Augenakupunktur nach Boel

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John Boel

Die Augenakupunktur nach Boel (auch Neue Augenakupunktur oder Augenakupunktur nach Boel-Dahlgren) ist eine Variante der Akupunktur, die auf den dänischen Ingenieur und Scientologen[1] John Boel zurückgeht. Da bei dieser Methode auch Akupunkturpunkte gestochen werden, die in der traditionellen TCM-Akupunktur unbekannt sind, ist sie nicht mit dieser kompatibel. Die Augenakupunktur gehört zum Methodenkreis der alternativmedizinischen Augenheilkunde.

Da für diese alternativmedizinische Methode keine seriös publizierten Nachweise einer medizinischen Wirksamkeit vorliegen, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland die Kosten nicht. Eine Behandlungskur soll insgesamt 750 Euro kosten.

Methode

Die Methode wurde von John Boel ab 1980 entwickelt und 1996 erstmalig in Deutschland vorgestellt. Allerdings wird auch behauptet, dass sie von einem Dänen namens Freddy Dahlgren und von John Boel zusammen erfunden worden sei. Behauptet wird auch, dass die Augenakupunktur nach Boel ursprünglich aus einer ceylonesischen (Sri Lanka) Variante der Akupunktur abgeleitet sei. Die Methode wird unter dem Namen "Akupunktur 2000" vermarktet und neuerdings als "AcuNova". Der Name der Methode bezieht sich auf die behauptete Wirkung des Setzens von Akupunkturnadeln auf Erkrankungen des Auges. Nach Angaben der Befürworter sei die Methode bei folgenden völlig unterschiedlichen Augenerkrankungen gleichermaßen erfolgreich:

  • Makuladegeneration
  • Grüner Star (Glaukom)
  • Netzhauterkrankungen bei Diabetes (diabetische Retinopathie)
  • Altersweitsichtigkeit
  • Sehstörungen nach Unfällen oder Operationen
  • Retinopathia Pigmentosa
  • Kurzsichtigkeit bei Kindern bis zum 20. Lebensjahr
  • Augenvenenthrombose
  • Sehnerverkrankungen

Die eigentliche Behandlung erfolgt durch Einstechen von Akupunkturnadeln an zumeist augenfernen Punkten an Stirn (zwischen den Augenbrauen), seitlich der Augen, Händen, Knie und Füßen. Gestochen wird auch an Punkten, die in keinerlei Beziehung zum Meridiansystem der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) stehen. Die Methode ist daher nicht TCM-kompatibel. Seit einigen Jahren soll Boel auch Akupunkturpunkte einer Methode namens "Neue Punktuelle Schmerz- und Organtherapie" (NPSO) des Heilpraktikers Rudolf Siener in seine Augenakupunktur integriert haben. Die Nadeln werden nach dem Stechen eine halbe Stunde am Einstichort belassen, nach einer mindestens einstündigen Pause erneut gesetzt und dort wieder für eine halbe Stunde belassen.

Zu seiner Methode verbreitet Boel Anekdoten über regelrechte Wunderheilungen. Dabei bezieht er sich häufig auf Artikel in der Publikumspresse, die seine behaupteten Heilerfolge unkritisch wiedergaben.

John Boel und Freddy Dahlgren

John Boel ist ein dänischer Ingenieur und Medizinlaie. Er betreibt im dänischen Aulum eine private Akupunkturpraxis.[2] Dort bildet er auch Akupunkteure nach seiner Lehre aus. Auf diversen Internetseiten wird Boel als "Prof. Dr. Boel" vorgestellt. Die Herkunft des Titels wird nicht genannt. Auch ist nicht zu erfahren, auf welchem Fachgebiet Boel Professor sein soll. Gleichermaßen bleibt die Frage nach einer medizinischen Qualifikation unbeantwortet. Tatsächlich erhielt Boel seine wertlosen käuflichen Titel von einer Titelmühle in Colombo/Sri Lanka mit dem Namen "The Open International University for Complementary Medicines" (manchmal auch kurz "The Open International University" genannt, aber nicht zu verwechseln mit der seriösen The Open University of Sri Lanka OUSL). Diese verlieh ihm den ebenso belanglosen Titel "Akupunkteur des Jahrhunderts".[3] Boel wird auf Webseiten der Scientology-Organisation als Scientologe genannt. Er wird beispielsweise in der WISE Directory von Scientology für das Jahr 2004 unter der Rubrik "Category: Medical Supplies" genannt.[4]

Der Miterfinder Freddy Dahlgren führt wie sein Kollege Boel einen Doktortitel der Titelmühle "The Open International University" in Sri Lanka. Nach Angaben von skepdic.com sei ihm der Titel von einem Lord Pandit Prof. Dr. Sir Anton Jayasuriya (1930-2005) verliehen bzw. verkauft worden.[5] Dahlgren gilt auch als Begründer einer Mikroakupunktur (MicroAcupunture). Bei der Mikroakupunktur werden ebenfalls Akupunkturpunkte benutzt, die in der TCM unbekannt sind, in diesem Falle an Händen und Füßen.

Stirnakupunktur

Eine neuere Akupunkturvariante, die nicht der TCM entspricht, ist die Stirnakupunktur, auch Stirnakupunktur nach Hanke genannt. Sie soll auf den Augenoptiker und Heilpraktiker Jürgen D. Hancke aus Köln zurückgehen, Erfinder der Makula-Therapie nach Hancke, die er mit seinem Namen abkürzt (MTNH). Die Methode wird nur von seiner eigenen Praxis durchgeführt. Eine offenbar sehr ähnliche Variante wird auch vom Düsseldorfer Ingenieur und Heilpraktiker Andreas Nieswandt eingesetzt und propagiert, der sich dabei nicht auf Hanke beruft. Die Stirnakupunktur soll eine Wirkung auf das Auge und speziell die Netzhaut haben. Behauptet wird, dass die Durchblutung der Netzhaut unter der Behandlung verbessert werde. Ob sich dieser Effekt auch nach der Behandlung fortsetzt wird dabei offen gelassen. Nieswandt bewirbt die Stirnakupunktur insbesondere bei der trockenen und feuchten Makuladegeneration.

Bei der Stirnakupunktur werden Nadeln im Bereich der Stirn und der Augenbrauen gestochen. Ziel der Behandlung sei es die Durchblutung der Netzhaut zu verbessern. Bei den Formen der Makuladeneration empfiehlt Nieswandt auch Schüsslersalze, vegane Ernährung, Möhrensaft, Miasmatische Homöopathie, Sauerstofftherapie, Atemübungen und Regenaplexe (eine Variante der Homöopathie). Für keine der genannten alternativmedizinischen Therapieformen liegt der Nachweis einer Wirksamkeit bei der Makuladegeration vor.

Zur Makula Therapie nach Hanke lassen sich im September 2020 keine Fachliteratur und keine klinischen Studien in Datenbanken finden. Es liegt lediglich eine Veröffentlichung in einer Akupunkturzeitschrift von 2014 vor, in der die Methode erwähnt wird.[6] In diesem Artikel heisst es schwer verständlich:

Die Erfahrung zeigt, dass die effektivste Methode bei der Therapie der Makuladegeneration mit Akupunktur die Stimulation der embryonalen Regenerationsfähigkeit über Somatotopien darstellt, wobei diese Regenerationsfähigkeit durch Aktivierung der Erbenergie über die außerordentlichen Gefäße deutlich verbessert wird. Sowohl die Harmonisierung der Yang-Energie für den Sehvorgang als auch die Bedeuzung der Yin-Energie für die Strukturen des Auges müssen in der Therapie beachtet werden.

Ebenfalls zur Behandlung der Makula-Degeneration existiert ein alternativmedizinisches Verfahren namens Implantat-Akupunktur nach Bangerter bzw. nach Bangerter und Boel, welches auch "Körperakupunktur" genannt wird. Dabei werden kleine Titanpartikel oder andere resorbierbare Gegenstände dauerhaft unter die Haut der äußeren Ohrmuschel gesetzt, sodass die Methode der der Aurikulotherapie gleicht. Der Name bezieht sich auf eine Klinik in St. Gallen in der Schweiz, die nach dem Schweizer Augenarzt Alfred Bangerter (1909–2002) benannt ist. Der Namensgeber der Klinik Alfred Bangerter ist jedoch nicht als Befürworter der Akupunktur in Erscheinung getreten. Bei der Boel/Bangerter Methode werden Röntgenstrahlen eingesetzt, sowie die Akupunktur. Da es keine öffentlich zugänglichen Informationen zu dieser Methode zu geben scheint, helfen nur im Internet von Patienten verfasste Berichte weiter. In diesen ist auch die Rede von Arzneimittel-Injektionen in das Auge.

ECIWO-Methode nach Yingqing Zhang

Die ECIWO-Akupunktur nach Yingqing Zhang ist eine weitere Akupunkturmethode, die bei Augenkrankheiten eingesetzt werden soll. Für Einzelheiten siehe Artikel ECIWO.

Weblinks

Quellennachweise