gerhard Klügl
Gerhard F. Klügl (geb. 1946, auch "Gerhard Kluegl" oder Falschschreibung "Gerhard Klügel") ist ein Geistheiler und "Aurachirurg" aus Ruggell in Liechtenstein. Weitere von Klügl behauptete Fähigkeiten beziehen sich auf die Astrologie sowie Baubiologie.
Beachtung fand Klügel beim deutschen Filmemacher Clemens Kuby, der eine Dokumentation über Klügl drehte[1]. Klügl, der Mitglied in einer Gesellschaft für biophysikalische Medizin (GMB) sowie einer "Spiritual Energy Association" ist, erhielt im Jahre 2005 den bedeutungslosen "Alternativen Europäischen Medizinpreis" der Dr. Ingeborg Gebert-Heiß-Stiftung[2]. Die genannte Stiftung ist nicht mehr aktiv, die Preisverleihung an Klügl war die letzte dieser Art. In der Vergangenheit hatte die "Ingeborg Gebert Heiss Stiftung" sich auch werbend für die Germanische Neue Medizin des mehrfach vorbestraften Wunderheilers und Antisemiten Ryke Geerd Hamer eingesetzt.
Kurzbiographie
Klügl war bis 1972 Beamter beim Deutschen Patentamt in München und machte sich mit einem Büro zur Patentrecherche selbstständig. Später "studierte" Klügl Baubiologie und durch sein "Baubiologiestudium" habe er etwas über Wasseradern und "feinstoffliche Energien" erfahren. Ab 1988 wandte er sich englischen Geistheilern zu, die ihn dazu inspirierten selbst als "Aurachirurg" tätig zu sein.[3]
Klügl als Aurachirurg
Medizinlaie Klügl bezeichnet sich als "Chirurg", allerdings nicht im herkömmlichen Sinn. Vielmehr will er mit Scheinoperationen eine hypothetische so genannte Aura scheinchirurgisch angehen mit dem Ziel einer Heilung. Mehr als 10.000 solcher Auraoperationen will er durchgeführt haben.
In der Tradition phillipinischer und brasilianischer Geistchirurgen wird bei den Klügl’schen Manövern kein körperverletzender Eingriff vorgenommen, es fließt kein Blut. Der "Eingriff" kann beispielsweise auch auf der Kleidung des Klienten erfolgen, da in der Alternativmedizin die angenommene und zu behandelnde Aura als ein Phänomen verstanden wird, das räumlich über die Hautoberfläche hinaus anwesend sei. Die von Klügl verwendeten Skalpelle, Laserpointer, Scheren und Spritzen verletzen nicht die Haut, sondern bleiben stets Zentimeter über der Hautoberfläche. Auch nimmt er "Eingriffe" an anatomischen Modellen und in Anatomietafeln durch, die dabei im Blickfeld des Klienten sind. Die einzelnen "Eingriffe" werden dabei häufig durch typische Geräusche ärztlicher Handlungen begleitet, die üblicherweise als unangenehm empfunden werden. So werden Instrumente wie Pinzetten oder Skalpelle geräuschvoll aus Metallbehaltern geholt oder wieder in diese gelegt. Außerhalb des Sehfeldes des Klienten werden deutlich hörbare Scherenschnitte in Luft vollführt oder Metallgegenstände aufeinandergeschlagen. Auffallend sind auch suggestive Befragungen des Klienten unter Ausnutzung des Barnum-Effekts und mit Mitteln des Cold Reading. Tonmitschnitt einer diagnostischen Sitzung:
- ..Ich komme bei ihnen beim Kopf nicht vorbei. Habens sie es mit Kopfschmerzen öfter zu tun? - Im Moment nicht, nein - War das einmal? - Früher ja. - Halsbereich bleib ich auch hängen. Wenn ich so bewege, spüren sie das? - Ja, leichter Druck, Ja - Hmm. Ist es jetzt stärker? - Ja - Ich hab hinter Ihnen gezogen, da steckt noch ein Strick in der Aura - Hmm - Irgendwo aus einem früheren Leben mitgebracht oder aus dem morphogenetischen Feld mit übernommen, das lassen wir einmal offen, wichtig ist, der Körper erinnert sich daran, dann schneiden wir den (Scherengeräusch) Strick ab...
Klügl beschäftigt sich aurachirurgisch mit der "Wirbelrichtung", Wundheilung oder "Sehnenspannung". Unter der Behandlung will er auch Verletzungen vergangener Leben in der "Aura" des Erkrankten aufspüren und heilen können. Prinzipiell sei er unter anderem mit seiner Methode erfolgreich bei:
- Bandscheibenvorfällen
- Gelenksproblemen wie Arthrosen
- Entzündungen im Magen- und Darmtrakt
- Gallensteinen
- Zahnherde
u.v.m.
Bei seinen magisch-pseudomedizinischen Handlungen postuliert Klügl die Anwesenheit bestimmter ihn unterstützender "Wesenheiten" in Form von Chirurgen, Internisten und Pharmakologen. Dies ist in guter Übereinstimmung mit Praktiken brasilianischer Geistheiler, die beispielsweise die Anwesenheit einer "Doktor-Entität" namens Dr. Fritz behaupten, um eigene Handlungen aufzuwerten.
Als Folge von Klügls Wundereingriffen sollen auch Tage danach auf der Kleidung Operationsnähte zu sehen sein. Auch wird behauptet, dass sich auf der Haut Rötungen oder Anzeichen eines Eingriffs zeigen würden.
Ob Klügl tatsächlich mit seiner Methode einen Effekt erzielt, der dauerhaft ist und sich von einem reinen Placeboeffekt unterscheided, muss offen bleiben, da keinerlei seriös zu nennende Literatur oder auswertbare Daten vorliegen. In einem im deutschen Fernsehen gezeigten Video[4] werden ausschließlich kurzfristige und stets positive Effekte gezeigt. Ob es sich um ausgesuchte "Fälle" handelt oder nicht ist nicht erkennbar. Auch werden die "vorher" Zustände lediglich berichtet.
Neben der "Aurachirurgie" setzt Klügl auch den medizinisch wertlosen kinesiologischen Muskeltest ein und beruft sich auf die Psycho-Kinesiologie nach Dietrich Klinghardt. Behauptete "wissenschaftliche" Belege seiner Aura Analyse durch die pseudowissenschaftliche Kirlian-Fotografie sind völlig wertlos.
Völlig unklar bleibt, wie bei dieser Methode gesichert wird, dass schwere oder lebensdrohliche Erkrankungen erkannt werden können, um sie sodann mit einer tatsächlich nachgewiesenerweise effektiven Therapie zu behandeln. Bei Verlass auf unvalidierte Methoden wie der Aurachirurgie können alleine durch Zeitverzug und falsche "Diagnosen" bleibende Schäden die Folge sein. Klügl ist kein approbierter Arzt und hat offenbar auch keinen Heilpraktikerschein.
Wunderheilungen
Klügl berichtet dank seiner "Aurachirurgie" regelrechte Wunderheilungen vollbracht zu haben. Allerdings sind seine Angaben nicht geeignet diese nachzuprüfen. So berichtet er von der "Heilung" einer "übergrossen Nase" mit Riechstörung bei einer Klientin folgendermassen:
- ..Ein Paradebeispiel war von einer Frau, die hatte eine wirklich übergroße Nase. Und diese Frau hat mir erzählt, sie wurde schon an der Nase ein paar Mal operiert, weil sie keine Luft durch die Nase kriegt, und auch bei der letzten Operation, da ging dann noch was schief, dass sie auch nichts mehr riechen kann. Und meine Intuition war, ich muss in der Aura die Nase aufschneiden, aufklappen und links und rechts Knorpelstücke rausschneiden. Das hab ich auch dann getan. Die Frau war eine Woche grün und blau im Gesicht geschwollen, und seitdem kann die Frau riechen, kann durch die Nase atmen und wenn man sie mit dem Passbild vergleicht, ist die Nase kleiner wie vorher [...] Sie trauen den Ärzten und Spitälern auch nicht recht so über den Weg - Nein - Aus gutem Grund, ihr Körper erinnert sich noch an medizinische Versuche, die einmal gemacht worden sind, und da haben sie hier noch eine Nadel drin, und einen Blasenkatheder haben sie auch noch. - hmm - Haben sie mit Leber Galle ein bisschen zu tun? - Leber - Hmm...[5]
Berufung auf Orbs
Auffällig sind Klügls Versuche, eigene Wunderfähigkeiten mit dazu ungeeigneten "Tricks" zu untermauern. So präsentiert er im Internet Bilder, die so genannte "Geisterflecken" zeigen, die auch als Orbs bekannt sind. Es handelt sich dabei um sehr einfach zu reproduzierende Artefakte der Fotografie: Kleine Partikel, die sich kurz vor der Linse einer Kamera befinden, werden unscharf und relativ groß abgebildet und haben eine runde bis rundliche Form. Die Orbs erscheinen besonders eindrucksvoll, wenn mit einem Blitzlicht gearbeitet wird. Bilder mit Orb-Kreisen oder Orb-Flächen ergeben sich beispielsweise bei Verteilung von Staubpartikeln und Verwendung eines Blitzlichts. Bei Digitalbildern lassen sich "Geisterflecken" natürlich auch nachträglich per Software einfügen.
Zeitungsartikel
- Andreas Rauschal: "Wer heilt, hat recht" In die seltsame Welt der Alternativmedizin entführte 3sat am Montag: Giselle Camenischs Film "Ich bin ein Weltenmensch" stellte die Praktiken des "Aurachirurgen" Gerhard Klügl vor. Wiener Zeitung, 30. Juni 2010
Quellennachweise
- ↑ Clemens Kuby: Heilen das Wunder in uns
- ↑ Zitat:
Letztmalig wurde am 10.04.2005 der Medizinpreis für Geistiges Heilen verliehen. „Mit dem europäischen alternativen Medizinpreis würdigt die Ingeborg Gebert-Heiß Stiftung im Gesundheitsbereich Leistungen, die wegweisende und innovative Heilungsmethoden fördern, bei denen der Menschen als ein geistiges, sich selbst heilendes Wesen im Mittelpunkt steht, geschätzt und verstanden wird. Die Krise des Gesundheitssystems verlangt eine fundamentale Bewusstseinsentwicklung aller, durch die der Mensch den Ort anerkennt und würdigt, an dem jede Krankheit und jede Heilung beginnt: die Seele. Eine seelenlose Medizin ist brutal, menschenverachtend und zunehmend Krankheit verstärkend. Mit dem europäischen alternativen Medizinpreis leistet die Ingeborg Gebert-Heiß Stiftung ihren Beitrag für einen Weg aus der Krise, auf dass wir erkennen, was wir sind: Göttliche Wesen." Am 10.04.2005 wurde der Alternative Europäische Medizinpreis auf dem Heilerforum am Bodensee in Radolfzell an den Aurachirurgen Gerhard Klügl vergeben. - ↑ http://www.tv-gesundheit.at/?p=25
- ↑ Video: Ich bin ein Weltenmensch, 2009, arte zero, GJ Camenisch, Zürich
- ↑ Zitat Gerhard Klügl, 11.4.2010, Ich sehe was, was du nicht siehst - Von Heilern, Wunderheilern und der Suche nach dem Glück. Von Beate Lehner, SWR 2 Künstlerisches Wort/Literatur, Feature am Sonntag. Redaktion: Gabriela Hermer / Walter Filz, Regie : Katrin Martin
Bildquelle: Video: Ich bin ein Weltenmensch, arte zero, GJ Camenisch, Zürich