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| ===Umzug der Sekte in die USA=== | | ===Umzug der Sekte in die USA=== |
− | Angesichts der schwierigen Lage wollte die Sekte nach Saswad umziehen, etwa 30 km außerhalb von Poona, wo sie eine landwirtschaftliche Kommune aufbauen wollten. Doch eine Brandstiftung und die Vergiftung eines Brunnens in Saswad machten deutlich, dass der Ashram auch dort nicht willkommen war. Ein anschließender Versuch, in Gujarat Land für den Ashram zu erwerben, scheiterte am Widerstand der lokalen Behörden. | + | Angesichts der schwierigen Lage wollte die Sekte nach Saswad umziehen, etwa 30 km außerhalb von Poona, wo sie eine landwirtschaftliche Kommune aufbauen wollte. Doch eine Brandstiftung und die Vergiftung eines Brunnens in Saswad machten deutlich, dass der Ashram auch dort nicht willkommen war. Ein anschließender Versuch, in Gujarat Land für den Ashram zu erwerben, scheiterte am Widerstand der lokalen Behörden. |
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− | Bhagwans Gesundheit verschlechterte sich gegen Ende der 1970er Jahre; sein persönlicher Kontakt mit Sannyasins wurde schon ab 1979 reduziert. Aus den abendlichen Darshans wurden Energie-Darshans – statt persönlicher Gespräche fand nun eine „Energieübertragung“ statt, bei der Bhagwan mit seinem Daumen auf das in der Mitte der Stirn befindliche „dritte Auge“ des Schülers drückte. Am 10. April 1981 trat Bhagwan nach einer Krankheit in eine "Phase des Schweigens" ein, und statt der täglichen Vorträge gab er nun Satsangs (stilles Zusammensitzen, mit kurzen Phasen von Lesungen aus verschiedenen Werken und Live-Musik). Etwa zur selben Zeit löste Ma Anand Sheela (Sheela Silverman) Laxmi als Bhagwans Sekretärin ab. Sheela kam zu dem Entschluss, dass Bhagwan, zur Sicherstellung besserer medizinischer Behandlungsmöglichkeiten (und um den indischen Steuerbehörden zu entgehen) in die Vereinigten Staaten reisen sollte. | + | Bhagwans Gesundheit verschlechterte sich gegen Ende der 1970er Jahre; sein persönlicher Kontakt mit Sannyasins wurde schon ab 1979 reduziert. Aus den abendlichen Darshans wurden Energie-Darshans – statt persönlicher Gespräche fand nun eine „Energieübertragung“ statt, bei der Bhagwan mit seinem Daumen auf das in der Mitte der Stirn befindliche „dritte Auge“ des Schülers drückte. Am 10. April 1981 trat Bhagwan nach einer Krankheit in eine "Phase des Schweigens" ein und statt der täglichen Vorträge gab er nun Satsangs (stilles Zusammensitzen, mit kurzen Phasen von Lesungen aus verschiedenen Werken und Live-Musik). Etwa zur selben Zeit löste Ma Anand Sheela (Sheela Silverman) Laxmi als Bhagwans Sekretärin ab. Sheela kam zu dem Entschluss, dass Bhagwan zur Sicherstellung besserer medizinischer Behandlungsmöglichkeiten (und um den indischen Steuerbehörden zu entgehen) in die Vereinigten Staaten reisen sollte. |
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− | Am 1. Juni 1981 reiste Bhagwan daher nach Amerika, zunächst nach Montclair (New Jersey). Sheela kaufte kurz darauf in Oregon für 5,75 Millionen Dollar die entlegene Big Muddy Ranch (früherer Drehort einiger Westernfilme mit John Wayne). Geplant war dort der Aufbau einer Kommune. Zur Finanzierung des Projektes wurden Anhänger in aller Welt kontaktiert und angehalten, Geld in das Projekt zu investieren, mit der Aussicht, dass ihnen dort dann ein Wohnplatz geboten würde. | + | Am 1. Juni 1981 reiste Bhagwan daher nach Amerika, zunächst nach Montclair (New Jersey). Sheela kaufte kurz darauf in Oregon für 5,75 Millionen Dollar die entlegene Big Muddy Ranch (früherer Drehort einiger Westernfilme mit John Wayne). Geplant war dort der Aufbau einer Kommune. Zur Finanzierung des Projektes wurden Anhänger in aller Welt kontaktiert und angehalten, Geld in das Projekt zu investieren, mit der Aussicht, dass ihnen dort ein Wohnplatz geboten werde. |
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| 1982 wurde die Stadt Rajneeshpuram auf dem Gelände der Ranch gegründet. Hunderte von bereits in Oregon angekommenen Anhängern arbeiteten hart am Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Die Stadt hatte bald eine eigene Post, Schule, Feuerwehr, Einkaufszentren, Restaurants und ein öffentliches Transportsystem mit 85 Bussen. Ein Flugplatz mit stadteigenen Flugzeugen stand zur Verfügung. Es wurde eine riesige Meditations- und Versammlungshalle errichtet. Insgesamt hatte die Stadt eine Größe von 260 Quadratkilometern.<ref>http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13514008.html</ref> | | 1982 wurde die Stadt Rajneeshpuram auf dem Gelände der Ranch gegründet. Hunderte von bereits in Oregon angekommenen Anhängern arbeiteten hart am Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Die Stadt hatte bald eine eigene Post, Schule, Feuerwehr, Einkaufszentren, Restaurants und ein öffentliches Transportsystem mit 85 Bussen. Ein Flugplatz mit stadteigenen Flugzeugen stand zur Verfügung. Es wurde eine riesige Meditations- und Versammlungshalle errichtet. Insgesamt hatte die Stadt eine Größe von 260 Quadratkilometern.<ref>http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13514008.html</ref> |
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− | Außerdem hatten Anhänger leerstehende Häuser in der nächstgelegenen Ortschaft, Antelope (etwa fünfzig Einwohner), aufgekauft und dort die Mehrheit im Stadtrat gewonnen. Viel Presseinteresse erregte in den folgenden Jahren eine Flotte von bis zu 93 Rolls-Royce, die sich Bhagwan von seinen Anhängern finanzieren ließ. | + | Außerdem hatten Anhänger leerstehende Häuser in der nächstgelegenen Ortschaft Antelope (etwa fünfzig Einwohner) aufgekauft und dort die Mehrheit im Stadtrat gewonnen. Viel Presseinteresse erregte in den folgenden Jahren eine Flotte von bis zu 93 Rolls-Royce, die sich Bhagwan von seinen Anhängern finanzieren ließ. |
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− | Die Einwanderungsgesetze der USA versuchten die Anhänger der Sekte zum Teil dadurch zu umgehen, dass sie Scheinehen mit amerikanischen Staatsbürgern eingingen. Auch Bhagwan selbst hatte Visumprobleme, die dadurch gelöst wurden, dass Bhagwan zum offiziellen Oberhaupt einer Religion, des so genannten „Rajneeshismus“, erklärt würde. Dieser Antrag wurde von den Behörden zunächst mit der Begründung abgewiesen, dass Bhagwan kein Religionsführer sein könne, weil er sich ja in einer permanenten Schweigephase befände und keine öffentlichen Äußerungen von sich gäbe. Nach einem langen Rechtsstreit erfolgte aber drei Jahre später, 1984, die Anerkennung als Religionsführer. | + | Die Einwanderungsgesetze der USA versuchten die Anhänger der Sekte zum Teil dadurch zu umgehen, dass sie Scheinehen mit amerikanischen Staatsbürgern eingingen. Auch Bhagwan selbst hatte Visumprobleme, die dadurch gelöst wurden, dass Bhagwan zum offiziellen Oberhaupt einer Religion, des so genannten „Rajneeshismus“, erklärt wurde. Dieser Antrag wurde von den Behörden zunächst mit der Begründung abgewiesen, dass Bhagwan kein Religionsführer sein könne, weil er sich ja in einer permanenten Schweigephase befinde und keine öffentlichen Äußerungen von sich gebe. Nach einem langen Rechtsstreit erfolgte aber drei Jahre später, 1984, die Anerkennung als Religionsführer. |
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| Die Expansion der Kommune führte zu immer weiter ausufernden Rechtsstreitigkeiten mit den Behörden über Baugenehmigungen. Sheelas zum Teil sehr schroffe Kommentare gegenüber den Medien verschärften die Lage. Im Juli 1983 wurde eine Bombe in einem von Bhagwan-Anhängern geführten Hotel in Portland gezündet. Es wurden zwar keine Gäste oder Angestellte verletzt, aber die Kommuneleitung in Rajneeshpuram nahm dies als Anlass, Waffen zu kaufen und eigene städtische Polizeikräfte auszubilden. Das tägliche Leben in Rajneeshpuram wurde zunehmend autoritärer. | | Die Expansion der Kommune führte zu immer weiter ausufernden Rechtsstreitigkeiten mit den Behörden über Baugenehmigungen. Sheelas zum Teil sehr schroffe Kommentare gegenüber den Medien verschärften die Lage. Im Juli 1983 wurde eine Bombe in einem von Bhagwan-Anhängern geführten Hotel in Portland gezündet. Es wurden zwar keine Gäste oder Angestellte verletzt, aber die Kommuneleitung in Rajneeshpuram nahm dies als Anlass, Waffen zu kaufen und eigene städtische Polizeikräfte auszubilden. Das tägliche Leben in Rajneeshpuram wurde zunehmend autoritärer. |