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| Kohlenhydrate sind für den Menschen nicht essentiell.<ref>Eric C Westman: ''Is dietary carbohydrate essential for human nutrition?'' In: American Society for Clinical Nutrition (Hrsg.): Am J Clin Nutr 2002. 75, Nr. 5, 1. Mai 2002, S. 951-953. [http://www.ajcn.org/cgi/content/full/75/5/951-a Artikel]</ref> Der Körper kann Kohlenhydrate durch die Gluconeogenese unter Energieaufwand aus anderen Nahrungsbestandteilen (Proteine und Glycerin) selbst herstellen. Eine eigenständige Erkrankung durch Mangel an Kohlenhydraten ist daher beim Menschen nicht bekannt. Der tägliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen beträgt ungefähr 160 g, davon entfallen 120 g auf das Gehirn. Die Leber eines gesunden Erwachsenen kann täglich etwa 180 bis 200 g Glucose synthetisieren. | | Kohlenhydrate sind für den Menschen nicht essentiell.<ref>Eric C Westman: ''Is dietary carbohydrate essential for human nutrition?'' In: American Society for Clinical Nutrition (Hrsg.): Am J Clin Nutr 2002. 75, Nr. 5, 1. Mai 2002, S. 951-953. [http://www.ajcn.org/cgi/content/full/75/5/951-a Artikel]</ref> Der Körper kann Kohlenhydrate durch die Gluconeogenese unter Energieaufwand aus anderen Nahrungsbestandteilen (Proteine und Glycerin) selbst herstellen. Eine eigenständige Erkrankung durch Mangel an Kohlenhydraten ist daher beim Menschen nicht bekannt. Der tägliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen beträgt ungefähr 160 g, davon entfallen 120 g auf das Gehirn. Die Leber eines gesunden Erwachsenen kann täglich etwa 180 bis 200 g Glucose synthetisieren. |
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− | Obwohl die ketogene Diät zumeist bei Übergewichtigen zur Gewichtsreduktion populär ist, unbelegt zum "Bodybuilding" beworben und als [[Krebsdiät|Wundertherapie bei Krebs]] gepriesen wird, ist diese Diät tatsächlich eine Therapieoption bei bestimmten Erkrankungen. So ist diese Diät bei den Erbkrankheiten Glukosetransporter(GLUT1)-Defekt und Pyruvatdehydrogenase-Mangel die einzige Therapiemöglichkeit. Bei einigen Formen der kindlichen Epilepsie lässt sich bei einem Teil der Kinder Anfallsfreiheit bzw. Besserung der Symptomatik erreichen. | + | Obwohl die ketogene Diät zumeist bei Übergewichtigen zur Gewichtsreduktion populär ist, unbelegt zum "Bodybuilding" beworben und als [[Krebsdiät|Wundertherapie bei Krebs]] gepriesen wird, ist diese Diät tatsächlich eine Therapieoption bei bestimmten Erkrankungen. So ist diese Diät bei den Erbkrankheiten Glucosetransporter(GLUT1)-Defekt und Pyruvatdehydrogenase-Mangel die einzige Therapiemöglichkeit. Bei einigen Formen der kindlichen Epilepsie lässt sich bei einem Teil der Kinder Anfallsfreiheit bzw. Besserung der Symptomatik erreichen. |
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| Varianten der ketogenen Diät sind Low-Carb-Diäten, wie Atkins-Diät oder South Beach Diät, und die [[Krebsdiät nach Coy|TKTL1-Anti-Krebs-Diät nach Johannes Coy]]. | | Varianten der ketogenen Diät sind Low-Carb-Diäten, wie Atkins-Diät oder South Beach Diät, und die [[Krebsdiät nach Coy|TKTL1-Anti-Krebs-Diät nach Johannes Coy]]. |
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| Die Grundlage für die These zur Anwendung einer ketogenen Diät basiert auf der von Otto Heinrich Warburg postulierten Vermutung, dass Tumore Ketonkörper nicht metabolisieren können. Diese Erkenntnisse bildet die Grundlage für die Anhänger der Theorie einer ketogenen Diät um Tumore quasi auszuhungern.<br> | | Die Grundlage für die These zur Anwendung einer ketogenen Diät basiert auf der von Otto Heinrich Warburg postulierten Vermutung, dass Tumore Ketonkörper nicht metabolisieren können. Diese Erkenntnisse bildet die Grundlage für die Anhänger der Theorie einer ketogenen Diät um Tumore quasi auszuhungern.<br> |
− | Eine mögliche krebshemmende Wirkung der ketogenen Diät wird wissenschaftlich diskutiert<ref>Klement RJ, Kämmerer U.: ''Is there a role for carbohydrate restriction in the treatment and prevention of cancer?'' Nutr Metab (Lond). 2011 Oct 26;8:75. doi: 10.1186/1743-7075-8-75</ref>, gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise auf mögliche krebsfördernde Wirkungen.<ref name='keto1> Martinez-Outschoorn UE, Lin Z, Whitaker-Menezes D, Howell A, Sotgia F, Lisanti MP: Ketone body utilization drives tumor growth and metastasis. Cell Cycle, 2012 Nov 1;11(21):3964-71. doi: 10.4161/cc.22137</ref> Bei Betrachtung der wissenschaftlichen Studienlage zeigt sich, dass die These einer "Glukose-Aushungerung" von Krebszellen mit Hilfe der ketogenen Diät nicht belegt ist. | + | Eine mögliche krebshemmende Wirkung der ketogenen Diät wird wissenschaftlich diskutiert<ref>Klement RJ, Kämmerer U.: ''Is there a role for carbohydrate restriction in the treatment and prevention of cancer?'' Nutr Metab (Lond). 2011 Oct 26;8:75. doi: 10.1186/1743-7075-8-75</ref>, gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise auf mögliche krebsfördernde Wirkungen.<ref name='keto1> Martinez-Outschoorn UE, Lin Z, Whitaker-Menezes D, Howell A, Sotgia F, Lisanti MP: Ketone body utilization drives tumor growth and metastasis. Cell Cycle, 2012 Nov 1;11(21):3964-71. doi: 10.4161/cc.22137</ref> Bei Betrachtung der wissenschaftlichen Studienlage zeigt sich, dass die These einer "Glucose-Aushungerung" von Krebszellen mit Hilfe der ketogenen Diät nicht belegt ist. |
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| Ein genauer Mechanismus, wie ketogene Diäten antitumorale Therapien unterstützen können ist bis dato nicht identifiziert. Die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen lieferten keinen messbaren Vorteil bzgl. Mortalität und Morbidität. Es wurden nur die Machbarkeit an sich, Auswirkung auf die Lebensqualität und Therapietreue untersucht. <ref>Erickson, Schaller, Berling et al. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer Verlag 2017, S: 232</ref> | | Ein genauer Mechanismus, wie ketogene Diäten antitumorale Therapien unterstützen können ist bis dato nicht identifiziert. Die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen lieferten keinen messbaren Vorteil bzgl. Mortalität und Morbidität. Es wurden nur die Machbarkeit an sich, Auswirkung auf die Lebensqualität und Therapietreue untersucht. <ref>Erickson, Schaller, Berling et al. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer Verlag 2017, S: 232</ref> |
| Eine Studie zeigt, dass vorübergehende Restriktion von Kohlenhydraten sich auf das Wachstum bestimmter Tumore, wie Mamma-Karzinome auswirkt. Die daraus folgende Verstärkung der Nutzung von Lactat und Ketonkörper nimmt wiederum Einfluss auf die Entwicklung eines Krebszellenstamm-Phänotyps, welcher mit einer höheren Mortalität korreliert. In der gleichen Arbeit wurde in experimentelle Versuchen gezeigt, dass Tumorzellen adaptionsfähig sind und Ketonkörper zur Aufrechterhaltung des Stoffwechsel heranziehen. <ref name='keto1> Martinez-Outschoorn UE, Lin Z, Whitaker-Menezes D, Howell A, Sotgia F, Lisanti MP: Ketone body utilization drives tumor growth and metastasis. Cell Cycle, 2012 Nov 1;11(21):3964-71. doi: 10.4161/cc.22137</ref> | | Eine Studie zeigt, dass vorübergehende Restriktion von Kohlenhydraten sich auf das Wachstum bestimmter Tumore, wie Mamma-Karzinome auswirkt. Die daraus folgende Verstärkung der Nutzung von Lactat und Ketonkörper nimmt wiederum Einfluss auf die Entwicklung eines Krebszellenstamm-Phänotyps, welcher mit einer höheren Mortalität korreliert. In der gleichen Arbeit wurde in experimentelle Versuchen gezeigt, dass Tumorzellen adaptionsfähig sind und Ketonkörper zur Aufrechterhaltung des Stoffwechsel heranziehen. <ref name='keto1> Martinez-Outschoorn UE, Lin Z, Whitaker-Menezes D, Howell A, Sotgia F, Lisanti MP: Ketone body utilization drives tumor growth and metastasis. Cell Cycle, 2012 Nov 1;11(21):3964-71. doi: 10.4161/cc.22137</ref> |
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− | Es ist demzufolge auch nicht eindeutig geklärt, wie weit der Blutzucker- oder Insulinspiegel gesenkt werden muss, um tatsächlich eine selektive schädliche Wirkung auf Krebszellen zu erreichen. Genauso wenig ist geklärt, ob im Falle eines dauerhaft erniedrigten Zuckerspiegels Tumorzellen nicht auch auf andere Energiequellen wie Eiweiße, Fette oder die Ketonkörper umsteigen können.<ref>Barger JF, Plas DR: ''Balancing biosynthesis and bioenergetics: metabolic programs in oncogenesis.'' Endocr Relat Cancer 2010; 17(4): R287–304</ref> (Zitate:''"... tumors, which utilize glucose poorly, use fatty acids for metabolic fuel ..."''<ref>Weinhouse, Cancer Res. 32:2007-2016, 1972</ref> ''"All tumors took up ß-hydroxybutyrate and acetoacetate."''<ref>Richtsmeier et al., Cancer Res. 47:5230-5233, 1987</ref> Es wurde zudem beobachtet, dass Tumoren auf einen Zuckerentzug mit der Überproduktion von Glukosetransportern reagieren und somit ein erniedrigtes Traubenzuckerangebot kompensieren können | + | Es ist demzufolge auch nicht eindeutig geklärt, wie weit der Blutzucker- oder Insulinspiegel gesenkt werden muss, um tatsächlich eine selektive schädliche Wirkung auf Krebszellen zu erreichen. Genauso wenig ist geklärt, ob im Falle eines dauerhaft erniedrigten Zuckerspiegels Tumorzellen nicht auch auf andere Energiequellen wie Eiweiße, Fette oder die Ketonkörper umsteigen können.<ref>Barger JF, Plas DR: ''Balancing biosynthesis and bioenergetics: metabolic programs in oncogenesis.'' Endocr Relat Cancer 2010; 17(4): R287–304</ref> (Zitate:''"... tumors, which utilize glucose poorly, use fatty acids for metabolic fuel ..."''<ref>Weinhouse, Cancer Res. 32:2007-2016, 1972</ref> ''"All tumors took up ß-hydroxybutyrate and acetoacetate."''<ref>Richtsmeier et al., Cancer Res. 47:5230-5233, 1987</ref> Es wurde zudem beobachtet, dass Tumoren auf einen Zuckerentzug mit der Überproduktion von Glucosetransportern reagieren und somit ein erniedrigtes Traubenzuckerangebot kompensieren können |
| =====Warnung der Deutschen Krebsgesellschaft vor der ketogenen Diät===== | | =====Warnung der Deutschen Krebsgesellschaft vor der ketogenen Diät===== |
| Bereits seit 2014 warnt die Deutsche Krebsgesellschaft Krebspatienten und Ärzte vor der ketogenen Diät.<ref>[http://www.prio-dkg.de/wp-content/uploads/Kohlenhydratarme-ketogene-Kost-vs140805.pdf Faktenblatt: Kohlenhydratarme Diät und ketogene Kost.] </ref> Klinisch tätige Ernährungsberater berichteten über eine ständig zunehmende Zahl von Krebspatienten die sich im Internet informierten hatten und eine ketogene Diät befolgten oder überlegten dies zu tun. Aber auch einzelne Ärzte gaben den Rat diese Diät zu befolgen. | | Bereits seit 2014 warnt die Deutsche Krebsgesellschaft Krebspatienten und Ärzte vor der ketogenen Diät.<ref>[http://www.prio-dkg.de/wp-content/uploads/Kohlenhydratarme-ketogene-Kost-vs140805.pdf Faktenblatt: Kohlenhydratarme Diät und ketogene Kost.] </ref> Klinisch tätige Ernährungsberater berichteten über eine ständig zunehmende Zahl von Krebspatienten die sich im Internet informierten hatten und eine ketogene Diät befolgten oder überlegten dies zu tun. Aber auch einzelne Ärzte gaben den Rat diese Diät zu befolgen. |
− | Wie einem Artikel der Süddeutschen Zeitung zu entnehmen ist, wachsen zwar Tumorzellen bei Glukose-Mangel (Mangel an Traubenzucker) zwar kurzzeitig langsamer, dann jedoch schneller, wie ein befragter Forscher mitteilte.<ref>http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/medizin-aerzte-warnen-krebspatienten-vor-keto-diaeten-1.3687280</ref> Aus klinischen Studien fehlen Beweise, die eine Heilwirkung beim Menschen belegen. | + | Wie einem Artikel der Süddeutschen Zeitung zu entnehmen ist, wachsen zwar Tumorzellen bei Glucose-Mangel (Mangel an Traubenzucker) zwar kurzzeitig langsamer, dann jedoch schneller, wie ein befragter Forscher mitteilte.<ref>http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/medizin-aerzte-warnen-krebspatienten-vor-keto-diaeten-1.3687280</ref> Aus klinischen Studien fehlen Beweise, die eine Heilwirkung beim Menschen belegen. |
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| In ihrer Stellungnahme der DKG kommen die Mediziner zu dem Fazit, dass eine Ketogene Diät keine direkte Wirkung auf Tumorwachstum und Metastasierung habe und weder die Wirksamkeit der Therapien verbessere, noch die Verträglichkeit der Chemotherapie steigere. Die Experten raten daher einhellig in einer aktuellen Stellungnahme von einem solchen Kostregime ab. Eine Gewichtsabnahme ist bei Krebspatienten unerwünscht. Denn bis zu 80 Prozent der Betroffenen sind sowieso schon mangelernährt, eine Folge der Therapien, die vielfach zu Übelkeit und Appetitmangel führen. Aber auch der Krebs selber zehrt die Menschen aus. Tumorzellen sondern Zytokine ab, die zu einem Abbau an Muskelmasse führen. Der schlechte Allgemeinzustand und die Mangelernährung sind jedoch nicht nur mit einer miserablen Lebensqualität sondern auch mit einer schlechteren Prognose verknüpft. Zahlreiche Studien zeigten, dass ein unterdurchschnittlicher Ernährungszustand Klinikaufenthalte verlängert, Chemotherapie und Bestrahlung schlechter verträglich macht sowie die Lebenszeit verkürzt. | | In ihrer Stellungnahme der DKG kommen die Mediziner zu dem Fazit, dass eine Ketogene Diät keine direkte Wirkung auf Tumorwachstum und Metastasierung habe und weder die Wirksamkeit der Therapien verbessere, noch die Verträglichkeit der Chemotherapie steigere. Die Experten raten daher einhellig in einer aktuellen Stellungnahme von einem solchen Kostregime ab. Eine Gewichtsabnahme ist bei Krebspatienten unerwünscht. Denn bis zu 80 Prozent der Betroffenen sind sowieso schon mangelernährt, eine Folge der Therapien, die vielfach zu Übelkeit und Appetitmangel führen. Aber auch der Krebs selber zehrt die Menschen aus. Tumorzellen sondern Zytokine ab, die zu einem Abbau an Muskelmasse führen. Der schlechte Allgemeinzustand und die Mangelernährung sind jedoch nicht nur mit einer miserablen Lebensqualität sondern auch mit einer schlechteren Prognose verknüpft. Zahlreiche Studien zeigten, dass ein unterdurchschnittlicher Ernährungszustand Klinikaufenthalte verlängert, Chemotherapie und Bestrahlung schlechter verträglich macht sowie die Lebenszeit verkürzt. |