Heizungsblut
Heizungsblut ist der Handelsname für eine seit 2013 angebotene rot gefärbte glykolhaltige Flüssigkeit, die das in Zentralheizungen übliche Wasser ersetzen und dadurch 10 bis 20% Heizkosten sparen soll. Die von der Firma LMP Umweltprojekte in Hamburg[1][2] angebotene Substanz kostet etwa 10 Euro je Liter und soll 1:1 mit Wasser verdünnt werden.
Erfinder von Heizungsblut war der Türke Ersin Dinc aus Dortmund, der mit Norbert Lübbcke die Firma LMP Umweltprojekte in Hamburg gründete. LMP steht dabei für "Liquid Master Products".
Aussagen zur Wirkungsweise
Zur Funktionsweise werden keine klaren Angaben gemacht. Geworben wird damit, dass sich Heizungsblut wesentlich schneller erwärmen lässt als Wasser. Dies ist aber lediglich die Folge davon, dass die Wärmekapazität[3] der Flüssigkeit geringer ist als die von Wasser. Laut Beschriftung der Behälter handelt es sich im Wesentlichen um Ethylenglykol. Als "Forschungsergebnisse" präsentierte Messungen des Instituts für Thermische Verfahrenstechnik der TU Hamburg-Harburg zeigen eine spezifische Wärmekapazität von rund 2 kJ/(kg K). Wasser hat etwa den doppelten Wert. Nachweise einer tatsächlichen Einsparung von Heizenergie werden nicht erbracht. Der Firma LMP zufolge soll das "Staatliche Forschungslabor für den Heizungsbau und Hydraulik" in Eutin – womit die Berufsschule des Landkreises Ostholstein gemeint ist – untersuchen, ob "eine bereits von Wissenschaftlern berechnete Heizkosteneinsparung auch praktisch nachweisbar ist".[4] An anderer Stelle heißt es: "Bei gleichem Volumenstrom erhalten wir mit Heizungsblut eine höhere Raumtemperatur. Das wurde im Forschungslabor in Eutin nachgewiesen."[5]
Die erforderliche Wärmemenge (= Energie, Heizleistung pro Stunde) lässt sich aber nicht einfach durch ein anderes Transportmedium verringern, sie ergibt sich aus der Bauweise des Gebäudes, dem Standort, der Nutzung usw. Es gilt Q = m c ΔT, in dieser Gleichung ist Q der Wärmebedarf nach der Wärmebedarfsberechnung, m die Masse des Heizmediums, c die spezifische Wärmekapazität des Mediums und ΔT die Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf (ergibt sich aus der Anlagenauslegung, bei Radiatoren typisch 10 bis 15 K). Daraus folgt, dass eine Verringerung von c eine größere Masse m erfordert, das heißt es muss eine größere Menge Flüssigkeit je Zeiteinheit durch die Heizungsanlage strömen, damit die Leistung der Heizung nicht abnimmt. Das Rohrnetz, die Heizflächen und die Pumpe müssen hierfür ausgelegt sein.
Eine Variante der Flüssigkeit mit der Bezeichnung "QS 100 Heizungsblut R2" habe ein ungewöhnliches Abkühlverhalten. Sie lasse sich schneller aufheizen als Wasser, kühle aber langsamer ab, was ein Diagramm der Temperatur über der Zeit belege (siehe Bild rechts). Die Firma LMP behauptet dazu: "Das Fluid speichert die Wärme länger, gegenüber von Wasser! Der Unterschied kann bis zu 12 Grad betragen! [...] Je nach Wunsch des Kunden, können wir das Fluid hinsichtlich des Abkühlverhaltens zielgenau einstellen!"[6] Die Geschwindigkeit der Abkühlung einer Flüssigkeit in einem Gefäß hängt jedoch von den Wärmeleitfähigkeiten der Flüssigkeit und der angrenzenden Materialien sowie diversen anderen Parametern des Versuchs ab. Aussagen die über die Speicherfähigkeit von Wärme lassen sich daraus nicht ableiten. Diese ist vielmehr durch die Wärmekapazität der Flüssigkeit charakterisiert, die wesentlich geringer als die von Wasser ist.
Chemische Zusammensetzung
- QS 100 S (QS100 Heizungsblut)
70–90% Monoethylenglykol
10–50% Kaliumacetat
5% Korrosionsinhibitor
0–10% Propylenglykol
0–10% Ammoniumacetat
destilliertes Wasser - QS 100 Green
10–60% Monoethylenglykol
10–50% Kaliumacetat
20–40% Korrosionsinhibitor
destilliertes Wasser - LMP Cold
10% Monoethylenglykol
10–50% Kaliumacetat
<2% Korrosionsinhibitor
50–70% Spezialsalz
destilliertes Wasser
Wärmekapazität von Flüssigkeiten
Wasser hat nach Wasserstoff, Helium und gasförmigem Ammoniak die höchste Wärmekapazität. Praktisch nutzbar ist bei Heizungen jedoch nur Wasser.
Patente
- Application EP2484741A2 (2012) "Cold and heat distributor liquid", Erfinder Norbert Uwe Lübbke.[7] Dieses europäische Patent wurde offenbar 2012 oder 2013 aufgegeben mit Status Withdrawn und APPLICATION DEEMED TO BE WITHDRAWN 2013-09-04[8]
Quellen
- ↑ LMP Umweltprojekte Hamburg, Lübke, Dinc und Partner, 22397 Hamburg, Raamkamp 18. Geschäftsführer: Uwe Lübke. Die Abkürzung LMP steht für "Liquid Master Products".
- ↑ https://www.northdata.de/?id=748145027
- ↑ Die Wärmekapazität gibt an, welche Wärmemenge, d.h. wie viel thermische Energie, nötig ist, um einen Stoff um 1 K zu erwärmen. Unterschieden wird zwischen der spezifischen Wärmekapazität, die sich auf die Masse bezieht und die Einheit J/(kg K) hat (Joule pro Kilogramm und Kelvin), die molare Wärmekapazität mit der Einheit J/(kg Mol) und die Wärmespeicherzahl, die auf das Volumen des Stoffes bezogen wird und somit die Einheit J/(kg m3) hat. Wasser hat eine spezifische Wärmekapazität von etwa 4180 J/(kg K), Ethylenglykol von 2360 J/(kg K).
- ↑ http://www.heizungsblut.de/staatliches-heizungs-forschungslabor-eutin/ Aufruf am 14. August 2012
- ↑ http://www.heizungsblut.de/%C3%BCber-k%C3%A4lte-w%C3%A4rme-temperatur-energie-kartoffel-heizungsblut/ Aufruf am 14. August 2012
- ↑ 6,0 6,1 http://www.heizungsblut.de/forschungsergebnisse/ Aufruf am 14. August 2012
- ↑ https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/045654815/publication/EP2484741A2?q=pn%3DEP2484741A2%3F
- ↑ https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/045654815/publication/EP2484741A2?q=pn%3DEP2484741A2%3F