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| ==Methode== | | ==Methode== |
− | Tomatis war der Ansicht, dass für die kindliche Sprachentwicklung vor allem das rechte Ohr entscheidend sei. Eine wesentliche Ursache der Legasthenie sei ein linksdominantes Hören im Gehirn, das durch seine Methode auf das anzustrebende rechtsdominante Hören umgepolt werden müsse. Überhaupt spiele das Ohr für die kindliche Entwicklung eine herausragenden Rolle; eine besondere Bedeutung habe die Stimme der Mutter, und dies etwa ab dem 4. Schwangerschaftsmonat. Tomatis glaubte, dass Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt sowie eine Ablehnung des Kindes durch die Mutter dazu führe, dass das Kind unbewusst nicht zuhöre. Dadurch würden die Mittelohrmuskeln ihre Spannung verlieren und die Hörfähigkeit beeinträchtigt.<ref>[http://www.neuropaediatrie.com/fileadmin/user_upload/pdfs/Tomatis_lang.pdf D. Karch, V. Uttenweiler, G. Groß-Selbeck, E. Kruse, D. Rating, A. Ritz, H.G. Schlack, H. v. Wedel: "Hörtraining" nach Tomatis und Klangtherapie]. Gemeinsame Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie, der ADANO der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie</ref> | + | Tomatis war der Ansicht, dass für die kindliche Sprachentwicklung vor allem das rechte Ohr entscheidend sei. Eine wesentliche Ursache der Legasthenie sei ein linksdominantes Hören im Gehirn, das durch seine Methode auf das anzustrebende rechtsdominante Hören umgepolt werden müsse. Überhaupt spiele das Ohr für die kindliche Entwicklung eine herausragenden Rolle; eine besondere Bedeutung habe die Stimme der Mutter, und dies etwa ab dem 4. Schwangerschaftsmonat. Tomatis glaubte, dass Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt sowie eine Ablehnung des Kindes durch die Mutter dazu führe, dass das Kind unbewusst nicht zuhöre. Dadurch würden die Mittelohrmuskeln ihre Spannung verlieren und die Hörfähigkeit beeinträchtigt.<ref name="Karch2000">[http://www.neuropaediatrie.com/fileadmin/user_upload/pdfs/Tomatis_lang.pdf D. Karch, V. Uttenweiler, G. Groß-Selbeck, E. Kruse, D. Rating, A. Ritz, H.G. Schlack, H. v. Wedel: "Hörtraining" nach Tomatis und Klangtherapie]. Gemeinsame Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie, der ADANO der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. September 2000</ref> |
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| Bei der Tomatis-Therapie werden dem Patienten über Kopfhörer Sprache, Geräusche und Musik angeboten, deren Klang technisch verändert ist. Insbesondere werden hoch- oder tieffrequente Anteile verstärkt. Vor allem Musik von Mozart sei gut geeignet. Sie wird so gefiltert, dass nur noch hohe Töne (ab 8.000 Hz) enthalten sind. Zusätzlich wird die Stimme der Mutter dargeboten (die dazu z.B. einen Text vorlesen muss). Die Stimme wird so verändert wie sie angeblich im Mutterleib wahrgenommen würde. Sie ist dann zwar nicht zu verstehen, sei aber unverwechselbar. Die Geräusche, Klänge und die Stimme werden wechselnd lateralisiert dargeboten mit dem Ziel, eine Dominanz des rechten Ohrs zu erreichen. Durch die Therapie würden auch die Mittelohrmuskeln trainiert, was nicht nur die Hörfähigkeit verbessere, sondern auch die Befindlichkeit insgesamt. | | Bei der Tomatis-Therapie werden dem Patienten über Kopfhörer Sprache, Geräusche und Musik angeboten, deren Klang technisch verändert ist. Insbesondere werden hoch- oder tieffrequente Anteile verstärkt. Vor allem Musik von Mozart sei gut geeignet. Sie wird so gefiltert, dass nur noch hohe Töne (ab 8.000 Hz) enthalten sind. Zusätzlich wird die Stimme der Mutter dargeboten (die dazu z.B. einen Text vorlesen muss). Die Stimme wird so verändert wie sie angeblich im Mutterleib wahrgenommen würde. Sie ist dann zwar nicht zu verstehen, sei aber unverwechselbar. Die Geräusche, Klänge und die Stimme werden wechselnd lateralisiert dargeboten mit dem Ziel, eine Dominanz des rechten Ohrs zu erreichen. Durch die Therapie würden auch die Mittelohrmuskeln trainiert, was nicht nur die Hörfähigkeit verbessere, sondern auch die Befindlichkeit insgesamt. |
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| ==Kritik== | | ==Kritik== |
− | Eine realitätsbezogene Begründung seiner Thesen hat Tomatis nicht vorgelegt. Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich 1993 gegen die Tomatis-Methode aus.<ref>http://www.legasthenie.de/lrs/tomatis.htm</ref> Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift. | + | Eine realitätsbezogene Begründung seiner Thesen hat Tomatis nicht vorgelegt. Fragwürdig sind bereits seine [[pseudowissenschaft]]lichen Vorstellungen, die er zur Stützung seines Konzepts anführt. So sei es ausgehend vom Urknall zu einer Eroberung des zukünftigen Raumes durch Schwingungswellen gekommen, wobei die Schwerkraft als Ausdruck einer Kohäsionskraft anzusehen sei, die sich der weiteren Ausbreitung oder Ausdehnung entgegensetze. Dem Klang komme elementare Bedeutung zu, da "Klang und Licht zwei Umsetzungen desselben Phänomens" seien und "Energie auf diese Schwingungen zurückgehe". Tomatis behauptet außerdem, dass eine "energetische Aura" des Schalls als Vorstufe der Elektrizität angesehen werden müsse und hier die Voraussetzungen für den Elektromagnetismus zu suchen seien.<ref>Tomatis A: Der Klang des Universums. Patmos, 2009 (Neuauflage von 1997)</ref><ref name="Karch2000"/> |
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| + | Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich 1993 gegen die Tomatis-Methode aus.<ref>http://www.legasthenie.de/lrs/tomatis.htm</ref> Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift. |
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| Auch die AIT-Methode von Berard wird in Fachkreisen kritisch bewurteilt. Sie wurde u.a. von Mudford et al. (2000) an 16 autistischen Kindern hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht und es stellte sich heraus, dass keines der Kinder von der Therapie profitierte.<ref>Mudford OC, Cross BA, Breen S, Cullen C, Reeves D, Gould J, Douglas J: Auditory integration training for children with autism: no behavioral benefits detected. Am J Ment Retard, 105, 118-129, 2000</ref> Diese Erkenntnis teilen Dawson und Watling (2000), die alle verfügbaren Studien dieser Therapierichtung unter die Lupe nahmen.<ref>Dawson G, Watling R: Interventions to facilitate auditory, visual and motor integration in autism: a review of evidence. J Autism Dev Disord, 30, 415-421, 2000</ref> Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde sprach sich 1998 dahingehend aus, dass es keine wissenschaftlich belegbaren Beweise für die Wirksamkeit dieser Therapieform gäbe.<ref>American Academy of Pediatrics: Auditory integration training and faciliated communication for autism. Pediatrics, 102 (2 Pt 1), 431-433, 1998</ref> Die American Speech-Language-Hearing Association ASHA kommt ebenfalls zu dem Urteil, dass die Methode keine wissenschaftlichen Standards für Wirksamkeit und Sicherheit erfüllt und sieht keine Rechtfertigung für ihren Einsatz.<ref>[http://www.asha.org/docs/html/TR2004-00260.html American Speech-Language-Hearing Association (2004): Auditory Integration Training (Technical Report)]</ref> In den letzten Jahren wird die Methode verstärkt zur Behandlung von ADHS-Kindern beworben. Wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit der Tomatis-Methode bzw. des Auditory Integration Trainings bei ADHS-Patienten untersucht hätten, liegen nicht vor. | | Auch die AIT-Methode von Berard wird in Fachkreisen kritisch bewurteilt. Sie wurde u.a. von Mudford et al. (2000) an 16 autistischen Kindern hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht und es stellte sich heraus, dass keines der Kinder von der Therapie profitierte.<ref>Mudford OC, Cross BA, Breen S, Cullen C, Reeves D, Gould J, Douglas J: Auditory integration training for children with autism: no behavioral benefits detected. Am J Ment Retard, 105, 118-129, 2000</ref> Diese Erkenntnis teilen Dawson und Watling (2000), die alle verfügbaren Studien dieser Therapierichtung unter die Lupe nahmen.<ref>Dawson G, Watling R: Interventions to facilitate auditory, visual and motor integration in autism: a review of evidence. J Autism Dev Disord, 30, 415-421, 2000</ref> Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde sprach sich 1998 dahingehend aus, dass es keine wissenschaftlich belegbaren Beweise für die Wirksamkeit dieser Therapieform gäbe.<ref>American Academy of Pediatrics: Auditory integration training and faciliated communication for autism. Pediatrics, 102 (2 Pt 1), 431-433, 1998</ref> Die American Speech-Language-Hearing Association ASHA kommt ebenfalls zu dem Urteil, dass die Methode keine wissenschaftlichen Standards für Wirksamkeit und Sicherheit erfüllt und sieht keine Rechtfertigung für ihren Einsatz.<ref>[http://www.asha.org/docs/html/TR2004-00260.html American Speech-Language-Hearing Association (2004): Auditory Integration Training (Technical Report)]</ref> In den letzten Jahren wird die Methode verstärkt zur Behandlung von ADHS-Kindern beworben. Wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit der Tomatis-Methode bzw. des Auditory Integration Trainings bei ADHS-Patienten untersucht hätten, liegen nicht vor. |
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− | Nach Angaben von Stollhoff (2000) war Tomatis Ende der 1970er Jahre aus der französischen Ärztekammer ausgetreten.<ref>Stollhoff K: Tomatis-Therapie. Was ist dran an dieser Hörkur? Pädiatrie hautnah, Nr.10, 408-409, 2000 | + | Nach Angaben von Stollhoff (2000) war Tomatis Ende der 1970er Jahre aus der französischen Ärztekammer ausgetreten.<ref>Stollhoff K: Tomatis-Therapie. Was ist dran an dieser Hörkur? Pädiatrie hautnah, Nr.10, 408-409, 2000</ref> |
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