Moodfood
Moodfood (von engl. mood Laune und food Nahrungsmittel, auch "Moodfood Glücksnahrung", "brainfood" oder "Stressfood") ist ein Schlagwort, das Lebensmittel bezeichnet, die einen Effekt auf die Stimmungslage haben sollen. Moodfood wird aber auch als Therapie bei psychischen Erkrankungen beworben. Über die Rolle von Sacchariden (Einfach- und Doppelzucker) gehen die Ansichten der Moodfood-Vermarkter auseinander: je nach These soll Zucker die Laune heben oder das Gegenteil bewirken.
Moodfood-Ernährung oder Moodfood-Nahrung wird meist zur Verbesserung der Stimmungslage propagiert. Es gibt aber auch Moodfood-Empfehlungen gegen Burnout, Eifersucht, Liebeskummer, Lustlosigkeit, Erschöpfungszustände, Depression, ADHS, Suchtprobleme und Schlaflosigkeit. Moodfood soll insbesondere durch Einflussnahme auf die Konzentration des Neurotransmitters Serotonin wirken. In höheren Konzentrationen kann Serotonin die Stimmung eines Menschen ausgleichen, in niedrigen Konzentrationen kann es die Laune eines Menschen jedoch verschlechtern und sogar depressive Verstimmungen auslösen. Durch direkte Einnahme mit der Nahrung kann die Serotininkonzentration im Gehirn nicht beeinflusst werden, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht überwindet.
Koffein (Teein in Tee) und Alkohol sind die weltweit am häufigsten konsumierten psychoaktiven Substanzen im Lebensmittelbereich. Schokolade ist wohl das bekannteste Lebensmittel mit dem Label Moodfood, gleichzeitig jedoch auch im Zusammenhang mit Übergewicht (Frustessen) genannt.
Im Sinne eines Placeboeffekts können jedoch auch Farbe, Geruch und die Zubereitungsform der Nahrung die Stimmungslage beeinflussen.
Die Moodfood-Forschung begann Anfang der 1970er Jahre in den USA, als John Fernstrom und Richard Wurtman Kohlenhydrate zur Steigerung der Serotoninfreisetzung untersuchten.[1]
Aus juristischer Sicht müssen Produkte, die mit einer heilenden Wirkung beworben werden, als Arzneimittel zugelassen sein. Nahrungsergänzungsmittel (NEM) gehören aber per Gesetz zu den Lebensmitteln, bei denen eine krankheitsbezogene Werbung durch das Heilmittelwerbegesetz und das LFGB (Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch) verboten ist.
Regelmäßig ist Moodfood in allen seinen Varianten Thema der Boulevardpresse oder von Publikumszeitschriften wie "Brigitte".[2]
Moodfood ist auch der Name eines Albums der Gruppe Moodswings von 1992.
Beispiele für Moodfood
Moodfood-Produkte werden mittlerweile auch von der Lebensmittelindustrie angeboten. Unternehmen mit Moodfood-Ambitionen sind Unilever, Nestlé, Yakult Coca-Cola und Ezaki Glico ("Mental Balance Chocolate GABA").[3]
Moodfood-Renner sind:
- Ananas soll die Serotoninproduktion anheben
- Chili beinhaltet Capsaicin, das einen brennenden Schmerzreiz auf der Zunge und dann eine Endorphinausschüttung auslöst. Auf Dauer drohen jedoch Reizungen der Magen- und Darmschleimhaut.
- Paprika
- Nudeln enthalten wie auch Reis und Kartoffeln Stärke, die langsam in Zuckerbausteine gespalten wird. Währenddessen wird vermehrt Insulin ausgeschüttet und die Aminosäure Tryptophan ins Gehirn aufgenommen, um dort als Substrat für Serotonin zu fungieren.
- Bananen
- Himbeeren
- Eis
- Kaffee, Tee: Koffein hemmt die Wirkung von Adenosin, welches für Müdigkeit verantwortlich gemacht wird. Gleichzeitig regt es die Freisetzung der körpereigenen Wachmacher Serotonin, Dopamin und Glutamat an.
- Schokolade enthält normalerweise viel Zucker und soll die Serotoninbildung im Gehirn fördern. Darüber hinaus löst sie bei vielen Menschen eine Belohnungsreaktion im Gehirn aus. Der in der Schokolade enthaltene Kakao enthält darüber hinaus Arachidonylethanolamid, ein so genanntes Anandamid, dem Cannabis-ähnliche Wirkungen nachgesagt werden.[4]
- Nahrungsaufnahme an sich (Frustessen).
Mood Cure nach Ross
Die US-amerikanische Psychotherapeutin und Buchautorin Julia Ross (Leiterin einer privaten "holistic" Recovery Systems Clinic) machte in der Vergangenheit bereits mit einer "mood cure"[5] durch Nahrungsmittel (beispielsweise Eier) und (bei der Autorin bestellbaren) Nahrungsergänzungsmitteln (Aminosäuren wie Phenylalanin, GABA, Omega3-Fettsäuren, Magnesium..) auf sich aufmerksam. Ein Werk von Ross in deutscher Übersetzung ist "Was die Seele essen will: Die Mood Cure"[6], auf dessen Vorderseite zu lesen ist: "wissenschaftlich fundiert - wirkt in 24 Stunden" Der Verlag legte extra eine deutsche Internetseite zum Werk an.[7] Nach Ross komme eine "junk mood" auch von "junk food". Die ansonsten wissenschaftlich unbeachtete Mood-Cure-Empfehlung bezieht sich auf eine eiweißreiche, kohlenhydratarme (fast ohne Zucker und ohne Auszugsmehl/Weissmehl) Ernährung ohne Alkohol. Im Gegensatz zu Ross gilt jedoch eine kohlenhydratreiche, aber proteinarme Nahrung als förderlich zur Serotoninbildung. Nach Ansicht von Ross seien Fette und Fleisch in der Vergangenheit viel zu sehr als krankmachend verunglimpft worden. Ross verbreitete auch die gewagte Behauptung, dass die Depression quasi eine Krankheit des modernen Menschen sei, vor einhundert Jahren habe es nur ein Prozent der heute diagnostizierten Depressionen gegeben. Bei ausgewogener Ernährung haben Europäer kaum einen Aminosäuremangel. Dem würde auch die normale Ernährung abhelfen.
Literatur
- Andrea Flemmer: "Mood-Food - Glücksnahrung. Wie man durch Essen glücklich wird", Schluetersche GmbH & Co. KG Verlag und Druckerei (2009)
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ John D. Fernstrom, Richard J. WurtmanScience, Brain Serotonin Content: Increase Following Ingestion of Carbohydrate Diet, Science, 3. Dezember 1971, Vol. 174 no. 4013, Seiten 1023-1025
- ↑ http://www.brigitte.de/rezepte/rezepte/mood-food-571152/
- ↑ http://www.frost.com/sublib/display-market-insight-top.do?id=121721079
- ↑ http://flexikon.doccheck.com/de/Mood_food
- ↑ http://www.moodcure.com/
- ↑ Julia Ross: "Was die Seele essen will: Die Mood Cure, Klett-Cotta; Auflage: 3 (24. Januar 2012)"
- ↑ Mood-cure-de