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− | Die '''Psychoanalyse''' ist eine Theorie von der menschlichen Psyche und gleichzeitig auch eine Form der Psychotherapie. Sie wurde von dem österreischischen Arzt Sigmund Freud begründet. Die Psychoanalyse spaltete sich seitdem in verschiedene Schulen auf. | + | Die '''Psychoanalyse''' ist eine Theorie von der menschlichen Psyche und gleichzeitig auch eine Form der Psychotherapie. Sie wurde von dem österreichischen Arzt Sigmund Freud begründet. Die Psychoanalyse spaltete sich seitdem in verschiedene Schulen auf. |
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| Der Begriff "Psychoanalyse" selbst wurde von Freuds frühem Mitstreiter und Arzt Joseph Breuer geprägt. | | Der Begriff "Psychoanalyse" selbst wurde von Freuds frühem Mitstreiter und Arzt Joseph Breuer geprägt. |
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| Die Phasenlehre geht davon aus, dass die psychische Entwicklung von Kindern in verschiedenen Phasen abläuft, die danach benannt werden, welche Körperregion bevorzugt dem Lustgewinn dient. In der modernen Entwicklungspsychologie sind solche Entwicklungsphasen bei Kindern unbekannt. | | Die Phasenlehre geht davon aus, dass die psychische Entwicklung von Kindern in verschiedenen Phasen abläuft, die danach benannt werden, welche Körperregion bevorzugt dem Lustgewinn dient. In der modernen Entwicklungspsychologie sind solche Entwicklungsphasen bei Kindern unbekannt. |
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− | Kinder seien nach Freud anfangs „polymorph pervers“, sie wollten sich z.B. triebhaft in das Sexualleben ihrer Eltern einmischen. | + | Kinder seien nach Freud anfangs "polymorph pervers", sie wollten sich z.B. triebhaft in das Sexualleben ihrer Eltern einmischen. |
| Die erste Phase ist die orale Phase in einem Alter vom ersten bis ca. drittem Lebensjahr. Der Lustgewinn des Säuglings soll aus der Art der Nahrungsaufnahme, dem Saugen an der Mutterbrust resultieren. Die darauf folgende Phase ist die anale Phase (ca. drittes bis fünftes Lebensjahr), die aus dem Lustgewinn bei der Kontrolle der Ausscheidungen, wenn das Kind sauber wird, resultieren soll. Danach kommt es zur genitalen Phase (fünftes bis siebtes Lebensjahr), in der das Kind den Lustgewinn durch seine Genitalien entdeckt. In dieser Phase entwickelt sich auch der "Ödipuskomplex", der dazu führt, dass das Kind sich in den entgegengesetzt geschlechtlichen Elternteil verliebt, mit ihm sexuell verkehren will und auf den gleichgeschlechtlichen Elternteil eifersüchtig sein soll. Dabei soll der Junge Angst vor dem Vater haben, weil dieser ihn aus Eifersucht kastrieren wolle. Diese Kastrationsangst soll der Junge beim Anblick eines penislosen Mädchens entwickelt haben, in der Annahme, dies sei ein kastrierter Junge. Umgedreht sollen Mädchen angeblich nicht verstehen, wieso sie keinen Penis haben und sollen somit ein Leben lang darauf neidisch sein (Penisneid).<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Penisneid</ref> | | Die erste Phase ist die orale Phase in einem Alter vom ersten bis ca. drittem Lebensjahr. Der Lustgewinn des Säuglings soll aus der Art der Nahrungsaufnahme, dem Saugen an der Mutterbrust resultieren. Die darauf folgende Phase ist die anale Phase (ca. drittes bis fünftes Lebensjahr), die aus dem Lustgewinn bei der Kontrolle der Ausscheidungen, wenn das Kind sauber wird, resultieren soll. Danach kommt es zur genitalen Phase (fünftes bis siebtes Lebensjahr), in der das Kind den Lustgewinn durch seine Genitalien entdeckt. In dieser Phase entwickelt sich auch der "Ödipuskomplex", der dazu führt, dass das Kind sich in den entgegengesetzt geschlechtlichen Elternteil verliebt, mit ihm sexuell verkehren will und auf den gleichgeschlechtlichen Elternteil eifersüchtig sein soll. Dabei soll der Junge Angst vor dem Vater haben, weil dieser ihn aus Eifersucht kastrieren wolle. Diese Kastrationsangst soll der Junge beim Anblick eines penislosen Mädchens entwickelt haben, in der Annahme, dies sei ein kastrierter Junge. Umgedreht sollen Mädchen angeblich nicht verstehen, wieso sie keinen Penis haben und sollen somit ein Leben lang darauf neidisch sein (Penisneid).<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Penisneid</ref> |
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− | Weder für die Existenz der einzelnen Phasen, noch für den Ödiouskomplex oder den Penisneid gibt es einen einzigen wissenschaftlichen Beleg. | + | Weder für die Existenz der einzelnen Phasen, noch für Ödiopuskomplex oder Penisneid gibt es einen einzigen wissenschaftlichen Beleg. |
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| Das ursprüngliche Phasenmodell wurde in späterer Zeit weiter ausgebaut. So teilte Erik H. Erikson die menschliche Entwicklung in acht Phasen von der Geburt bis zum hohen Alter ein. In seinem [http://de.wikipedia.org/wiki/Stufenmodell_der_psychosozialen_Entwicklung Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung] geht er davon aus, dass die individuelle Lösung jeder dieser Phasen den Ausgang eines für diese Phase typischen Konflikts zwischen zwei gegensätzlichen Tugenden bestimmt. Dabei bestimmt die Art der Lösung der vorhergehenden Phasen die Bewältigung der folgenden phasentypischen Konflikte. Auch dieses Modell ist wissenschaftlich unbelegt, zumal es jedem Menschen diese Phasen zuordnet, unabhängig von anderen Gegebenheiten. | | Das ursprüngliche Phasenmodell wurde in späterer Zeit weiter ausgebaut. So teilte Erik H. Erikson die menschliche Entwicklung in acht Phasen von der Geburt bis zum hohen Alter ein. In seinem [http://de.wikipedia.org/wiki/Stufenmodell_der_psychosozialen_Entwicklung Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung] geht er davon aus, dass die individuelle Lösung jeder dieser Phasen den Ausgang eines für diese Phase typischen Konflikts zwischen zwei gegensätzlichen Tugenden bestimmt. Dabei bestimmt die Art der Lösung der vorhergehenden Phasen die Bewältigung der folgenden phasentypischen Konflikte. Auch dieses Modell ist wissenschaftlich unbelegt, zumal es jedem Menschen diese Phasen zuordnet, unabhängig von anderen Gegebenheiten. |
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| ===Triebtheorie=== | | ===Triebtheorie=== |
| Die psychoanalytische Triebtheorie geht von zwei angeborenen, entgegengesetzten Trieben im Menschen aus, dem Lebenstrieb (Eros bzw. Libido), der für die Energie für Wachstum und Überleben sorgt und das Individuum zur sexuellen Reproduktion veranlasst und dem Todestrieb (Thanatos), der nach der Selbstzerstörung des Individuums strebt. Beide sollen im "Es" lokalisiert sein. | | Die psychoanalytische Triebtheorie geht von zwei angeborenen, entgegengesetzten Trieben im Menschen aus, dem Lebenstrieb (Eros bzw. Libido), der für die Energie für Wachstum und Überleben sorgt und das Individuum zur sexuellen Reproduktion veranlasst und dem Todestrieb (Thanatos), der nach der Selbstzerstörung des Individuums strebt. Beide sollen im "Es" lokalisiert sein. |
− | Nach Freud besteht eine ständige Spannung zwischen dem Selbsterhaltungs- und dem Selbstvernichtungstrieb. Aggressionen sind nach dieser Theorie durch einen nach außen gerichteten (abgelenkten) Todestrieb motiviert, der vor der Selbstzerstörung bewahrt. Diese Theorie wird aus verschiedenen Gründen weitestgehend abgelehnt, weil die beiden Triebe sich (bzw. die entsprechenden neurologischen Vorgänge) nicht im Gehirn lokalisieren lassen und diese Theorie wissenschaftlich nicht überprüfbar ist. Aus diesem Grund ist diese Theorie auch nicht falsififizierbar. | + | Nach Freud besteht eine ständige Spannung zwischen dem Selbsterhaltungs- und dem Selbstvernichtungstrieb. Aggressionen sind nach dieser Theorie durch einen nach außen gerichteten (abgelenkten) Todestrieb motiviert, der vor der Selbstzerstörung bewahrt. Diese Theorie wird aus verschiedenen Gründen weitestgehend abgelehnt, weil die beiden Triebe sich (bzw. die entsprechenden neurologischen Vorgänge) nicht im Gehirn lokalisieren lassen und diese Theorie wissenschaftlich nicht überprüfbar ist. Aus diesem Grund ist diese Theorie auch nicht falsifizierbar. |
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| ==Schulen== | | ==Schulen== |
− | Im Laufe der Zeit spaltete sich die Psychoanalyse in verschiedene Schulen auf. Schon zu Freuds Lebzeiten wandten sich einige seiner Anhänger (A. Adler, C.G. Jung) von ihm ab und gründeten eigene Schulen, die in Einzelheiten von Freuds Lehre abwichen. So führte C. G. Jung der Begriff des „kollektiven Unbewussten“ und die Lehre von den „Archetypen“ ein. Zahlreiche weitere Richtungen entstanden bis zum heutigen Tag. Auch alle diese lassen jeden wissenschaftlichen Nachweis der reellen Existenz ihrer Theorieinhalte missen. | + | Im Laufe der Zeit spaltete sich die Psychoanalyse in verschiedene Schulen auf. Schon zu Freuds Lebzeiten wandten sich einige seiner Anhänger (A. Adler, C. G. Jung) von ihm ab und gründeten eigene Schulen, die in Einzelheiten von Freuds Lehre abwichen. So führte C. G. Jung den Begriff des "kollektiven Unbewussten" und die Lehre von den "Archetypen" ein. Zahlreiche weitere Richtungen entstanden bis zum heutigen Tag. Auch alle diese lassen jeden wissenschaftlichen Nachweis der reellen Existenz ihrer Theorieinhalte missen. |
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| ==Psychoanalytische Therapie== | | ==Psychoanalytische Therapie== |
− | Die Ausbildung Zum Psychoanalytiker setzt nicht notwendigerweise ein Medizin- oder Psychologiestudium voraus. Viele Analytiker sind Sozialwissenschaftler, Pädagogen oder Philosophen. Auch völlig fachfremde Personen können, völlig ohne Kenntnisse der Neurowissenschaften, der Psychologie, der Psychopathologie und Pharmakologie Analytiker werden. Eine wichtige Voraussetzung, um die Bezeichnung Psychoanalytiker führen zu dürfen, ist eine Lehranalyse, bei der sich der Ausbildungskandidat durch einen anderen Analytiker selber analysieren lassen muss. Dabei soll er einerseits die Analysetechniken erlernen, andererseits soll er von eigenen psychischen Problemen geheilt werden. Die Lehranalyse muss selber bezahlt werden, und dauert oftmals Jahre. | + | Die Ausbildung zum Psychoanalytiker setzt nicht notwendigerweise ein Medizin- oder Psychologiestudium voraus. Viele Analytiker sind Sozialwissenschaftler, Pädagogen oder Philosophen. Auch völlig fachfremde Personen können, völlig ohne Kenntnisse der Neurowissenschaften, der Psychologie, der Psychopathologie und Pharmakologie Analytiker werden. Eine wichtige Voraussetzung, um die Bezeichnung Psychoanalytiker führen zu dürfen, ist eine Lehranalyse, bei der sich der Ausbildungskandidat durch einen anderen Analytiker selber analysieren lassen muss. Dabei soll er einerseits die Analysetechniken erlernen, andererseits soll er von eigenen psychischen Problemen geheilt werden. Die Lehranalyse muss selber bezahlt werden, und dauert oftmals Jahre. |
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| Die klassische Psychoanalyse findet über einige Jahre hinweg drei- bis fünfmal wöchentlich statt. Der Patient bzw. Analysand liegt auf einer Couch und sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht (Freies Assoziieren). Der hinter ihm sitzende Analytiker hört mit einer Haltung "freischwebender Aufmerksamkeit" zu und teilt dem Analysanden die während des psychoanalytischen Prozesses gewonnenen Erkenntnisse mit ("Deutung"), wann immer er dies für günstig hält. Dabei ist ausdrücklich erwünscht, dass der Klient eine Beziehung zum Analytiker entwickelt, deren Emotionen, Motive, Wünsche u.a. thematisiert und vom Analytiker interpretiert werden (Übertragung - Gegenübertragung). Auch die Traumdeutung kommt während der analytischen Behandlung zur Anwendung. | | Die klassische Psychoanalyse findet über einige Jahre hinweg drei- bis fünfmal wöchentlich statt. Der Patient bzw. Analysand liegt auf einer Couch und sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht (Freies Assoziieren). Der hinter ihm sitzende Analytiker hört mit einer Haltung "freischwebender Aufmerksamkeit" zu und teilt dem Analysanden die während des psychoanalytischen Prozesses gewonnenen Erkenntnisse mit ("Deutung"), wann immer er dies für günstig hält. Dabei ist ausdrücklich erwünscht, dass der Klient eine Beziehung zum Analytiker entwickelt, deren Emotionen, Motive, Wünsche u.a. thematisiert und vom Analytiker interpretiert werden (Übertragung - Gegenübertragung). Auch die Traumdeutung kommt während der analytischen Behandlung zur Anwendung. |
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− | Dabei wird das Therapiesetting von vielen Analytikern sehr rigide gehandhabt, z.B. müssen sogar Therapieausfälle bei langfristig planbaren Ereignissen (Urlaub) bezahlt werden, da dies angeblich einem therapeutischen Zweck dient. Aus diesem Grunde wird auch die Verlegung einzelner Therapiesitzungen abgelehnt. Weigerungen des Klineten werden dann als "Widerstand" gedeutet. Das hat zur Folge, dass das Leben des Klineten über einen sehr langen Zeitraum voll und ganz der Psychoanalyse unterworfen wird und dass seine Flexibilität und Autonomie im Leben - ein Ziel, auf das einen gute Psychotherapie eigentlich hinarbeiten muss - extrem behindert wird<ref>http://www.psychotherapiepraxis.at/archiv/viewtopic.php?t=12981</ref><ref>http://www.sgipt.org/th_schul/pkrit/degepet0.htm</ref>. | + | Dabei wird das Therapiesetting von vielen Analytikern sehr rigide gehandhabt, z.B. müssen sogar Therapieausfälle bei langfristig planbaren Ereignissen (Urlaub) bezahlt werden, da dies angeblich einem therapeutischen Zweck dient. Aus diesem Grund wird auch die Verlegung einzelner Therapiesitzungen abgelehnt. Weigerungen des Klienten werden dann als "Widerstand" gedeutet. Das hat zur Folge, dass das Leben des Klienten über einen sehr langen Zeitraum voll und ganz der Psychoanalyse unterworfen wird und dass seine Flexibilität und Autonomie im Leben - ein Ziel, auf das einen gute Psychotherapie eigentlich hinarbeiten muss - extrem behindert wird.<ref>http://www.psychotherapiepraxis.at/archiv/viewtopic.php?t=12981</ref><ref>http://www.sgipt.org/th_schul/pkrit/degepet0.htm</ref> |
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| Solche lang andauernden Therapien sind derzeit nicht mehr häufig. Kürzere Therapieformen sind die psychoanalytische Fokaltherapie und die tiefenpsychologische Psychotherapie.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Psychoanalyse#Psychoanalyse_als_Therapie</ref> | | Solche lang andauernden Therapien sind derzeit nicht mehr häufig. Kürzere Therapieformen sind die psychoanalytische Fokaltherapie und die tiefenpsychologische Psychotherapie.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Psychoanalyse#Psychoanalyse_als_Therapie</ref> |
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− | Eine Psychoanalytische Therapie strebt weitergehende Umstrukturierung der Persönlichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen an, die zur Aufrechterhaltung psychopathologischer Elemente beitragen. Da dies sehr weitreichende Eingriffe in die persönlichkeit des Klienten sind, ist schon allein aus diesem Grund die Fehlergefahr sehr hoch. | + | Eine psychoanalytische Therapie strebt weitergehende Umstrukturierung der Persönlichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen an, die zur Aufrechterhaltung psychopathologischer Elemente beitragen. Da dies sehr weitreichende Eingriffe in die Persönlichkeit des Klienten sind, ist schon allein aus diesem Grund die Fehlergefahr sehr hoch. |
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| ==Kritik== | | ==Kritik== |
| ===Generell=== | | ===Generell=== |
| Freud sah die Psychoanalyse anfangs als eine Naturwissenschaft. Je mehr empirische Fakten im Laufe der Zeit gegen die Annahmen der Psychoanalyse sprachen, desto stärker wandelte sich diese zu einer Art "Verstehenskunst". Die bedeutendsten Vertreter der Psychoanalyse sind keine Psychologen oder Ärzte, sondern Philosophen (Beispiel: Jürgen Habermas), denen die empirische Prüfung der Aussagen der Psychoanalyse nicht relevant erschien. | | Freud sah die Psychoanalyse anfangs als eine Naturwissenschaft. Je mehr empirische Fakten im Laufe der Zeit gegen die Annahmen der Psychoanalyse sprachen, desto stärker wandelte sich diese zu einer Art "Verstehenskunst". Die bedeutendsten Vertreter der Psychoanalyse sind keine Psychologen oder Ärzte, sondern Philosophen (Beispiel: Jürgen Habermas), denen die empirische Prüfung der Aussagen der Psychoanalyse nicht relevant erschien. |
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| Inzwischen ist wohl jeder relevante Aspekt der Psychoanalyse zum Thema heftiger Debatten geworden. Eine zentrale Kritik besagt, dass die klassische Psychoanalyse aus methodischen Gründen nicht als empirische Wissenschaft akzeptiert werden kann, da ihre suggestive Wirkung in der Therapiesituation selbsterfüllende Prophezeiungen produziere. Akzeptiert der Patient die Deutung, wertet der Therapeut dies als Bestätigung. Widerspricht er ihr, sucht der Therapeut nach unbewussten Widerständen gegen die Interpretation und fühlt sich gleichfalls bestätigt. Dies führt zu dem Vorwurf der theoretischen und methodischen Immunisierung gegen Kritik. Kritik erfolgte auch an der therapeutischen Praxis der Psychoanalyse, die zu langwierig und teuer sei, während der Nutzen nicht überzeugend belegt sei.<ref>http://www.gwup.org/infos/themen-nach-gebiet/66-gesundheit/71-psychoanalyse</ref> | | Inzwischen ist wohl jeder relevante Aspekt der Psychoanalyse zum Thema heftiger Debatten geworden. Eine zentrale Kritik besagt, dass die klassische Psychoanalyse aus methodischen Gründen nicht als empirische Wissenschaft akzeptiert werden kann, da ihre suggestive Wirkung in der Therapiesituation selbsterfüllende Prophezeiungen produziere. Akzeptiert der Patient die Deutung, wertet der Therapeut dies als Bestätigung. Widerspricht er ihr, sucht der Therapeut nach unbewussten Widerständen gegen die Interpretation und fühlt sich gleichfalls bestätigt. Dies führt zu dem Vorwurf der theoretischen und methodischen Immunisierung gegen Kritik. Kritik erfolgte auch an der therapeutischen Praxis der Psychoanalyse, die zu langwierig und teuer sei, während der Nutzen nicht überzeugend belegt sei.<ref>http://www.gwup.org/infos/themen-nach-gebiet/66-gesundheit/71-psychoanalyse</ref> |
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− | Viele Psychoanalytiker lehnen auch heute noch die biologische Entstehung psychischer Krankheiten und die medikamentöse Behandlung dieser ab. Ähnlich den Pseudomedizinern plädieren sie auf die [[Ganzheitlichkeit|ganzheitliche]] Betrachtung der Persönlichkeit, kritisieren den "Biologismus" oder "Scientizismus" und grenzen sich von der wissenschaftlichen Psychologie ab, die sie analog zur "Schulmedizin" "Schulpsychologie" nennen.<ref>http://www.psychoanalyse-aktuell.de/kinder/adhs.html</ref> | + | Viele Psychoanalytiker lehnen auch heute noch die biologische Entstehung psychischer Krankheiten und die medikamentöse Behandlung dieser ab. Ähnlich den Pseudomedizinern plädieren sie auf die [[Ganzheitlichkeit|ganzheitliche]] Betrachtung der Persönlichkeit, kritisieren den "Biologismus" oder "Scientizismus" und grenzen sich von der wissenschaftlichen Psychologie ab, die sie "Schulpsychologie" nennen (analog zur "Schulmedizin").<ref>http://www.psychoanalyse-aktuell.de/kinder/adhs.html</ref> |
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| Die einseitige Betrachtung psychischer Leiden brachte auch so skurrile Konzepte der Krankheitsentstehung mit sich, wie z.B. die "schizophrenogene Mutter", deren ambivalentes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich die Ursache der Schizophrenie sei<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophreniekonzepte#Psychodynamische_Konzepte</ref><ref>http://www.sgipt.org/medppp/schizo/haefn0.htm</ref> oder die "Kühlschrankmutter", deren distanziertes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich Autismus auslösen soll<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BChlschrankmutter</ref>. Dem entsprechend wurden Betroffene auch analytisch behandelt. Damit wurde nicht nur zahlreichen Menschen effektive Hilfe verwehrt, es wurden zudem auch noch den Müttern, die durch die Erkrankung des Kindes sowieso schon stark belastet waren, zusätzlich Schuldgefühle dafür aufgebürdet. Die beiden Konzepte sind inzwischen von den modernen Neurowissenschaften widerlegt. | | Die einseitige Betrachtung psychischer Leiden brachte auch so skurrile Konzepte der Krankheitsentstehung mit sich, wie z.B. die "schizophrenogene Mutter", deren ambivalentes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich die Ursache der Schizophrenie sei<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophreniekonzepte#Psychodynamische_Konzepte</ref><ref>http://www.sgipt.org/medppp/schizo/haefn0.htm</ref> oder die "Kühlschrankmutter", deren distanziertes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich Autismus auslösen soll<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BChlschrankmutter</ref>. Dem entsprechend wurden Betroffene auch analytisch behandelt. Damit wurde nicht nur zahlreichen Menschen effektive Hilfe verwehrt, es wurden zudem auch noch den Müttern, die durch die Erkrankung des Kindes sowieso schon stark belastet waren, zusätzlich Schuldgefühle dafür aufgebürdet. Die beiden Konzepte sind inzwischen von den modernen Neurowissenschaften widerlegt. |
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− | Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Ablauf der Behandlung. In der Regel treffen Therapeut und Patient mindestens 3-mal wöchentlich zu einer Therapiestunde zusammen. Die Realität wird dabei immer mehr ausgeklammert, die Bindung zum Therapeuten immer stärker, teilweise so stark, dass es in der realen Welt des Klienten nicht selten zu Beziehungsabrüchen und zu einer totalen Isolation kommt. Durch solche teils sehr engen Beziehungen zwischen Analytiker und Klient und der Besprechung teils sehr intimer Informationen aus dem Leben des Klienten, ist die Gefahr des sexuellen Missbrauchs während der Therapie sehr groß<ref>http://www.sgipt.org/th_schul/pa/misbr/smeinf.htm</ref>. | + | Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Ablauf der Behandlung. In der Regel treffen Therapeut und Patient mindestens 3-mal wöchentlich zu einer Therapiestunde zusammen. Die Realität wird dabei immer mehr ausgeklammert, die Bindung zum Therapeuten immer stärker, teilweise so stark, dass es in der realen Welt des Klienten nicht selten zu Beziehungsabrüchen und zu einer totalen Isolation kommt. Durch solche teils sehr engen Beziehungen zwischen Analytiker und Klient und der Besprechung teils sehr intimer Informationen aus dem Leben des Klienten, ist die Gefahr des sexuellen Missbrauchs während der Therapie sehr groß.<ref>http://www.sgipt.org/th_schul/pa/misbr/smeinf.htm</ref> |
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| + | Da es, anders als bei Arzneimitteln, in der Psychoanalyse und in anderen Psychotherapieschulen kein fundiertes Qualitätssicherungs- oder Nebenwirkungsmeldesystem gibt, bleiben Psychotherapieschäden fast immer im Verborgenen oder obliegen, mangels einer unabhängigen Behörde, nur der Einschätzung der Therapeuten oder des Therapeutenverbandes, dem die Therapeuten angehören. In der Praxis werden sie oft heruntergespielt, unkonventionellen Behandlungsmethoden oder dem Patienten selbst zur Last gelegt. Dies hat wiederum zur Folge, dass es für Betroffene oft nur sehr schwierig ist, einen Therapieschaden nachzuweisen. Diesbezügliche Klagen gegen Therapeuten bleiben mangels objektiver und unabhängiger Qualitätskontrolle daher meist erfolglos. |
− | Da es in der Psychoanalyse, wie auch in anderen Psychotherapieschulen kein fundiertes Qualitätssicherungs oder Nebenwirkungsmeldesystem wie etwa bei Arzneimitteln gibt, bleiben Psychotherapieschäden fast immer im Verborgenen oder obliegen mangels einer unabhängigen Behörde nur der Einschätzung der Therapeuten oder des Therapeutenverbandes, dem die Therapeuten angehören. In der Praxis werden sie oft heruntergespielt, unkonventionellen Behandlungsmethoden oder dem Patienten selbst zur Last gelegt. Dies hat wiederum zur Folge, dass es für Betroffene oft nur sehr schwierig ist, einen Therapieschaden nachzuweisen. Diesbezügliche Klagen gegen Therapeuten bleiben mangels objektiver und unabhängiger Qualitätskontrolle daher meist erfolglos. | |
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| ===Kritik der Instanzenlehre=== | | ===Kritik der Instanzenlehre=== |
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| ===Kritik und Veröffentlichungen von Psychoanalyse-Geschädigten=== | | ===Kritik und Veröffentlichungen von Psychoanalyse-Geschädigten=== |
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| ====''Seelenrisse auf Rezept''==== | | ====''Seelenrisse auf Rezept''==== |
| In ihrem Buch "Seelenrisse auf Rezept" macht Marie Faber auf Basis eigener Erfahrungen auf die Gefahren der Psychoanalyse aufmerksam. Der Titel des Buches impliziert, dass Psychoanalyse immer noch zu jenen Psychotherapieverfahren zählt, welche von den Krankenkassen erstattet wird. | | In ihrem Buch "Seelenrisse auf Rezept" macht Marie Faber auf Basis eigener Erfahrungen auf die Gefahren der Psychoanalyse aufmerksam. Der Titel des Buches impliziert, dass Psychoanalyse immer noch zu jenen Psychotherapieverfahren zählt, welche von den Krankenkassen erstattet wird. |
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| ''"Diese Therapeuten haben mir nicht nur 14 Jahre meines Lebens zerstört, meine Schulden werden mich auch den Rest meines Lebens täglich an sie erinnern. Gestern war ich an einem Punkt, [...] wenn ich irgendetwas zur Hand gehabt hätte, ich hätte mir das Leben genommen."'' | | ''"Diese Therapeuten haben mir nicht nur 14 Jahre meines Lebens zerstört, meine Schulden werden mich auch den Rest meines Lebens täglich an sie erinnern. Gestern war ich an einem Punkt, [...] wenn ich irgendetwas zur Hand gehabt hätte, ich hätte mir das Leben genommen."'' |
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− | Und zur Schließung des Forums: | + | Und zur Schließung des Forums: |
| ''"Schlussendlich habe ich die Entscheidung getroffen, dass der Kampf zwar wichtig und notwendig ist, aber nicht um den Preis, dass ich bei draufgehe. Ich habe dann dieses Forum geschlossen und jetzt auch unter anderen Aktivitäten einen Schlussstrich gezogen".''<ref>http://www.induzierte-erinnerungen.com/viewtopic.php?t=1604</ref> | | ''"Schlussendlich habe ich die Entscheidung getroffen, dass der Kampf zwar wichtig und notwendig ist, aber nicht um den Preis, dass ich bei draufgehe. Ich habe dann dieses Forum geschlossen und jetzt auch unter anderen Aktivitäten einen Schlussstrich gezogen".''<ref>http://www.induzierte-erinnerungen.com/viewtopic.php?t=1604</ref> |
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