Aqua Flame

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Werbung für Aqua Flame (Bild: Purratio AG)

Aqua Flame (Wasserflamme) ist ein Produkt der deutschen Firma Purratio AG (WKN 539622) aus Neuhausen a.d. Fildern.[1]

Allgemeines

Nach Angaben des Herstellers Purratio sei das zum Patent angemeldete Prinzip von "Aqua Flame" ein Prozess, bei dem eine kalte Fusion zur Wärmeerzeugung diene. Wörtlich ist die Rede von einer "Technologie zur kontrollierten Nutzung der Fusionsenergie" mit dem utopischen Ziel einer Wärmeenergiegewinnung "zum finanziellen Nulltarif" bei Unabhängigkeit von Energielieferanten. Die Rede ist von zukünftigen Ein-Familienheizungsanlagen, die bei einer Zufuhr von beispielsweise einem Kilowatt elektrischer Leistung zehn Kilowatt thermische Heizleistung abgeben sollen. Verbrauche ein Haushalt im Jahr 4000 Liter Heizöl und 250 kWh Strom, so würde sich dies mit Aqua Flame auf einen Verbrauch von 1500 Litern Wasser und 1250 kWh Strom reduzieren.

Nach Angaben von Purratio seien Tests abgeschlossen und Aqua-Flame-Anlagen würden "demnächst" in den Verkauf gehen.

Eine funktionierende "kalte Fusion" konnte bislang noch nie nachgewiesen werden. Konstruktionen und Maschinen, von denen behauptet wird, sie würden mehr Energie zur Verfügung stellen, als ihnen zugeführt wird, gelten als Perpetuum Mobile. Bis zum heutigen Tag ist kein funktionierendes Perpetuum Mobile bekannt geworden, obwohl viele Laien, Einzelforscher und Pseudowissenschaftler versucht haben, solche Maschinen zu konstruieren. Ein funktionierendes Perpetuum Mobile wäre mit den heutigen Kenntnissen der Physik unvereinbar, insbesondere mit dem Energieerhaltungssatz und dem Noether-Theorem. Auf dem Gebiet der "Perpetuum-Mobile-Forschung" und dem dazugehörigen Anlagemarkt tummeln sich diverse Betrüger.

Das behauptete Aqua-Flame-Prinzip

Im Prinzip wird Wasser (oder sog. schweres Wasser D2O) unter Energieverbrauch herkömmlich elektrisch aufgeheizt, so dass Wasserdampf entsteht. Dieser soll "tangential" in einen so genannten "Entladungsraum" geleitet werden, wo eine "drallstabilisierte Entladung" und der behauptete "Fusionsprozess" stattinden soll. Dabei soll es zu einer "Plasmajetentladung" des Wasserdampfs kommen. Als Kathode soll Palladium dienen und als Anode Kupfer mit einem zentrischen Loch. Aus diesem Loch soll der eigentliche "Plasmajet" austreten, der dem Prozess eine zusätzliche Wärmeabgabe verleihe. Die abgebene Wärmeleistung soll dabei höher sein als die zugeführte elektrische Heizleistung, ohne dass es dabei zu herkömmlichen chemischen Reaktionen (etwa Verbrennung) käme. Zum Produkt behauptet Purratio eine zusätzliche Wärmeabgabe von rechnerisch 500 Watt bei Leitungs-Wasser und bis zu 900 Watt bei Verwendung einer Mischung aus Wasser und 30% schwerem Wasser.

Trotz der angeblichen Fusionstechnik soll jedoch "Umgebungssauerstoff" benötigt werden.[2]

Wie bei vielen anderen Behauptungen zu angeblich erfolgreichen "kalten Fusionen" soll es auch bei Aqua Flame zur Abgabe ionisierender Strahlung kommen, in diesem Falle würde eine Neutronenstrahlung auftreten. Nach Purratio-Angaben würde sich bei eingeschaltetem Gerät eine Neutronenstrahlung ergeben, die mit einer Dosisleistung von 3 Mikrosievert pro Stunde angegeben wird (zum Vergleich: üblicherweise kann in Deutschland auf Meereshöhe von etwa 0,06 bis 0,2 µSv/h ausgegangen werden).

Da die Purratio sich bei ihrem Prinzip auf die Elemente Deuterium und Palladium bezieht, scheint es sich um eine Anwendung der gescheiterten Fusionsversuche von Fleischmann und Pons (1989) zu handeln.

Purratio AG

Vorstand der Purratio war Max Peter Kochlik, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Purratio ist ein Richard Reichmann. Neben Aqua Flame ist ein weiteres Produkt Signapur, eine spezielle Glasbeschichtung ("easy-to-clean"). Diese soll insbesondere Photovoltaik-Kollektoren zu einem höheren Wirkungsgrad verhelfen. Die Purratio behauptt hier Wirkungsgradverbesserungen bis zu 6%.

Patent

Die Purratio AG hat ihre Erfindung im Jahr 2006 in mehreren Ländern sowie international zum Patent angemeldet.[3] In Australien und Spanien wurde 2010 ein Patent erteilt.[4][5] Auszug aus der Patentbeschreibung:

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Wärmeenergie bei dem zu Fusionsprozessen fähige leichte Ausgangsstoffe durch Zufuhr von elektrischer Energie dissoziiert, ionisiert und anschließend zur Fusion gebracht werden.
Ein Verfahren zur Erzeugung einer Flamme mittels eines Plasmabogens bei dem Wasserdampf in Wasserstoff und Sauerstoff durch Zufuhr von elektrischer Energie dissoziiert und anschließend der Wasserstoff ionisiert wird, ist aus der EP 0 919 317 A1 bekannt und wird zum thermischen Bearbeiten von Metallen eingesetzt. Bei diesem Verfahren wird Wasserdampf über Düsen in einen Elektrodenraum gebracht und dort durch Zufuhr elektrischer Energie ein Plasmabogen gezündet. Bei einem handelsüblichen, auf diesem Verfahren basierenden Gerät wird ein pistolenförmiger Plasmabrenner, der über ein elektrisches Einspeisegerät, welches mit üblicher Netzspannung betrieben werden kann, mit elektrischer Energie versorgt. Im Inneren des Brennerrohres wird zwischen der Anodendüse und der Kathode ein elektrischer Bogen entzündet, der das dort befindliche Wasser zuerst in dampfförmigen Zustand und dann in Plasmazustand umwandelt. Die Wassermoleküle werden dabei dissoziiert und die Bestandteile ionisiert und treten als Plasmastrahl aus der Brennerdüse unter dem natürlich gebildeten Druck aus. Mit Hilfe dieses Plasmastrahls kann Metall geschnitten, geschweißt, gelötet und andere Thermobearbeitungen ausgeführt werden. [...] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren vorzuschlagen, mit dem es möglich ist, unter Anwendung der kalten Fusion Überschusswärme auch in einer kleinen kompakten Einheit zu erzeugen. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Hauptanspruchs gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind den Unteransprüchen zu entnehmen.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Purrratio AG, Mörikestrasse 30, D-73765 Neuhausen a. d. Fildern
  2. Zitat: Zur Funktion werden Wasser, Gleichstrom mit mindestens 110 Volt und Umgebungssauerstoff benötigt.
  3. WO 2007/28471 A3: VERFAHREN ZUR ERZEUGUNG VON WÄRMEENERGIE / METHOD FOR PRODUCING THERMAL ENERGY / PROCEDE DE PRODUCTION D'ENERGIE THERMIQUE. Anmeldedatum: 09.08.2006. Erfinder: Richard Reichmann, Karl-Ludwig Barth
  4. AU 2006289456 B2: Method for producing thermal energy. Patent erteilt: 02.09.2010
  5. EA 013479 B1: Method for producing thermal energy. Patent erteilt: 30.04.2010