Kardecismus

Aus Psiram
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Rivail alias Kardec

Der Kardecismus ist eine esoterisch-pseudomedizinische Methode, die der Brasilianer Hippolyte Léon Denizard Rivail (1804-1869) begründete. Dieser hielt sich für die Reinkarnation eines Druiden namens Kardec und legte sich daher das Pseudonym Allen Kardec zu. Kardec kann als erster Verbreiter des Spiritismus bzw. der spiritistischen Lehre angesehen werden.

Allen Kardec

Durch die Lehren des Allen Kardec erhielt der brasilianische Spiritismus seine besondere Prägung. Ursprünglich war Kardec Lehrer und Literat. Er besuchte als katholischer Schüler die Schule Pestalozzis im evangelischen Yverdon (Schweiz). Im Jahre 1854 kam er in Kontakt mit dem Mesmerismus. Daraufhin widmete er sich ausschließlich der empirischen Erforschung spiritistischer Erscheinungen, überprüfte kritisch die Ergebnisse und veröffentlichte 1857 Le Livre des Esprits, eine systematische Darlegung der Lehre der Geister. Auf über 1.000 Fragen der Medien antworten die Geister mit Einsichten über die Beschaffenheit der Geistwelt, ihre Beziehungen zur irdischen Welt etc. Vor allem in seinem 1864 erschienen Buch L´Evangile selon le Spiritisme bringt Kardec spiritistische Interpretationen des Neuen Testaments. Zusammen mit seiner zweiter Veröffentlichung, Le Livre des Mediums, bilden diese Bücher für die brasilianischen Spiritisten den Kanon des Spiritismus als dritte Offenbarung nach Moses und Jesus Christus.

Geschichte des Kardecismus

Der Kardecismus wurde in Brasilien zunächst vor allem in Kreisen von Intellektuellen und hohen Militärs praktiziert, bevor er zur Religion der brasilianischen Mittelschicht avancierte. Die Lehre hat ihren Schwerpunkt derzeit in Brasilien, wo ihre Anhängerschaft auf 2-3 Millionen geschätzt wird. Der erste offizielle brasilianische Spiritistenzirkel kardecistischer Prägung hielt seine erste Sitzung 1865 in Salvador ab. Es gab jedoch schon vor dem Einfluss der Ideen Kardecs geistige Strömungen ähnlicher Couleur innerhalb der Volksreligion Brasiliens. So spricht ein von zwei reisenden deutschen Biologen verfasster Bericht aus dem Jahre 1818 von einer vollzogenen Heilung an einem Schwarzen mittels der Methode der magnetischen Passes, die von F.A. Mesmer gelehrt wurde.

Um 1873 entstand in Rio de Janeiro ein Zirkel, dessen Seancen auf die Heilung von Kranken und Leidenden durch das Geben von Passes fokussiert waren. Der brasilianische Kardecismus zeigte schon hier seine starke moralische und evolutionistische Grundbeschaffenheit. Zugrunde liegen sowohl ein Einfluss religiöser Konzepte, die der indischen Wiedergeburtslehre entstammen, als auch eine spezifische Auslegung der Bibel, insbesondere des Dekalogs und der Bergpredigt. Der brasilianische Spiritismus versteht sich zu weiten Teilen als christlicher Spiritismus (espiritismo cristao). Er ist in einer Dachorganisation, der Federacao Espirita Brasileira (FEB) zusammengeschlossen, die die Lehre Kardecs als kanonische Kodifikation des brasilianischen Spiritismus vorschreibt. Der Wahlspruch dieser Organisation lautet Gott, Christus und Caritas. Ausdruck dieser Betonung der christlichen Nächstenliebe findet sich etwa in den zahlreichen karitativen Institutionen der Spiritisten, auf die sicher auch ein hohes Maß der Popularität des Kardecismus in Brasilien zurückgeht.

Ferner gibt es die Associação Médico Espírita Brasil, die Vereinigung brasilianischer Ärzte, die Kardecs Lehren folgen.[1]

Inhalte und Lehre

Der komplementärtherapeutische Aspekt der Lehren Kardecs resultiert aus dem Tenor seiner Heilslehre. Er propagierte, dass Körper und Geist durch ein geistig-materielles Band verbunden seien. Vom Geist der einen Person könnten positive und negative Energien zu einer anderen Person fließen. Durch Plagegeister könne man Krankheiten verursachen. Von ihrem Einfluss könne man sich durch Opfergaben und langwierige Sitzungen unter Hinzuziehung von Heilern, die in Trance fallen, befreien.

Kardec'sche Medien berufen sich häufig auf die Führung durch Geister verstorbener Ärzte. Ihre Rezepte sind meist homöopathische Rezepturen.

Quellennachweise

  1. www.amebrasil.org.br/