Glutathion: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 7. Juli 2014, 14:49 Uhr
Glutathion ist ein schwefelhaltiges, lebensnotwendiges Eiweiß, welches durch den menschlichen Körper aus den drei Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein und Glycin gebildet wird. Es kommt von Natur aus im gesamten menschlichen Körper vor, ist in fast allen Zellen in hoher Konzentration enthalten und gehört zu den wichtigsten als Antioxidans wirkenden Stoffen im Körper. Gleichzeitig ist es eine Reserve für Cystein. Zusätzlich wird Glutathion mit der Nahrung aufgenommen; besonders reich an diesem Eiweiß sind beispielsweise Brokkoli, Petersilie und Spinat. Glutathion wird aufgrund seiner antioxidativen Wirkung häufig als Nahrungsergänzungsmittel verkauft[1] und ist Bestandteil des angeblichen Wundermittels gegen Krebs Recancostat.
Vorkommen im Körper
Durch eine gute Versorgungslage an Nahrungsmitteln und durch die hohen Konzentrationen in den Zellen ist allerdings ein Mangel an Glutathion nahezu ausgeschlossen. Der therapeutische Nutzen von zusätzlich zugeführtem Glutathion ist sehr fraglich, da jede Körperzelle die Fähigkeit besitzt, Glutathion herzustellen. Bei oraler Aufnahme wird es in die Blutbahn resorbiert und nicht in die Zellen aufgenommen. Es wird vor der Aufnahme in seine Aminosäurebestandteile zerlegt und im Zellinneren wieder resynthetisiert.[2] Oral verabreichtes Glutathion besitzt eine äußerst geringe Bioverfügbarkeit; Witschi et al. haben 1993 nachgewiesen, dass sich die Glutathion-Spiegel im Plasma selbst bei einer (einmaligen) Gabe von 3.000 mg reduziertem Glutathion nicht signifikant erhöhen.[3]
Glutathion in der Krebstherapie
Glutathion ist seit Jahrzehnten ein Bestandteil der alternativen Krebstherapie und wird bei der Behandlung von Krebspatienten zu zwei Zwecken eingesetzt. Zum einen soll es zum verstärkten Absterben von Tumorzellen führen, zum anderen soll es die Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie hemmen. Ein potentieller gesundheitlicher Nutzen des Glutathion, beispielsweise als Anti-Krebsmittel[4] oder als altershemmendes Mittel, ist hingegen nicht belegt. In Laborexperimenten konnte gezeigt werden, dass in multiresistenten Krebszellen glutathionabhängige Enzyme in großer Zahl vorhanden sind. Da Glutathion zellschützende Eigenschaften besitzt und sich zudem an bestimmte Chemotherapiemittel wie z.B. Cisplatin und Carboplatin bindet, werden sowohl die Wirkungen und Nebenwirkungen der Chemotherapie als auch der Medikamente auf die Zellen des Tumors abgeschwächt. [5] Als umstrittenes „Krebsmittel“ erlangte Glutathion in einem als Mischung mit Anthocyanen unter dem Namen Recancostat comp. verkauften Präparat Mitte der 1990er Jahre Berühmtheit.[6]
Vitamin C und Glutathion
Vielen Krebspatienten wird eine hoch dosierte Vitamin-C-Therapie in Kombination mit einer Glutathioninfusion angeboten. Neben den gluthationbedingten Wirkungsabschwächungen bei Medikamenten, Chemo- und Strahlentherapien ist ferner zu beachten, dass überdosiertes Vitamin C nicht mehr wie physiologisch dosiertes Vitamin C als Antioxidans wirkt, sondern eine starke Säure darstellt. Hohe Dosierungen können daher nicht selten zur Übersäuerung des Magens führen.
Andere Anwendungen
Glutathion wird außerdem zur Therapie von Erschöpfungszuständen infolge einer Krebserkrankung (Cancer-Fatigue), des Chronischen Erschöpfungssyndroms oder des Burn-out-Syndroms beworben.
Quellennachweise
- ↑ Markus Minoggio: Was der Körper wirklich braucht...: Über Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine und Pseudoprodukte. Goldegg 2008. ISBN 978-3-901880-16-2; S. 194
- ↑ https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Glutathion
- ↑ http://www.springerlink.com/content/051307ur34175737/
- ↑ Ben Pfeifer (Hrsg.), Joachim Preiß (Hrsg.), Clemens Unger (Hrsg.): Onkologie integrativ: Konventionelle und Komplementäre Therapie. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH 2006; ISBN 978-3-437-56420-8; S. 357–358.
- ↑ http://www.habichtswaldklinik.de/Onkologie/glutathion.html
- ↑ arzneimittel-und-recht.de: Erstattung von Arzneimitteln, Begriff des Fertigarzneimittels – LSG Niedersachsen-Bremen, Urteil vom 15.2.2005, Az.: L 4 KR 44/01