Fulvosäuren

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Die Fulvosäuren (in der Pseudomedizin vor allem Fulvinsäuren genannt) sind eine Gruppe organischer Säuren mit uneinheitlicher Zusammensetzung. Sie werden in der Pseudomedizin mit verschiedenen gesundheitsbezogenen Versprechungen vermarktet, oft in Kombination mit Mineralien oder einer Lösung mit Silberionen. Diese Mittel sind zur oralen Aufnahme vorgesehen. In ähnlicher Weise werden auch die höhermolekularen Huminsäuren vermarktet.

Entstehung und Vorkommen

Fulvosäuren kommen in Humusböden, Torf und Gewässern vor und sind auch im Mumijo enthalten. Sie entstehen wie die Huminsäuren und die Humine bei der Zersetzung von Pflanzenmaterial (Humifizierung), haben jedoch im Vergleich zu den Huminsäuren eine deutlich geringere molare Masse und stärker sauren Charakter. Fulvosäuren sind deutlich besser in saurem Milieu löslich als Huminsäuren. Sie geben Wasser eine bräunlich-gelbliche Färbung und tragen zu seinen CSB-Wert bei.

Wirkung

Fulvo- und Huminsäuren sind in der Lage, Stoffe zu adsorbieren, d.h. an sich zu binden. Dabei können nach oraler Aufnahme innerhalb des Darms Stoffe ähnlich der Aktivkohle gebunden werden. Eine Wirkung innerhalb des Körpers (zum Beispiel im Blutkreislauf oder den Organen) ist allerdings unwahrscheinlich, weil Fulvosäuren kaum ins Blut aufgenommen werden. Entgegen der Behauptungen der Vermarkter ist es möglich, dass Fulvo- und Huminsäuren neben toxischen Stoffen auch Nährstoffe wie beispielsweise Jod im Darm an sich binden, sodass sie nicht mehr resorbiert werden können. Das kann beispielsweise zu einem Jodmangelsyndrom und krankhaften Veränderungen der Schilddrüse (Strumen) führen.[1] Ebenso können Medikamente nach der Einnahme im Darm gebunden werden, die dann nicht mehr resorbiert werden können und damit ihre Wirkung verlieren.

Medizinische Einsatzgebiete

Fulvo- und Huminsäuren werden in der Balneologie rein äußerlich in Form von Moorpackungen und -bädern (Badetorf) angewendet. Wie sich dabei die positiv empfundene Wirkung entfaltet, ist weitgehend unerforscht. Möglicherweise beruht die Wirkung auf dem Wärmeeinfluss des Bades. Belegt ist auch eine adstringierende Wirkung, worauf auch die konservierende Wirkung auf so genannte Moorleichen beruht.[2]

Beworbene Einsatzgebiete in der Pseudomedizin

Typisches Produkt

Fulvosäuren werden in der Pseudomedizin mit verschiedenen gesundheitsbezogenen Versprechungen vermarktet. So sollen sie beispielsweise bei folgenden Indikationen helfen: bei Übersäuerung oder andere Magenstörungen beim Menschen, Entzündungen, Anämie und Hypercholesterinämie und dem Willebrand-Jürgens-Syndrom. Ferner sollen Fulvosäuren das Immunsystem und den Stoffwechsel stärken, Viren bekämpfen und gegem Umweltschadstoffe im Körper wirken. Zudem wird behauptet, Fulvosäuren würden die Aufnahme kolloidaler Mineralien im Verdauungstrakt verbessern oder gar erst ermöglichen.

Es existieren für die behaupteten medizinischen Wirkungen keine wissenschaftlichen Belege in Form klinischer Studien. Für das Marketing der Fulvo- und Huminsäuren werden meist Erkenntnisse aus der Bodenbiologie und der Geochemie unzulässig einfach auf den Menschen übertragen.

Fulvo- und Huminsäurepräparate werden als Kapseln oder Tropfen zur oralen Aufnahme vermarktet. Typische Handelsbezeichnungen sind "Fulvin", "Fulvo-Ionische Minerale", "Fulvinsäure mit Ozeanischen Spurenelementen" oder "BioHumin".

Patente

Für die Anwendung von Fulvinsäure als Medikament besitzt eine Firma Pfeinsmith Ltd. mehrere Patente. Diese Firma ist ein Tochterunternehmen der südafrikanischen Fulhold Ltd. aus Kapstadt, die Fulvinsäuren ("Fulvic Acid", "CHD-FA") für medizinische Zwecke vermarktet. Die Pfeinsmith Ltd. dient offenbar nur zur kommerziellen Verwertung dieser und weiterer angekündigter Patente und hat Briefkastenadressen auf Mauritius und in Liechtenstein. Die erteilten Patente beziehen sich auf die Verwendung von Fulvinsäure zur Behandlung bakterieller Infektionen[3], viraler Infektionen[4], Pilzinfektionen[5] und Entzündungen[6]. Bei den Patenten, die vor dem Jahr 2000 angemeldet wurden, wird als Erfinderin oder Miterfinderin die Immunologin und ehemalige Professorin an der Universität Pretoria Constance Elizabeth Medlen (geb. 1943, auch C.E.J. Van Rensburg oder C.E.J. Medlen-Van Rensburg oder Connie Medlen) genannt.

Siehe auch

Quellenverzeichnis

  1. http://www.uploadarea.de/files/oiisbl4g8dzuft2xahfkbgxmb.pdf
  2. http://www.planet-wissen.de/natur_technik/moore/mensch_und_moore/moorleichen.jsp
  3. EP 1126837 B1: Fulvinsäure und deren Verwendung zur Behandlung von diversen Krankheitszuständen (Fulvic acid and its use in the treatment of various conditions). Anmeldung: 08.10.1999. Patent erteilt: 23.08.2006
  4. EP 1698333 B1: Fulvinsäure und deren Verwendung in der Behandlung von viralen Infektionen (Fulvic acid and its use in the treatment of viral infections). Anmeldung: 08.10.1999. Patent erteilt: 08.10.2008
  5. EP 1700599 B1: Fulvinsäure und deren Verwendung in der Behandlung von Candida Infektionen (Fulvic acid and its use in the treatment of candida infections). Anmeldung: 08.10.1999. Patent erteilt: 08.10.2008
  6. EP 1700600 B1: Fulvinsäure und deren Verwendung in der Behandlung von Entzündungen (Fulvic acid and its use in the treatment of inflammation). Anmeldung: 08.10.1999. Patent erteilt: 08.10.2008