Pseudomedizin: Unterschied zwischen den Versionen
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# Präparate sind chemisch ungenau definiert, ihre Zusammensetzung wird laufend verändert | # Präparate sind chemisch ungenau definiert, ihre Zusammensetzung wird laufend verändert |
Version vom 1. März 2009, 11:38 Uhr
Als Pseudomedizin werden Verfahren bezeichnet, die den Anspruch erheben, wirksame Konzepte der Medizin zu sein, ohne dass jedoch eine Eignung aus neutraler Sicht nachweisbar ist oder dass sie mit dem aktuellen Kenntnisstand der wissenschaftsbasierten Medizin (auch evidenzbasierte Medizin oder evidence based medicine, EBM) vereinbar sind. Pseudomedizinische Verfahren präsentieren sich dennoch häufig als etablierte Verfahren, oft unter Anwendung oder Missbrauch von Begriffen aus der wissenschaftlichen Medizin und den Naturwissenschaften. Sie sind die Pseudowissenschaften der Medizin.
Die evidenzbasierte Medizin nutzt teilweise auch Verfahren, deren Wirksamkeit reproduzierbar belegt ist, von denen man aber noch nicht im Detail weiß, wie oder warum sie wirken. Solche Verfahren sind nicht der Pseudomedizin zuzurechnen.
Der Begriff Pseudomedizin überschneidet sich teilweise mit den Begriffen Alternativmedizin und Komplementärmedizin, die sowohl von Befürwortern pseudomedizinischer Verfahren benutzt werden als auch von Kritikern als Synonym zu Pseudomedizin. Andererseits bezeichnen Pseudomediziner die wissenschaftsbasierte Medizin meistens als Schulmedizin.
Typische Merkmale
Oft erkennt man pseudomedizinische Verfahren am Vorhandensein von einigen der folgenden Merkmale:
- Anbieter verweisen auf eine ungewöhnlich umfangreiche Ausbildung und Qualifikation an vielen Instituten
- Präparate sind chemisch ungenau definiert, ihre Zusammensetzung wird laufend verändert
- Behauptungen, "die Schulmedizin" würde den Menschen "nur als chemische Maschine betrachten" o.ä.
- Deshalb sei in der Medizin ein "Paradigmenwechsel" notwendig, stehe bevor, oder habe bereits stattgefunden
- Berufung auf etablierte, aber für Laien schwer verständliche wissenschaftliche Konzepte wie Relativitätstheorie und Quantenmechanik
- Aus den Naturwissenschaften entlehnte Begriffe wie Energie, Welle, Frequenz, Resonanz oder Feld werden in verschwommener Weise benutzt, aber häufig so, als ob jedermann klar sei, was z.B. ein "Feld" ist
- Aufzählung von Namen berühmter Wissenschaftler wie Planck, Bohr, Einstein und Heisenberg
- Verfahren haben keine Kontraindikationen und keine Nebenwirkungen
- Verfahren sind bei vielen Krankheiten (wenn nicht sogar allen) und in allen Krankheitsstadien wirksam
- Diagnose- und Therapiegeräte werden außer zur Behandlung von Erkrankungen auch zur Anwendung durch z.B. Unternehmensberater, Partnervermittlungen, Baubiologen und Landwirte empfohlen
Siehe auch: Zehn Indizien für Quacksalberei des arznei-telegramms.
Beispiele
Einige pseudomedizinische Behandlungs- und Diagnoseverfahren oder wichtige Bestandteile solcher Methoden sind:
- Antlitzdiagnostik
- Aromatherapie
- Aura-Heilung und magnetische Massage
- Auraphotographie
- Aurikolotherapie (Ohrakupunktur)
- Autologe Arzneimittel
- Bachblüten
- Bioenergetische Meditation
- Biophotonen
- Bioresonanz
- Chelattherapie
- Colon-Hydro-Therapie
- Cranio-Sakrale-Therapie
- Eigenbluttherapie
- Elektroakupunktur nach Voll (EAV)
- Elektro-Haut-Test
- Elektroneuraltherapie nach Croon (ENTH)
- Enzymtherapie
- Farblichttherapie
- Feldenkrais-Methode
- Fußreflexzonenmassage
- Gelsenkirchener Behandlungsverfahren nach Stemmann
- Geopathie
- Germanische Neue Medizin
- Grinberg-Methode
- Haarmineralanalyse
- Heilsteintherapie
- Hildegard-Medizin
- Holopathie
- Homotoxikologie
- Irisdiagnostik
- Kinesiologie und Verwandtes wie Edu-Kinestetik, Psycho-Kinesiologie, O-Ring Test
- Kirlian-Photographie
- Kohlendioxid-Behandlung
- Niedrigenergetische Lasertherapie
- Magnetfeldtherapie
- Mikrobiologische Therapie (Symbioselenkung)
- Neuraltherapie nach Huneke
- Isopathie (Nosoden)
- Organotherapie
- Orthomolekulare Medizin
- Pendeln
- Radiästhesie
- Radionik
- Reiki
- Rolfing
- Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie nach Manfred von Ardenne
- Schüßler-Salze
- Sehtraining nach Bates
- Spagyrik
- Terlusollogie
- Therapeutic Touch (Touch of Healing)
- Thermoregulationsdiagnostik
- Transkutane elektrische Nerven-Stimulation (TENS)
- Urintherapie
- Zungendiagnostik und angelehnte Verfahren
Literatur
- Brissonnet J. Les pseudomédecines, coll. Zététique, Book-e-book.com, 2003 [1]
- Ernst, Edzard: The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine. An evidence-based approach. Mosby, Harcourt Publishers Limited 2001
- Goldner, Colin: Alternative Diagnose- und Therapieverfahren: Eine kritische Bestandsaufnahme. Alibri 2008
- Lambeck Martin: Irrt die Physik? Über alternative Medizin und Esoterik, Beck Verlag 2003
- Singh Simon, Ernst Edzard, Trick or Treatment: The Undeniable Facts about Alternative Medicine, Random House 2008