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| [[Benutzer:Abrax|Abrax]] 12:24, 30. Jul. 2010 (CEST) | | [[Benutzer:Abrax|Abrax]] 12:24, 30. Jul. 2010 (CEST) |
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| + | ''Eine theoretisch überzeugende Deutung, die ein Verständnis des linken Antisemitismus und Antizionismus ermöglicht, legte Thomas Haury vor. Er zeigt, dass das Weltbild des Marxismus-Leninismus – welches nicht mit dem Marxismus und allen Marxismen gleichzusetzen ist, sondern die herrschende erstarrte Doktrin der staatsozialistischen Länder bezeichnet – strukturelle Gemeinsamkeiten mit dem antisemitischen Weltbild aufweist, die unter bestimmten Bedingungen manifesten Antisemitismus hervorbringen können. Der moderne Antisemitismus, so Haury, sei eine Semantik, die sich unabhängig vom konkreten Inhalt durch drei Strukturmerkmale auszeichne: Personifizierung, Manichäismus und Konstruktion identitärer Kollektive. Jüdinnen und Juden gelten dem Antisemitismus als Personifizierung der modernen Gesellschaft, insbesondere ihrer ungeliebten und unverstandenen Seiten. Manichäisch trennt der Antisemitismus zudem zwischen »den Juden« einerseits und dem als gut konstruierten Gegenstück, beispielsweise dem »Volk«. Im Gegensatz zum Rassismus wird im Antisemitismus das jüdische »Andere« nicht als Unterlegenes konstruiert, sondern als bedrohlich überlegen. Wenn der Antisemitismus auch an den jahrhundertealten (christlichen) Antijudaismus anknüpft, so gewinnt er doch seit seiner Herausbildung als moderner Antisemitismus im 19. Jahrhundert noch ein entscheidendes Strukturmoment in seiner Rolle bei der Schaffung als homogen imaginierter, v.a. nationaler Kollektive. Gerade im Fall der deutschen Nationalbewegung im 19. Jahrhundert ist der von Beginn an virulente Antisemitismus offensichtlich. Die Jüdinnen und Juden stellen das Gegenbild für den Nationalismus dar, da sie nicht nur ein Feindbild im Innern abgeben, sondern durch die Spezifik der jüdischen Existenz als Gegenprinzip zur Nation an sich fungieren. |
| + | Wie Haury zeigt, bestehen bereits im Leninschen Weltbild diese Strukturelemente, auch wenn dieser sich nie antisemitisch äußerte, sondern ein Gegner des Antisemitismus war. Aber er ist grenzenlos in seinem manichäischen Hass gegen die Feinde des Kommunismus oder gegen »Abweichler«, die er hart bekämpft – auf Basis seiner orthodoxen Theorie mit absolutem Geltungsanspruch. In der DDR-Ideologie der fünfziger Jahre spitzt sich dies noch einmal zu. Die zwei als in unüberwindlichem Gegensatz zueinander stehend konstruierten Lager sind der »Imperialismus« auf der einen Seite und die »friedliebenden Völker« auf der anderen. Auf die deutsche Situation bezogen standen sich die sozialistische DDR und die »faschistische« BRD gegenüber. Auch die Personalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse fand Anfang der fünfziger Jahre in der Anti-Kosmopolitismus-Kampagne ihren Höhepunkt, sowohl in der Deutung des Nationalsozialismus als Werk einiger Vertreter der Finanzoligarchie als auch der Darstellung des neuen Feindes als »Clique« von »Wallstreet-Kapitalisten«, in der Rede von der »okkulten Herrschaft« der »Dollarkönige«. Zugleich wurde in der Terrorwelle ein innerer Feind, »Agenten«, »Saboteure«, »Parasiten« und »Volksfeinde«, konstruiert. Dazu trat nun ab Ende der vierziger Jahre ein extremer Nationalismus, der zum Teil auf der kommunistischen Ideologie basierte, die ihren Antinationalismus schon lange abgelegt hatte, und zum Teil auf der strategischen Herausforderung der Legitimation der SED-Herrschaft, da mit ihren sozialistischen Programmpunkten alleine nicht die erhoffte Zustimmung zu erzielen war. |
| + | Der Kommunismus gibt seinen Universalismus – verstanden als universelle Befreiungsbewegung – zugunsten eines nationalen, herrschaftsstabilisierenden Partikularismus auf. Ganz klar widerspricht der Antisemitismus einem linken Weltbild, und doch wurde er in dieser Situation manifest, wo sich eine manichäisch-verschwörungstheoretische ML-Version des Marxismus mit der Notwendigkeit der nationalen Legitimierung konfrontiert sah. Keineswegs ist dies als deterministische Beziehung misszuverstehen. '' |
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| + | http://jungle-world.com/artikel/2008/19/21766.html |
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| + | [[Benutzer:Abrax|Abrax]] 12:33, 30. Jul. 2010 (CEST) |