Bruno-Gröning-Sekte: Unterschied zwischen den Versionen

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* Zektin, Schaldach: Lexikon der Medizin. 16. Aufl., Ullstein Medical, 1998, S.1417
 
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Version vom 7. Dezember 2008, 16:28 Uhr

Bruno Gröning

Die Bruno Gröning Sekte ist eine sektenartige Vereinigung von Anhängern des vor mehr als 40 Jahren verstorbenen Wunderheilers und Scharlatans Bruno Gröning. Die Anhängerschaft etablierte sich in Deutschland im Rahmen einer 'Neuauflage' seines Gedankenguts im Esoterik- und Sektenbereich der Bundesrepublik Deutschland. Es handelt sich um eine Mischung aus knallharter Geschäftemacherei und Wunderglauben. Man schätzt die Anzahl der Sektenmitglieder bundesweit auf etwa 15.000 Personen, die in 200 festen Ortsgruppen organisiert sind. Wenn man der Szene selbst glauben will, umfasst sie weltweit 28.000 Mitglieder, darunter angeblich 2.000 Angehörige aus Heilberufen.

Wer war Bruno Gröning?

Gröning wurde 1906 in der Nähe Danzigs als Sohn eines Maurerpoliers geboren. Gröning selbst arbeitete als Gelegenheitsarbeiter. Mit seiner Frau Gertrude bekam er zwei Söhne, die beide im Kindesalter starben (der älteste Sohn Harald im Jahre 1940, der jüngere Sohn Günther 1947 als Neunjähriger an den Folgen einer Rippenfellentzündung und einer Knochentuberkulose). Vor diesem Hintergrund erklärt sich eventuell das Abgleiten in die Wunderheilerszene. 1948 unternahm Gröning die ersten Heilungsversuche. 1953 gründete Gröning den 'Ring der Freunde und Förderer des Werkes Bruno Grönings' oder 'Bruno Gröning Bund' in Stuttgart, dessen Präsident er selbst war. Zweck des Bundes war der Kampf gegen die Aussenwelt, wie etwa durch das Sammeln von Spenden zur Verteidigung Grönings vor den Gerichten, verstärkte Verbreitung des Gröning'schen Gedankentums und damit verbunden die verstärkte Mitgliederwerbung. 1954 wurde ihm das öffentliche Auftreten in der gesamten Bundesrepublik gerichtlich verboten. Gröning führte seine Tätigkeit jedoch als Gehilfe eines Heilpraktikers weiter. Er sah sich als von Gott gesandt und gab an, er heile mit göttlicher Kraft in Erfüllung des Willens Gottes. 1958 wurde Gröning erneut der Prozess wegen des Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz gemacht. Er hatte im Jahre 1957 der an Tuberkulose erkrankten 18jährigen Ruth Kuhfuß Heilversprechungen gemacht, was die dringend notwendige Behandlung verzögert hatte. In der Folge verstarb das Mädchen. Gröning wurde deshalb zu einer Geldbuße von DM 5.000 und einer achtmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Gegen das Urteil legte Gröning Berufung ein. Als er kurz darauf starb, wurde das Verfahren eingestellt.

Im Januar 1959 starb Gröning in Paris an Magenkrebs. Er hatte aber zusätzlich zu Lebzeiten an einem entstellenden Kropf gelitten.

Bilder, auf denen er mit diesem Kropf abgebildet ist, findet man heute vergleichsweise selten. Die Szene, die sich um die Legende 'Bruno Gröning' gebildet hat, achtet in der Regel sehr darauf, Abbildungen zu veröffentlichen, auf denen sein massiver Kropf nicht zu erkennen ist oder in der Gröning von der linken Seite bzw. mit Rollkragenpullover gezeigt wird. Gröning tourte als Wunderheiler durch die damals junge Bundesrepublik. Der Umstand, dass er ein Schilddrüsenpatient war, macht sich bei der Legendenbildung nicht besonders gut.

Gröning bezeichnete sich als eine Art 'Heilsender', dessen wundersame Heilkraft man mit Hilfe von ihm gesegneter Stanniolkugeln aufnehmen könne. Der Segen bestand allerdings darin, dass er sein Ejakulat auf diese Stanniolkugeln masturbierte. Dies deutet darauf hin, dass in dieser Szene eine Basis für latenten sexuellen Missbrauch Dritter - eventuell auch Kindern von fehlgeleiteten Anhängern - bestehen dürfte. Solches Verhalten, dass zur Herabsetzung der persönlichen Hemmschwelle führt, ist charakteristisch für Psychosekten und sektenähnlich operierende Gruppen.

Warnungen im Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages

Im Enquete-Kommissions-Bericht des Deutschen Bundestages wurde bereits im Jahre 1998 neben Scientology auch vor der Bruno Gröning Sekte gewarnt. In diesem Zusammenhang fiel auch der Name des Verband Geistiges Heilen e.V., dessen Vorsitzender Dipl.-Psych. Wiesendanger über Jahre hinweg war und dem auch der Bruno Gröning Freundeskreis angehörte.

Geschäftemacherei im direkten Umfeld

Der General-Anzeiger Bonn (16.04.1992) berichtete von einem achtjährigen Gerichtsstreit eines Ehepaars, das nach dem Tode Bruno Grönings durch den Kauf von einem anderen Jünger im Jahre 1967 (Wert: DM 4.500) in den Besitz von 80 Tonbändern, Handschriften, Filmen, Fotos, Dias und anderen Andenken gekommen war. Nach dem sich das Ehepaar getrennt hatte, war der für die Szenemitglieder wertvolle Nachlass in die Hand der Ehefrau geraten, die ihn an sich genommen hatte. Die Richter urteilten dahingehend, dass der Nachlass nur durch beide verwaltet werden durfte und verteilten die Gerichtskosten auf beide Partner.

Bruno Grönings Lebensgefährtin, die heute noch aktive Verlegerin und Geschäftsfrau Grete Häusler, führt seit etwa 20 Jahren mit zunehmendem Erfolg eine ideologisch-sektengleiche Wiederbelebung des Gröning'schen Gedankenguts durch. Zunächst gründete sie 1979 den Bruno Gröning Freundeskreis, dessen Trägerverein der Kreis für geistige Lebenshilfe e.V. ist. Zum Verein gehören zwei Druckereien, sowie ein eigenes Tonstudio, die Schulungsmaterial, Leitfäden für die Erwachsenen- und Kindergruppen, Bücher sowie Musik- und Videokassetten herstellen. Darüber hinaus sind sie im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf Esoterik- und Buchmessen anzutreffen. Zusätzlich bieten sie Gemeinschaftsstunden und Kinder- und Jugendgemeinschaften an. Besonders interessant ist, dass sich der Kreis für geistige Lebenshilfe e.V. gezielt an Drogenabhängige heran arbeitet (siehe http://www.petra-ruether.de/Gemeinschaften/gemeinschaften.html), um sie der Psychosekte zuzuführen. Mit Büros in Hamburg, Kassel, Frankfurt/Main, Düsseldorf, Berlin und Saarbrücken sowie in den Niederlanden (Amsterdam, Rotterdam) versucht man, sich als Drogenberatung zu etablieren.

Besonders eng ist der Kontakt zu Pseudowissenschaftlern wie dem Diplom-Psychologen Harald Wiesendanger, der sich in einschlägigen Publikationen (Bruno Gröning: Ein Ausweg für Kranke) positiv und anpreisend über das Wirken des Gröning auslässt. Gerade diese Publikationen erscheinen dann im Verlag der Grete Häusler.

Flankiert wird die Sektenpropaganda durch den Hamburger Arzt Matthias Kamp, der mit diversen Vorträgen und Publikationen versucht, die angeblichen Wunderheilungen des Bruno Gröning aus pseudomedizinscher Sicht abzusichern. Er ist mit seriösen Publikationen bis heute nicht aufgefallen, hat aber in einschlägigen Esoterik-Zeitschriften wie Raum und Zeit, drittklassigen Werbepostillen wie 'Der Naturarzt' und natürlich auch mit Büchern, die erwartungsgemäß im Grete Häusler-Verlag erschienen sind, innerhalb der Psychosekte von sich Reden gemacht.

Lug und Trug ist Bestandteil der Wunderheilungen

Da sich offenbar auch einige Ärzte der Sektenideologie unterworfen haben, besteht für leichtgläubige Zeitgenossen eine erhöhte Gefahr, durch pseudomedizinische Berichterstattung getäuscht zu werden. An folgendem Beispiel soll dies illustriert werden.

Die Domain der Psychosekte (www.bruno-groening.de) bedient die virtuelle Öffentlichkeit mit etwa 200 Krankengeschichten angeblicher Heilerfolge. Beschrieben wird dort ein Fall einer 78jährigen Patientin aus Bremen, Frau L. W. Bei ihr wurde im Jahre 1991 nach einer dreimonatigen Vorgeschichte, in der sie 10 kg Körpergewicht verlor und unter Appetitlosigkeit litt, ein hochmalignes Non-Hodgkin-Lymphom mit Primärlokalisation im Magen diagnostiziert. Sie verweigerte die Operation mit anschließender Chemotherapie, da sowohl ihre Tochter als auch beide Schwiegersöhne an Krebs gestorben waren. Sie verließ das Krankenhaus, um zuhause zu sterben. Doch ein Wunder trat ein: 'Als ich einige Tage zu Hause war, beobachtete ich erstaunt, dass ich wieder Appetit bekam. In einer Nacht bekam ich plötzlich über zwei Stunden starke Schmerzen im Bauchbereich, die genauso plötzlich wieder verschwanden, wie sie gekommen waren [...] Mein Appetit steigerte sich immer mehr und im Dezember konnte ich wieder alles essen und hatte mein altes Gewicht wieder erreicht. Im Januar 1992 bin ich (mit Frau U., einer im gleichen Mietshaus wohnenden Krankenschwester) zu einer Einführung gegangen. Seitdem besuche ich regelmäßig die Gemeinschaftsstunden. Es sind keine Beschwerden mehr aufgetreten.'

Um diese angebliche Wunderheilung beurteilen zu können, ist Hintergrundwissen erforderlich. Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) ist die Bezeichnung für bestimmte Weichteiltumoren des Lymphdrüsensystems (sog. Lymphome). Dabei ist NHL ein Oberbegriff für eine ganze Reihe verschiedener Tumortypen, die mit der malignen Entartung von weißen Blutkörperchen - den Bund den T-Lymphozyten - in Zusammenhang stehen. Nach der im Jahre 1974 begründeten Kiel- Klassifikation unterteilt man die NHL in Lymphome mit niedrigem (lymphozytäre Lymphome, chronisch lymphatische Leukämie, lymphoplasmozytoide Lymphome, Makroglobulinämie Waldenström, zentrozytäre Lymphome, lymphozytäres Lymphosarkom, zentroblastär-zentrozytisches Lymphom) Malignitätsgrad, denen Lymphome mit hohem Malignitätsgrad (zentroblastäres Lymphom, lymphoblastäres Lymphom, lymphoblastisches Lymphosarkom, Paraleukoblastenleukämie, Retikuloblastom) gegenüber stehen (Zektin und Schaldach 1998).

Obwohl die aggressivsten Lymphomtypen besonders im Kindesalter auftreten, liegt das Durchschnittsalter der Patienten mit hochmalignen Lymphomen bei etwa 56 Jahren, denn die Masse der malignen Lymphome wird bei den über 60jährigen Patienten festgestellt. Dabei ist interessant, dass im Kindesalter die B-Zell-Lymphome mit 35% und die T-Zell-Lymphome mit 65% vertreten sind, während im Erwachsenenalter die Verhältnisse mit 85% B-Zell- Lymphomen und 15% T-Zell-Lymphomen auf den Kopf gestellt sind (Shipp et al. 1997). Eine Reihe von auslösenden Faktoren wird für die Entstehung von NHL verantwortlich gemacht. Vor allem HIV- und AIDS-Patienten weisen häufig Non-Hodgkin-Lymphome auf, aber auch Patienten mit Autoimmunerkrankungen (Sjögren‘s oder Hashimoto Syndrom, Sprue, rheumatoider Arthritis und systemischen Lupus erythematodus) sind gehäuft betroffen. Als infektiöses Agens wird Helicobacter pylori, Epstein-Barr-Virus, HTLV-1 und der Karposi-Sarkoma- Herpesvirus angesehen. Daneben können chemische Stoffe wie Diphenylhydantion und Herbizide aber auch Radioaktivität NHL hervorrufen (Shipp et al. 1997).

Ist das Non-Hodgkin-Lymphom erst einmal entstanden, so tritt es in etwa 1/3 der Fälle im Magen-Darmtrakt auf. Die in diesem Teil des Organismus als 'primär extralymphatisch', also zunächst auf den Organbereich begrenzt, entstehenden NHL entfallen zu 50-80% auf den Magen, zu 15-50% auf den Dünndarm und zu 2-16% auf den Dickdarm. Aber auch im Kopf- Hals-Bereich, der Haut, dem Skelett, der Augenhöhle, der Schilddrüse, der Lunge, der weiblichen Brust, dem Hoden oder dem Zentralnervensystem können sich NHL zuerst manifestieren.

Welches Non-Hodgkin-Lymphom hatte die Patientin? Obgleich die wundersame Heilung der Patientin auf der Gröning-Homepage angeblich von ihrem Internisten dokumentiert wurde, fehlt auf der Homepage jeglicher Hinweis auf die korrekte medizinische NHL-Diagnose. Dieses Manko ist deswegen so erheblich, weil die Überlebenszeitspannen von Patienten mit verschiedenen malignen NHL-Typen sehr unterschiedlich sind. Bemerkenswert ist, dass laut Angaben des Bruno-Gröning-Freundeskreises ein Arzt die medizinischen Informationen auf der Domain überwacht - und dieser hat bei dieser sehr heterogenen Tumorerkrankung ganz aus Versehen die histologische Diagnose vergessen.

Da man nicht weiß, an welchem malignen NHL die Patientin litt, sollte man einfach davon ausgehen, dass sie einen besonders gefährlichen Tumor mit hohem Ausbreitungsgrad hatte. Da die NHL-Tumoren nach dem sog. Ann Arbor-Staging-System in vier Schweregrade eingeteilt werden (Shipp et al. 1997), kann man annehmen, die Frau hätte unter einem Stadium III- oder Stadium IV-Tumor gelitten. Dabei ist der Tumor längst metastasiert und bei einer Operation ist es in der Regel nicht mehr möglich, die gesamte verstreute Tumormasse aufzufinden und herauszunehmen. Wie sähe es in solch einem Fall die Prognose der Patientin aus?

Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn es gibt eine Reihe von Patientenstudien, die zeigten, dass die Überlebensrate von Patienten mit hochmalignem NHL und fehlender Therapie zum Zeitpunkt der Diagnose nicht zwangsläufig schlechter liegt als bei jenen Fällen, die aufgrund klinischer Symptome operiert und chemo- bzw. strahlentherapiert worden waren. Allerdings gibt es auch gegenläufige Studien, aber ein einheitliches Bild gibt es zur Zeit nicht (Shipply et al. 1997).

Allerdings liegen die Überlebensraten selbst bei hochmalignem NHL nicht schlecht. Eine Patientenstudie des US-amerikanischen St. Bartholomew‘s Hospital vom Beginn der 90er Jahre (Lister 1991) zeigte, dass von 147 Patienten, bei denen die Behandlungsansätze von maximaler Therapie bis hin zu unterbleibender Therapie reichten, immerhin 90% das erste Jahr nach Diagnosestellung, gut 80% das zweite Jahr und etwa 70% das dritte Jahr überlebt hatten. Erst acht Jahre nach Diagnosestellung war jeder zweite Patient verstorben. Nach einer 15jährigen Beobachtungsdauer waren insgesamt 94 Patienten verstorben und davon 76 direkt an den Folgen ihrer Tumorerkrankung.

Bei den geringgradig ausgeprägten Non-Hodkin-Lymphomen der Ann Arbor-Staging-Klassifikation I-II sieht die Situation noch weitaus günstiger aus. Hier hilft eine Studie der Stanford- University aus den 80er Jahren weiter, die Patienten mit einem zunächst symptomlosen Non- Hodgkin-Tumor aufnahm und diese zum Teil nur abwartend beobachtet wurden (Horning und Rosenberg 1984). Eine Therapie mit Operation und Strahlen-/Chemotherapie unterblieb damals solange, bis eine merkliche Tumorzunahme oder -metastasierung und klinische Symptome wie Blutarmut (Anämie) oder der rapide Abfall der zur Blutgerinnung notwendigen Blutplättchen (Thrombozytopenie) festgestellt wurde. Interessanterweise hatten diejenigen Patienten, die dieser „watch-and-wait“-Therapie im Stadium I-II ihrer NHL-Erkrankung unterzogen worden waren, in etwa ähnlich hohe Überlebensraten wie diejenigen Patienten, die direkt bei Diagnose therapiert worden waren. Und diese Überlebensraten waren in beiden Gruppen nicht schlecht. Immerhin überlebten 90% das zweite Jahr nach Diagnosestellung. Gut 80% der Patienten waren nach 4 Jahren und sogar noch 60% nach acht Jahren am Leben. Erst 12 Jahre nach Diagnosestellung lag der Anteil überlebender Patienten in der 'watch-and-wait'-Gruppe bei knapp über 40% im Vergleich zu etwa 55% in der sofort behandelten Patientengruppe.

Angesichts der Tatsache, dass eine schlichte Röntgen- oder CT-Aufnahme ausreicht, um der Welt zu beweisen, dass wirklich kein Tumor mehr vorhanden wäre, und genau diese Aufnahmen fehlen, steht die behauptete Wunderheilung der Psychosekte auf schwachen Füßen. Aber selbst wenn die Behauptung wahr ist - eine Rückbildung des Primärtumors ist nicht unbedingt ein Wunder bei Non-Hodgkin-Lymphomen. Es bedeutet nämlich leider nicht, dass die Tumorzellen sich in Wohlgefallen aufgelöst hätten. Sie haben sich entweder neu organisiert oder sind zu einem gewissen Teil in benachbarte Organsysteme vorgedrungen, so dass der Primärtumor nur scheinbar an Größe verliert, während in Wirklichkeit eine weitere Metastasierung eingetreten ist. Ursache für solch ein Verhalten ist die Grundstruktur der Zellen. Die entarteten B- und T-Lymphozyten sind ursprünglich sehr wandlungs- und wanderungsfähige Zellen gewesen und deshalb erstaunt es keinen Onkologen, wenn sich Non-Hodgkin-Lymphome vergleichweise schnell auf- und abbauen können bzw. die Primärtumormasse oder NHL-Metastasen in ihrer Größe erheblich schwankt.

Man möchte es der betroffenen Patientin sicher wünschen - aber nach Stand der Dinge dürfte es sehr wahrscheinlich sein, dass das Gröbste noch lange nicht überstanden ist. Aus den ganz offensichtlich mit Bedacht inhaltlich äußerst dürtig gehaltenen Informationen der Gröning-Page kann man lediglich entnehmen, dass hier ganz bewusst die Erwartungshaltung einer Patientin missbraucht wurde. Eigentlich sind bis auf übliche esoterisch gefärbte Verlautbarungs- Lobhudeleien keinerlei Informationen enthalten, die eine Beurteilung des weiteren Erkrankungsverlaufs der Patientin seit 1992 erlauben würden.

Verwerfliche Tricks von der Sekte hörigen Ärzten

Besonders verwerflich ist an der Homepage der Gröning-Jünger, dass die angeblichen Wunderheilungen mit Stellungnahmen von Ärzten einer medizinisch-wissenschaftlichen Fachgruppe (MWF) untermauert werden. Klickt man die Page dieser Gruppe an, so wird lediglich auf den Hamburger Arzt Matthias Kamp verwiesen, der - welch Zufall - auch ein Buch über Bruno Gröning geschrieben hat. Hinter den angeblich einigen Tausend Ärzten und anderen Heilberuflern, die die dokumentierten Berichte von Wunderheilungen überprüfen sollen, versteckt sich eine Page, auf der sechs promovierte Mediziner und eine promovierte Zahnärztin inhaltslosen Mystizismus von sich geben. Seltsamerweise findet sich weder eine Dr. med. Rita Aeberhard, noch ein Dr. med. Norbert Brunhart, ein Dr. med. Franz Grininger, eine Dr. med. Rosemarie Heid, ein Dr. med. Leopold Leeb oder eine Dr. med. dent. Ruth Wyler im Telefonbuch. Lediglich eine Allgemeinärztin Dr. med. Barbara Schliecker aus Berlin ist dort verzeichnet.

Menschenverachtung an der Tagesordnung

Die Siegener Zeitung (31.01.1997) berichtete von einem Informationsabend über die Bruno Gröning Sekte. Im Rahmen dieser Veranstaltung erlitt einer der dort anwesenden Sektenmitglieder einen Herzanfall. Während die vermeintlichen Gegner der Sekte mit Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage vor dem Eintreffen des herbeigerufenen Notarztes den älteren Mann reanimierten, fielen seine Mitbrüder und -schwestern lediglich in eine fatalistische Lethargie. In völliger Ruhe setzten sie sich entspannt auf die Stühle, legten die Arme auf ihre Oberschenkel und beteten. Diese Ruhe war angesichts der verweigerten Hilfe als zutiefst unmenschlich zu bewerten. Der Patient überlebte auf der Intensivstation des Bad Fredeburger Krankhauses, hatte dies aber mit Sicherheit nicht dem Wunderglauben zu verdanken, sondern dem Eingreifen nicht der Psychosekte höriger Mitmenschen.

Weblinks

Quellennachweise

  • Deutscher Bundestag (Hrsg.): Endbericht der Enquete-Kommission 'sogenannte Sekten und Psycho- gruppen'. Neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen in der Bundesrepublik Deutschland. Punkt 5.5.4.2. Heilpraktikergesetz. Referat Öffentlichkeitsarbeit, Bonn, 262-269, 1998
  • Horning S, Rosenberg SA: The natural history of initially untreated low-grade non-Hodgkin‘s lymphoma. N Engl J Med, 311, 1471, 1984
  • Lister, T.: The management of follicular lymphoma. Ann Oncol., 2, 131, 1991
  • Shipp MA, Mauch PM, Harris NL: Non-Hodgkin‘s Lymphomas. in: DeVita VT, Hellman S, Rosenberg SA: Cancer. Principles and practive of oncology Lippincott-Raven, Ltd, Philadelphia, 5th Ed., 1997, 2165ff
  • Zektin, Schaldach: Lexikon der Medizin. 16. Aufl., Ullstein Medical, 1998, S.1417
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