− | Eine realitätsbezogene Begründung seiner Thesen hat Tomatis nicht vorgelegt. Fragwürdig sind bereits seine [[pseudowissenschaft]]lichen Vorstellungen, die er zur Stützung seines Konzepts anführt. So sei es ausgehend vom Urknall zu einer Eroberung des zukünftigen Raumes durch Schwingungswellen gekommen, wobei die Schwerkraft als Ausdruck einer Kohäsionskraft anzusehen sei, die sich der weiteren Ausbreitung oder Ausdehnung entgegensetze. Dem Klang komme elementare Bedeutung zu, da "Klang und Licht zwei Umsetzungen desselben Phänomens" seien und "Energie auf diese Schwingungen zurückgehe". Tomatis behauptet außerdem, dass eine "energetische Aura" des Schalls als Vorstufe der Elektrizität angesehen werden müsse und hier die Voraussetzungen für den Elektromagnetismus zu suchen seien.<ref>Tomatis A: Der Klang des Universums. Patmos, 2009 (Neuauflage von 1997)</ref><ref name="Karch2000"/> | + | Eine realitätsbezogene Begründung seiner Thesen hat Tomatis nicht vorgelegt. Fragwürdig sind bereits die [[pseudowissenschaft]]lichen Vorstellungen, die er als Grundlage für sein Therapiekonzept anführt. So sei es ausgehend vom Urknall zu einer Eroberung des zukünftigen Raumes durch Schwingungswellen gekommen, wobei die Schwerkraft als Ausdruck einer Kohäsionskraft anzusehen sei, die sich der weiteren Ausbreitung oder Ausdehnung entgegensetze. Dem Klang komme elementare Bedeutung zu, da "Klang und Licht zwei Umsetzungen desselben Phänomens" seien und "Energie auf diese Schwingungen zurückgehe". Tomatis behauptet außerdem, dass eine "energetische Aura" des Schalls als Vorstufe der Elektrizität angesehen werden müsse und hier die Voraussetzungen für den Elektromagnetismus zu suchen seien.<ref>Tomatis A: Der Klang des Universums. Patmos, 2009 (Neuauflage von 1997)</ref><ref name="Karch2000"/> |
− | Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich 1993 gegen die Tomatis-Methode aus.<ref>http://www.legasthenie.de/lrs/tomatis.htm</ref> Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift. | + | Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich 1993 gegen die Tomatis-Methode aus.<ref>http://www.legasthenie.de/lrs/tomatis.htm</ref> Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift. Kritisiert wurde auch Tomatis' schwammiger Umgang mit dem Begriff "Horchen", der bei Therapieanbietern, die sich auf Tomatis berufen, eine wichtige Rolle spielt und ihnen erlaube, beispielsweise auch Aufmerksamkeitsstörungen oder Leseprobleme als "Horchstörung" zu werten.<ref name="Karch2000"/> |
| Auch die AIT-Methode von Berard wird in Fachkreisen kritisch bewurteilt. Sie wurde u.a. von Mudford et al. (2000) an 16 autistischen Kindern hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht und es stellte sich heraus, dass keines der Kinder von der Therapie profitierte.<ref>Mudford OC, Cross BA, Breen S, Cullen C, Reeves D, Gould J, Douglas J: Auditory integration training for children with autism: no behavioral benefits detected. Am J Ment Retard, 105, 118-129, 2000</ref> Diese Erkenntnis teilen Dawson und Watling (2000), die alle verfügbaren Studien dieser Therapierichtung unter die Lupe nahmen.<ref>Dawson G, Watling R: Interventions to facilitate auditory, visual and motor integration in autism: a review of evidence. J Autism Dev Disord, 30, 415-421, 2000</ref> Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde sprach sich 1998 dahingehend aus, dass es keine wissenschaftlich belegbaren Beweise für die Wirksamkeit dieser Therapieform gäbe.<ref>American Academy of Pediatrics: Auditory integration training and faciliated communication for autism. Pediatrics, 102 (2 Pt 1), 431-433, 1998</ref> Die American Speech-Language-Hearing Association ASHA kommt ebenfalls zu dem Urteil, dass die Methode keine wissenschaftlichen Standards für Wirksamkeit und Sicherheit erfüllt und sieht keine Rechtfertigung für ihren Einsatz.<ref>[http://www.asha.org/docs/html/TR2004-00260.html American Speech-Language-Hearing Association (2004): Auditory Integration Training (Technical Report)]</ref> In den letzten Jahren wird die Methode verstärkt zur Behandlung von ADHS-Kindern beworben. Wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit der Tomatis-Methode bzw. des Auditory Integration Trainings bei ADHS-Patienten untersucht hätten, liegen nicht vor. | | Auch die AIT-Methode von Berard wird in Fachkreisen kritisch bewurteilt. Sie wurde u.a. von Mudford et al. (2000) an 16 autistischen Kindern hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht und es stellte sich heraus, dass keines der Kinder von der Therapie profitierte.<ref>Mudford OC, Cross BA, Breen S, Cullen C, Reeves D, Gould J, Douglas J: Auditory integration training for children with autism: no behavioral benefits detected. Am J Ment Retard, 105, 118-129, 2000</ref> Diese Erkenntnis teilen Dawson und Watling (2000), die alle verfügbaren Studien dieser Therapierichtung unter die Lupe nahmen.<ref>Dawson G, Watling R: Interventions to facilitate auditory, visual and motor integration in autism: a review of evidence. J Autism Dev Disord, 30, 415-421, 2000</ref> Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde sprach sich 1998 dahingehend aus, dass es keine wissenschaftlich belegbaren Beweise für die Wirksamkeit dieser Therapieform gäbe.<ref>American Academy of Pediatrics: Auditory integration training and faciliated communication for autism. Pediatrics, 102 (2 Pt 1), 431-433, 1998</ref> Die American Speech-Language-Hearing Association ASHA kommt ebenfalls zu dem Urteil, dass die Methode keine wissenschaftlichen Standards für Wirksamkeit und Sicherheit erfüllt und sieht keine Rechtfertigung für ihren Einsatz.<ref>[http://www.asha.org/docs/html/TR2004-00260.html American Speech-Language-Hearing Association (2004): Auditory Integration Training (Technical Report)]</ref> In den letzten Jahren wird die Methode verstärkt zur Behandlung von ADHS-Kindern beworben. Wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit der Tomatis-Methode bzw. des Auditory Integration Trainings bei ADHS-Patienten untersucht hätten, liegen nicht vor. |