Wünschelrute

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Wuenschelrute.jpg
Wünschelrute aus L-förmig gebogenem Messingdraht
Eine weitere typische Form einer Wünschelrute

Die Wünschelrute ist zusammen mit dem Pendel und dem Tensor ein Instrument der Radiästhesie und Esoterik. Sie war ursprünglich meist ein Stück gegabeltes Holz und ist heute oft aus Metall gefertigt, manchmal auch aus Kunststoff. Eine Sonderform stellt die so genannte Einhandrute dar. Die Wünschelrute wird zumeist mit zwei Händen locker vor den Körper gehalten. Sie soll bei Anwesenheit bestimmter nicht näher erläuterter Erdstrahlen Rotationen oder andere sichtbare und vom Haltenden spürbare Bewegungen ausführen. Auch soll sie die Anwesenheit von unterirdischen Wasservorkommen, Wasseradern oder Bodenschätzen anzeigen können. "Wasseradern" im Sinne von "linearen Wasserkörpern" finden sich nur in verkarstetem Gestein oder zerklüftetem Fels abseits von üblichem Baugrund. Daher können von ihnen auch nicht die behaupteten gesundheitsschädlichen Effekte auf Hausbewohnern ausüben, wie „Radiästheten“ behaupten.

Der Begriff Wünschelrute leitet sich von dem altdeutschen Wort wünschen ab, welches auch zaubern bedeutet. Das Suchen mit der Wünschelrute wird muten genannt.

Manche Anhänger der Radiästhesie glauben, dass Wünschelruten resonante Lecherkreise seien (eine Anordnung aus der Hochfrequenztechnik). Dies ist jedoch auszuschließen, da Holz nichtleitend ist und die aus den geometrischen Abmessungen der Wünschelrute berechenbaren Resonanzfrequenzen mit empfindlichen Messgeräten problemlos registriert werden könnten.

Wissenschaftlich gibt es keinen Nachweis eigenständiger Bewegungen von Wünschelruten unter den oben genannten Umständen. Nicht in der Hand gehaltene Wünschelruten zeigen das Verhalten nicht. Die sichtbaren Ausschläge der Wünschelrute können mit dem Carpenter-Effekt und dem Kohnstamm-Effekt widerspruchsfrei erklärt werden. Verschiedene wissenschaftliche Experimente (z.B. das Scheunen-Experiment) zeigten, dass Wünschelrutengänger keine signifikant von der Zufallswahrscheinlichkeit abweichenden Trefferquoten erzielen.

Untersuchungen zur Thematik

  • Im Juli 1980 boten James Randi und der australische Skeptiker Dick Smith 40.000 US-Dollar für eine erfolgreiche Demonstration der Wünschelrute. Sechzehn Rutengeher nahmen teil. Insgesamt wurden 111 Einzeltests durchgeführt, die Rutengeher hatten dabei 15 Erfolge, was im Rahmen der statistischen Zufallserwartung blieb.[1]
  • 1987 bis 1989 wurden im Rahmen eines vom damaligen Bundesministerium für Forschung und Technologie BMFT geförderten Vorhabens verschiedene Wünschelrutenexperimente durchgeführt. Nach Ansicht der Projektleiter, der Münchener Physikprofessoren Herbert L. König und Hans-Dieter Betz, hätten einige Rutengänger dabei hochsignifikante positive Ergebnisse erzielt. Von anderer Seite wurden später jedoch Unzulänglichkeiten bei den Versuchen und deren Auswertung nachgewiesen, so dass diese Schlussfolgerung nicht aufrecht erhalten werden konnte (siehe Artikel Wünschelruten-Report).
  • Im Jahr 2001 führte Hans von Zeppelin in Schramberg (Schwarzwald) ein Wünschelrutenexperiment durch. Die Untersuchungsfrage war, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Ausschlag der Wünschelrute (bzw. dabei unterstellter "Reizzonen") und der unabhängig davon erhobenen Morbidität in der Bevölkerung gibt. In einem Quadratkilometer des dazugehörigen Siedlungsgebiets wurde der Verlauf derartiger imaginärer "Reizzonen" radiästhetisch ermittelt; Menschen aus 100 Wohnungen dort berichteten ein breites Spektrum von Krankheiten. Der Autor Zeppelin erachtete die Ergebnisse als einen starken Beleg für den schädlichen Einfluss von "Erdstrahlen" auf die Gesundheit. Eine systematischere Reanalyse seiner Daten zeigte jedoch, dass die Resultate nicht aussagekräftig sind, bedingt durch zahlreiche methodische Fehler. Im übrigen ist die Morbidität der auf "Reizzonen" lebenden Personen relativ zu einer Kontrollgruppe nicht signifikant erhöht.[2]
  • In einem doppelblinden Wünschelrutenexperiment wurde untersucht, ob es gelingt, mittels einer Wünschelrute 20 undurchsichtige Behälter nach ihrem Inhalt zu unterscheiden. 10 Behälter enthielten Mineralwasser, die anderen 10 Behälter das Gift E 605 in einer lebensbedrohlichen Dosis. 104 Wünschelrutengänger beteiligten sich als Versuchspersonen an dem Experiment. Sie hatten die 20 Proben hinsichtlich der Frage "Ist der Inhalt gut für mich?" zu unterscheiden. Doch dies gelang nicht, die Trefferquote der Versuchspersonen bewegte sich im Rahmen der Zufallserwartung.[3]
  • Seit 2004 veranstaltet die GWUP jährlich "PSI-Tests", bei denen Personen, die sich für entsprechend begabt halten, ihre Fähigkeiten in Doppelblindversuchen testen lassen können. Häufig sind darunter Personen, die z.B. glauben, mit einer Wünschelrute aus einer Anzahl von Gefäßen dasjenige bestimmen zu können, welches mit Wasser gefüllt ist. Bis 2010 wurden keine Ergebnisse erzielt, die über eine Zufallserwartung hinausgehen.[4]

Zitate

  • Lassen Sie sich nicht durch das pseudowissenschaftliche Kauderwelsch beeindrucken, mit dem Sie in Vorträgen und Druckschriften von Rutengängern überschüttet werden. Die Rutengänger brauchen es, um ihr unbedarftes Publikum zu beeindrucken, und glauben vielleicht selber daran, aber sie wissen nicht, wovon sie reden. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn sich der Rutengänger mit akademischen Titeln wie Prof., Dr. oder Ing. schmückt. … Wir müssen peinlicherweise gestehen, dass es dafür auch in den letzten Jahren mehrere Beispiele gibt. (Zitat Institut für Geophysik der Universität Stuttgart auf ihrer Homepage)

Literatur

  • Enright, J.T. (1995): „Water Dowsing: the Scheunen Experiments“ Naturwissenschaften 82(8): 360-369
  • Eberlein, Radiästhesie - Pro und Contra, Gardner 1957, ch. 9; Randi 199-201, 307-325
  • Hubert Knoblauch: Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler : Erkundungen einer verborgenen Wirklichkeit Campus Verlag, Frankfurt 1991 (Volltext; PDF 3596 KByte)
  • H.L. König/ H.D. Betz: Der Wünschelruten-Report. Selbstverlag, München 1989
  • I. Oepen: Strahlenfühligkeit und Wünschelruten. Bemerkungen zu einem umstrittenen Forschungsprojekt. Universitas 44 (1989) 354-361
  • J. Weinhold: Zur Frage der Untergrundsondierungen im Bauwesen mit der Wünschelrute. Bautechnik 12/1984, 432-5
  • R. Wolf u.a.: Im Doppelblind-Test „strahlten“ die Pflanzen nicht. Skeptiker 11 (4/1998) 143-147
  • Prokop, Wimmer: "Wünschelrute, Erdstrahlen, Radiästhesie", Enke Verlag, Stuttgart 1985
  • SPIEGEL ONLINE - 12.10.2004 Millionen-Preisgeld verspielt: Wünschelruten versagen im Test
  • Magin Ulrich: Geheimwissenschaft Geomantie. Der Glaube an die magischen Kräfte der Erde. CH Beck Verlag, ISBN-10: 3406392660
  • König, R.; Moll, J.; Sarma, A. (1991): Wünschelruten-Test in Kassel. Skeptiker 1/91, S. 4-10.
  • Betz, H.-D., H. L. König, R. Kulzer, R. Trischler, and J. Wagner. 1996. Dowsing reviewed -- the effect persists. Naturwissenschaften 83: 272-275.
  • Enright, J. T. 1996. Dowsers lost in a barn. Naturwissenschaften 83: 275-277.
  • Wagner, H., H.-D. Betz, and H. L. König, 1990. Schlußbericht 01 KB8602, Bundesministerium für Forschung und Technologie.

Weblinks

Quellenangaben

  1. Australian Skeptics Divining Test, James Randi, abgerufen am 16. Februar 2012
  2. Wunder, Edgar (2003): Das Wünschelrutenexperiment des Hans von Zeppelin. Ein Evaluierungsbericht. Zeitschrift für Anomalistik 3, 231-250
  3. Schmidt, S., Walach, H. (1997): Wasser oder Gift? Ein Wünschelrutenexperiment. Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 39 (1/2), 76-91
  4. Mahner. M.: Die Psi-Tests der GWUP 2010. Skeptiker 3/2010, 138-139