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| Allerdings befasst sich dieses Kapitel mit einer Warnung an die Männer vor dem Ehebruch, und verwendet in diesem Zusammenhang die Begriffe ''deine Zisterne'' und ''dein Brunnen'' als Metapher für die eigene Gattin. | | Allerdings befasst sich dieses Kapitel mit einer Warnung an die Männer vor dem Ehebruch, und verwendet in diesem Zusammenhang die Begriffe ''deine Zisterne'' und ''dein Brunnen'' als Metapher für die eigene Gattin. |
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− | In den folgenden Jahrzehnten nahm Armstrong die Supervision von mehreren tausend Fällen von kombinierten Urin-Fastenkuren vor. Seine Beobachtungen veröffentlichte er in dem 1944 erschienenen Buch "The Water of Life" (deutschsprachiger Titel: "Urin – Wasser des Lebens").<ref>John W. Armstrong: "Urin – Wasser des Lebens", Ingeborg Allmann Verlag und Buchversand, 2002</ref> Nach Armstrong behauptete dabei, dass eine herkömmliche Diagnose bei der Eigenurintherapie so gut wie keine Rolle spiele, da nahezu alle Krankheiten angeblich auf diese spezielle Therapie ansprechen würden, und es daher egal sei wie die Diagnose laute. | + | In den folgenden Jahrzehnten nahm Armstrong die Supervision von mehreren tausend Fällen von kombinierten Urin-Fastenkuren vor. Seine Beobachtungen veröffentlichte er in dem 1944 erschienenen Buch "The Water of Life" (deutschsprachiger Titel: "Urin – Wasser des Lebens").<ref>John W. Armstrong: "Urin – Wasser des Lebens", Ingeborg Allmann Verlag und Buchversand, 2002</ref> Armstrong behauptete dabei, dass eine herkömmliche Diagnose bei der Eigenurintherapie so gut wie keine Rolle spiele, da angeblich nahezu alle Krankheiten auf diese spezielle Therapie ansprächen und es daher unbedeutend sei, wie die Diagnose laute. |
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− | Es wird von Urintherapie-Anhängen immer wieder die Wirksamkeit des Auftragens von Urin auf die Haut als Argument angeführt. Was davon zu halten ist, hat Prof. Dr. med. et. phil. Wolfgang Hopff vom Pharmakologischen Institut der Universität Zürich vor einigen Jahren schön beschrieben:
| + | Anhänger der Urintherapie führen immer wieder die Wirksamkeit des Auftragens von Urin auf die Haut als Argument an. Prof. Dr. med. et. phil. Wolfgang Hopff vom Pharmakologischen Institut der Universität Zürich führte dazu vor einigen Jahren aus: |
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| :''So wird z.B. berichtet, dass in ländlichen Gebieten bei Wunden und 'Hautkrankheiten' an den unteren Extremitäten von Großvieh durch den Bauern oder auch vom Tierarzt auf diese Wunden uriniert wird. Die Wunden sollen dann schneller heilen. Von Patienten wird berichtet, dass Nagelpilze und 'Ekzeme' mit Urin erfolgreicher behandelt worden seien. Man brauche dazu nur eigenen oder Fremdurin für einen Umschlag zu verwenden.''<ref>Hopff W: Urin als Medikament? Skeptiker, Nr. 2, 61-62, 1995</ref> | | :''So wird z.B. berichtet, dass in ländlichen Gebieten bei Wunden und 'Hautkrankheiten' an den unteren Extremitäten von Großvieh durch den Bauern oder auch vom Tierarzt auf diese Wunden uriniert wird. Die Wunden sollen dann schneller heilen. Von Patienten wird berichtet, dass Nagelpilze und 'Ekzeme' mit Urin erfolgreicher behandelt worden seien. Man brauche dazu nur eigenen oder Fremdurin für einen Umschlag zu verwenden.''<ref>Hopff W: Urin als Medikament? Skeptiker, Nr. 2, 61-62, 1995</ref> |
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− | Vor einer Erklärung sei zunächst festgehalten, dass die Begriffe 'Hautkrankheit' oder 'Ekzem' keineswegs einer Diagnose entsprechen, wie man sie von einem seriösen Mediziner erwarten darf. Bereits ein Medizinstudent der ersten klinischen Semester kann die Symptomatik einer 'Hautkrankheit' näher definieren und dann eine konkrete Diagnose stellen. Auch wird er feststellen können, um welche Pilze es sich bei einer Infektion handelt. | + | Vor einer Erklärung sei zunächst festgehalten, dass die Begriffe 'Hautkrankheit' oder 'Ekzem' keineswegs einer medizinischen Diagnose entsprechen. Bereits ein Medizinstudent der ersten klinischen Semester kann die Symptomatik einer 'Hautkrankheit' näher definieren und davon ausgehend eine konkrete Diagnose stellen. Auch wird er feststellen können, um welche Pilze es sich bei einer Infektion handelt. |
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− | Warum kann Urin wirksam sein? Jeder weiß, dass die Zugabe von Zucker ab einer bestimmten Konzentration die Marmelade haltbar macht. Die Wirkung gegen Schimmelpilze ist dabei recht gut, aber unspezifisch, d.h. aus osmotischen Gründen gehen die Pilze, Bakterien und Sporen zugrunde. Bei der Osmose dringt Lösungsmittel durch eine halbdurchlässige Membran - hier die Zellwand der Erreger - hindurch, bis die Konzentration gelöster Teilchen auf beiden Seiten der Membran gleich ist. Die gleiche Wirkung hat auch Harnstoff. Nur wird Zucker von Hausfrauen vorgezogen, weil er die Marmelade süßt. Harnstoff ist in chemisch reiner Form dagegen völlig geschmacklos. | + | Warum kann Urin wirksam sein? Die Zugabe von Zucker macht ab einer bestimmten Konzentration Marmelade haltbar. Die Wirkung gegen Schimmelpilze ist dabei recht gut, aber unspezifisch, d.h. aus osmotischen Gründen gehen die Pilze, Bakterien und Sporen zugrunde. Bei der Osmose dringt Lösungsmittel durch eine halbdurchlässige Membran - hier die Zellwand der Erreger - ein, bis die Konzentration gelöster Teilchen auf beiden Seiten der Membran gleich ist. Die gleiche Wirkung hat auch Harnstoff. Nur wird Zucker vorgezogen, weil er die Marmelade süßt. Harnstoff ist in chemisch reiner Form dagegen völlig geschmacklos. |
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| Erwachsene scheiden im Urin pro Tag etwa 30 Gramm Harnstoff aus. Beim Urinieren auf Wunden wird der noch warme Urin zusätzlich erwärmt, so dass Wasser verdampfen kann. Dadurch wird Harnstoff konzentriert und kann so unspezifisch osmotisch wirken. | | Erwachsene scheiden im Urin pro Tag etwa 30 Gramm Harnstoff aus. Beim Urinieren auf Wunden wird der noch warme Urin zusätzlich erwärmt, so dass Wasser verdampfen kann. Dadurch wird Harnstoff konzentriert und kann so unspezifisch osmotisch wirken. |
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− | Um es auf den Punkt zu bringen: Der Harnstoff im Urin verschlechtert auf der Wunde die Wachstumsbedingungen für Keime, in dem er diesen das Wasser entzieht. Es fragt sich nur, was daran gesund sein soll, Urin auf eine Wunde zu geben, da Urin selbst bakterienhaltig ist. Urin ist bei einem Gesunden nur dann keimfrei, wenn er direkt durch eine Punktion aus der Blase gewonnen werden kann. Durchfließt der Harn den unteren Harnleiter, wird er zwangsläufig von den dort angesiedelten Bakterien verunreinigt. Normalerweise liegen dann im Mittelstrahlurin (aber auch im mittels Katheter gewonnenen Urin!) Keimzahlen bis zu 10.000/ml vor. Als eine signifikante bakterielle Besiedelung, die einer Therapie bedarf, gelten übrigens Keimzahlen ab 100.000/ml in frischem Urin. Es macht also ausgesprochen wenig Sinn, sich frischen, keimhaltigen Urin auf die ebenfalls mit Bakterien besiedelte Haut zu geben in der Hoffnung, dass möglichst schnell das Wasser verdampft und dann der Harnstoff die Angelegenheit irgendwie regelt. Hierfür ist eine harnstoffhaltige Salbe aus der Apotheke besser geeignet, die nicht nur keine Bakterien, sondern auch mehr Harnstoff enthält. | + | Um es auf den Punkt zu bringen: Der Harnstoff im Urin verschlechtert auf der Wunde die Wachstumsbedingungen für Keime, in dem er diesen das Wasser entzieht. "Gesund" kann diese Praktik, Urin auf eine Wunde zu geben, jedoch nicht sein, da Urin selbst bakterienhaltig ist. Urin ist bei einem Gesunden nur dann keimfrei, wenn er direkt durch eine Punktion aus der Blase gewonnen werden kann. Durchfließt der Harn den unteren Harnleiter, wird er zwangsläufig von den dort angesiedelten Bakterien verunreinigt. Normalerweise liegen dann im Mittelstrahlurin (aber auch im mittels Katheter gewonnenen Urin!) Keimzahlen bis zu 10.000/ml vor. Als eine signifikante bakterielle Besiedelung, die einer Therapie bedarf, gelten übrigens Keimzahlen ab 100.000/ml in frischem Urin. Es hat daher keinen Sinn, frischen, keimhaltigen Urin auf die ebenfalls mit Bakterien besiedelte Haut zu geben in der Hoffnung, dass möglichst schnell das Wasser verdampft und dann der Harnstoff die Angelegenheit regelt. Eine harnstoffhaltige Salbe aus der Apotheke ist besser geeignet, da diese keine Bakterien sowie auch mehr Harnstoff enthält. |
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− | In der Urintherapie-Szene wird behauptet, der Harnstoff des Urins würde in die Haut aufgenommen und dort zur Linderung der Symptome führen, weil es ja auch harnstoffhaltige Salben gäbe, die gleichartiges nachweislich tun würden. Wässrig gelöster Harnstoff kann die fettige Hautschicht aber nicht durchdringen. Ist Harnstoff jedoch in einer fetthaltigen Creme gebunden, dann ist es möglich, dass die fetthaltige Grundlage ihm die Penetration in die oberen Hautschichten erlaubt. | + | In der Urintherapie-Szene wird behauptet, der Harnstoff des Urins werde in die Haut aufgenommen und führe dort zur Linderung der Symptome, weil es ja auch harnstoffhaltige Salben gebe, die nachweislich ähnlich wirkten. Wässrig gelöster Harnstoff kann die fettige Hautschicht aber nicht durchdringen. Ist Harnstoff jedoch in einer fetthaltigen Creme gebunden, erlaubt die fetthaltige Grundlage die Penetration in die oberen Hautschichten. |
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− | Zur angeblich wundersame Wirkung getrunkenen Urins meint Hopff: | + | Zur angeblich positiven Wirkung getrunkenen Urins meint Hopff: |
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| :''Neben den bereits beschriebenen unspezifischen Wirkungen gibt es aber noch eine spezifische Wirkung bei innerlicher (oraler) Anwendung. Der Harnstoff wirkt dann als Diuretikum, d.h. harntreibend. Das wussten schon die Apotheker des Mittelalters, die den 'apozème Suisse' offerierten. Es handelte sich dabei um eingedickten Kuh-Harn, der mit verschiedenen Aromastoffen behandelt wurde, um den unangenehmen Geruch zu überdecken. Selbstverständlich mussten die Patienten auch die durch andere Bestandteile des Urins bedingten Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Aber die Hauptwirkung, die osmotische Wirkung, war beachtlich.''<ref>Hopff W: Urin als Medikament? Skeptiker, Nr. 2, 61-62, 1995</ref> | | :''Neben den bereits beschriebenen unspezifischen Wirkungen gibt es aber noch eine spezifische Wirkung bei innerlicher (oraler) Anwendung. Der Harnstoff wirkt dann als Diuretikum, d.h. harntreibend. Das wussten schon die Apotheker des Mittelalters, die den 'apozème Suisse' offerierten. Es handelte sich dabei um eingedickten Kuh-Harn, der mit verschiedenen Aromastoffen behandelt wurde, um den unangenehmen Geruch zu überdecken. Selbstverständlich mussten die Patienten auch die durch andere Bestandteile des Urins bedingten Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Aber die Hauptwirkung, die osmotische Wirkung, war beachtlich.''<ref>Hopff W: Urin als Medikament? Skeptiker, Nr. 2, 61-62, 1995</ref> |
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− | Es ist bekannt, dass man in Notsituationen den eigenen Urin trinken kann, um eine zeitlang zu überleben. Es ist aber hierbei so wie mit dem Trinken von Salzwasser: Je mehr osmotisch wirkende Substanzen man sich einverleibt, um so schlimmer wird die Angelegenheit. | + | Es ist bekannt, dass man in Notsituationen den eigenen Urin trinken kann, um eine Zeitlang zu überleben. Es ist aber hierbei so wie mit dem Trinken von Salzwasser: Je mehr osmotisch wirkende Substanzen man zu sich nimmt, um so schlimmer wird die Angelegenheit. |
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− | In Deutschland wurde die Eigenurintherapie Anfang der 90er Jahre einer breiten Öffentlichkeit durch die Journalistin Carmen Thomas bekannt, die in ihren Sendungen das Thema aufgriff und 1993 das Buch "Urin − ein ganz besonderer Saft" publizierte.<ref>Carmen Thomas: "Ein ganz besonderer Saft, Urin", VGS Verlagsgesellschaft, Köln 1993</ref> Auch die Schlagersängerin Katja Ebstein machte mit ihren Urin-Gurgelvorschlägen auf sich aufmerksam. Laut Ebstein helfe Urin gegen Halsschmerzen (''Wenn man damit gurgelt, ist Halsweh innerhalb von zwei Stunden weg.'') und auf der Haut angewandt, helfe es "schön" zu bleiben. (''Wenn ich Pickel habe, reibe ich sie mit meinem Urin ein. Dann heilen sie schneller ab.'')<ref>http://www.bild.de/BTO/leute/2007/05/16/ebstein-katja-lets-dance/rtl-urin-schoenheit.html</ref> | + | In Deutschland wurde die Eigenurintherapie Anfang der 90er Jahre einer breiten Öffentlichkeit durch die Journalistin Carmen Thomas bekannt, die in ihren Sendungen das Thema aufgriff und 1993 das Buch "Urin − ein ganz besonderer Saft" publizierte.<ref>Carmen Thomas: "Ein ganz besonderer Saft, Urin", VGS Verlagsgesellschaft, Köln 1993</ref> Auch die Schlagersängerin Katja Ebstein machte mit ihrem Vorschlag, Urin zu gurgeln, auf sich aufmerksam. Laut Ebstein helfe Urin gegen Halsschmerzen (''Wenn man damit gurgelt, ist Halsweh innerhalb von zwei Stunden weg.'') und auf der Haut angewandt, helfe es "schön" zu bleiben. (''Wenn ich Pickel habe, reibe ich sie mit meinem Urin ein. Dann heilen sie schneller ab.'')<ref>http://www.bild.de/BTO/leute/2007/05/16/ebstein-katja-lets-dance/rtl-urin-schoenheit.html</ref> |
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| ==Urindiagnostik und Uroskopie== | | ==Urindiagnostik und Uroskopie== |