L-Carnitin: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Die wasserlösliche Substanz ist für den menschlichen Fettstoffwechsel essentiell. Die überwiegende Zufuhr erfolgt durch fleischliche Kost, kann jedoch vom menschlichen Körper selbst in ausreichender Menge hergestellt werden. L-Carnitin wird häufig in [[Nahrungsergänzungsmittel]]n zur beabsichtigten "Fettverbrennung" bei Übergewichtigen angeboten. Die Substanz ist jedoch nicht geeignet, eine Adipositas (Übergewicht) dauerhaft positiv zu beeinflussen. Nach Angaben mancher so genannter [[Ritalinkritik]]er soll es gegen das ADHS wirksam sein. Dafür, wie auch für die Behauptung, es sei [[Unkonventionelle Krebstherapien|gegen Krebs wirksam]], gibt es keine wissenschaftlichen Belege. | ||
− | L-Carnitin fungiert als Rezeptormolekül für aktivierte Fettsäuren | + | L-Carnitin fungiert als Transport- und Rezeptormolekül für aktivierte Fettsäuren in der Zelle und in den [[Mitochondrienmedizin|Mitochondrien]]. Es übt diese Funktion im Wechselspiel mit Coenzym A aus. Langkettige Fettsäuren können nur gebunden an L-Carnitin durch die Mitochondrienmembranen transportiert werden. |
Der Gesamtbestand an L-Carnitin im Körper beträgt etwa 20–25 g, wobei der Anteil in Geweben mit einem hohen Fettsäuremetabolismus besonders hoch ist. | Der Gesamtbestand an L-Carnitin im Körper beträgt etwa 20–25 g, wobei der Anteil in Geweben mit einem hohen Fettsäuremetabolismus besonders hoch ist. | ||
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− | + | In rotem Fleisch findet man L-Carnitin bis zu einer Konzentration von über 100mg/100g, aber auch Geflügel, Meeresfrüchte und Milchprodukte enthalten L-Carnitin in nennenswerten Mengen. Obst, Gemüse, Nüsse und Getreideprodukte enthalten wenig bis kein L-Carnitin. Bei einer gemischten Kost werden täglich zwischen 100 und 300 mg L-Carnitin durch die Nahrung aufgenommen. Vegetarier führen sich mit der Nahrung durchschnittlich etwa 2–10 mg L-Carnitin zu. Der restliche Bedarf wird durch die endogene Synthese in der Leber gedeckt, wenn Kofaktoren wie Vitamin C, Vitamin B<sub>6</sub>, Niacin und Eisen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. | |
− | L-Carnitin | + | L-Carnitin wird in industriellem Maßstab über einen biotechnologischen Prozess gewonnen, bei dem Bakterien L-Carnitin aus seinen Vorstufen synthetisieren. |
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+ | Durch Supplementierung von L-Carnitin steigt zwar der Blutspiegel an, eine Erhöhung der L-Carnitin-Konzentration in der Muskelzelle findet jedoch nicht statt. An Nebenwirkungen werden Durchfälle beschrieben. | ||
− | + | In einer über zwölf Wochen laufenden Studie, bei der eine L-Carnitin-Gabe in Höhe der zehnfachen durchschnittlichen Nahrungszufuhr (3g/Tag) erfolgte, zeigte sich keine Veränderung der Körperfettmase.<ref>Ellrott, T. et al.: ''L-Carnitin als Supplement während einer 12-wöchigen Formula-Diät führt nicht zu einer Verbesserung der Körperzusammensetzung bei stark Adipösen.'' Akt Ern Med 27 (2002) 329</ref> | |
− | L-Carnitin ist nicht zur dauerhaften Reduktion des Körpergewichts geeignet <ref>http://www.umm.edu/altmed/articles/carnitine-l-000291.htm</ref>. | + | Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen äußert sich über Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel und angeblicher Fatburner wie folgt: "Die Behauptung, dass der Körper zur Herstellung von 1 g Carnitin 34 g Muskel abbauen müsse, ist schlicht falsch, er nutzt dafür Eiweißbausteine aus der Nahrung. Eine zusätzliche Carnitin-Aufnahme in Tablettenform kann weder den Carnitingehalt in den Muskelzellen noch die Geschwindigkeit der Fettverbrennung steigern. Sie hat auch keinen Einfluss auf den Fettanteil des Körpers während einer Diät. (…) Überflüssiges Carnitin wird mit dem Urin ausgeschieden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass bei einer dauerhaften hohen Zufuhr die körpereigene Carnitinbildung eingestellt wird. (…) Carnitin ist als Schlankheitsmittel genauso unwirksam wie als Leistungssteigerer, Herzstärkungs-, Potenzsteigerungs- und Antikrebsmittel." |
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+ | L-Carnitin ist nicht zur dauerhaften Reduktion des Körpergewichts geeignet.<ref>http://www.umm.edu/altmed/articles/carnitine-l-000291.htm</ref> | ||
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+ | ==Weblinks== | ||
+ | *Barbara Beer: [http://www.chemie-im-alltag.de/articles/0101/ Schlankheitsmittel L-Carnitin – was wirklich dahinter steckt.] Chemie-im-Alltag, 2007 | ||
+ | *Hahn, A., Hülsmann, O.: [https://vebu.de/gesundheit/naehrstoffe/326-vegetarische-ernaehrung-und-l-carnitin Vegetarische Ernährung und L-Carnitin?] Vegetarierbund Deutschland, 5. März 2009 | ||
+ | *Kurt Moosburger: [http://www.dr-moosburger.at/pub/pub011.pdf Carnitin im Sport: Die Wahrheit.] November 1995 (zuletzt überarbeitet im März 2005) (PDF, 47 kB) | ||
+ | *[http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-15900-2013-04-08.html Vermeintlicher Fatburner macht rotes Fleisch ungesund] scinexx.de, 8. April 2013. | ||
==Quellennachweise== | ==Quellennachweise== | ||
<references/> | <references/> | ||
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+ | [[category:Nahrungsergänzungsmittel]] | ||
+ | [[category:Wundermittel gegen Krebs]] | ||
+ | [[category:fragwürdige Therapie bei ADHS]] |
Aktuelle Version vom 16. Juli 2014, 19:15 Uhr
L-Carnitin ist eine quartäre Ammoniumverbindung aus den Aminosäuren Lysin und Methionin. Die wasserlösliche Substanz ist für den menschlichen Fettstoffwechsel essentiell. Die überwiegende Zufuhr erfolgt durch fleischliche Kost, kann jedoch vom menschlichen Körper selbst in ausreichender Menge hergestellt werden. L-Carnitin wird häufig in Nahrungsergänzungsmitteln zur beabsichtigten "Fettverbrennung" bei Übergewichtigen angeboten. Die Substanz ist jedoch nicht geeignet, eine Adipositas (Übergewicht) dauerhaft positiv zu beeinflussen. Nach Angaben mancher so genannter Ritalinkritiker soll es gegen das ADHS wirksam sein. Dafür, wie auch für die Behauptung, es sei gegen Krebs wirksam, gibt es keine wissenschaftlichen Belege.
L-Carnitin fungiert als Transport- und Rezeptormolekül für aktivierte Fettsäuren in der Zelle und in den Mitochondrien. Es übt diese Funktion im Wechselspiel mit Coenzym A aus. Langkettige Fettsäuren können nur gebunden an L-Carnitin durch die Mitochondrienmembranen transportiert werden.
Der Gesamtbestand an L-Carnitin im Körper beträgt etwa 20–25 g, wobei der Anteil in Geweben mit einem hohen Fettsäuremetabolismus besonders hoch ist.
Vorkommen
In rotem Fleisch findet man L-Carnitin bis zu einer Konzentration von über 100mg/100g, aber auch Geflügel, Meeresfrüchte und Milchprodukte enthalten L-Carnitin in nennenswerten Mengen. Obst, Gemüse, Nüsse und Getreideprodukte enthalten wenig bis kein L-Carnitin. Bei einer gemischten Kost werden täglich zwischen 100 und 300 mg L-Carnitin durch die Nahrung aufgenommen. Vegetarier führen sich mit der Nahrung durchschnittlich etwa 2–10 mg L-Carnitin zu. Der restliche Bedarf wird durch die endogene Synthese in der Leber gedeckt, wenn Kofaktoren wie Vitamin C, Vitamin B6, Niacin und Eisen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
L-Carnitin wird in industriellem Maßstab über einen biotechnologischen Prozess gewonnen, bei dem Bakterien L-Carnitin aus seinen Vorstufen synthetisieren.
L-Carnitin als Nahrungsergänzung zur 'Fettverbrennung' als 'Fatburner'
L-Carnitin ist als Nahrungsergänzung in Bodybuilderkreisen als angeblicher Fettverbrenner beliebt und die entsprechenden Carnitinprodukte werden häufig mit verbotenen gesundheitsbezogenen Aussagen beworben. Durch Supplementierung von L-Carnitin steigt zwar der Blutspiegel an, eine Erhöhung der L-Carnitin-Konzentration in der Muskelzelle findet jedoch nicht statt. An Nebenwirkungen werden Durchfälle beschrieben.
In einer über zwölf Wochen laufenden Studie, bei der eine L-Carnitin-Gabe in Höhe der zehnfachen durchschnittlichen Nahrungszufuhr (3g/Tag) erfolgte, zeigte sich keine Veränderung der Körperfettmase.[1]
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen äußert sich über Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel und angeblicher Fatburner wie folgt: "Die Behauptung, dass der Körper zur Herstellung von 1 g Carnitin 34 g Muskel abbauen müsse, ist schlicht falsch, er nutzt dafür Eiweißbausteine aus der Nahrung. Eine zusätzliche Carnitin-Aufnahme in Tablettenform kann weder den Carnitingehalt in den Muskelzellen noch die Geschwindigkeit der Fettverbrennung steigern. Sie hat auch keinen Einfluss auf den Fettanteil des Körpers während einer Diät. (…) Überflüssiges Carnitin wird mit dem Urin ausgeschieden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass bei einer dauerhaften hohen Zufuhr die körpereigene Carnitinbildung eingestellt wird. (…) Carnitin ist als Schlankheitsmittel genauso unwirksam wie als Leistungssteigerer, Herzstärkungs-, Potenzsteigerungs- und Antikrebsmittel."
L-Carnitin ist nicht zur dauerhaften Reduktion des Körpergewichts geeignet.[2]
Weblinks
- Barbara Beer: Schlankheitsmittel L-Carnitin – was wirklich dahinter steckt. Chemie-im-Alltag, 2007
- Hahn, A., Hülsmann, O.: Vegetarische Ernährung und L-Carnitin? Vegetarierbund Deutschland, 5. März 2009
- Kurt Moosburger: Carnitin im Sport: Die Wahrheit. November 1995 (zuletzt überarbeitet im März 2005) (PDF, 47 kB)
- Vermeintlicher Fatburner macht rotes Fleisch ungesund scinexx.de, 8. April 2013.
Quellennachweise
- ↑ Ellrott, T. et al.: L-Carnitin als Supplement während einer 12-wöchigen Formula-Diät führt nicht zu einer Verbesserung der Körperzusammensetzung bei stark Adipösen. Akt Ern Med 27 (2002) 329
- ↑ http://www.umm.edu/altmed/articles/carnitine-l-000291.htm