Mondmythen

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Mythen und Legenden zahlreicher Völker ranken sich um Einflüsse des Mondes und der Mondphasen. In der ägyptischen esoterischen Geheimlehre ist der Mond nach Isis, der Göttin der Fruchtbarkeit, benannt.

Auch in der Anthroposophie spielen die Seelenkräfte des Mondes eine Rolle: in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.

Ein direkter Einfluss der Mondphasen auf die Menschen und die meisten anderen Lebewesen auf der Erde konnte wissenschaftlich bisher nicht nachgewiesen werden.

Mondphasen

Ein Einfluss des Mondes auf die Erde ist über dessen Gravitationskraft nachgewiesen, die die Gezeiten und daran gekoppelte Rhythmen von Meereslebewesen verursacht. Diese ist jedoch unabhängig von der jeweiligen Mondphase, also dem Winkel, in dem der Mond, gesehen von einem Punkt auf der Erde, gerade von der Sonne beleuchtet wird.

Folgende Mondperioden sind – je nach Volksglauben oder astrologischer Schule – relevant:

  1. Phasen der Zu- und Abnahme des Mondes (die eigentlichen Mondphasen, der synodische Mondrhythmus)
  2. Variierende Entfernung des Mondes zur Erde (der anomalistische Mondrhythmus)
  3. Auf- und absteigender Mond am Himmel (der tropische Mondrhythmus)
  4. Mondstände in den Tierkreiszeichen (der siderische Mondrhythmus)

Zu einem eventuellen Einfluss des anomalistischen Mondrhythmus (Abstand zwischen Mond und Erde) und des tropischen Mondrhythmus (auf- und absteigender Mond) gibt es keine sichere Bestätigung. Mondphasen wurden in der Vergangenheit nach astrologisch-pseudowissenschaftlichen Hypothesen als Kosmobiologische Empfängnisplanung auch mit der Fruchtbarkeit und der Geschlechtsdetermination von Nachkommen in Zusammenhang gebracht.

Monddiät

Bei der so genannten Monddiät wird die Ernährung nach den Mondphasen und den Tierkreiszeichen gestaltet. Angeblich soll der Körper an bestimmten Tagen auf bestimmte Nährstoffe besonders empfindlich reagieren. Zudem soll jedes Tierkreiszeichen in engem Zusammenhang mit einem der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer stehen, denen wiederum einzelne Nährstoffe zugeordnet werden, die zu bestimmten Zeiten den Speiseplan bestimmen bzw. zu meiden sind. Neben einer gesunden Ernährung soll die Monddiät auch zur Gewichtsreduktion und Entschlackung dienen.

Mondkalender

Quelle: Krone[1]

Im Zuge des New-Age-Hypes der 1980er Jahre werden im Handel vermehrt Mond- oder Aussaatkalender angeboten, die Gärtnern die astrologisch "günstigsten" Anbau- oder Erntezeitpunkte in Abhängigkeit zu den Mondphasen nennen.

Andere Mondmythen

Es existieren vielerlei Behauptungen, dass sich bei Vollmond besondere Ereignisse angeblich häufen. So soll es mehr Suizide, Morde, Unfälle und Operationskomplikationen geben, auch sollen angeblich besonders viele Kinder bei Vollmond geboren werden. Ferner soll bei Vollmond geschlagenes Holz, so genanntes Mondholz, besondere Qualitäten aufweisen.

Als Supermond wird umgangssprachlich das zeitliche Zusammentreffen von Vollmond und Annäherung des Mondes an die Erde bezeichnet. Er spielt eine Rolle bei Mondmythen und bislang unbewiesenen Hypothesen zur Entstehung von Naturkastastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrüche) und Extremwetterereignissen durch Mondeinfluss. Geschichten zum Supermond sind auch ein beliebtes Thema der Boulevardpresse.

Solche Behauptungen werden oft von Mund zu Mund weitergetragen und erscheinen oberflächlich plausibel. Bei genauerer Untersuchung stellen sie sich aber praktisch immer als Legenden heraus. Im Jahr 2008 erschien eine der größten Auswertungen von Geburtsstatistiken. Insgesamt wurden über 4 Millionen Geburten in Baden-Württemberg in den Jahren 1966 bis 2003 ausgewertet und nach Häufungen gesucht.[2]

Mondmythische Produkte

Mondscheinkäse
Vollmond Salami Produkt

Auf dem Markt sind verschiedene Produkte erhältlich, die mit Mondmythen beworben werden. Dazu gehören häufig Produkte von Rudolf Steiner nahestehenden Firmen. Beispiele sind:

  • Mondkäse. Dabei handelt es sich um Käse, der bei bestimmten Mondphasen oder an "Licht-Blütetagen und Wärme-Fruchttagen" eingekäst wird oder mit "Aqua Luna" angesetzt wird.
  • Mondholz bzw. Mondphasenholz ist Holz von Bäumen, die unter astrologischer Berücksichtigung eines Mondkalenders kultiviert und gefällt wurden. Mondholz wird von Anhängern dieser Methode eine besonders gute Stabilität, Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge nachgesagt. Keine dieser behaupteten Eigenschaften konnte bisher in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt werden.
  • "Mondquelle" - "Aqua luna". Ein Mineralwasser der Firma St. Leonhard Quelle von Johann Abfalter aus 83071 Stephanskirchen. Das Mineralwasser wird nach Angaben des Abfüllers zu Vollmond in Flaschen gefüllt. Die Firma ist auch dafür bekannt, den Esoteriker Masaru Emoto für eigene Produkte eingespannt zu haben.[3]
  • "Vollmond-Salami": eine Rohwurst-Salami, die laut Werbung mit den "geheimnisvollen Kräften des Vollmonds" in einer Vollmondnacht hergestellt wird.

Mögliche Einflussfaktoren des Mondes auf den Menschen

Gravitationskraft

Der Mond übt über seine Gezeitenkräfte Einfluss auf die Stabilität der Erdachse aus. Einen Einfluss auf den menschlichen Körper hat er allerdings nicht. Der Mensch besteht zwar zu einem großen Teil aus Wasser, aber verglichen mit den Ozeanen ist die Wassermenge in einem Menschen enorm klein. Da es bei den Gezeitenkräften auf die Menge des Wassers ankommt, kann man Gezeiten nur in Ozeanen und sehr großen Seen beobachten. Die Gezeitenkräfte, die der Mond auf einen Menschen ausübt, sind vernachlässigbar gering. Viele Esoteriker berufen sich auf die je nach Mondphase zu- oder abnehmenden Gravitationskräfte. Allerdings wird die Gravitation weder bei Vollmond stärker noch bei Neumond schwächer. Ein eventueller gravitativer Einfluss auf den Menschen wäre also unabhängig von der Mondphase oder davon, wo und in welchem Sternzeichen der Mond am Himmel steht. Die Gravitation scheidet also eindeutig als mögliche Quelle für einen möglichen Einfluss auf den Menschen aus.

Die Gravitationskraft des Mondes übt auf einige Tierarten einen indirekten Einfluss aus. Die Meeresgezeiten stellen für Tiere in Küstengebieten einen wichtigen Umweltfaktor dar. Darum haben manche Tierarten z.B. ihren Paarungszyklus mit dem Mond synchronisiert.

Licht

Einige Lebewesen orientieren sich nach dem Licht des Mondes, da dieser die hellste natürliche Lichtquelle in der Nacht darstellt und somit auch einer der stärksten Rhythmusgeber ist.

So haben z.B. Korallen ihren Fortpflanzungsrhythmus nach den Mondphasen synchronisiert: kurz nach einem Vollmond laichen die Korallen innerhalb kürzester Zeit, indem sie ihre Eizellen und Spermien in das Meerwasser abgeben – und dies über hunderte von Kilometern hinweg exakt zur gleichen Zeit. Forschungen haben ergeben, dass ein bestimmtes Gen den Korallen ermöglicht, die Zeit nach dem Mondlicht zu bestimmen und so ihre Fortpflanzung zu koordinieren. Dieses Gen spielt auch beim Menschen eine Rolle bei der inneren Uhr.[4] Die Forschungsrichtung der Chronobiologie beschäftigt sich mit der zeitlichen Organisation und dem Auftreten von Rhythmen bei den verschiedensten Organismen.

Diese Phänomene haben allerdings nichts mit den Behauptungen in den Mondkalendern über den Einfluss der Mondphasen auf den Menschen zu tun, weil das Licht des Mondes meistens von künstlichen Lichtquellen überstrahlt bzw. abgeschirmt wird.

Literatur

Weblinks

Weblogs

Quellennachweise