Raphael M. Bonelli

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Raphael Bonelli im Video Corona.Film von OVALmedia (2021)
Kongress RPP-2007 in Graz (Bild: RPP2007[1])

Raphael Maria Bonelli (geb. 10. September 1968 in Schärding, Österreich) ist ein österreichischer habilitierter Psychiater und Neurologe sowie ärztlicher Psychotherapeut.

Bonelli war ein bekanntes Laienmitglied von Opus Dei und wurde überregional vor allem durch einen von ihm initiierten Kongress "Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie" 2007 in Graz bekannt. 2010 wurde bei Gloria.tv ein Video veröffentlicht, in dem Bonelli äußert, inzwischen den Legionären Christi anzugehören.[2]

Raphael Maria Bonelli war 2009 Gründer des RPP Instituts ("Institut für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie"), welches sich als unabhängig von religiöser oder weltanschaulicher Ausrichtung bezeichnet.

Zum Zeitpunkt der Coronaviruspendemie 2020 engagierte sich Bonelli öffentlich in agressiver Weise als Verharmloser des CoV-2 und der Pandemie. Zu diesem Zweck trat Bonelli 2021 im Film "Corona.Film" von OVALmedia auf.

Kurzbiographie

Bonelli wuchs in Wien auf, studierte dort Humanmedizin und promovierte über "Die bipolare affektive Störung". Er wurde Facharzt für Psychiatrie und Neurologie und absolvierte eine Psychotherapieausbildung in Systemischer Therapie. 2005 habilitierte er im Fach Psychiatrie. Eines des Forschungsgebiete von Bonelli ist die Chorea Huntington. An der Psychiatrischen Klinik der Grazer Medizinischen Universität war er Leiter der Forschungsgruppe "Biologische Psychiatrie".

Bonelli wurde am 27. Juni 2008 von seinem Dienst in der Universitätsklinik für Psychiatrie in Graz für zwei Wochen "freigestellt". Bonelli war vorgeworfen worden, hohe Blutmengen für Untersuchungen verwendet zu haben, ohne dass dazu eine Erlaubnis einer Ethikkommission vorlag.[3] Nach Auskunft von Bonelli habe ihn später eine akademische Untersuchungskommission von den Vorwürfen freigesprochen.[4] Nach diesen Vorgängen wechselte Bonelli Anfang 2009 an die medizinische Privatuniversität Paracelsus in Salzburg.

In Wien betreibt Bonelli eine private Ordination (Praxis) und unterrichtet an der privaten "Sigmund Freud Universität Wien". Bonelli ist Leiter eines "Instituts für Religiosität in Psychiatrie & Psychotherapie". Er ist auch Vizepräsident der "Austrian Association of Biological Psychiatry".

Weitere Mitglieder der Bonelli-Familie stehen in Beziehung zum Opus Dei und sind in der Öffentlichkeitsarbeit zur Promotion katholisch-fundamentalistischer Wertvorstellungen im Bereich der Psychotherapie aktiv. Zu nennen ist der Direktor des Instituts für medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE) sowie Opus Dei-Mitglied Johannes Bonelli und der österreichische Kabinettchef Bernhard Bonelli (geb. Adamec), Mitgründer des International Catholic Legislators Network. (Auf der Seite des ICLN ist B. Bonelli nicht mehr als Mitglied gelistet). Seine Ehefrau Victoria Bonelli (geb. Fender) ist regelmäßige Autorin im außerkirchlichen, privat finanzierten rechtskatholischen Online-Magazin kath.net aus Österreich.

Kongress "Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie" (RPP 2007)

Der von Bonelli organisierte Kongress "Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie" (des RPP Institut, RPP 2007[5]), der in Graz im Oktober 2007 stattfand, führte im Vorfeld zu einem Streit und Wissenschaftsskandal. Zu dem Kongress war unter anderem ein Vertreter der These geladen, dass Homosexualität "heilbar" sei. Der Referent Markus Hoffmann sollte dazu in einem Workshop zur Behandlung "ichdystoner Sexualorientierung" vortragen. Hoffmann leitet eine evangelikal-konservativ-christliche Organisation namens Wüstenstrom mit Sitz in Tamm (Baden-Württemberg), die Beratungen, Seminare und Selbsthilfegruppen für Menschen anbietet, die ihre Identität als Frau oder als Mann oder ihre Sexualität konflikthaft erleben. Wüstenstrom ist bekannt für die Verbreitung der Hypothese, Homosexualität sei kein integraler Bestandteil der Persönlichkeit, sondern lediglich Symptom eines tieferliegenden, therapierbaren und heilbaren Konflikts und daher veränderbar.[6] Dazu werden Konversionstherapien und "Umschwulungen" für homosexuell orientierte Menschen propagiert. Hoffmann bezieht sich insbesondere auf religiös motivierte Umpol-Organisationen in den USA. Die allgemein anerkannte, wissenschaftliche Ansicht ist, dass Homosexualität keine Krankheit und deshalb auch nicht "heilbar" ist. Homosexualität gibt es beispielsweise auch im Tierreich.[7] Nachdem Hoffmanns Vorhaben in der Presse diskutiert wurde, zog dieser seinen Vortrag zurück, "da ihm eine geordnete wissenschaftliche Diskussion nicht mehr möglich erschien", wie er mitteilte. Die Organisatoren des Kongesses bedauerten ausdrücklich die Absage, da "eine akademische Diskussion möglich sein muss" und man sich gegen "jede Form von Intoleranz, von welcher Seite auch immer sie vorgetragen wird", verwahre.[8] Bonelli räumte in einem Interview mit dem österreichischen Magazin profil ein, manche seiner Patienten „auf eigenen Wunsch" auch an einen deutschen Schwulenheiler weitervermittelt zu haben.[9]

Ein Kongress-Thema war auch eine religiös-motivierte Geistheilmethode namens Hagiotherapie des kroatischen Fundamentaltheologen Tomislav Ivancic aus Zagreb.

Der katholische Exorzist der Erzdiözese Wien, Larry Hogan, sollte über "Dämonenangriffe" und zur Heilung von "Besessenheit" sprechen.[10] Ein Workshop "Gibt es Besessenheit jenseits der Psychose?" sollte ebenfalls stattfinden. In einer Stellungnahme vom 12. September 2007 behaupteten die Kongressveranstalter um Bonelli, dass "im Rahmen eines interdisziplinären Kongresses, bei dem die Psychiatrie, Psychologie, Psychotherapie in den Dialog mit Religionswissenschaft, Philosophie und Theologie" träten, das Thema Exorzismus "durchaus von Interesse" sei. Bonelli meinte hierzu, daß er die Kongressteilnehmer für mündig genug halte, um sich selbst eine Meinung zu diesem Thema zu bilden.

Bei diesem Kongress wurde ferner ein Workshop zum Thema "Homöopathie und Religiosität"[11] angeboten. Leiter des Workshops waren der Impfgegner und Opus-Dei-Mitglied Johann Loibner, angekündigt als Hans Loibner, und Dr. Kurt Usar aus Graz, der ebenfalls Impfgegner ist.[12]

Weitere RPP-Kongresse waren die Tagungen "Schuld und Gefühl" in Graz im Oktober 2008, "Liturgie & Psyche" im Mai 2009 und "Verletzung - Verbitterung - Vergebung" im Oktober 2009 in Wien.

Kritisiert wurde Bonelli auch im Zusammenhang mit einem Vortrag beim "6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge" der APS e.V. (Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e. V., D-35066 Frankenberg) im Mai 2009 mit dem Titel "Identität, Tugend und Selbstwert".

Teilnahme an "Demo für Alle"

Bonelli trat als Redner auf dem "Gender-Symposium" der Stuttgarter "Demo für Alle" am 26. Januar 2016 auf, die sich gegen den Bildungsplan 2015, der die Thematisierung von Homo- und Transsexualität sowie anderer Familienmodelle neben der klassischen verheirateten Eltern (unverheiratet, alleinerziehend, Patchwork- und Großfamilien sowie Adoptiveltern) in Schulen vorsieht, die gesetzliche Anerkennung von Trans- und Intersexuellen ("drittes Geschlecht") sowie das Heirats- und Adoptionsrecht für homosexuelle Paare richtete.

Dort bezeichnete er Intersexuelle als Opfer, bei denen "die Entwicklungsstrecke nicht gelungen" sei, unter Geschlechtsdysphorie leidende Transsexuelle seien ebenfalls normale Menschen, die sich lediglich etwas nicht normales (geschlechtsangleichende Maßnahmen) wünschen. Historisch misslungene Fälle von Geschlechtsumwandlungsversuchen (die teilsweise entgegen des Wunsches des Betroffenen ausgeführt wurden, wie dem Opfer einer missglückten Beschneidung, David Reimer) stellte er als eine Folge des Missbrauchs durch "Gender-Ideologen" dar.

Zudem postulierte er mittels einzelner medial bekannter Kriminalfälle, wie z.B. dem (homosexuellen) Kannibalen von Rothenburg und dem prominenten transsexuellen slowenischen Arzt Saso Baricevic, der bei einem Vergewaltigungsversuch von seinen Kampfhunden zerfleischt wurde (Tierärzte vermuten, daß die Tiere über einen langen Zeitraum von mehreren Personen missbraucht wurden[13]) einen möglichen Zusammenhang zwischen Homosexualität, Kindesmissbrauch und generell höheren Kriminalitätsraten.
Eine statistische Häufung des spezifisch homosexuellen Missbrauchs Minderjähriger ist nicht belegt.[14] Täterstudien kommen zum Ergebnis, dass die meisten Täter bei gleichgeschlechtlichem Kindesmissbrauch heterosexuell oder höchstens bisexuell sind, meistens verheiratet sind und selber Kinder haben.[15][16]Zwar bevorzugen einige schwule Männer relativ gesehen jüngere, aber nicht unbedingt jugendliche Partner; darin unterscheiden sie sich jedoch in keiner Weise von heterosexuellen Männern. Möglicherweise entwickelte sich diese Tendenz aufgrund der kürzeren Fruchtbarkeitsspanne von Frauen.

Bonelli behauptete außerdem, daß die Sexualwissenschaft Schuld an der Verfolgung Homosexueller gewesen sei:
Die Kirche habe diese noch als Sünder angesehen, erst die "kirchenfeindliche Wissenschaft" habe Homosexualität zunächst pathologisiert, um sie anschließend entkriminalisieren zu wollen.[17]

Weblinks


Quellennachweise