Johann Grander
Johann Grander (geb. 24. April 1930) ist ein österreichischer Unternehmer aus der Gegend von Kitzbühel (Tirol), Esoteriker, ehemaliger Tankstellenpächter und Sonderling. Er wurde bekannt durch die Vermarktung von Produkten (z.B. Grander-Wasser), die dazu geeignet sein sollen, anderes Wasser in seinen Eigenschaften positiv zu beeinflussen, ohne direkt mit diesem Wasser in Kontakt zu treten. Wie er diese "Wasserbelebung" genau durchführt, ist das Geheimnis des Tirolers, der angibt, die Volksschule nach 7 Jahren verlassen zu haben und keinerlei Kenntnisse auf den Gebieten der Chemie oder Physik nachweisen kann.
Das Grander-Familienunternehmen Vertrieb für Original Grander Technologie (U.V.O. Vertriebs GmbH & Co. KG) macht einen Jahresumsatz von etwa 13 Millionen Euro, indem sie zu Verkaufszwecken wahrheitswidrig angebliche positive Eigenschaften des eigenen Produkts Grander-Wasser bewirbt.
Granderwasser
Beim Grander-Wasserbeleber fließt das Leitungswasser an Kammern vorbei, die mit so genanntem Informationswasser gefüllt sind. Dadurch soll das Wasser in seiner "Struktur" verändert werden und besondere, positive Eigenschaften erlangen. Angeblich soll auch ein Glas mit Granderwasser durch solche Informationsübertragung das Wasser in einem danebenstehenden Glas so verändern können, dass es die Eigenschaften von Granderwasser übernimmt.
Grander gibt an, die Anweisungen zur Entwicklung seines Wassers von Gott bekommen zu haben.
Hinweise für die Wirksamkeit von Granderwasser gibt es nicht. Verbraucherschützer und Wissenschaftler haben mehrfach auf die Wirkungslosigkeit hingewiesen. Auch sind bereits Gerichtsurteile wegen "Irreführung der Konsumenten" ergangen.
Im dem Verfahren 4 R 1/06f urteilte das Oberlandesgericht Wien am 17. August 2006, dass die Bezeichnung "aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unfug" für Granderwasser sachlich begründet ist, ebenso wie der Vorwurf, dass "Menschen, die an gefährlichen Krankheiten wie etwa Borreliose oder Krebs leiden, möglicherweise leichtgläubig auf dringend notwendige medizinische Behandlung verzichten und auf die Wirkung des Wunderwassers vertrauen". Betrug dürfe man dem Unternehmen jedoch nicht unterstellen, befand das Gericht, da Käufer ein Rücktrittsrecht hätten.[1]
In der Schweiz ist es seit 1999 verboten, mit einer therapeutischen Wirkung des Wassers zu werben. Wasser gilt auch in Deutschland als Lebensmittel und darf nach dem LFGB-Gesetz (Lebensmittel- und Futtergesetzbuch) nicht mit unbelegten gesundheitsbezogenen Angaben beworben werden. Im Jahr 2005 wurde in Neuseeland die Vertriebsfirma für Grander-Wasser zu einer Strafe und Schadenersatz von umgerechnet 72.000 € verurteilt. Die Richterin im Verfahren bezeichnete die entsprechenden Produkte als Quacksalberei und Pseudowissenschaft.[2] Auf der Website Granders sind mittlerweile alle Behauptungen, die eine therapeutische Wirkung des Wassers versprechen, entfernt worden.
Mit wissenschaftlicher Methodik durchgeführte Untersuchungen bestätigen keine der von Grander behaupteten Wirkungen. Marko Heckel und Peter Heinig vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Golm bei Potsdam überprüften die Eigenschaften von Wasser vor und hinter einem Grander-Zylinder und konnten keinen Unterschied feststellen.[3][4] Am Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik UMTEC an der Hochschule Rapperswil wurde 2005 die angebliche Verbesserung des Geschmacks des Wassers untersucht. Verblindete Versuchspersonen konnten jedoch keinen Unterschied zu normalem Leitungswasser feststellen.[5]
Bisherige Erklärungsversuche der Wirkungsweise werden von Kritikern als beliebige Anhäufung pseudowissenschaftlicher Begriffe gesehen. Diese Erklärungsversuche dienten nur dem Zweck, Unwissenden etwas glaubhaft zu machen, das so nicht existiert.
Studien und Diplomarbeiten zu Granderwasser
Zu Granderwasser liegen mittlerweile mehrere Studienergebnisse vor. [2]
Im Jahr 2000 stellte ein Diplomand Unterschiede zwischen Granderwasser und Leitungswasser fest, im Ergebnis sei die Oberflächenspannung unterschiedlich.[7] Bei einem Nachversuch konnte jedoch festgestellt werden, dass sich die unterschiedliche Oberflächenspannung aus der Verwendung eines bestimmten Gartenschlauchs ergibt.[8][9]
Im Jahre 2004 wurde an der TU Graz mit Unterstützung der Granderwasser-Firma IPF Granderwasser mit Leitungswasser im Rahmen einer Diplomarbeit verglichen. Mit sieben verschiedenen Methoden wurde nach Unterschieden gesucht, aber keine gefunden.[10] Aufgrund des negativen Ergebnisses wurde die Diplomarbeit für fünf Jahre gesperrt und konnte nicht eingesehen werden.[11]
Auch eine Arbeit zum Thema aus dem Jahr 2006 wird noch einige Jahre geheimgehalten werden können, bis die gesetzlich mögliche Sperrfrist 2011 endet.[12]
Granderwasser in öffentlichen Einrichtungen
- Die Stadt Bubesheim im schwäbischen Landkreis Günzburg gab 3000 Euro für eine Granderwasser-Wasserbelebungsanlage aus, die an den gemeinsamen Hauswasseranschluss von Rathaus und Kinderhaus eingebaut werden soll. Laut Augsburger Allgemeinen kam der Anstoß zur Nutzung des esoterischen Prinzips aus den Reihen des Gemeinderats. Zitat: "Der Gemeinderat, der den Vorschlag gemacht hat, hat von positiven Erfahrungen im Bekanntenkreis mit dem Granderwasser berichtet."[13]
- Im Winterthurer Schwimmbad Wolfensberg wurde 2009 für 47.000 Franken ein "Magnetgenerator" eingebaut, der das Wasser nach der Grander-Methode beleben soll. Von den Betreibern wurde behauptet, "im Schwimmbad sei in der Folgesaison weniger Frischwasser und weniger Chemie und Aufwand für die Reinigung nötig gewesen." Im Mai 2010 wurde der Betreiber des Bades, das von der Stadt Winterthur Zuschüsse von 125.000 SFr jährlich erhält, vom Chef des Sportamts aufgefordert, Rechenschaft darüber abzulegen, warum eine hohe Summe in dubiose Technik investiert wurde, ohne die Stadt zu informieren.[14]
- Die Firma U.V.O. gibt an, mehr als 120 öffentliche Bäder mit Grander-Produkten ausgerüstet zu haben.[15]
Granderwasser als Thema an österreichischen Schulen
Die Pädagogische Hochschule Oberösterreich bot Anfang 2009 einen Fortbildungskurs für Lehrer in Sachen Granderwasser an, in dem Johannes Larch (Forschungsleiter der Firma Grander) Werbung für sein esoterisches Produkt machen durfte.[16]
Freie-Energie-Forschung
Grander hat einige "Magnetmotoren" erfunden, die ihre Energie aus so genannter freier Energie gewinnen sollen, aber aus unbekannten Gründen "nicht unters Volk gebracht werden könnten".[17]
Literatur
- Felsch, H. (o. J.): Annäherung an das Wasserrätsel anhand der Grander®-Technologie. Broschüre der Granderfirma
- Faißner, K. (2000): Diplomarbeit zur Grander-Wasserbelebung. Frohnleiten
Weblinks
- Erich Eder: Was ist deran am Granderwasser?
- Grander Wasser. Bezeichnung "esoterischer Unfug" erlaubt orf.at 07.09.2006
- Granderwasser-Kritik bestätigt. Oberlandesgericht Wien fällte Urteil konsument.at 07.09.2006
- Grander Urteil Oberlandesgericht Wien 17.08.2006
- Marko Heckel und Peter Heinig: Oberflächenspannungsänderung durch Grander-Belebung nicht bestätigt "Skeptiker", Ausgabe 3/2003.
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst an Johann Grander sen. - Aberkennungsverfahren (4581/AB)
- Bundesanstalt für Wassergüte, Wien: Gutachten über die Wirkung des Gerätes "Wasserbelebung 380" der Umwelt-Vertriebs-Organisation auf Testwässer 25.06.1993
- Christa Karas: Ehrenkreuz für parawissenschaftlichen Unfug Wiener Zeitung 15.08.2008
- M. Bangerter, A. Mustedanagic: Wie schwimmt es sich im «Zauberwasser»? 20min.ch 01.07.2010
- Ulrich Berger: Granderwasser: Wissenschaftsministerium beharrt auf Ehrenkreuz für Esoterik scienceblogs.de 09.08.2008
- Ulrich Berger: Wie die Granderwasser-Firma fünf Jahre lang eine wissenschaftliche Studie unterdrückte scienceblogs.de 29.07.2010
- Zaubertricks mit Wasser
Quellennachweis
- ↑ http://homepage.univie.ac.at/erich.eder/wasser/
- ↑ http://www.comcom.govt.nz/MediaCentre/MediaReleases/200506/livingwaterquackeryresultsin136000.aspx
- ↑ Skeptiker 3/2003
- ↑ http://homepage.univie.ac.at/erich.eder/wasser/potsdam-studie.pdf
- ↑ "Nicht alles auf dieser Welt lässt sich beweisen" 20 Minuten Online, 21. Mai 2010
- ↑ Quelle: http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/07/wie-die-granderwasserfirma-funf-jahre-lang-eine-wissenschaftliche-studie-unterdruckte.php
- ↑ Faißner K (2000): Physikalische und physikalisch-chemische Daten unter der Verwendung von belebtem und unbelebtem Wasser und der Einsatz der Grander-Wasserbelebung in Betrieben. Diplomarbeit (Sozial und Wirtschaftswissenschaften, Studium irregulare) an der TU Graz, 115 pp.
- ↑ http://homepage.univie.ac.at/erich.eder/wasser/faissner2000.htm
- ↑ http://www.gwup.org/component/content/article/87-Paratechnologien/758-oberflaechenspannungsaenderung-durch-grander-belebung-nicht-bestaetigt
- ↑ Hölbling Margit: Spektroskopische und magnetische Untersuchungen von Übergangsmetall- und Seltenerdionen in belebten und unbelebten Wässern. Diplomarbeit an der TU Graz, 2004
- ↑ http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/07/wie-die-granderwasserfirma-funf-jahre-lang-eine-wissenschaftliche-studie-unterdruckte.php
- ↑ Maier, E. (2006): Solvatisierungseigenschaften unterschiedlich behandelter Wässer. Diplomarbeit, Technische Universität Graz [1].
- ↑ Rebekka Jakob: Granderwasser“ schmeckt nicht jedem Augsburger Allgemeine, 11. Februar 2010
- ↑ Zauberwasser in der Badi bringt Stadtrat zum Kochen TagesAnzeiger, 21. Mai 2010
- ↑ http://www.gra-schwimmbaeder.com/ Aufruf am 10. September 2010
- ↑ http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2008/11/granderwasser-im-schulunterricht.php
- ↑ http://www.horusmedia.de/1996-wasser2/wasser2.php