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Die Nichtverwendung des organischen Germaniums wird von seinen Befürwortern damit erklärt, dass ein Fehler in einer wissenschaftlichen Arbeit von 1987 in der Folge (trotz Korrektur ein Jahr später) nicht erkannt worden sei.<ref>Kaplan BJ, Andrus GM, Parish WW: Facts About Germanium Sesquioxide: II. Scientific Error and Misrepresentation, Journal of Alternative and Complementary Medicine, Apr 2004, Vol. 10, No. 2: 345-348</ref>
 
Die Nichtverwendung des organischen Germaniums wird von seinen Befürwortern damit erklärt, dass ein Fehler in einer wissenschaftlichen Arbeit von 1987 in der Folge (trotz Korrektur ein Jahr später) nicht erkannt worden sei.<ref>Kaplan BJ, Andrus GM, Parish WW: Facts About Germanium Sesquioxide: II. Scientific Error and Misrepresentation, Journal of Alternative and Complementary Medicine, Apr 2004, Vol. 10, No. 2: 345-348</ref>
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In Japan wurde in der Vergangenheit das organische Germanium durch den 1908 geborenen japanischen Biochemiker Kazuhiko Azai populär gemacht und war auch eine Zeit lang in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel getarnt erhältlich. In Japan wird organisches Germanium von einem ''Asai Research Institute'' mit angeschlossener Klinik (Germanium-Klinik) in Tokyo propagiert.
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In Japan wurde das organische Germanium in der Vergangenheit durch den 1908 geborenen japanischen Bergbauingenieur Kazuhiko Azai populär gemacht und war auch eine Zeit lang in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel getarnt erhältlich. In Japan wird organisches Germanium von einem ''Asai Research Institute'' mit angeschlossener Klinik (Germanium-Klinik) in Tokyo propagiert. Azai bezeichnet sich auch als Biochemiker.
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In Deutschland ist organisches Germanium nicht als Fertigarzneimittel erhältlich und es gibt keinen einzigen Arzneistoff, der Germanium enthält. Alle Germaniumverbindungen gelten als bedenkliche Rezepturarzneimittel einschließlich der homöopathischen Verdünnungen bis D&nbsp;4.<ref>[http://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/Weitere/Bedenkliche-Rezepturarzneimittel.pdf Bedenkliche Stoffe/Rezepturen zur Anwendung beim Menschen, deren Abgabe verboten ist] Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Bedenkliche Rezepturarzneimittel (Stand Februar 2011) Pharm. Ztg. 156. Jahrgang · 14. April 2011</ref><ref>Pharm. Ztg. Nr. 43 vom 28.10.1999, Seite 9</ref>
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In Deutschland ist organisches Germanium nicht als Fertigarzneimittel erhältlich und es gibt keinen einzigen Arzneistoff, der Germanium enthält. Alle Germaniumverbindungen einschließlich der homöopathischen Verdünnungen bis D&nbsp;4 gelten als bedenkliche Rezepturarzneimittel.<ref>[http://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/Weitere/Bedenkliche-Rezepturarzneimittel.pdf Bedenkliche Stoffe/Rezepturen zur Anwendung beim Menschen, deren Abgabe verboten ist] Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Bedenkliche Rezepturarzneimittel (Stand Februar 2011) Pharm. Ztg. 156. Jahrgang · 14. April 2011</ref><ref>Pharm. Ztg. Nr. 43 vom 28.10.1999, Seite 9</ref>
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Die zuständigen Behörden warnen ausdrücklich vor dem Verzehr von Ge-132, da schwere Gesundheitsschäden und Todesfälle nicht auszuschließen sind.
 
==Unterstellter Wirkmechanismus==
 
==Unterstellter Wirkmechanismus==
 
Die an das Germanium gebundenen Sauerstoffatome sollen zu einer intensiveren Zellatmung führen und freie Radikale binden können. Schwermetalle werden angeblich durch Ge&nbsp;132 einfach "ausgeleitet". Des Weiteren stärke Germanium das [[Alternativmedizinische Immunschwäche|Immunsystem]] und schütze vor schädlicher Strahlung. Da angeblich Tumorzellen an ihrer Oberfläche positiv geladen seien, entferne Germanium mit "seiner hohen negativen Ladung" positiv geladene Ionen von der "Krebswand" und destabilisiere die Geschwulst bioelektrisch, bis sie zerfalle. Werde Germanium oral verabreicht oder injiziert, so entziehe es angeblich den Krebszellen Elektronen und reduziere auf diese Weise ihr "elektrisches Potential", heißt es [[pseudowissenschaft]]lich in der Werbung für Ge&nbsp;132.
 
Die an das Germanium gebundenen Sauerstoffatome sollen zu einer intensiveren Zellatmung führen und freie Radikale binden können. Schwermetalle werden angeblich durch Ge&nbsp;132 einfach "ausgeleitet". Des Weiteren stärke Germanium das [[Alternativmedizinische Immunschwäche|Immunsystem]] und schütze vor schädlicher Strahlung. Da angeblich Tumorzellen an ihrer Oberfläche positiv geladen seien, entferne Germanium mit "seiner hohen negativen Ladung" positiv geladene Ionen von der "Krebswand" und destabilisiere die Geschwulst bioelektrisch, bis sie zerfalle. Werde Germanium oral verabreicht oder injiziert, so entziehe es angeblich den Krebszellen Elektronen und reduziere auf diese Weise ihr "elektrisches Potential", heißt es [[pseudowissenschaft]]lich in der Werbung für Ge&nbsp;132.
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==Germanium und Physiologie des Menschen==
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==Germanium, Toxikologie und Physiologie des Menschen==
Germanium ist ein Metall, das in der Natur in sehr geringen Konzentrationen weit verbreitet ist. Über Pflanzen und tierische Produkte nimmt der Mensch täglich rund 1,5&nbsp;mg auf. Germanium gehört nicht zu den lebenswichtigen Spurenelementen. Mangelerscheinungen, die auf eine Unterversorgung mit Germanium zurückzuführen wären, sind nicht bekannt. Germanium kann schon bei geringen täglichen Aufnahmemengen Lunge, Leber, Nerven und insbesondere die Nieren schädigen. Hierbei kommt es über entzündliche Prozesse zum Nierenversagen. In Japan werden Germanium-Präparate auch als Elixier angeboten. In mehreren Fällen kam es nach längerer, regelmäßiger Zufuhr von Germanium im Milligrammbereich (49-588&nbsp;mg/Tag) zu schweren Gesundheitsschäden und in mindestens 5&nbsp;Fällen zum Tod. Die Patienten berichteten von Appetitlosigkeit, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie über Muskelschwäche und Muskelschmerzen bis hin zur verminderten Harnproduktion in Folge der Nierenschädigung und Abmagerung. Auch Taubheitsgefühl in den Gliedern und Hautbrennen wurden beschrieben.
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Germanium ist ein Metall, das in der Natur in sehr geringen Konzentrationen weit verbreitet ist. Über Pflanzen und tierische Produkte nimmt der Mensch täglich rund 1,5&nbsp;mg auf. Germanium gehört nicht zu den lebenswichtigen Spurenelementen. Mangelerscheinungen, die auf eine Unterversorgung mit Germanium zurückzuführen wären, sind nicht bekannt.  
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Germanium kann schon bei geringen täglichen Aufnahmemengen Lunge, Leber, Nerven und insbesondere die Nieren schädigen. Hierbei kommt es über entzündliche Prozesse zum Nierenversagen. Gesundheitsschäden durch Germanium traten bei Menschen mehrfach nach längerer Einnahme von Germaniumverbindungen als Nahrungsergänzungsmittel auf. Dabei kommt es zu Funktionsstörungen der Niere bis hin zum (irreversiblen) Nierenversagen, das für den Patienten letal sein kann. Periphere Neuropathie und andere neurologische Schäden als Folgeerkrankung sind ebenfalls berichtet.
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In Japan werden Germanium-Präparate auch als Elixier angeboten. In mehreren Fällen kam es nach längerer, regelmäßiger Zufuhr von Germanium im Milligrammbereich (49-588&nbsp;mg/Tag) zu schweren Gesundheitsschäden und in mindestens fünf Fällen zum Tod. Die Patienten berichteten von Appetitlosigkeit, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie über Muskelschwäche und Muskelschmerzen bis hin zur verminderten Harnproduktion in Folge der Nierenschädigung und Abmagerung. Auch Taubheitsgefühl in den Gliedern und Hautbrennen wurden beschrieben.
    
Eine andere umstrittene Anwendung von Germanium in Nahrungsergänzungsmitteln sind Germaniumzitrat und Germaniumdioxid.
 
Eine andere umstrittene Anwendung von Germanium in Nahrungsergänzungsmitteln sind Germaniumzitrat und Germaniumdioxid.
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==Germanium in Nahrungsergänzungsmitteln==
 
==Germanium in Nahrungsergänzungsmitteln==
 
Gemäß der europäischen ''Richtlinie 2202/46/EG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel'' darf Germanium nicht in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden.<ref>[http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2002:183:0051:0057:DE:PDF Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. Juni 2002]</ref> In vielen Ländern der EU, so auch in Deutschland und Österreich, ist die Verwendung von Germanium in Nahrungsergänzungsmitteln nicht erlaubt.  
 
Gemäß der europäischen ''Richtlinie 2202/46/EG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel'' darf Germanium nicht in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden.<ref>[http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2002:183:0051:0057:DE:PDF Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. Juni 2002]</ref> In vielen Ländern der EU, so auch in Deutschland und Österreich, ist die Verwendung von Germanium in Nahrungsergänzungsmitteln nicht erlaubt.  
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==Rechtliche Lage==
 
==Rechtliche Lage==
[[image:OG132.jpg|Hinweis auf einer Webseite, die "organisches Germanium 132" in Deutschland anbot<ref>Heinz Sevenich, Postfach 1303, D-34363 Hofgeismar, Tel.: 05671 / 20 24 558, info@germanium-deutschland.de<br>später:<br>WeserConsult GbR<br>Bernd Sevenich und Heinz Sevenich<br>Brückenstr. 8, D-34399 Oberweser, Tel.: 05671 /2024558 </ref>|300px|thumb]]
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[[image:OG132.jpg|Hinweis auf einer Webseite der Firma WeserConsult GbR (Bernd Sevenich und Heinz Sevenich), die "organisches Germanium 132" in Deutschland anbot<ref>Heinz Sevenich, Postfach 1303, D-34363 Hofgeismar, Tel.: 05671 / 20 24 558, info@germanium-deutschland.de<br>später:<br>WeserConsult GbR<br>Bernd Sevenich und Heinz Sevenich<br>Brückenstr. 8, D-34399 Oberweser, Tel.: 05671 /2024558 </ref>|300px|thumb]]
 
Das deutsche Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz warnte ausdrücklich vor der Einnahme von Ge&nbsp;132-Tabletten der österreichischen Firma Ökopharm GmbH (vertrieben durch eine Cosmoterra Handelsgesellschaft), da schwere Gesundheitsschäden und Todesfälle nicht auszuschließen und Todesfälle bereits bekannt seien.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cd/892 BgVV warnt vor dem Verzehr von ‚Germanium-132-Kapseln‘ der österreichischen Firma Ökopharm. Pressemitteilung vom 08.09.2000] (das BgVV wurde 2002 aufgelöst und seine Aufgaben wurden u.a. vom Bundesinstitut für Risikobewertung und Veterinärmedizin BfR übernommen, das die Warnung weiterhin vertritt)</ref> Auch im Ursprungsland Österreich wurde davor gewarnt. Die US-amerikanische FDA verbot den Import von Ge&nbsp;132.<ref>[http://www.accessdata.fda.gov/cms_ia/importalert_139.html Import Alert 54-07: "Germanium Products". FDA, 2. Oktober 2009]</ref> Die Herstellung und die Abgabe von Germanium-haltigen Mitteln mit Ausnahme hochverdünnter [[Homöopathie|Homöopathika]] ist verboten. Einige Händler versuchen dies zu umgehen, indem sie Ge&nbsp;132-Tabletten und Pulver als "Pflanzendünger" deklarieren.
 
Das deutsche Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz warnte ausdrücklich vor der Einnahme von Ge&nbsp;132-Tabletten der österreichischen Firma Ökopharm GmbH (vertrieben durch eine Cosmoterra Handelsgesellschaft), da schwere Gesundheitsschäden und Todesfälle nicht auszuschließen und Todesfälle bereits bekannt seien.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cd/892 BgVV warnt vor dem Verzehr von ‚Germanium-132-Kapseln‘ der österreichischen Firma Ökopharm. Pressemitteilung vom 08.09.2000] (das BgVV wurde 2002 aufgelöst und seine Aufgaben wurden u.a. vom Bundesinstitut für Risikobewertung und Veterinärmedizin BfR übernommen, das die Warnung weiterhin vertritt)</ref> Auch im Ursprungsland Österreich wurde davor gewarnt. Die US-amerikanische FDA verbot den Import von Ge&nbsp;132.<ref>[http://www.accessdata.fda.gov/cms_ia/importalert_139.html Import Alert 54-07: "Germanium Products". FDA, 2. Oktober 2009]</ref> Die Herstellung und die Abgabe von Germanium-haltigen Mitteln mit Ausnahme hochverdünnter [[Homöopathie|Homöopathika]] ist verboten. Einige Händler versuchen dies zu umgehen, indem sie Ge&nbsp;132-Tabletten und Pulver als "Pflanzendünger" deklarieren.
  
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