Teebaumöl

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Teebaumöl ist eine flüssige, lipophile Substanz, die durch Wasserdampfdestillation aus den Blättern und Zweigen des in Australien heimischen Australischen Teebaums (Melaleuca alternifolia), dann Australisches Teebaumöl, oder aus mehreren anderen Teebaum-Arten aus verschiedenen Gattungen in der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae) gewonnen wird. Der Hauptwirkstoff des Öls ist Terpinen-4-ol, ein ätherisches Öl. Teebaumöl wird besonders in pseudomedizinischen Kreisen als besonders sanftes, nebenwirkungsfreies und vielseitig einsetzbares Heilmittel beworben. Während der letzten 10 Jahre stieg der Verkauf von Teebaumöl von rund acht auf 150 bis 200 Tonnen jährlich.

Inhaltsstoffe

Unterzieht man Teebaumöl einer Gaschromatographie, so erkennt man, dass dieser angeblich so harmlose "Naturstoff" ein Gemisch aus einer Vielzahl potenter, pharmakologisch hochwirksamer Substanzen (Terpene und Phenole) ist.

Beispiel einer Analyse: 2,6% a-Pinene, 1,01% Limonene, 20,42 % y-Terpinene, 3,1% a-Terpineol, 1,00% d-Cadinene, 0,10% Sabinene, 3,31% p-Cymene, 3,1% Terpinolene, 1,31% Aromadendrene, 0,5% Globulol, 8,4% a-Terpinene, 3,3% 1.8 Cineole, 40,5% Terpinene-4-ol, 0,7% Ledene, 0,4% Viridiflorol.

Insbesondere in Gegenwart von Luftsauerstoff, aber auch durch Einflüsse von Licht und höheren Temperaturen altert das Öl. Dabei sinkt der Gehalt an α-Terpinen, γ-Terpinen und Terpinolen, während der Gehalt an p-Cymen um das Zehnfache steigen kann. Durch Oxidationsprozesse entstehen Peroxide, Endoperoxide und Epoxide. Limonen kann zu Carvon, Limonenoxid und Caveol oxidieren, Terpinen-4-ol-peroxid und 1,2,4-Trihydroxymenthan können auskristallisieren.

Da es sich um einen Naturstoff handelt, kann die Zusammensetzung von Produkt zu Produkt und von Charge zu Charge erheblich schwanken. Gelegentlich ist Teebaumöl auch gepanscht, wie eine Untersuchung belegt, die unter der Leitung von Prof. Hans Becker an der Universität Saarbrücken durchgeführt und in der Deutschen Apothekerzeitung im Dezember 1997 veröffentlicht wurde[1].

Anwendung

Teebaumöl wird als Mittel gegen zahlreiche Krankheiten und Beschwerden angepriesen. So soll es gegen alle entzündlichen Hautprobleme, besonders Akne, bei Erkältungskrankheiten, gegen Muskelschmerzen, bei offenen Wunden, Rheuma, Raucherhusten und Krampfadern helfen. Weitere Anwendungen sind Mundspülungen bei Zahnfleischentzündungen oder Gurgeln bei Halsentzündungen sowie die Aromatherapie.

Auch eine psychische Wirkung wird dem Teebaumöl nachgesagt. So soll Teebaumöl „Kraft“ und „Entschlossenheit“ geben und „Klarheit“ in Gefühle und Gedanken bringen sowie bei Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit und Erschöpfungszuständen helfen[2].

Wirkung

Die antibakterielle Wirkung von Teebaumöl konnte in vitro nachgewiesen werden. Gegenüber verschiedenen Bakterienstämmen, einschließlich Hautbakterien und Akneerregern, lag die minimale Hemmkonzentration bei 0,25 bis 0,5 %. Eine antivirale Wirkung gegenüber Tabak-Mosaik-Viren wurde nachgewiesen.

In klinischen Prüfungen wurde die Wirksamkeit eines wässrigen Gels mit 5 % Teebaumöl gegen Akne getestet und mit der einer fünfprozentigen Benzoylperoxid-Lotion verglichen. Teebaumöl zeigte wie Benzoylperoxid eine signifikante Reduzierung entzündeter und nichtentzündlicher Läsionen. Nebenwirkungen wie Brennen, Juckreiz, Hauttrockenheit und Rötungen wurden unter Benzoylperoxid-Therapie von 79 % der Patienten, unter Teebaumöl-Therapie von 44 % der Patienten angegeben. Bei Fußpilzerkrankungen führte die Behandlung mit einer Creme, die 10 % Teebaumöl enthielt, zwar zu einer statistisch signifikanten symptomatischen Besserung. Die Anzahl negativer Erreger-Kulturen bei Therapieende war jedoch vergleichbar mit der aus der Plazebogruppe[3].

Gefahren

Teebaumöl ist nicht als Arzneimittel zugelassen und folglich auch nicht hinsichtlich seiner Wirksamkeit und seiner gesundheitlichen Risiken geprüft.

Im Gegensatz zu den propagierten Wundereigenschaften hat die Anwendung von Teebaumöl beträchtliche Risiken für die Gesundheit. So stieg in den letzten Jahren die Zahl der Berichte über kontaktallergische Ekzeme der Haut nach Anwendung von Teebaumöl. Besonders unverdünntes oder hochkonzentriertes Teebaumöl kann Hautreizungen und allergische Hautreaktionen auslösen. In Tests mit Probanden ging von einprozentiger Teebaumöl-Vaseline-Formulierung keine sensibilisierende Wirkung mehr aus. Das Risiko allergischer Reaktionen durch Teebaumöl in Konzentrationen unter 1% kann jedoch nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, insbesondere nicht für Menschen, die bereits gegen über Teebaumöl sensibislisiert sind. Bei Versuchen zur Alterung von Teebaumöl zeigte sich, dass insbesondere der Einfluss von Luftsauerstoff das Sensibilisierungspotenzial von Teebaumöl um das Dreifache erhöhen kann[4].

Unverdünntes Teebaumöl wurde durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als gesundheitsschädliche Substanz eingestuft.

"Konzentriertes Teebaumöl ist nach Selbsteinstufung durch die International Fragrance Association (IFRA) als gesundheitsschädlich eingestuft und mit den R-Sätzen R 22 (Gesundheitsschädlich beim Verschlucken), R 38 (Reizt die Haut) und R 65 (Kann beim Verschlucken Lungenschäden verursachen) sowie dem Symbol Xn (Gesundheitsschädlich) versehen (IFRA Labelling Manual 1, 2001). Diese Gefahrenhinweise finden sich auch auf Sicherheitsdatenblättern der Rohstoffanbieter.."[5]

Bei Jungen, die sich noch nicht in der Pubertät befinden, kann die Anwendung von Teebaum- und Lavendelöl zum Wachstum der Brustdrüsen (Gynäkomastie) führen. Dies wird auf eine östrogene und anti-androgene Aktivität des Teebaumöls zurückgeführt[6].

Eine weitere Gefahr bei der regelmäßigen Anwendung von verdünntem Teebaumöl ist die Förderung von Resistenzen gegen Antibiotika bei Bakterien. Wer regelmäßig Teebaumöl in niedrigen Konzentrationen (unter 4%) beispielsweise auf die Haut auftrage, könnte dadurch Bakterien heranzüchten, die sich nicht mehr wirkungsvoll mit Antibiotika behandeln lassen[7].

Teebaumöl ist besonders für Katzen giftig. Durch den Gehalt an Terpenen und Phenolen sind Teebaumöl und viele andere ätherische Öle (Thymian -, Oregano – und Zimtöle) für Katzen toxisch. Katzen können diese Verbindungen durch die fehlende Fähigkeit zur Verstoffwechselung (Glucuronidierung) nur sehr langsam ausscheiden. Die Inhaltsstoffe des Teebaumöls reichern sich im Körper der Katze an, es kommt zur Vergiftung. Selbst wenn Tierbesitzer ihren Katzen nur wenige Tropfen Teebaumöl zur Flohbekämpfung auf das Fell geben, so können die Katzen doch bei der Fellpflege toxische Mengen aufnehmen und erkranken. Symptome sind Taumeln, chronische Abmagerung, Zittern, Unruhe, Schwäche. Nicht selten endet die Vergiftung mit Koma und Tod der Katze. Werden vergiftete Katzen frühzeitig einem Tierarzt vorgestellt, können sich die Tiere innerhalb zwei bis drei Tagen erholen[8].

Weblinks

Quellenverzeichnis