Manfred Riebe
Manfred Riebe (geb. 11. August 1938 in Elbing / Westpreußen) ist ein deutscher Lehrer, Autor und Mitbegründer des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege (VRS). Zugleich ist er Leiter der Initiative "Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“.
Er war Autor in der deutschsprachigen Wikipedia, wurde dort jedoch inzwischen gesperrt.[1] Ein zu Manfred Riebe angelegter Personenartikel wurde wegen nicht nachgewiesener Relevanz ebenfalls gelöscht. Er gründete daraufhin zunächst ein eigenes wiki.riebe.eu-Wiki und darauf das "NürnbergWiki", in welchem Riebe einen langen Artikel seiner Person widmet.[2] Autor war Riebe selbst. Anders als bei der Wikipedia macht sein NürnbergWiki die Versionsgeschichte von Artikeln für Außenstehende nicht transparent. Es wird nur die Anzahl der beteiligten Autoren sowie der letzte Autor genannt (in diesem Falle Riebe selbst). Er sperrte auch den Zugang zu seinem ersten wiki.riebe.eu, dessen Inhalte nicht öffentlich sichtbar sind.
Ferner war Riebe auch Autor der englischsprachigen, der französischsprachigen[3] und der italienischsprachigen Wikipedia, bei Franken-Wiki und FürthWiki. In der italienischsprachigen Wikipedia stellte er seine Aktivitäten ein, nachdem ihm dort ebenfalls eine Sperre angedroht wurde, weil er Texte in deutscher Sprache hochlud, was den Regeln nicht entsprach (deutschsprachige Italiener können sich an der deutschsprachigen Wikipedia in deutscher Sprache beteiligen). Nachdem die Wikipedia sich für die Anwendung der neuen Rechtschreibung entschied und nach seiner Sperrung bei der deutschsprachigen Wikipedia entwickelte sich Riebe zu einem leidenschaftlichen Gegner der Wikipedia. Er wird in diesem Zusammenhang auch von anderen Wikipediagegner wie Markus Fiedler zitiert.
Manfred Riebe engagierte sich auch im Fall "Mollath".
Kurzbiographie
Manfred Riebe studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Geschichte in Mannheim, Nürnberg und Erlangen. Er unterrichtete als Oberstudienrat bis zu seinem Ruhestand im Herbst 1999 an Nürnberger Berufsschulen neben den kaufmännischen Fächern auch die Fächer Deutsch und Sozialkunde.
Riebes Kampf gegen die Rechtschreibreform
Riebe gründete am 20. Februar 1997 zusammen mit anderen Lehrern die bundesweite Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“, aus der zehn Lehrerinitiativen in mehreren Bundesländern hervorgingen.
Manfred Riebe und die Wikipedia
Manfred Riebe, der Pressesprecher einer der Rechtschreibreform-kritischen Vereine ist, brachte sich als Wikipedia-Autor in den entsprechenden Artikeln zur Rechtschreibreform ein. Allerdings gelang es ihm nicht, sein privates Aufgabengebiet als Pressesprecher eines rechtschreibreformkritischen Vereins und die Tätigkeit in der Wikipedia sauber zu trennen. So kam es zu zahlreichen Streitigkeiten über die Relevanz von Personen und Fakten in diesem Zusammenhang. Regelmäßig setzte sich Riebe über gefundene Konsense hinweg und versuchte, Personen mit anderen Standpunkten als den seinen durch Heranziehen von privaten Dingen oder von ihm abgelehnten Verhaltensweisen zu diskreditieren. Es fielen dabei Worte wie Denunziant, Agent provocateur, dubioser anonymer Zuträger, anonymer Forenrüpel usw.
Nachdem sich bei der deutschsprachigen Wikipedia die Rechtschreibreform durchsetzte, entwickelte sich Riebe zu einem leidenschaftlichen Gegner der Wikipedia. Die von der Mehrheit der Autoren erreichte Einigkeit zur Rechtschreibreform bezeichnete Riebe irreführend als "Zensur von oben". Er drohte auch an, Material zusammenzustellen: "Ich bin dabei, meine Beobachtungen zwecks Aufklärung zusammenzustellen".
Nach seinen Aktivitäten bei der Wikipedia legte Riebe zunächst ein eigenes Wiki mit dem Namen wiki.riebe.eu an und gründete sein NürnbergWiki. Darin veröffentlichte er nicht nur einen langen Artikel über sich selbst, sondern nutzt sein Wiki zur Wikipediakritik. Dabei zitiert er selektiv nur Kritiker der Wikipedia und trennt enzyklopädisch zu nennende Textabschnitte nicht von seinen persönlichen Überzeugungen, die von polemischen Formulierungen durchzogen sind. Zu den von ihm Zitierten gehören einige ehemalige Wikipediautoren wie Hans Bug, aber auch Gegner der Rechtschreibreform wie Theodor Ickler. Bei dieser Gelegenheit kritisiert er Eigenschaften der Wikipedia, die in gleicher Weise auf sein eigenes Wiki zutreffen und stellt falsche Behauptungen auf. So behauptet er: "Warum dürfen andere Wikis nicht in der Wikipedia erwähnt werden?" Tatsächlich existieren in der Wikipedia Artikel zu anderen Wikiprojekten, aber die von den Autoren verfassten Relevanzkriterien für neue Artikel unterscheiden sich von denen des NürnbergWiki.
Zitate aus dem NürnbergWiki:
- "In der Wikipedia dagegen arbeiten die meisten Benutzer billiger als Schreibsklaven kostenlos und unsichtbar wie die Heinzelmännchen. Lobbyisten werden wie überall von ihren Auftraggebern bezahlt..."
- "Die Wikipedia stellt sich infolge der Anonymität der meisten ihrer Benutzer als eine Art Geheimgesellschaft dar."
- "Rund zweihundertfünfzig Administratoren herrschen über ein Heer namenloser, rechtloser Schreibsklaven, die unter ihren ständig wechselnden IPs schreiben, aber auch ohne Quellenangabe einfach abschreiben. Das Ergebnis: „Das größte Defizit der deutschen Wikipedia ist der relative Mangel an Einzelnachweisen, der keine Überprüfung der Richtigkeit der Angaben erlaubt."
- "Etliche ernstzunehmende Benutzer wurden hauptsächlich wegen ihrer Kritik an der Willkürherrschaft mancher Administratoren und deren willfährigem Gefolge gemobbt, mit Sperrverfahren überzogen und in Geheimprozessen von Kapuzenträgern unbegrenzt gesperrt wie etwa Hans Bug. Hans Bug: „Das Hauptbetätigungsfeld der Wiki-Polizei ist demnach das Dingfestmachen von namentlichen Artikelschreibern, um sie zu disziplinieren, ihr namentliches Artikelschreiben zu unterbinden oder sie mit gänzlichem Namensentzug zu bestrafen. Insbesondere aber gilt dies für die Schreiber, die ihren Namen mit der Verbreitung kritischer Inhalte zur Wikipedia-Administration verbinden.“
- "Bösartige Wikipedia-Terroristen sind wie ein Krebsgeschwür, das Metastasen in anderen offenen Wikis bildet. Dem Mobbing, Stalking und Löschterror in der Wikipedia und anderen offenen Wikis kann man nur begegnen, indem man gesetzlich eine Anmeldepflicht mit Klarnamen, Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse einführt, vielleicht sogar mit Vorlage des Personalausweises. Jeder Benutzer muß so bekannt sein wie ein Wähler bei einer Wahl, dem ein Wahlausweis ausgestellt wird."
Manfred Riebe und Gustl Mollath
Manfred Riebe setzt sich für Gustl Mollath ein, einen Nürnberger Maschinenbauer. Im September 2003 kam es wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung und Freiheitsberaubung zum Nachteil seiner Frau zu einem Strafverfahren gegen Mollath vor dem Amtsgericht Nürnberg. Zwei bestimmte Termine zur ambulanten Begutachtung seines Geisteszustandes nahm Mollath 2003 nicht wahr. Mitte 2004 und nochmals Anfang 2005 wurde er zur Erstellung eines psychiatrischen Gutachtens durch Gerichtsbeschluss in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Zwischenzeitlich erfolgte 2004 die Scheidung. Ende 2005 kam zu den bestehenden Vorwürfen der Vorwurf des Zerstechens von 129 Autoreifen, also der Sachbeschädigung, hinzu. Mollath wurde 2006 wegen mehrerer ihm angelasteter Delikte und gleichzeitiger, durch Gutachter festgestellte Schuldunfähigkeit gerichtlich in den psychiatrischen Maßregelvollzug eingewiesen. Nach einem erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahren wurde Mollath im Jahr 2014 in einer neuen Hauptverhandlung freigesprochen; diesmal wurde zudem festgestellt, dass die Voraussetzungen für eine Unterbringung (zum Zeitpunkt der neuen Hauptverhandlung) nicht vorlagen. Im Februar 2006 erging aufgrund des Gutachtens, das Mollath als gemeingefährlich einstufte, ein Beschluss zu seiner einstweiligen Unterbringung. Nach zweimaligem Wechsel der Einrichtung befand sich Mollath von April 2006 an im Bezirkskrankenhaus Straubing. Das Landgericht Nürnberg-Fürth sprach Mollath im August 2006 schließlich wegen Schuldunfähigkeit frei, da es die Taten zwar als erwiesen sah, aber die „Aufhebung der Steuerungsfähigkeit […] gemäß § 20 StGB […] nicht ausgeschlossen werden“ konnte. Anstelle einer Strafe wurde der Maßregelvollzug in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung angeordnet, da – nach Ansicht des Gerichts – weiter Gefahr von Mollath ausging. Bei der Feststellung der Schuldunfähigkeit stützte sich das Gericht unter anderem auf das Gutachten des Sachverständigen Klaus Leipziger aus Bayreuth, das Mollath paranoide Wahnvorstellungen attestierte, die sich im Wesentlichen um einen „Schwarzgeldkomplex“ drehten. Leipziger begründete dies unter anderem mit einem „paranoiden Gedankensystem“, das Mollath entwickelt habe, und das sich teils in der Überzeugung äußere, seine frühere Ehefrau sei in ein komplexes System der Schwarzgeldverschiebung verwickelt. Ein interner Revisionsbericht der Hypovereinsbank aus dem Jahr 2003 stützt Teile der Vorwürfe Mollaths, dieser war jedoch zur Zeit des Verfahrens 2006 noch nicht öffentlich oder dem Gericht bekannt. 2007 beantragte Mollath Prozesskostenhilfe und ließ dabei von seinem Anwalt verkünden, er leide „an einer schweren psychischen Krankheit“, auch von „paranoider Wahnsymptomatik“ war die Rede. Nach verschiedenen erfolglosen Bemühungen, seine Entlassung aus der Psychiatrie zu erreichen, und nach Ablehnung von Anträgen von Mollaths Verteidiger Gerhard Strate wie auch der Staatsanwaltschaft Regensburg auf eine Wiederaufnahme des Verfahrens im Juli 2013 durch das Landgericht Regensburg ordnete am 6. August 2013 das Oberlandesgericht Nürnberg nach Beschwerden beider Seiten die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Mit der Anordnung des Wiederaufnahmeverfahrens verlor das im Jahr 2006 ergangene Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth seine Rechtskraft, wodurch auch die Rechtsgrundlage für Mollaths Unterbringung entfiel, sodass er freizulassen war. Am 7. Juli 2014 begann vor dem Landgericht Regensburg die Wiederaufnahme des Verfahrens. Am 14. August 2014 wurde Mollath freigesprochen; ihm wurde eine Entschädigung für seine Zwangsunterbringung in der Psychiatrie zugesprochen.[256] Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Mollath seine damalige Frau im Jahr 2001 körperlich schwer misshandelt, sogar gewürgt habe. Die Vorsitzende Richterin Elke Escher wies ausdrücklich darauf hin, dass insbesondere das Würgen bis zur Bewusstlosigkeit potenziell lebensgefährdend sei. Laut Urteil sei jedoch nicht sicher, „ob der Angeklagte im Zustand der Schuldunfähigkeit handelte oder nicht“. Mollaths verminderte Schuldfähigkeit zur Tatzeit sei durchaus möglich. Die Annahme, dass bei Mollath damals eine „wahnhafte Störung“ vorgelegen habe, liege nicht fern. Zugunsten des Angeklagten sei daher von einer „Steuerungsunfähigkeit“ auszugehen. Das Gericht sah keine Hinweise für eine Geisteserkrankung. Die Vorsitzende Richterin Elke Escher stellte fest, dass Mollath zu Unrecht in der Psychiatrie zwangsuntergebracht worden ist. In den Anklagepunkten der Freiheitsberaubung am 31. Mai 2002 und des Zerstechens Dutzender Autoreifen sprach ihn das Gericht frei, da kein Tatnachweis geführt werden konnte. Mollaths Ansicht, seine Frau und weitere Verschwörer hätten ihn in die Psychiatrie bringen wollen, um ihn an der Veröffentlichung von Informationen über eine Schwarzgeldaffäre zu hindern, hielt das Gericht für „fragwürdig“; Mollath habe „die Vorwürfe erst nach der Trennung öffentlich gemacht“.
Riedel verfasste zu Mollath einen langen Artikel in seinem NürnbergWiki.[4] Er setzte sich im Januar 2013 dafür ein dass Gustl Mollath einen Internationalen Menschenrechtspreis der Stadt Nürnberg erhält und wandte sich in Sachen Mollath auch an die Antidiskriminierungsstelle der Stadt Nürnberg.
2014 klagte der Mollath-Gutachter Mollath-Gutachter Klaus Leipziger gegen den Betreiber von "Nürnberg-Wiki", Manfred Riebe. Riebe hatte einen Artikel zu Leipziger verfasst.[5] Es kam zur Verhandlung vor dem Landgericht Nürnberg und Riebe wurde dazu verurteilt ein Foto und Passagen des Artikels zu löschen. Zur Bezahlung von Prozesskosten bat Riebe um Spenden.
Werke
- Manfred Riebe; Norbert Schäbler; Tobias Loew (Hrsg.): Der "stille" Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit. St. Goar: Leibniz-Verlag, 1997