Q10

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Mehrere Hersteller bieten Q10-Präparate unter den Namen "Ubiquinon" und "Ubiquinol" an.

Das Coenzym Q10 (Ubichinon-10) ist ein Pseudovitamin mit Bedeutung in der orthomolekularen Medizin. Es ist strukturell mit den fettlöslichen Vitaminen K und E. Coenzym Q10 wird als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Mit einer ausgewogenen Ernährung wird der tägliche Bedarf von einigen Milligramm problemlos erreicht. Ein Coenzym-Q10-Mangelsyndrom ist in der Medizin nicht bekannt, da bei erhöhtem Bedarf der menschliche Körper Coenzym Q10 auch selbst herstellen kann, allerdings kann ein medikamentenbedingter Mangel unter einer Therapie mit Statinen auftreten. Besonders reich an Coenzym Q10 sind Innereien (Leber), fettreicher Fisch und viele Gemüsesorten.

Biologische Bedeutung

Coenzym Q10 ist ein Molekül, das als Bestandteil der Atmungskette bei der Energieproduktion in den Mitochondrien, den so genannten "Kraftwerken" unserer Zellen, als Coenzym eine wichtige Rolle spielt. Außerdem ist das Coenzym C10 ein bedeutendes Antioxidans, das in der Lage ist, andere Antioxidantien wie Vitamin E und C zu regenerieren.

Die höchste Konzentration an Coenzym Q10 findet man daher in Organen mit hohem Energieverbrauch (Gehirn, Herz, Leber und Nieren). Es liegen Hinweise vor, dass der Coenzym-Q10-Spiegel mit steigendem Lebensalter abnimmt. Ebenso wurden in einzelnen Untersuchungen niedrigere Coenzym-Q10-Spiegel bei Menschen mit Herzerkrankungen und Krebs sowie Morbus Parkinson beschrieben.

Wirkmechanismus

Das aus USA kommende und in Kreisen der orthomolekularen Medizin teils intensiv propagierte Coenzym Q10 wird seit einigen Jahren angeboten. Es wird behauptet, ein Mangel an Coenzym Q10 sei Hauptursache der Arteriosklerose. Q10 soll als Antioxidans die Schäden der in den Mitochondrien vorkommenden Sauerstoffradikale mindern und somit bei Herzkrankheiten, Muskelschwäche, Alzheimer, Parkinson, Diabetes, Fibromyalgie, Migräne und allgemeinen Altersbeschwerden (Anti Aging), und sogar zur Lebensverlängerung Wirkung zeigen. Auch Hautcremes wird Coenzym Q10 zugesetzt.

Wirksamkeit

Die Studienlage zur Wirksamkeit von Q10 ist insgesamt widersprüchlich.

Während in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie an 42 Migräne-Patienten bei täglicher Einnahme von 3 x 100 mg Coenzym Q10 über drei Monate eine im Vergleich zu Placebo signifikante Abnahme der Häufigkeit von Migräne-Anfällen beobachtet werden konnte, ergaben sich in einer weiteren Placebo-kontrollierten Studie bei einer täglichen Einnahme von 100 mg Coenzym Q10 keine wesentliche Überlegenheit gegenüber der Kontrollgruppe.[1] Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2012 hat verschiedene nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen zur Vorbeugung von Migräne bewertet. Als in ihrer Wirksamkeit gut belegte Maßnahmen gelten neben Ausdauertraining, verschiedenen Formen von Entspannungsübungen und auch die Behandlung mit Coenzym Q10.[2]

Van de Vijer et al. gingen im Jahr 1999 der Frage nach, ob sich bei Patienten, deren Herzkranzgefäße Arteriosklerose aufweisen, im Vergleich zu gefäßgesunden Personen erniedrigte Coenzym-Q10-Serumspiegel finden lassen. In einem niederländischen Ernährungsinstitut wurde der Coenzym-Q10-Spiegel von 71 schwer an Arteriosklerose erkrankten Männern mit dem von 69 gesunden Männern verglichen Zwischen den Kranken (0.86 ± 0.04 µg/l) und den Gesunden (0.83 ± 0.04 µg/l) gab es keinen signifikanten Unterschied. Die Autoren folgerten aus diesem Ergebnis, dass die Coenzym-Q10-Plasmakonzentration keine Rolle hinsichtlich des koronaren Arterioskleroserisikos spielt.[3]

Eine 2003 veröffentlichte Zusammenfassung von Shekelle et al. über die Wirksamkeit einer Coenzym-Q10-Zufuhr zur Vorbeugung und Behandlung der Arteriosklerose der Herzkranzgefäße kam zu keinen eindeutigen Ergebnissen.[4] Eine Metaanalyse von Soja und Mortensen zeigte einen Effekt der Q10-Gabe bei Patienten mit Herzschwäche, betonte aber die Notwendigkeit weiterer Studien für eine abschließende Beurteilung.[5] Im Rahmen einer kurzen Stellungnahme zur sogenannten "Manager-Pille" Coenzym Q10 wurde B. Permanetter bereits 1993 vom arznei-telegramm zitiert: "Eine therapeutische Empfehlung für den Einsatz von Coenzym Q10 ergibt sich aus den vorliegenden Studien in keinster Weise".[6]

In den vergangenen Jahren wurde in etwa 15 klinischen Studien untersucht, ob sich die Herzleistung von Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz durch Gabe von Coenzym-Q10 steigern lässt. Die Ergebnisse waren zumeist mager.

In einer neueren Studie mit insgesamt 420 Teilnehmern konnte jedoch gezeigt werden, dass der primäre Endpunkt in den ersten beiden Behandlungsjahren unter Coenzym-Q10-Behandlung bei 29 Patienten (14 Prozent) nur halb so häufig auf wie unter Placebo mit 55 Patienten (25 Prozent) auftrat. Auch die Gesamtsterblichkeit konnte mit 9 Prozent (18 Patienten) nahezu halbiert werden gegenüber 17 Prozent (38 Patienten) unter Placebo. Der primäre Endpunkt bezeichnet hier die Zeit bis zum Auftreten einer schweren kardiovaskulären Komplikationen wie nicht geplante Hospitalisierung, Herz-Kreislauf-Tod, Herztransplantation oder mechanisches Kreislaufunterstützungssystem. Auch hinsichtlich der kardiovaskulären Sterblichkeit und der Zahl der Hospitalisierungen wegen Herzversagens erwies sich der Vorteil des Coenzyms Q10 signifikant.[7]

Auch bei Diabetes mellitus zeigte Coenzym-Q10 positive Wirkungen auf den Blutzuckerspiegel, Blutdruck und das antioxidative System.[8][9][10]

Erste Hinweise auf einen möglichen Nutzen von Coenzym-Q10 gibt es bei chronischem Erschöpfungssyndrom, Fibromyalgie, als Hautschutz gegen UV-Strahlung und als unterstützende Behandlung bei Krebserkrankungen (Minderung der Organtoxizität der Chemotherapie und der durch die Chemotherapie bedingte chronische Müdigkeit).

Für die meisten Anwendungsbereiche wie multiple Sklerose, amyotrophische Lateralsklerose (ALS), Demenz, Depressionen und Morbus Parkinson ist die Wirksamkeit von Coenzym-Q10 nicht ausreichend belegt. Auch die Vorstellung, dass für viele alterstypischen Ausfallerscheinungen ein Coenzym-Q10-Mangel verantwortlich ist, gibt es keine wissenschaftlichen Belege.

Risiken

Die zusätzliche Einnahme von Coenzym-Q10 kann die orale Aufnahme von Blutgerinnungshemmern stören. Das arznei-telegramm warnte im Jahr 1994 vor einer Coenzym-Q10-Einnahme bei gleichzeitiger Einnahme von blutgerinnungshemmenden Medikamenten (Vitamin-K-Antagonisten) wegen gefährlicher Wechselwirkungen.[11] Außerdem kann das Risiko von Blutgerinnseln nicht ausgeschlossen werden.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Sándor PS, Di Clemente L, Coppola G, Saenger U, Fumal A, Magis D, Seidel L, Agosti RM, Schoenen J.Efficacy of coenzyme Q10 in migraine prophylaxis: a randomized controlled trial. Neurology. 2005 Feb 22;64(4):713-5
  2. Mauskop A. Nonmedication, alternative, and complementary treatments for migraine. Continuum (Minneap Minn). 2012 Aug;18(4):796-806. Review
  3. van de Vijver LP, Weber C, Kardinaal AF, Grobbee DE, Princen HM, van Poppel G: Plasma coenzyme Q10 concentrations are not decreased in male patients with coronary atherosclerosis. Free Radic Res, 30, 165-172, 1999
  4. Shekelle P, Morton SC, Hardy M.: Effect of Supplemental Antioxidants Vitamin C, Vitamin E, and Coenzyme Q10 for the Prevention and Treatment of Cardiovascular Disease. Evidence Reports/Technology Assessments, No. 83. Rockville (MD): Agency for Healthcare Research and Quality (US); 2003 Jul.
  5. Soja AM, Mortensen SA.: Treatment of congestive heart failure with coenzyme Q10 illuminated by meta-analyses of clinical trials. Mol Aspects Med. 1997;18 Suppl:S159-68
  6. http://www.arznei-telegramm.de/html/1993_07/9307072_05.html
  7. Herzinsuffizienz: Coenzym Q10 senkt Sterblichkeit in Studie Deutsches Ärzteblatt, 27. Mai 2013
  8. Hodgson JM, Watts GF, Playford DA, Burke V, Croft KD. Coenzyme Q10 improves blood pressure and glycaemic control: a controlled trial in subjects with type 2 diabetes. Eur J Clin Nutr. 2002 Nov;56(11):1137-42
  9. Dzugkoev SG, Kaloeva MB, Dzugkoeva FS. Effect of combination therapy with coenzyme q10 on functional and metabolic parameters in patients with type 1 diabetes mellitus. Bull Exp Biol Med. 2012 Jan;152(3):364-6. English, Russian.
  10. Mezawa M, Takemoto M, Onishi S, Ishibashi R, Ishikawa T, Yamaga M, Fujimoto M, Okabe E, He P, Kobayashi K, Yokote K. The reduced form of coenzyme Q10 improves glycemic control in patients with type 2 diabetes: An open label pilot study. Biofactors. 2012 Aug 8. doi: 10.1002/biof.1038.
  11. Warnhinweis: Coenzym Q10 stört orale Antikoagulation arznei-telegramm 1994; Nr.12: 120