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'''Lenormandkarten''' sind Wahrsagekarten, die nach Marie Anne Adeláide Lenormand benannt sind.  Das "kleine", heute fast ausschließlich benutzte Lenormanddeck (36 Karten), erweist sich schon durch den biedermeierlichen Stil als Produkt des frühen 19. Jahrhunderts. Die "großen" Lenormandkarten (54 Karten) gehen vermutlich auf [[Tarot]]karten von [[Jean-François Alliette|Etteilla]] zurück, dessen Karten Marie Anne Lenormand verwendete. Die Erstveröffentlichung der Karten erfolgte erst nach ihrem Tod.
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'''Lenormandkarten''' sind Wahrsagekarten, die nach Marie Anne Adeláide Lenormand benannt sind.  Das "kleine", heute fast ausschließlich benutzte Lenormanddeck (36 Karten) erweist sich schon durch den biedermeierlichen Stil als Produkt des frühen 19. Jahrhunderts. Die "großen" Lenormandkarten (54 Karten) gehen vermutlich auf [[Tarot]]karten von [[Jean-François Alliette|Etteilla]] zurück, dessen Karten Marie Anne Lenormand verwendete. Die Erstveröffentlichung der Karten erfolgte erst nach ihrem Tod.
    
Neben dem [[Tarot]] sind die Lenormand die beliebtesten Karten zur [[Wahrsagerei|Weissagung]] mittels [[Kartenlegen]].
 
Neben dem [[Tarot]] sind die Lenormand die beliebtesten Karten zur [[Wahrsagerei|Weissagung]] mittels [[Kartenlegen]].
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In eine Kaufmannsfamilie geboren, wurde Lenormand in einer Klosterschule ihrer Heimatstadt von Benediktinerinnen erzogen. Zum Missfallen der Klosterschwestern beschäftigte sie sich auch mit dem Wahrsagen. Als sie im Jahre 1781 die Absetzung der Äbtissin voraussagte und diese Voraussage eintraf, wurde sie der Schule verwiesen.
 
In eine Kaufmannsfamilie geboren, wurde Lenormand in einer Klosterschule ihrer Heimatstadt von Benediktinerinnen erzogen. Zum Missfallen der Klosterschwestern beschäftigte sie sich auch mit dem Wahrsagen. Als sie im Jahre 1781 die Absetzung der Äbtissin voraussagte und diese Voraussage eintraf, wurde sie der Schule verwiesen.
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1790 ließ sich Lenormand in Paris nieder und konnte sich bereits drei Jahre später, zusammen mit einer Wahrsagerin namens Madame Gilbert, mit einem Bureau für Wahrsagerei selbstständig machen. Ebenfalls 1790 traf Marie Anne Lennormand mit den drei einflussreichsten Männern der Revolution, Marat, Robespierre und Saint-Just, zusammen, denen sie einen gewaltsamen Tod vorausgesagt haben soll. Eine Verhaftung durch den Wohlfahrtsausschuss schadete ihr nicht, sondern machte sie nur noch bekannter. Ab dem Jahre 1797 wohnte sie in der Rue de Tournon, betrieb dort professionell Wahrsagerei und hatte Kunden aus allen Gesellschaftsschichten. In den Jahren 1803 und 1809 wurde Marie Anne Lenormand wegen Hochverrates angeklagt und landete im Gefängnis, jedoch schienen die Anklagen nicht sehr ernsthaft gewesen zu sein, da sie beide Male nur kurz inhaftiert war.
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1790 ließ sich Lenormand in Paris nieder und konnte sich bereits drei Jahre später, zusammen mit einer Wahrsagerin namens Madame Gilbert, mit einem Büro für Wahrsagerei selbstständig machen. Ebenfalls 1790 traf Marie Anne Lenormand mit den drei einflussreichsten Männern der Revolution, Marat, Robespierre und Saint-Just, zusammen, denen sie einen gewaltsamen Tod vorausgesagt haben soll. Eine Verhaftung durch den Wohlfahrtsausschuss schadete ihr nicht, sondern machte sie nur noch bekannter. Ab dem Jahre 1797 wohnte sie in der Rue de Tournon, betrieb dort professionell Wahrsagerei und hatte Kunden aus allen Gesellschaftsschichten. In den Jahren 1803 und 1809 wurde Marie Anne Lenormand wegen Hochverrates angeklagt und landete im Gefängnis, jedoch schienen die Anklagen nicht sehr ernsthaft gewesen zu sein, da sie beide Male nur kurz inhaftiert war.
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In den folgenden Jahren wurde Marie Anne Lenormand immer berühmter, selbst die französische Kaiserin Joséphine und der Kaiser von Russland Alexander I., den sie auf dem Aachener Kongress 1818 besuchte, zogen sie zu Rate.
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In den folgenden Jahren wurde Marie Anne Lenormand immer berühmter, selbst die französische Kaiserin Joséphine und Zar Alexander I. von Russland, den sie auf dem Aachener Kongress 1818 besuchte, zogen sie zu Rate.
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Nach dem Tod des Thronerben am 14. Februar 1820 und mit der damit verbundenen Änderung der Politik Ludwigs XVIII. emigrierten viele politische Gegner nach Brüssel, unter ihnen auch Marie Anne Lenormand. Auch in Brüssel wurde sie verhaftet, diesmal unter der Anklage der Spionage. Mehrmals legte Marie Anne Lenormand Berufung ein, die jedoch jedes Mal abgelehnt wurde. Erst als einige ihrer Anhänger öffentlich Druck ausübten, kam es zu einer neuen Verhandlung; diesmal lautete das Urteil Hexerei, trotzdem wurde Marie Anne Lenormand aus der Haft entlassen. Nach der Julirevolution im Jahre 1830 zog sich Marie Anne Lenormand in ihr Privatleben zurück, legte nur noch für ihre Freunde die Karten und genoss ihren Reichtum. Am 25. Juni 1843 starb sie durch den Kunstfehler eines Arztes.
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Nach dem Tod des Thronerben am 14. Februar 1820 und mit der damit verbundenen Änderung der Politik Ludwigs XVIII. emigrierten viele politische Gegner nach Brüssel, unter ihnen auch Marie Anne Lenormand. Auch in Brüssel wurde sie verhaftet, diesmal unter der Anklage der Spionage. Mehrmals legte Marie Anne Lenormand Berufung ein, die jedoch jedes Mal abgelehnt wurde. Erst als einige ihrer Anhänger öffentlich Druck ausübten, kam es zu einer neuen Verhandlung; diesmal lautete das Urteil Hexerei, trotzdem wurde Marie Anne Lenormand aus der Haft entlassen. Nach der Julirevolution im Jahre 1830 zog sich Marie Anne Lenormand ins Privatleben zurück, legte nur noch für ihre Freunde die Karten und genoss ihren Reichtum. Am 25. Juni 1843 starb sie durch den Kunstfehler eines Arztes.
    
==Die Karten==
 
==Die Karten==
Das "Grand jeu de Mlle Lenormand" erschien 1845, 2 Jahre nach ihrem Tod, und wurde zusammen mit einer Kollektion von 5 Büchern verkauft. Die Verfasserin benutzte das Pseudonym "Mme la comtesse de ***" und der Verlag gab keinen Namen, sondern nur die Adresse "46 rue Vivienne" an. Das Spiel umfaßte 54 Karten, darin enthalten eine weibliche und eine männliche Karte für den Konsultanten. Der Inhalt der 5 Bücher war recht umfassend, Astrologie, Chiromantie und andere Orakelformen wurden behandelt.
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Das "Grand jeu de Mlle Lenormand" erschien 1845, zwei Jahre nach ihrem Tod, und wurde zusammen mit einer Kollektion von fünf Büchern verkauft. Die Verfasserin benutzte das Pseudonym "Mme la comtesse de ***" und der Verlag gab keinen Namen, sondern nur die Adresse "46 rue Vivienne" an. Das Spiel umfasste 54 Karten, darin enthalten eine weibliche und eine männliche Karte für den Konsultanten. Der Inhalt der fünf Bücher war recht umfassend; Astrologie, Chiromantie und andere Orakelformen wurden behandelt.
 
Die Kartenbilder des großen Spiels, des "astromythologischen Decks", zeigen Szenen aus der griechischen Mythologie, Sternbilder, Geomantie, 22 Buchstaben (Kabbala), 7 Talismane, Skatkarten und jeweils eine Blume (Blumensprache).  
 
Die Kartenbilder des großen Spiels, des "astromythologischen Decks", zeigen Szenen aus der griechischen Mythologie, Sternbilder, Geomantie, 22 Buchstaben (Kabbala), 7 Talismane, Skatkarten und jeweils eine Blume (Blumensprache).  
 
Eine Variation der Karten (diesmal mit 55 Karten) wurde ca. 1850 in Deutschland von dem Verlag J.F. Aug. Reiff unter dem Namen "Wahrsage-Karten der berühmten Mlle Le Normand" produziert.
 
Eine Variation der Karten (diesmal mit 55 Karten) wurde ca. 1850 in Deutschland von dem Verlag J.F. Aug. Reiff unter dem Namen "Wahrsage-Karten der berühmten Mlle Le Normand" produziert.
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Ebenfalls ca. 1850 erschien das "Petit Lenormand" mit 36 Karten. Dieser Spieltypus wurde niemals in Frankreich produziert, fand aber Anklang bei Kartenmachern in Deutschland, Österreich, Belgien und in der Schweiz. Detlev Hoffmann wies 1972 nach, dass das Spiel auf "Das Spiel der Hofnung, mit einer neuen Figurenkarten von 36 illum. Blättern. 2. verbesserte Auflage" (erschienen ca. 1800 bei G.P.J. Bieling in Nürnberg) zurückgeht, wobei dieses Spiel nur in der Zweitverwendung als Wahrsagespiel gedacht und eigentlich ein Rennspiel mit 2 Würfeln war, bei dem die Karten in der Reihenfolge von 1-36 ausgelegt und bespielt wurden (einzelne Zellen hatten glückliche oder unglückliche Bedeutung wie bei anderen Rennspielen). Symbole und Ziffern waren die gleichen wie beim "kleinen Lenormond", jedes Symbol war mit einem Miniatur-Kartenblatt (entweder das Ansbauer-Blatt oder Bayrisch-Pariser Blatt) ergänzt. Bei dem im Anhang beschriebenen Wahrsagesystem wurden nur 32 Blatt verwendet.  
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Ebenfalls ca. 1850 erschien das "Petit Lenormand" mit 36 Karten. Dieser Spieltypus wurde niemals in Frankreich produziert, fand aber Anklang bei Kartenmachern in Deutschland, Österreich, Belgien und in der Schweiz. Detlev Hoffmann wies 1972 nach, dass das Spiel auf "Das Spiel der Hofnung, mit einer neuen Figurenkarten von 36 illum. Blättern. 2. verbesserte Auflage" (erschienen ca. 1800 bei G.P.J. Bieling in Nürnberg) zurückgeht, wobei dieses Spiel nur in der Zweitverwendung als Wahrsagespiel gedacht und eigentlich ein Rennspiel mit zwei Würfeln war, bei dem die Karten in der Reihenfolge von 1-36 ausgelegt und bespielt wurden (einzelne Zellen hatten glückliche oder unglückliche Bedeutung wie bei anderen Rennspielen). Symbole und Ziffern waren die gleichen wie beim "kleinen Lenormond", jedes Symbol war mit einem Miniatur-Kartenblatt (entweder das Ansbauer-Blatt oder Bayrisch-Pariser Blatt) ergänzt. Bei dem im Anhang beschriebenen Wahrsagesystem wurden nur 32 Blatt verwendet.  
 
    
 
    
 
Jede der Karten enthält neben Bildsymbolen, meist in biedermeierlicher Gestaltung (z. B. Reiter, Haus, Blumenstrauß usw.), auch die Abbildung einer üblichen Spielkarte im Kleinformat mit den französischen Farben. In einigen Ausgaben ist das Kartenbild durch einen Vers ersetzt, der den Kern der Kartenaussage formulieren soll.  
 
Jede der Karten enthält neben Bildsymbolen, meist in biedermeierlicher Gestaltung (z. B. Reiter, Haus, Blumenstrauß usw.), auch die Abbildung einer üblichen Spielkarte im Kleinformat mit den französischen Farben. In einigen Ausgaben ist das Kartenbild durch einen Vers ersetzt, der den Kern der Kartenaussage formulieren soll.  
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#Sarg (entspricht Karo Neun im Skatblatt) - Grundbedeutung: Ende, Krankheit
 
#Sarg (entspricht Karo Neun im Skatblatt) - Grundbedeutung: Ende, Krankheit
 
#Blumenstrauß (entspricht Pik Dame im Skatblatt) - Grundbedeutung: Geschenk, Einladung, Hoffnung, Zufriedenheit
 
#Blumenstrauß (entspricht Pik Dame im Skatblatt) - Grundbedeutung: Geschenk, Einladung, Hoffnung, Zufriedenheit
#Sense (entspricht Karo Bube im Skatblatt) - Grundbedeutung: Gefahr, Selbständiges Handeln
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#Sense (entspricht Karo Bube im Skatblatt) - Grundbedeutung: Gefahr, selbständiges Handeln
 
#Rute (entspricht Kreuz Bube im Skatblatt) - Grundbedeutung: Streit, Kommunikation
 
#Rute (entspricht Kreuz Bube im Skatblatt) - Grundbedeutung: Streit, Kommunikation
 
#Vögel (entspricht Karo Sieben im Skatblatt) - Grundbedeutung: Alltagssorgen, Aufregung, als Zahl: zwei
 
#Vögel (entspricht Karo Sieben im Skatblatt) - Grundbedeutung: Alltagssorgen, Aufregung, als Zahl: zwei
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== Sach- und Personenkarten ==
 
== Sach- und Personenkarten ==
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Die Lenormandkarten unterscheidet man in Sach- und Personenkarten. Die Personenkarten sind beispielsweise die Dame (Karte Nr. 29), der Herr (Karte Nr. 28), das Kind (Karte Nr. 13). Sachkarten sind das Buch (Karte Nr. 26), der Ring (Karte Nr. 25) usw. Des weiteren gibt es auch solche, die sowohl Personen als auch Gegenstände repräsentieren. Dazu zählt z. B. der Bär (Karte Nr. 15) – er steht als Personenkarte für eine ältere Person, Chef, Anwalt oder Unternehmer. Als Sachkarte gesehen, steht er für Besitz, Stärke und Kraft.  
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Die Lenormandkarten unterscheidet man in Sach- und Personenkarten. Die Personenkarten sind beispielsweise die Dame (Karte Nr. 29), der Herr (Karte Nr. 28), das Kind (Karte Nr. 13). Sachkarten sind das Buch (Karte Nr. 26), der Ring (Karte Nr. 25) usw. Des Weiteren gibt es auch solche, die sowohl Personen als auch Gegenstände repräsentieren. Dazu zählt z.B. der Bär (Karte Nr. 15) – er steht als Personenkarte für eine ältere Person, Chef, Anwalt oder Unternehmer. Als Sachkarte gesehen steht er für Besitz, Stärke und Kraft.  
 
Situationen können ebenfalls mit den Lenormandkarten dargestellt werden, wobei die Situationskarten unter die Sachkarten gezählt werden. So drückt die Sonne (Karte Nr. 31) Energie und Glück aus, die Wolken (Karte Nr. 6) bedeuten unter anderem Unklarheiten.
 
Situationen können ebenfalls mit den Lenormandkarten dargestellt werden, wobei die Situationskarten unter die Sachkarten gezählt werden. So drückt die Sonne (Karte Nr. 31) Energie und Glück aus, die Wolken (Karte Nr. 6) bedeuten unter anderem Unklarheiten.
  
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