Johannes Kuhl: Unterschied zwischen den Versionen
K |
|||
(12 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | '''Johannes Kuhl''' ( | + | [[image:Johannes_Kuhl2.jpg|Johannes Kuhl|thumb]] |
+ | '''Johannes Kuhl''' (14. November 1903, Rheine, Westfalen - 5. Juni 1968) war ein deutscher Arzt, Physiologe und Buchautor. Kuhl wurde durch eine in den 1950er Jahren erfundene [[alternativmedizin]]ische [[Krebsdiät]] bekannt. Seine Diät wird heute noch von einem privaten "Institut Pro Natura & Gesund Leben" propagiert. | ||
Kuhl war Anhänger der Ansicht, dass neben einer Strahlenbelastung auch ein hoher Zucker- und Weißmehlkonsum Ursache von Krebs sein könne. | Kuhl war Anhänger der Ansicht, dass neben einer Strahlenbelastung auch ein hoher Zucker- und Weißmehlkonsum Ursache von Krebs sein könne. | ||
− | Wissenschaftliche Studienergebnisse zur "Milchsäurediät nach Kuhl" liegen nicht vor. Die anaeroben Prozesse, die bei manchen Krebsarten beobachtet werden, sind nicht die Ursache wie Kuhl behauptet, sondern die Folge einer Krebserkrankung. Die Beschränkungen durch diese nicht validierte Diät können für den Patienten nachteilige Folgen haben. | + | Wissenschaftliche Studienergebnisse zur "Milchsäurediät nach Kuhl" liegen nicht vor. Die anaeroben Prozesse, die bei manchen Krebsarten beobachtet werden, sind nicht die Ursache, wie Kuhl behauptet, sondern die Folge einer Krebserkrankung. Die Beschränkungen durch diese nicht validierte Diät können für den Patienten nachteilige Folgen haben. |
Werke des Autors Kuhl werden nicht mehr gedruckt und sind daher nur antiquarisch erhältlich. | Werke des Autors Kuhl werden nicht mehr gedruckt und sind daher nur antiquarisch erhältlich. | ||
+ | |||
+ | ==Kurzbiografie== | ||
+ | Johannes Kuhl wurde 1903 in Rheine (Westfalen) geboren und studierte Humanmedizin in Münster. Nebenberuflich war er als Prosektor am Pathologischen Institut der Universität Münster tätig. 1938 erhielt Kuhl seine Approbation und arbeitete zunächst als Schiffsarzt. Er war bis zum Beginn des 2. Weltkriegs Expeditionsarzt in der Antarktis auf dem deutschen Walfangmutterschiff "Wikinger". Danach war er Amtsarzt in Königsberg (Ostpreußen) und wurde 1942 promoviert. Nach dem 2. Weltkrieg eröffnete Kuhl in Rheine eine Praxis und errichtete später ein Labor für "Biologisch-Pharmazeutische Spezialitäten", in dem er Mittel für Venenleiden und Stoffwechselstörungen entwickelte. In den 1950er Jahren entwickelte er ein [[Homöopathie|homöopathisches]] Venen-Mittel namens V-TH-E N. | ||
+ | |||
+ | Kuhl war Inhaber eines italienischen Ehren-Professorentitels und Mitglied im Verein "Internationale Medizinische Gesellschaft für Blut- und Geschwulstkrankheiten e.V.". | ||
==Isopathische Milchsäurendiät - Schutzkost nach Kuhl - Kuhlsche Kost== | ==Isopathische Milchsäurendiät - Schutzkost nach Kuhl - Kuhlsche Kost== | ||
− | Kuhl ging bei seinen Überlegungen für eine Krebsdiät von einem unterschiedlichen Sauerstoffbedarf von Krebszellen gegenüber gesunden Körperzellen aus | + | [[image:Kuhl_VTHE.jpg|Venenmittel V-Th-E Kuhl|thumb]] |
+ | Kuhl ging bei seinen Überlegungen für eine Krebsdiät von einem unterschiedlichen Sauerstoffbedarf von Krebszellen gegenüber gesunden Körperzellen aus (siehe auch [[Warburg-Hypothese]], [[Coy-Diät]]). Nach einem Prinzip aus der [[pseudomedizin]]ischen [[Isopathie]] propagierte er den Wahlspruch "Gleiches wird durch Gleiches geheilt". | ||
− | Die Krebsdiät nach Kuhl ist den lakto- | + | Die Krebsdiät nach Kuhl ist den lakto-vegetabilen Diäten zuzuordnen. Therapeutisch wirksam seien nach Kuhl kleine Mengen an rechtsdrehender Milchsäure (Rechtsmilchsäure - RMS), die als "Fermenta Food" angeboten wird. Als milchsäurehaltige Lebensmittel werden in diesem Zusammenhang Buttermilch, Sauermilch, Quark und Joghurt genannt. Zucker, [[Honig]], Fleisch, Kuchen und Teigwaren sind verboten. Fette sind nur in kleinen Mengen erlaubt. Bevorzugt werden Obst, Gemüse, Getreide und fermentierte Milchprodukte. |
Die kleinen Mengen zugeführter Milchsäure sollen nach dem isopathischen Prinzip auf nicht genau erläuterte Weise die Gärung (nach Kuhl ''krank machendes Moment bei Krebs'') und Produktion von Milchsäure (Laktat) durch Tumoren unterbinden, was zur Krebsheilung führen soll. Zitat Kuhl: | Die kleinen Mengen zugeführter Milchsäure sollen nach dem isopathischen Prinzip auf nicht genau erläuterte Weise die Gärung (nach Kuhl ''krank machendes Moment bei Krebs'') und Produktion von Milchsäure (Laktat) durch Tumoren unterbinden, was zur Krebsheilung führen soll. Zitat Kuhl: | ||
− | :'' | + | :''Alle diese Methoden müssen sich aber auf die Gesundung des krebskranken Stoffwechsels beziehen und die Bildung weiterer giftiger Mengen Milchsäure in den Körpergeweben unterbinden oder rückgängig machen. Alle örtlichen Maßnahmen, die nur auf die Beseitigung des Endsymptoms «Geschwulst» gerichtet sind, sind nur halbe Wege (Operation) oder sogar wegen der weiteren Schädigung der Zellatmung und der Vergiftung des schon kranken Stoffwechsels als schädigend zu bezeichnen (Bestrahlung). Das isopathische Prinzip sagt: «Gleiches wird durch Gleiches geheilt» Wissenschaftlich lässt sich die Richtigkeit dieses Prinzips zurzeit noch nicht erklären, experimentell aber kann sie jederzeit bewiesen werden.'' |
+ | |||
+ | Abwandlungen der Methode sind von Leupold ([[Diät nach Leupold/Ohler]]), dem Biochemiker Ernst T. Krebs jr. (1912-1996) und von [[Zabel-Diät|Zabel]] bekannt geworden. Leupold behandelte mit Traubenzuckerinfusionen und gleichzeitig mit Insulin, Krebs war für die Anwendung des Blausäure freisetzenden [[Amygdalin]] (auch [[Pseudovitamin]] "B17") bekannt. | ||
− | + | ==Zitate== | |
+ | *''"Auch die frühest mögliche Diagnose eines noch so kleinen Malignoms bedeutet die Endphase des Krebsgeschehens. Sie vermag wohl das Krebsgeschäft, unter den herrschenden onkologischen Zwängen jedoch niemals die Heilungsquote zu steigern."'' | ||
==Werke== | ==Werke== | ||
− | *Kuhl J: | + | [[image:Johannes_Kuhl.jpg|thumb]] |
− | *Kuhl J: | + | * Kuhl J: ''Krebs - Krankheit - Ernährung. Grundlegende Abhandlungen'''. Viadrina Verlag Braunlage, 1958/1960 |
− | *Kuhl J: | + | *Kuhl J: ''Schach dem Krebs''. Humata Verlag |
+ | *Kuhl J: ''DICHTUNG UND WAHRHEIT IN DER KREBSFRAGE'' | ||
+ | *Kuhl J: ''Dichtung und Wahrheit in der Krebsfrage''. NewStart Service 2012 | ||
+ | *Kuhl J: ''Eine erfolgreiche Arznei- und Ernährungsbehandlung gut- und bösartiger Geschwülste''. NewStart Service 2012 | ||
+ | |||
+ | ==Literatur== | ||
+ | * Ben Pfeifer, Joachim Preiß, Clemens Unger: ''Onkologie integrativ: Konventionelle und komplementäre Therapie''. Verlag Elsevier, Urban & Fischer, Seite 333 | ||
+ | {{DEFAULTSORT:Kuhl, Johannes}} | ||
[[category:Arzt]] | [[category:Arzt]] | ||
[[category:Autor]] | [[category:Autor]] |
Aktuelle Version vom 18. Mai 2014, 13:36 Uhr
Johannes Kuhl (14. November 1903, Rheine, Westfalen - 5. Juni 1968) war ein deutscher Arzt, Physiologe und Buchautor. Kuhl wurde durch eine in den 1950er Jahren erfundene alternativmedizinische Krebsdiät bekannt. Seine Diät wird heute noch von einem privaten "Institut Pro Natura & Gesund Leben" propagiert.
Kuhl war Anhänger der Ansicht, dass neben einer Strahlenbelastung auch ein hoher Zucker- und Weißmehlkonsum Ursache von Krebs sein könne.
Wissenschaftliche Studienergebnisse zur "Milchsäurediät nach Kuhl" liegen nicht vor. Die anaeroben Prozesse, die bei manchen Krebsarten beobachtet werden, sind nicht die Ursache, wie Kuhl behauptet, sondern die Folge einer Krebserkrankung. Die Beschränkungen durch diese nicht validierte Diät können für den Patienten nachteilige Folgen haben.
Werke des Autors Kuhl werden nicht mehr gedruckt und sind daher nur antiquarisch erhältlich.
Kurzbiografie
Johannes Kuhl wurde 1903 in Rheine (Westfalen) geboren und studierte Humanmedizin in Münster. Nebenberuflich war er als Prosektor am Pathologischen Institut der Universität Münster tätig. 1938 erhielt Kuhl seine Approbation und arbeitete zunächst als Schiffsarzt. Er war bis zum Beginn des 2. Weltkriegs Expeditionsarzt in der Antarktis auf dem deutschen Walfangmutterschiff "Wikinger". Danach war er Amtsarzt in Königsberg (Ostpreußen) und wurde 1942 promoviert. Nach dem 2. Weltkrieg eröffnete Kuhl in Rheine eine Praxis und errichtete später ein Labor für "Biologisch-Pharmazeutische Spezialitäten", in dem er Mittel für Venenleiden und Stoffwechselstörungen entwickelte. In den 1950er Jahren entwickelte er ein homöopathisches Venen-Mittel namens V-TH-E N.
Kuhl war Inhaber eines italienischen Ehren-Professorentitels und Mitglied im Verein "Internationale Medizinische Gesellschaft für Blut- und Geschwulstkrankheiten e.V.".
Isopathische Milchsäurendiät - Schutzkost nach Kuhl - Kuhlsche Kost
Kuhl ging bei seinen Überlegungen für eine Krebsdiät von einem unterschiedlichen Sauerstoffbedarf von Krebszellen gegenüber gesunden Körperzellen aus (siehe auch Warburg-Hypothese, Coy-Diät). Nach einem Prinzip aus der pseudomedizinischen Isopathie propagierte er den Wahlspruch "Gleiches wird durch Gleiches geheilt".
Die Krebsdiät nach Kuhl ist den lakto-vegetabilen Diäten zuzuordnen. Therapeutisch wirksam seien nach Kuhl kleine Mengen an rechtsdrehender Milchsäure (Rechtsmilchsäure - RMS), die als "Fermenta Food" angeboten wird. Als milchsäurehaltige Lebensmittel werden in diesem Zusammenhang Buttermilch, Sauermilch, Quark und Joghurt genannt. Zucker, Honig, Fleisch, Kuchen und Teigwaren sind verboten. Fette sind nur in kleinen Mengen erlaubt. Bevorzugt werden Obst, Gemüse, Getreide und fermentierte Milchprodukte.
Die kleinen Mengen zugeführter Milchsäure sollen nach dem isopathischen Prinzip auf nicht genau erläuterte Weise die Gärung (nach Kuhl krank machendes Moment bei Krebs) und Produktion von Milchsäure (Laktat) durch Tumoren unterbinden, was zur Krebsheilung führen soll. Zitat Kuhl:
- Alle diese Methoden müssen sich aber auf die Gesundung des krebskranken Stoffwechsels beziehen und die Bildung weiterer giftiger Mengen Milchsäure in den Körpergeweben unterbinden oder rückgängig machen. Alle örtlichen Maßnahmen, die nur auf die Beseitigung des Endsymptoms «Geschwulst» gerichtet sind, sind nur halbe Wege (Operation) oder sogar wegen der weiteren Schädigung der Zellatmung und der Vergiftung des schon kranken Stoffwechsels als schädigend zu bezeichnen (Bestrahlung). Das isopathische Prinzip sagt: «Gleiches wird durch Gleiches geheilt» Wissenschaftlich lässt sich die Richtigkeit dieses Prinzips zurzeit noch nicht erklären, experimentell aber kann sie jederzeit bewiesen werden.
Abwandlungen der Methode sind von Leupold (Diät nach Leupold/Ohler), dem Biochemiker Ernst T. Krebs jr. (1912-1996) und von Zabel bekannt geworden. Leupold behandelte mit Traubenzuckerinfusionen und gleichzeitig mit Insulin, Krebs war für die Anwendung des Blausäure freisetzenden Amygdalin (auch Pseudovitamin "B17") bekannt.
Zitate
- "Auch die frühest mögliche Diagnose eines noch so kleinen Malignoms bedeutet die Endphase des Krebsgeschehens. Sie vermag wohl das Krebsgeschäft, unter den herrschenden onkologischen Zwängen jedoch niemals die Heilungsquote zu steigern."
Werke
- Kuhl J: Krebs - Krankheit - Ernährung. Grundlegende Abhandlungen'. Viadrina Verlag Braunlage, 1958/1960
- Kuhl J: Schach dem Krebs. Humata Verlag
- Kuhl J: DICHTUNG UND WAHRHEIT IN DER KREBSFRAGE
- Kuhl J: Dichtung und Wahrheit in der Krebsfrage. NewStart Service 2012
- Kuhl J: Eine erfolgreiche Arznei- und Ernährungsbehandlung gut- und bösartiger Geschwülste. NewStart Service 2012
Literatur
- Ben Pfeifer, Joachim Preiß, Clemens Unger: Onkologie integrativ: Konventionelle und komplementäre Therapie. Verlag Elsevier, Urban & Fischer, Seite 333