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| [[image:Colonhydro1.jpg|thumb|Gerät zur Colon-Hydro-Therapie. Bild: Fa. Eich-Colon]] | | [[image:Colonhydro1.jpg|thumb|Gerät zur Colon-Hydro-Therapie. Bild: Fa. Eich-Colon]] |
| [[image:Colonhydro2.jpg|thumb|Gerät zur Colon-Hydro-Therapie. Bild: Humares GmbH]] | | [[image:Colonhydro2.jpg|thumb|Gerät zur Colon-Hydro-Therapie. Bild: Humares GmbH]] |
− | Die '''Colon-Hydro-Therapie (COT)''' ist ein [[pseudomedizin]]isches Verfahren mit Bezügen zur [[Humoralpathologie|Säftepathologie]] nach Galen, das von Befürwortern zu einer [[alternativmedizin]]ischen "[[Darmreinigung]]". Erfinder scheint der US-amerikanischer Geschäftsmann und Autor ("Become Younger" oder "Colon Health") [http://de.wikipedia.org/wiki/Norman_W._Walker Norman W. Walker] (1886-1985) gewesen zu sein, über dessen Lebensalter verschiedene falsche Angaben kursieren. Auch wird Walker immer wieder fälschlich als Arzt bezeichnet, so auf Buchumschlägen seiner Werke. | + | Die '''Colon-Hydro-Therapie (COT)''' ist ein [[pseudomedizin]]isches Verfahren mit Bezügen zur [[Humoralpathologie|Säftepathologie]] nach Galen, das von Befürwortern zu einer [[alternativmedizin]]ischen "[[Darmreinigung]]" propagiert wird. Erfinder war offenbar der US-amerikanische Geschäftsmann und Autor ("Become Younger" oder "Colon Health") [http://de.wikipedia.org/wiki/Norman_W._Walker Norman W. Walker] (1886-1985), über dessen Lebensalter divergierende Angaben kursieren. Auch wird Walker immer wieder fälschlich als Arzt bezeichnet, so auf Buchumschlägen seiner Werke. |
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| ==Verfahren== | | ==Verfahren== |
− | Die COT ist ein fortgesetzter Einlauf, bei welchem dem Patienten vorgewärmtes Leitungswasser in unterschiedlicher Temperatur und Menge über einen Schlauch in den Anus eingeflößt wird. Dabei kommen verschiedene Einlaufbestecke zur Anwendung. Es gibt unterschiedliche Geräte zur Regulierung von Wasservolumen, Einlaufdruck und Wassertemperatur. Die Dauer der Einläufe ist unterschiedlich, beträgt aber in der Regel um die 60 Minuten. Die Entsorgung des Stuhl-Wasser-Gemisches erfolgt über dasjenige Schlauchsystem, mit dem der Einlauf vorgenommen wird. Die Auswahl von Temperatur, Wassermenge und Druck orientiert sich am subjektiven Befinden des Patienten. Richtlinien für diese Variablen existieren nicht. | + | Die COT ist ein fortgesetzter Einlauf, bei welchem dem Patienten vorgewärmtes Leitungswasser in unterschiedlicher Temperatur und Menge über einen Schlauch in den Anus eingeflößt wird. Dabei kommen verschiedene Einlaufbestecke zur Anwendung. Es gibt unterschiedliche Geräte zur Regulierung von Wasservolumen, Einlaufdruck und Wassertemperatur. Die Dauer der Einläufe ist unterschiedlich, beträgt aber in der Regel um die 60 Minuten. Die Entsorgung des Stuhl-Wasser-Gemisches erfolgt über dasselbe Schlauchsystem, mit dem der Einlauf vorgenommen wird. Die Auswahl von Temperatur, Wassermenge und Druck orientiert sich am subjektiven Befinden des Patienten. Richtlinien für diese Variablen existieren nicht. |
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− | Die Therapie wird von ihren Verfechtern bei verschiedenen Indikationen eingesetzt: Funktionellen Darmbeschwerden, Obstipation, Missbrauch von Abführmitteln (Laxantienabusus), parasitäre Darmerkrankungen, Neurodermitis, Rheuma, Herz-Kreislauferkrankungen, Arteriosklerose, Krebsleiden, Migräne, Lymphabflussstörungen, Alopezie (kreisrunder Haarausfall) und Hypertonie. Wie allerdings ein Wassereinlauf eine Glatze zurückbilden soll, wird von den Anwendern nicht erläutert. Weiterhin wird behauptet, man könne "[[Entschlackung|Schlacken]]" oder "Rückstände", die sich über Jahre im Darm angesammelt hätten, mit dieser Methode "ausleiten". Solche Rückstände sind bei einer normalen Darmfunktion jedoch nicht vorhanden und Kotzusammenballungen (sog. Kotsteine) finden sich nur bei denjenigen Personen gehäuft, bei denen der Darm Ausstülpungen oder Aussackungen aufweist, die pathologischer Natur sind. | + | Die Therapie wird von ihren Verfechtern bei verschiedenen Indikationen eingesetzt: Funktionelle Darmbeschwerden, Obstipation, Missbrauch von Abführmitteln (Laxantienabusus), parasitäre Darmerkrankungen, Neurodermitis, Rheuma, Herz-Kreislauferkrankungen, Arteriosklerose, Krebsleiden, Migräne, Lymphabflussstörungen, Alopezie (kreisrunder Haarausfall) und Hypertonie. Wie allerdings ein Wassereinlauf eine Glatze zurückbilden soll, wird von den Anwendern nicht erläutert. Weiterhin wird behauptet, man könne "[[Entschlackung|Schlacken]]" oder "Rückstände", die sich über Jahre im Darm angesammelt hätten, mit dieser Methode "ausleiten". Solche Rückstände sind bei einer normalen Darmfunktion jedoch nicht vorhanden und Kotzusammenballungen (sogenannte Kotsteine) finden sich nur bei denjenigen Personen gehäuft, bei denen der Darm Ausstülpungen oder Aussackungen aufweist, die pathologischer Natur sind. |
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| ==Angebliche Wirkungsweise== | | ==Angebliche Wirkungsweise== |
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| Die Therapie kann jedoch nicht als harmlos bezeichnet werden, da es bei der COT durch die massive Volumenbelastung des Darmes zu einer Elektrolytverschiebung kommt. Da mineralsalzarmes Leitungswasser in großen Mengen eingeführt und elektrolythaltiger Stuhl in großen Mengen ausgespült wird, fließen in nicht unerheblichem Umfang Elektrolyte aus dem Gewebe und dem Blut in das Innere des Darms. Diese Elektrolytverschiebung ist so groß, dass von manchen COT-Therapeuten empfohlen wird, während der Behandlung den Verlust an Elektrolyten mittels physiologischer Kochsalzlösung abzufangen. Bei Patienten mit Herz- oder Niereninsuffizienz ist bei der COT mit erheblichen Kreislaufproblemen zu rechnen. | | Die Therapie kann jedoch nicht als harmlos bezeichnet werden, da es bei der COT durch die massive Volumenbelastung des Darmes zu einer Elektrolytverschiebung kommt. Da mineralsalzarmes Leitungswasser in großen Mengen eingeführt und elektrolythaltiger Stuhl in großen Mengen ausgespült wird, fließen in nicht unerheblichem Umfang Elektrolyte aus dem Gewebe und dem Blut in das Innere des Darms. Diese Elektrolytverschiebung ist so groß, dass von manchen COT-Therapeuten empfohlen wird, während der Behandlung den Verlust an Elektrolyten mittels physiologischer Kochsalzlösung abzufangen. Bei Patienten mit Herz- oder Niereninsuffizienz ist bei der COT mit erheblichen Kreislaufproblemen zu rechnen. |
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− | In den USA wurden zwei Todesfälle nach [[Kaffeeeinlauf|Kaffeeeinläufen]] berichtet, deren Ursache auf eine massive Elektrolytverschiebung zurückgeführt werden konnte. Auch Perforationen des Rektums bei unsachgemäßer Handhabung des Einlaufbesteckes wurden beschrieben, ebenso Ulzerationen in den unteren Darmabschnitten durch zu hohe Wassertemperaturen. Das US Center of Disease Control berichtete, dass sich bei 20% der Patienten, die sich in einer bestimmten Klinik einer COT unterzogen, nach der Behandlung blutige Durchfälle einstellten. In einer weiteren COT-Klinik kam es bei 13 Patienten zu dauerhaften Durchfällen, wobei in jedem dieser Fälle eine Amöbeninfektion nachgewiesen wurde. 10 der 13 Patienten mussten sich einer totalen oder teilweisen Kolektomie (Entfernung von Darmanteilen) unterziehen und sieben der 13 Patienten verstarben in der Folge der COT. Als Ursache stellte sich eine nicht ausreichende Desinfektion der eingesetzten COT-Spülmaschine heraus<ref>Grell L: Kolon-Hydrotherapie. in: Saller R, Feiereis H: Erweiterte Schulmedizin. Anwendung in Diagnostik und Therapie. H. Marseille Verlag, München, 345-348, 1997</ref>. Auch bei nicht kontaminiertem Wasser kann es zu bakteriellen Entzündungen durch Migration von Bakterien durch die Darmwand und insbesondere durch die Divertikel kommen, da die Darmwand während der Therapie massivem Stress ausgesetzt ist. Nicht selten werden von CO-Therapeuten dem wässrigen Einlauf pflanzliche, organische und anorganische Beimischungen zugegeben. Nach einem Seifeneinlauf verstarb ein fünfjähriger Junge, der ein schweres Ödem mit nachfolgenden Ulzerationen und Nekrosen der Darmschleimhaut entwickelt hatte. Auch Strikturen des Darmes sind nach Einläufen unter Verwendung diverser Zusatzstoffe beschrieben worden.<ref>Grell L: Kolon-Hydrotherapie. in: Saller R, Feiereis H: Erweiterte Schulmedizin. Anwendung in Diagnostik und Therapie. H. Marseille Verlag, München, 345-348, 1997</ref> | + | In den USA wurden zwei Todesfälle nach [[Kaffeeeinlauf|Kaffeeeinläufen]] berichtet, deren Ursache auf eine massive Elektrolytverschiebung zurückgeführt werden konnte. Auch Perforationen des Rektums bei unsachgemäßer Handhabung des Einlaufbesteckes wurden beschrieben, ebenso Ulzerationen in den unteren Darmabschnitten durch zu hohe Wassertemperaturen. Das US Center of Disease Control berichtete, dass sich bei 20% der Patienten, die sich in einer bestimmten Klinik einer COT unterzogen, nach der Behandlung blutige Durchfälle einstellten. In einer weiteren COT-Klinik kam es bei 13 Patienten zu dauerhaften Durchfällen, wobei in jedem dieser Fälle eine Amöbeninfektion nachgewiesen wurde. 10 der 13 Patienten mussten sich einer totalen oder teilweisen Kolektomie (Entfernung von Darmanteilen) unterziehen und sieben der 13 Patienten verstarben in der Folge der COT. Als Ursache stellte sich eine nicht ausreichende Desinfektion der eingesetzten COT-Spülmaschine heraus.<ref>Grell L: Kolon-Hydrotherapie. in: Saller R, Feiereis H: Erweiterte Schulmedizin. Anwendung in Diagnostik und Therapie. H. Marseille Verlag, München, 345-348, 1997</ref> Auch bei nicht kontaminiertem Wasser kann es zu bakteriellen Entzündungen durch Migration von Bakterien durch die Darmwand und insbesondere durch die Divertikel kommen, da die Darmwand während der Therapie massivem Stress ausgesetzt ist. Nicht selten werden von CO-Therapeuten dem wässrigen Einlauf pflanzliche, organische und anorganische Beimischungen zugegeben. Nach einem Seifeneinlauf verstarb ein fünfjähriger Junge, der ein schweres Ödem mit nachfolgenden Ulzerationen und Nekrosen der Darmschleimhaut entwickelt hatte. Auch Strikturen des Darmes sind nach Einläufen unter Verwendung diverser Zusatzstoffe beschrieben worden.<ref>Grell L: Kolon-Hydrotherapie. in: Saller R, Feiereis H: Erweiterte Schulmedizin. Anwendung in Diagnostik und Therapie. H. Marseille Verlag, München, 345-348, 1997</ref> |
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| Die COT wird in Deutschland sowohl von niedergelassenen Ärzten als auch in (Kur-)Kliniken und von Heilpraktikern eingesetzt. Die Kosten liegen pro Sitzung bei 60-80 Euro und meist werden mehr als 10 Spülungen angesetzt. | | Die COT wird in Deutschland sowohl von niedergelassenen Ärzten als auch in (Kur-)Kliniken und von Heilpraktikern eingesetzt. Die Kosten liegen pro Sitzung bei 60-80 Euro und meist werden mehr als 10 Spülungen angesetzt. |