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Rath sicherte dies, wie in der Multi-Level-Marketing-Szene üblich, mit Laienpublikationen ab. Mit dem Buch 'Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt - aber wir Menschen' (und einer massiven Marketingkampagne durch Anzeigenschaltungen und im Internet) etablierte er seine Lehren von den Niederlanden aus. Da dort hochdosierte Vitamincocktails noch als Lebensmittel gelten, kann Rath auf legalem Wege die Einstufung als Arzneimittel, die seinen Mitteln in Deutschland blüht, unterlaufen.
 
Rath sicherte dies, wie in der Multi-Level-Marketing-Szene üblich, mit Laienpublikationen ab. Mit dem Buch 'Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt - aber wir Menschen' (und einer massiven Marketingkampagne durch Anzeigenschaltungen und im Internet) etablierte er seine Lehren von den Niederlanden aus. Da dort hochdosierte Vitamincocktails noch als Lebensmittel gelten, kann Rath auf legalem Wege die Einstufung als Arzneimittel, die seinen Mitteln in Deutschland blüht, unterlaufen.
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Inhaltlich schoss Rath mit seinem Buch aber den Vogel ab. Er führte die Leser mit der Behauptung auf den Laim, dass z.B. der amerikanische Grizzley-Bär nicht an Herzinfarkt sterben würde, weil er u.a. viele Vitamine zu sich nehmen würde. Das ist reiner Unsinn, denn mit Ausnahme des Hausschweins und des Menschen haben alle anderen Säugetiere einen wesentlichen anatomischen Vorteil - ihre das Herzgewebe versorgenden Arterien haben untereinander Verbindungen (sog. Kollateralen). Der Mensch hingegen hat diese nicht, sondern sog. Endarterien. Verstopft ein Blutgerinnsel bei einem Grizzley ein Herzkranzgefäß, wird das versorgte Gebiet einfach durch eine Querverbindung einer anderen Arterie versorgt. Beim Menschen führt der Gefäßverschluss jedoch zum Absterben des Versorgungsgebietes, was im schlimmsten Fall zum Herzversagen und zum Tode führen kann. Mit diesen und anderen Fehlinformationen leitet Rath den leichtgläubigen Vitaminkunden in die Irre.
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Inhaltlich schoss Rath mit seinem Buch aber den Vogel ab. Er führte die Leser mit der Behauptung auf den Leim, dass z.B. der amerikanische Grizzley-Bär nicht an Herzinfarkt sterben würde, weil er u.a. viele Vitamine zu sich nehmen würde. Das ist reiner Unsinn, denn mit Ausnahme des Hausschweins und des Menschen haben alle anderen Säugetiere einen wesentlichen anatomischen Vorteil - ihre das Herzgewebe versorgenden Arterien haben untereinander Verbindungen (sog. Kollateralen). Der Mensch hingegen hat diese nicht, sondern sog. Endarterien. Verstopft ein Blutgerinnsel bei einem Grizzley ein Herzkranzgefäß, wird das versorgte Gebiet einfach durch eine Querverbindung einer anderen Arterie versorgt. Beim Menschen führt der Gefäßverschluss jedoch zum Absterben des Versorgungsgebietes, was im schlimmsten Fall zum Herzversagen und zum Tode führen kann. Mit diesen und anderen Fehlinformationen leitet Rath den leichtgläubigen Vitaminkunden in die Irre.
    
So propagierte Rath eine Kampagne mit den Worten Tod dem Herztod. Wahrscheinlich war ihm der Umstand entgangen, dass die standardisierte Sterbeziffer für akute Myokardinfarkte in Deutschland von 114,3 pro 100.000 Einwohner im Jahre 1967 auf 102 pro 100.000 im Jahre 1993 gesunken war. Analoges gilt auch für die Sterblichkeit an Arteriosklerose (von 50.6 auf 20.3), für Krankheiten der Arterien, Arteriolen und Kapillaren (von 58.9 auf 31.8) und sogar für die Sterblichkeit an Hypertonie bzw. Bluthochdruckkrankheiten (von 35.6 auf 14.6). Da der Europäer nach Meinung Raths viel zu wenig Vitamine konsumieren würde, hätten diese dem statistischen Jahrbuch entnommenen Zahlen ganz anders ausfallen müssen. Schon allein diese Zahlen deuten an, dass die Behauptung, Vitamine beugten Herzerkrankungen vor, auf wackeligen Beinen steht.
 
So propagierte Rath eine Kampagne mit den Worten Tod dem Herztod. Wahrscheinlich war ihm der Umstand entgangen, dass die standardisierte Sterbeziffer für akute Myokardinfarkte in Deutschland von 114,3 pro 100.000 Einwohner im Jahre 1967 auf 102 pro 100.000 im Jahre 1993 gesunken war. Analoges gilt auch für die Sterblichkeit an Arteriosklerose (von 50.6 auf 20.3), für Krankheiten der Arterien, Arteriolen und Kapillaren (von 58.9 auf 31.8) und sogar für die Sterblichkeit an Hypertonie bzw. Bluthochdruckkrankheiten (von 35.6 auf 14.6). Da der Europäer nach Meinung Raths viel zu wenig Vitamine konsumieren würde, hätten diese dem statistischen Jahrbuch entnommenen Zahlen ganz anders ausfallen müssen. Schon allein diese Zahlen deuten an, dass die Behauptung, Vitamine beugten Herzerkrankungen vor, auf wackeligen Beinen steht.
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