Diskussion:Guy-Claude Burger
Artikel in La République vom 7. Juli 2003
Der Gründer der Instinctotherapie, Guy-Claude Burger, ist das 2. Mal im Berufungsverfahren vor der cour d’assises d’Evry verurteilt worden und zwar zu 15 Jahren Haft wegen Kindesmissbrauchs [viol sur mineurs]. (Evry ist ein Vorort von Paris)
Das Berufungsverfahren gegen Guy-Claude Burger, 68 Jahre - Gründer der Instinctothérapie die als Sekte der Rohkost angesehen wird - ist am Freitag abend an der la cour d’assises de l’Essonne in Evry zu Ende gegangen.
Guy-Claude Burger wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt und ihm wurde untersagt fünf Jahre lang das Gelände von Montramé zu betreten. Dort, im Schloss chateau de Montramé in Soisy-Bouy, in der Nähe von Provins, wurde er beschuldigt ein Mädchen von 10 Jahren und eine weitere junge Frau zusammen mit einem Jean-Claude Rostaing vergewaltigt zu haben, dieser wurde zu 5 Jahren Haft verurteilt. Die Strafen entsprachen den Anträgen der Anklage von Staatsanwalt Michel Pecondon-Lacroix. Dieser hatte für den Guru 15 bis 18 Jahre Haft beantragt. Die Rechtsanwälte der Zivilprozess-Seite sahen dies mit Genugtuung.
Mehr als 100 Zeugen wurden vorgeladen für diesen 2. Prozess. In der Tat war Guy-Claude Burger bereits im Dezember 2001 von der cour d’assises de Seine-et-Marne zu 15 Jahren wegen Vergewaltigung von Kindern und Heranwachsenden verurteilt worden.
Die Affaire begann im August 1996 mit der Anzeige eines ehemaligen Anhängers der Instinctotherapie, der unzüchtiges Verhalten und ungezügelte Sexualität im château de Montramé in Soisy-Bouy anzeigte. Guy-Claude Burger, der Behandler in seinem Schloss beherbergte, war bereits 1997 zu 3 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden und zwar wegen illegaler Ausübung der Heilkunde. In der Schweiz war er wegen Pädophilie vor seinem Erscheinen in Frankreich 1983, verurteilt worden.
Die Basis der Instinctothérapie ist das Prinzip dass man sich auf seinen eigenen Instinkt bei der Wahl der Ernährung verlassen soll. Die Instinctotherapie soll die Mehrheit aller Erkrankungen heilen können, und wird als Sekte angesehen. Sie preist sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Mingerjährigen an, ohne gleichzeitig diese Praxis praktisch anzuwenden.
Guy-Claude Burger vor dem Schwurgericht
Autorin Marion Festraëts, verfasst am 27/10/2003, veröffentlicht am 22/11/2001
Guy-Claude Burger, dessen Praktiken bereits im Express 1997 enthüllt wurden, muss ab dem 22. November vor dem Schwurgericht erscheinen, wegen Vergwaltigungen und sexuellen Misshandlungen gegen Unterfünfzehnjährige, die mehrfach des Todes bedroht wurden.
Ostern 1986. Versessen auf die Vorzüge der sanften und alternativen Medizin, verbrachte die Mutter von Marthe (1) mit ihren drei Töchtern eine Woche auf dem Schloss Château de Montramé (Seine-et-Marne), um die berühmte Instinctotherapie auszuprobieren, von dem man damals so viel hörte. Die Rohkost nach eigenem olfaktorischem Instinkt [gemeint: Geruchsinstinkt] um die eigene Form, das eigene Gleichgewicht und Gesundheit zurückzuerlangen: die nebulöse Theorie von Guy-Claude Burger. Der Chef und Gründer dieses Zentrums - verzeichnet im parlamentarischen Bericht über die Sekten von 1995 - verspricht alles zu heilen. Nicht vorgesehen im Programm: der alte Guru macht aus der zehnjährigen Marthe ein Versuchskaninchen einer anderen Roh-Doktrin, der «métapsychanalyse», eine Verherrlichung der Pädophilie, eingepackt in pseudowissenschaftliche Schwurbelei. Aufgedeckt durch Express 1977, führten die kriminellen Aktivitäten von Guy-Claude Burger und seinen Kumpanen - darunter sein ältester Sohn Schristian, der seitdem auf der Flucht ist - zur Vorführung vor das Schwurgericht von Melun am 22. November wegen Vergewaltigung und sexueller Agression gegen Unterfünfzehnjährige und wegen wiederholter Morddrohungen.
Guy-Claude Burger, 67 Jahre, ist nicht das erste Mal vor Gericht. Er war bereits in der Schweiz 1978 zu vier Jahren Haft verurteilt worden, wegen sexuellem Missbrauch seines Sohnes Christian und von Maya (1), 9 Jahre. Dann in Frankreich 1997 verurteilt zu drei Monaten Haft auf Bewährung wegen illegaler Ausübung der Heilkunde. Diese Person, die als charismatisch, pervers, manipulierend und unmoralisch beschrieben wird, hat ihr Leben zwei grossen Kämpfen gewidmet: denen der Instinctotherapie und der métapsychanalyse. Diese seien nach Burger einzig in der Lage die verschiedensten gesellschaftlichen Gebrechen zu heilen.
Zu Beginn der sechziger Jahre formuliert der Cellospieler seine Ernährungsdoktrin. Das Résumé: Unser Vorfahr, der pithécanthrope, kochte seine Speisen nicht und ignorierte jegliche Krankheit. Das Aufkommen des Feuers und damit des rôti de mammouth [des Mammutbraten], hätte die Menschheit in die Qualen diverser Krankheiten geführt, aus denen einzig eine instinktive Ernährung uns retten könnte. Praktisch bedeutet das instincto-Essen sich ausschliesslich roh zu ernähren - Bananen, Kartoffeln, Rüben aber auch Schwein oder Pferdeschmalz - methodisch abgeschnüffelt um festzustellen was schmecken könnte, als Beweis dafür dass der Körper diese bräuchte. Dieses einfältige Dogma wäre eigentlich als völlig harmlos anzusehen, wenn nicht AIDS-Kranke oder Krebskranke darin ein Wunderheilmittel sehen würden.
Ende der sechziger Jahre erweitert Burger seine Forschungen aus auf den sexuellen Instinkt. Seine «métapsychanalyse» prangert fleischliche Beziehungen zwischen heterosexuellen Erwachsenen als gerade geeignet zur Fortpflanzung und huldigt hingegen den sexuellen Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern als Quelle kosmischer Energie. Seine eigenen Kindern, aber auch die anderer Heiler, die auf seinem schweizer Bauernhof weilten, werden Opfer pädophiler Angriffe seitens des Guru. Seine Verurteilung von 1978 hinderte ihn nicht 1986 mit der kleinen Marthe ein gleiches Szenario zu veranstalten: als heilige Prinzessin der Örtlichkeit, als Kind des Kosmos, erwählt durch den Meister, wird das zehnjährige Kind der Obhut der geblendeten Mutter durch Burger entzogen. Angekommen um eine Woche zu bleiben, bin ich schliesslich eineinhalb Jahre geblieben und bin mehrmals wiedergekommen gibt Martha zu, die inzwischen 25 Jahre alt ist. Dieses hübsche Halbblut mit dem offenen Blick und der schwachen Stimme erläutert: Damals war ich charakterlich wie weggeworfen, hatte keine Freunde/Innen und hasste die Schule. Für ein armes Mädchen ohne Vater, die ansonsten nur die Mietskasernen von Nanterre kannte, war das Schloss der absolute Traum. Ein grosses Gemäuer aus dem 12. Jahrhundert aus hellen Steinen mit umliegenden Weizenfeldern wo man rumrennen und spielen kann, Hütten bauen kann und im Gras herumrollen kann. Wo Erwachsene zuhören und dich ehren, auch wenn es nur um die Aneignung von Vorrechten des örtlichen Meisters geht.
Sehr schnell verbringt der Guru das Kind in sein eigenes Bett und zwingt es jede Nacht nackt neben sich zu schlafen. Wenn ich mich daran zurückerinnere, als er mich das erste Mal berührte, als er sein Geschlechtsteil zwischen meinen Schenkeln gerieben hat, dann verspüre ich erneut das Gefühl einer Verbrennung dass ich damals verspürte. So als ob in meinem Körper ein inneres schlechtes Feuer brennen würde, eine Glut aus Abfall. In Montramé, schläft jeder mit jedem, Kinder und Erwachsene durcheinander in dreckigen Zimmern. Mädchen laufen halbnackt rum, und erfahren, ausser Sicht der Kursteilnehmer, die Zärtlichkeiten der ständigen Schlossbewohner. Marthe wird von Burger mit Geschenken überhäuft von denen sie nie träumen konnte, um sie besser besitzen zu können. Er erhöht sie auf einen Sockel um die Eifersucht der eigenen Kinder und seiner eigenen vernachlässigten Ehefrau zu schüren, die trotz der Instinctotherapie schliesslich 1994 einsam ausserhalb des Schlosses an Krebs stirbt. Er lockt das Kind mit einer Hauptrolle in einem Film zu seinem Roman «roman d'amour et d'aventure» mit Maya, der tatsächlichen Geschichte die ihn in der schweiz ins Gefängnis brachte. Kino ! Ich war ein kleines Kind, das war mein Traum ! Wie konnte man widerstehen ? erzählt Marthe. Ich war zerrissen zwischen diesem Prinzessinnenstatus und dem Abscheu vor Burger, meinem Ersatzvater. Aber er wiederholte so oft dass ich so leben könnte dass ich es trotzdem glaubte. Täglich muss sich Marthe den sexuellen Einfällen des Guru aussetzen. Jeden Tag weckte er mich um 7 Uhr 45. Er brauchte seinen Orgasmus bevor ich um 8 zur Schule ging.
Nach eineinhalb Jahren dieser Tortur, gelingt es Marthe sich Burger zu entreissen. die Gesellschaft, die Leute von ausserhalb, das waren die absoluten Feinde. Sie profitiert von einer Reise um zu einer Tante zu gelangen und dort zu wohnen. Aber als Heranwachsende führt es sie doch immer wieder zurück nach Montramé: Man kann nicht verhindern sich an einen Kindheitsort zu erinnern. Und ausserdem lief in meinem Leben alles schief, ich war so alleine und unausgeglichen sodass mir Montramé nicht schlimmer erschien als mein Leben.
Als Marthe im Alter von 13 Jahren aufgrund einer Anzeige einer anderen Schlossbewohnerin von der Polizei befragt wird, lässt Burger sie eine Geschichte aufsagen, sodass der Fall eingestellt wird. Der Anwalt des Gurus, Philippe Petillaut, hofft davon zu profitieren dass Marthe ein unterschiedliches Gesicht zeigt um ihrer Aussage zu begegnen und sieht ein infernales Trio Sekte + Guru + Pädophilie einer katholische Lobby nachdem die Medizinlobby ihn schon vernichten wollte. [gekürzt]
Der Anwalt von Marthe, Olivier Morice, kann andererseits bereits auf eine Entscheidung der commission d'indemnisation des victimes [Opferentschädigungskommission] verweisen, die aufgrund von psychologischen Gutachten der Meinung ist, dass die junge Frau in ihrer Kindheit vergewaltigt wurde. Es bleibt nun die Geschworenen von Melun davon zu überzeugen, dass Guy-Claude Burger nichts von einem Humanisten an sich hat, oder eines guten Familienvaters, und des verkannten Genies, den er vorgibt zu sein.
(1) ist nicht erläutert. Soll wohl heißen: Name von der Redaktion geändert.