Cellagon aurum
Cellagon aurum ist ein vom Konsumenten mit Wasser zu verdünnendes Gemüsesaftkonzentrat der Firma H.-G. Berner GmbH & Co. KG aus Hamburg, das damit beworben wird, gesundheitsrelevante Wirkungen zu haben. Die Wirksamkeit wird dabei auch esoterischen Einflüssen zugeordnet und pseudowissenschaftlich begründet. So befindet sich im Flaschenboden ein Magnet, der für Wunderwirkungen verantwortlich sein soll, und zugesetztes Wasser sei "levitiert". Das verdünnte Saftkonzentrat ist nicht im Lebensmittelhandel erhältlich, sondern wird nur über Cellagon-Berater, Heilpraktiker und Apotheken für 47 Euro für 500 ml Konzentrat verkauft. Der Saft wird seit 1986 produziert.
Allgemeines
Zum Lebensmittel Cellagon verwies der Hersteller jahrelang auf eine wissenschaftlich nichtssagende Studie von Ronald Grossarth-Maticek, nahm diese später aber vom Netz. Kritik an dieser Studie kam insbesondere vom Internet-Blog "Placeboalarm".[1] Auf der englischsprachigen Seite zu Cellagon war die Studie weiterhin noch lange Zeit aufgeführt (November 2009), wurde später aber ebenfalls entfernt.[2]
Im Internet sind Personen als "Cellagon-Berater" oder "Cellagon-Fachberater" aktiv, die auf "Bioaktivstoffe, Phytamine" und "Kräfte der Natur" verweisen und Hinweise geben, wo das Produkt erhältlich ist. Cellagon mache geistig fit, halte den Konsumenten jung und mache ihn schön, heißt es. Der Bedarf für Cellagon ergebe sich daraus, dass es einer "fabrikmäßig hergestellten Nahrung" angeblich an Vitaminen und Mineralien mangele, die zwingend durch Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen seien. Da aber "chemisch hergestellte Präparate" vom Körper "nicht vollständig aufgenommen" würden, müsse der Kunde zu Cellagon-Produkten wechseln.
Firmenchef Hans-Günther Berner (gest. 9. November 2007) hatte passend zu seinem Firmenprofil ein Buch mit dem Titel An vollen Töpfen verhungern - Warum Vollwerternährung leider nicht mehr reicht veröffentlicht. Auch die Firmenwebseite versucht, dem Leser weiszumachen, dass heutige Konsumenten an "subklinischen Mangelzuständen" litten, ihnen Vitamine fehlten und ihr Immunsystem "geschwächt" sei. Im Gegensatz dazu war die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" (DGE) 2006 zum Ergebnis gekommen: "Gemüse und Obst sind nicht nährstoffverarmt!"[3]
Auf der Webseite eines italienischen Cellagon-Beraters ist zu lesen, dass Cellagon ein Produkt aus dreißigjähriger Erfahrung einer Gruppe von Wissenschaftlern aus den Bereichen des Biomagnetismus, der Elektrosmog-Forschung, der Geopathien, chemischer Verschmutzungen und der Lebensmittelmanipulationen sei. Die Gruppe sei dabei von zwei deutschen Wissenschaftler koordiniert worden, dem Ingenieur Hans-Günther Berner und dem Biophysiker Wolfgang Ludwig.[4]
Die Cellagon-Produkte
Der Hersteller, die Berner GmbH in Hamburg, bietet vier Saftprodukte mit Namen Cellagon aurum, Cellagon vitae plus, Cellagon felice und Cellagon T.GO an. Es handelt sich dabei um Saftkonzentrate, die mit Wasser zu verdünnen sind. Nach Herstellerangaben wird Cellagon aurum aus den Press-Säften und -Extrakten von über 40 verschiedenen Obst-, Frucht-, Kräuter- und Gemüsesorten gewonnen. Ergänzt wird der Saft durch Omega-3- und Omega-6-Pflanzenöle, Traubenkernextrakt mit "OPC", L-Carnitin, Coenzym Q 10, probiotischen Ballaststoffen und levitiertem Quellwasser. Insgesamt werden 41 Bestandteile für Cellagon vitale plus aufgeführt, 53 für Cellagon felice und 59 für Cellagon T.GO. Cellagon aurum soll sogar aus 80 Zutaten bestehen:[5]
- Acerolakirsche (Vitamin C) – Aloe Vera – Angelika – Anis – Apfel – Aroma (natürlich) – Artischocke – Bierhefe (B-Vitamine) – Borretschsamenöl – Brennnessel – Brokkoli – Buchweizenkeim (B-Vitamine + Spurenelemente) – Calcium – Carnitin (L-Carnitin) – Cistus incanus – Coenzym Q10 – DHA-reiches Öl (Mikroalge Schizochytriumsp.) – Eisen – Fenchel – Fruchtpektin – Gelee Royal – Glucane (β-Glucane) – Glutathion – Goji – Granatapfel – Grünkohl – Hagebutte – Hagebuttenkernöl – Heidelbeere – Hibiskus – Holunderbeere – Hopfen – Johannisbeere, schwarz – Kamille – Kresse – Kümmel – Kürbis – Kürbiskernöl – Lapacho-Tee – Lecithin (Ei) – Lecithin (Soja) – Limette – Lindenblüte – Löwenzahn – Magnesium – Maracuja – Mate – Mineralwasser (natürlich) – Möhre (milchsauer vergoren) – Oligofructose – OPC (aus Traubenkernextrakt) – Orange – Palmfruchtöl, rot (Vitamin E) – Paprika – Passionsblume – Petersilie – Quellwasser (levitiert) – Quinoa (B-Vitamine) – Rosmarin – Rote Bete (milchsauer vergoren) – Salbei – Sanddorn – Schachtelhalm – Schafgarbe – Schisandra – Schnittlauch – Selen – Shiitake – Stutenmilch (vergoren) – Sucralose – Tomate – Topinambur – Traube – Traubenkern – Vitamin E (aus Sojaöl) – Weißdorn – Weizengras, grün – Zink – Zitronenmelisse – Zwiebel
Nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg aus dem Jahre 2008 sei das Produkt Cellagon aurum "nicht empfehlenswert". Bemängelt wurde eine Überschreitung von Höchstmengen-Empfehlungen für die Vitamine Niacin,Biotin und Vitamin E. Zudem enthalte das Produkte "nur geringe Mengen Calcium".[6]
Die Cellagon-Studien
Zu Cellagon aurum liegt eine Studie von Ronald Grossarth-Maticek aus dem Jahr 2003 vor, die in "Erfahrungsheilkunde", einem Blatt ohne Peer-Review, veröffentlicht wurde.[7] Für die Studie untersuchte Grossarth-Maticek alle zweieinhalb Monate jeweils 115 Personen in Experimental- und Kontrollgruppen über einen Zeitraum von fast drei Jahren. Im Ergebnis soll die Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels verschiedene Risikofaktoren aus unterschiedlichen Bereichen positiv verändert haben. So hätten sich Gesamtcholesterin, Bluthochdruck, Zigarettenrauchen und Alkoholkonsum verringert und Infektionen seien seltener aufgetreten.
Die Studie mit vielen kleinen Untergruppen weist allerdings erhebliche methodische Mängel auf, was sie wissenschaftlich wertlos macht. So wird die Studie zwar als "randomisiert" bezeichnet, allerdings erklärt der Autor nicht, auf welche Weise und warum teilweise zweimal randomisisert wurde. Eine Verblindung fand nicht statt. Die Probanden wussten, was sie bekommen, und der durchführende Arzt wusste, was er verabreicht. Die Untersuchungsmethode zur subjektiven Einschätzung des Gesundheitszustandes war nicht validiert und zuvor nie verwendet worden. Es fehlen auch statistische Tests zur Beurteilung der Messergebnisse.
Des weiteren existiert eine unveröffentlichte, randomisierte, kontrollierte und cross-over Berner-Auftragsstudie vom "Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität in Jena" mit 10 Probanden aus dem Jahr 2009. In den Resultaten der Studie fehlt ein Vergleich zur Kontrollgruppe. Laut Berner-Webseite habe die Studie gezeigt, dass sich "eine wissenschaftlich starke (signifikant bis höchst signifikant) Zunahme bzw. Aufnahme ausgewählter Vitamine aus dem Darm ins Blut und ein signifikanter Anstieg des Schutzsystems der Zellgewebe" ergeben habe.
Zu Cellagon felice liegt eine Veröffentlichung des SIT-Instituts (Skin Investigation and Technology Hamburg) vor, die nach folgendem Studiendesign durchgeführt wurde: 150 Probanden zwischen 24-78 Jahren, placebokontrolliert, doppelblind, randomisiert. Gemessen wurde vor der Testmusterausgabe und nach zwei, vier und sechs Monaten Anwendung.
Der Magnet im Flaschenboden
Im Flaschenboden befindet sich ein kleiner Dauermagnet, der von Cellagon-Beratern mit pseudowissenschaftlichen, physikalisch unsinnigen Aussagen beworben wird. Auf den Cellagon-Webseiten heißt es:[9]
- Hochwertig geschützt [...] An jedem Flaschenboden befindet sich ein Magnet, der die vielen kleinen Teilchen darin mit Energie anreichert und damit beweglicher macht.
Der Magnet in der Cellagon-Flasche wird von Anbietern auch als "Magnet-Eisenstein" beschrieben, dessen Dauermagnetfeld alle Moleküle mit Energie anreichere, aus denen die Cellagon-Produkte bestehen. Entdecker der "vitalitätsspendenden Kraft von Magnetfeldern" sei der Schweizer Physiker Auguste Piccard gewesen, der herausgefunden haben soll, dass sich "elektrisch geladene Teilchen - also die kleinsten Grundeinheiten jeder Substanz - in einem Magnetfeld schneller und freier bewegen und auch energiereicher werden". "Magnetisiertes Wasser" lasse im übrigen Obst und Gemüse schneller wachsen.[10]
Nach dem Konsum einer Flasche Cellagon-Saft lasse sich der Wundermagnet aber weiter nutzen, indem man mit ihm zu Hause "Trinkwasser magnetisieren" könne. Man müsse dazu nur die Flasche ausspülen und mit Wasser befüllen. Man könne es dann beispielsweise zum Gießen von Pflanzen nutzen. Eine weitere Verwendung des Cellagon-Magneten sei auch als dauermagnetischer "Verkalkungs-Verhüter". Ganz profan könne man den Magneten aber auch am Kühlschrank zum Befestigen von Notizen nutzen. Ende der 1970er Jahre beschäftigte sich das Unternehmen laut Auskunft der Berner-Webseite mit "Forschung, Entwicklung auf dem Gebiet der Magnetfeld-Therapie".
Der Londoner Cellagon-Anbieter envida ltd wirbt ebenfalls mit dem Magneten im Flaschenboden. Demnach dürfe der Magnet nicht entfernt werden, da dieser auf wundersame Weise Moleküle zu Rotation anrege, was dazu führe, daß das Produkte frei von Bakterien oder Pilzen gehalten werde.[11]
Siehe auch
Quellennachweise
- ↑ http://www.scienceblogs.de/plazeboalarm/2009/11/cellagon-aurum-die-zweite-staffel.php
- ↑ http://www.cellagon.de/en/products/aurum/study.htm
- ↑ http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=598
- ↑ http://www.casadellasalute.com/Berner/partners-berner.htm
- ↑ http://www.cellagon.de/de/produkte/cellagon-aurum.php#Zusammensetzung Aufruf am 15. März 2012
- ↑ Tabellarische Übersicht der Testergebnisse der Verbraucherzentrale Hamburg aus dem Jahr 2008
- ↑ Grossarth-Maticek R (2003): Prospektive, randomisierte Verlaufsstudie zur Erforschung der Wirksamkeit eines Nahrungsergänzungsmittels in Bezug auf subjektive Befindlichkeit und Veränderung physischer Risikofaktoren. Erfahrungsheilkunde/Acta Medica Empirica (Haug Verlag) 8/2003, 499-508 [1]
- ↑ http://www.xn--lichtflgel-geb.ch/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=27%3Amagnet&catid=4&Itemid=14
- ↑ http://www.cellagon.de/de/produkte/ueber_cellagon/index.php Aufruf am 15. März 2012
- ↑ http://www.wellness-care-bochum.de/unsere-produkte/celagon%20aurum.htm Aufruf am 15. März 2012
- ↑ Zitat von http://www.envida.info/uk/Instructions.htm, Aufruf am 15. März 2012: Don't Remove the Magnet!
When you open your first bottle of Cellagon you will notice that there is a magnet on the bottom held on by a plastic cap, slotted onto the bottom of the bottle. The magnet has a very important role. Not only does it rotate the molecules in the concentrate so that they are kept free of bacterial or fungal attack (the magnet is one reason the concentrate stays fresh for so long) but it also keeps them in their natural, energetic 'bioactive' state. This makes Cellagon much better in the body and gives it its incredible effects. Please keep the magnet on at all times!
The Cellagon magnet is a special one, and makes water better in the body as well. This is why very many Cellagon customers refill their empty Cellagon bottles with water when it is finished and use this magnetised water to dilute their Cellagon concentrate. The magnetism gives the water back its energy - energy which it had when fresh water in exposed lakes and rivers, but loses having travelled through the system of pipes to get to us in our homes. The Cellagon magnet simply puts back the energy that the water we drink should naturally have, making it again great in the body. Enjoy!