Änderungen

59 Bytes entfernt ,  17:05, 11. Mai 2014
K
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 4: Zeile 4:     
==Die Evers-Diät==
 
==Die Evers-Diät==
Evers (1969) beschrieb in seiner Publikation seine Diät folgendermaßen: ''Bei dieser Diät [...] handelt es sich in erster Linie nicht darum, was der Mensch ißt, ob Fleisch oder nicht Fleisch, ob viel Fett oder wenig Fett, ob viel Eiweiß oder wenig Eiweiß, ob basenüberschüssig oder säureüberschüssig, usw.; der springende Punkt ist vielmehr der, daß jedes Nahrungsmittel so naturnahe wie möglich verzehrt wird. Daher kommt es auch, daß bei dieser Diät Früchte, Nüsse, Wurzeln, Milch, gekeimte Körner und Honig im Vordergrund stehen, eben weil diese ohne jede Bearbeitung, ohne irgendwelche Zusätze mit Genuß vom Menschen verzehrt werden können. Wenn der Patient sich bessert, gebe ich als nächstes rohen Schinken, Speck und rohes Gehacktes [...]''
+
Evers (1969) beschrieb in seiner Publikation seine Diät folgendermaßen:
 +
:''Bei dieser Diät [...] handelt es sich in erster Linie nicht darum, was der Mensch ißt, ob Fleisch oder nicht Fleisch, ob viel Fett oder wenig Fett, ob viel Eiweiß oder wenig Eiweiß, ob basenüberschüssig oder säureüberschüssig, usw.; der springende Punkt ist vielmehr der, daß jedes Nahrungsmittel so naturnahe wie möglich verzehrt wird. Daher kommt es auch, daß bei dieser Diät Früchte, Nüsse, Wurzeln, Milch, gekeimte Körner und Honig im Vordergrund stehen, eben weil diese ohne jede Bearbeitung, ohne irgendwelche Zusätze mit Genuß vom Menschen verzehrt werden können. Wenn der Patient sich bessert, gebe ich als nächstes rohen Schinken, Speck und rohes Gehacktes [...]''
   −
In seiner siebenseitigen Publikation über seine Diätform berichtete Evers eher oberflächlich über die angebliche Heilung von fünf an Multipler Sklerose erkrankten Patienten. Dabei handelte es sich um Fälle, die er während oder kurz nach dem II. Weltkrieg behandelt hatte. Im gleichen Aufsatz behauptete er, dass ab 1940 im Verlauf von 28 Jahren 13.000 MS-Patienten durch seine Praxis gegangen seien, von denen er 9.000 jahrelang behandelt haben wollte. Angeblich habe er 1.335 Patientenfilme gedreht, um den Behandlungserfolg zu dokumentieren. Wie genau jedoch die Patienten mit welchen Diätvorschriften behandelt wurden, wie sie diagnostiziert und wie der angebliche Behandlungserfolg wirklich bewertet wurde, erwähnte Evers nicht. Er behauptete lediglich lapidar: Ich habe viele hundert MS-Patienten, die sich alle vor Beginn unserer Kur verschlechtert hatten, geheilt.
+
In seiner siebenseitigen Publikation über seine Diätform berichtete Evers eher oberflächlich über die angebliche Heilung von fünf an Multipler Sklerose erkrankten Patienten. Dabei handelte es sich um Fälle, die er während oder kurz nach dem II. Weltkrieg behandelt hatte. Im gleichen Aufsatz behauptete er, dass ab 1940 im Verlauf von 28 Jahren 13.000 MS-Patienten durch seine Praxis gegangen seien, von denen er 9.000 jahrelang behandelt haben wollte. Angeblich habe er 1.335 Patientenfilme gedreht, um den Behandlungserfolg zu dokumentieren. Wie genau jedoch die Patienten mit welchen Diätvorschriften behandelt wurden, wie sie diagnostiziert und wie der angebliche Behandlungserfolg wirklich bewertet wurde, erwähnte Evers nicht. Er behauptete lediglich lapidar die Heilung der Patienten aufgrund seiner Diät.
   −
Vor dem Hintergrund, dass die Multiple Sklerose eine relativ seltene Erkrankung ist (sie kommt in einer Häufigkeit von 1-1,8 pro 1.000 Einwohner vor), ist es erstaunlich, dass Evers so viele MS-Patienten in seiner Praxis gesehen haben will. Glaubt man seinen Ausführungen aus dem Jahre 1969, so gingen täglich durchschnittlich neun Patienten durch seine Praxis, darunter bis zu sieben MS-Patienten. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei Evers' MS-Patienten um tatsächliche MS-Erkrankte handelte, ist aus statistischer Sicht ausgesprochen gering. Vielmehr läßt sich nicht ausschließen, dass Evers nicht sorgfältig diagnostizierte und leichtfertig MS-Diagnosen stellte.
+
Vor dem Hintergrund, dass die Multiple Sklerose eine relativ seltene Erkrankung ist (sie kommt in einer Häufigkeit von 1-1,8 pro 1.000 Einwohner vor), ist es erstaunlich, dass Evers so viele MS-Patienten in seiner Praxis gesehen haben will. Glaubt man seinen Ausführungen aus dem Jahre 1969, so gingen täglich durchschnittlich neun Patienten durch seine Praxis, darunter bis zu sieben MS-Patienten. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei Evers' MS-Patienten um tatsächliche MS-Erkrankte handelte, ist aus statistischer Sicht ausgesprochen gering. Vielmehr lässt sich nicht ausschließen, dass Evers nicht sorgfältig diagnostizierte und leichtfertig MS-Diagnosen stellte.
    
==Wirksamkeitsnachweis fehlt==
 
==Wirksamkeitsnachweis fehlt==
Zeile 16: Zeile 17:     
==Multiple Sklerose - Eine Infektionskrankheit?==
 
==Multiple Sklerose - Eine Infektionskrankheit?==
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie führt über einen Zeitraum von Monaten bis Jahren zu einer Vernichtung der die Nervenbahnen umhüllenden Strukturen, was letztlich den Funktionsausfall der Nerven bewirkt. In der Folge kann es zum Tode des Erkrankten kommen (van Noort et al. 2000). Die Ursachen der Erkrankung sind vielfältig. Verschiedene Ursachen können zum Symptomenbild der Multiplen Sklerose führen. Der Begriff MS ist eine übergeordnete Bezeichnung, unter der eine Vielzahl einzeln zu diagnostizierender bzw. auszuschließender Grunderkrankungen subsummiert werden.
+
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie führt über einen Zeitraum von Monaten bis Jahren zu einer Vernichtung der die Nervenbahnen umhüllenden Strukturen, was letztlich den Funktionsausfall der Nerven bewirkt. In der Folge kann es zum Tode des Erkrankten kommen (van Noort et al. 2000). Die Ursachen der Erkrankung sind vielfältig. Verschiedene Ursachen können zum Symptombild der Multiplen Sklerose führen. Der Begriff MS ist eine übergeordnete Bezeichnung, unter der eine Vielzahl einzeln zu diagnostizierender bzw. auszuschließender Grunderkrankungen subsumiert werden.
    
Eine wahrscheinlich anteilsmäßig große Gruppe von MS-Erkrankten leidet an einer Infektion mit einem Keim aus der Familie der Clamydien (Clamydiacea pneumoniae). Diese Bakterien vermehren sich analog zu Pilzen mit einer Art Sporen, die durch die Luft schweben und wie Virenpartikel eingeatmet werden können. Bereits der französische Arzt P. Marie vermutete im Jahre 1884, dass Bakterien eine Rolle bei MS spielen könnten. Allerdings fand dies in der Ärzteschaft kaum Widerhall. In den 1960er Jahren fand man im Serum von MS-Patienten Antikörper gegen diverse Rickettsien (die damalige Bezeichnung für Chlamydien). Jadin (1962) wies im Serum von 374 MS-Patienten in 264 Fällen Antikörper gegen insgesamt fünf verschiedene Rickettsienarten nach. Diese Infektionstheorie passte ins Bild: in den Jahren 1943-1960 war man auf den Faroer-Inseln, die zwischen 1940-1945 von britischen Truppen besetzt waren und auf denen es zwischen 1920-1943 keinen einzigen MS-Fall gab, mit einer richtigen MS-Epidemie konfrontiert. In den Jahren nach der Besetzung erkrankten 25 der ursprünglichen Inseleinwohner an Multipler Sklerose, was eindeutig auf die Übertragung eines infektiösen Agens hinwies, das durch die britischen Truppen eingeschleppt worden sein musste (Perlmutter 1983).
 
Eine wahrscheinlich anteilsmäßig große Gruppe von MS-Erkrankten leidet an einer Infektion mit einem Keim aus der Familie der Clamydien (Clamydiacea pneumoniae). Diese Bakterien vermehren sich analog zu Pilzen mit einer Art Sporen, die durch die Luft schweben und wie Virenpartikel eingeatmet werden können. Bereits der französische Arzt P. Marie vermutete im Jahre 1884, dass Bakterien eine Rolle bei MS spielen könnten. Allerdings fand dies in der Ärzteschaft kaum Widerhall. In den 1960er Jahren fand man im Serum von MS-Patienten Antikörper gegen diverse Rickettsien (die damalige Bezeichnung für Chlamydien). Jadin (1962) wies im Serum von 374 MS-Patienten in 264 Fällen Antikörper gegen insgesamt fünf verschiedene Rickettsienarten nach. Diese Infektionstheorie passte ins Bild: in den Jahren 1943-1960 war man auf den Faroer-Inseln, die zwischen 1940-1945 von britischen Truppen besetzt waren und auf denen es zwischen 1920-1943 keinen einzigen MS-Fall gab, mit einer richtigen MS-Epidemie konfrontiert. In den Jahren nach der Besetzung erkrankten 25 der ursprünglichen Inseleinwohner an Multipler Sklerose, was eindeutig auf die Übertragung eines infektiösen Agens hinwies, das durch die britischen Truppen eingeschleppt worden sein musste (Perlmutter 1983).
8.396

Bearbeitungen