Feng-Shui
Feng-Shui (sprich: Fong-Schü-eh) ist ursprünglich eine taoistische Lehre vom richtigen Aufenthalt am richtigen Ort, um einen Einklang mit kosmischen Kräften zu erreichen. Angeblich von taoistischen Weisen vor rund 2.000 Jahren aus noch sehr viel älteren Quellen zusammengefasst, gründet Feng-Shui in der Vorstellung, der Mensch müsse, um gesund und glücklich zu sein, sich und sein Lebensumfeld in Einklang bringen mit der alldurchdringenden Vitalkraft des Kosmos. Dazu gehört auch die passende Ausrichtung nach den entsprechenden Himmelsrichtungen. Der freie Fluss einer Vitalkraft, Ki genannt und fortwährend sich zeugend aus den polaren Kräften Yin ("weiblich") und Yang ("männlich"), könne durch Beachtung der "kosmischen Gesetze" angeregt bzw. durch deren Missachtung gehemmt werden, wodurch sich "gutes" beziehungsweise "schlechtes" Feng-Shui mit entsprechendem Gesundheitsbefinden des Einzelnen einstelle. In ganz Süd- und Südostasien gilt die Beachtung der Feng-Shui-Tradition - in regionalen Varianten und Widersprüchen - bis heute als Selbstverständlichkeit.
In westlichen Esoterikkreisen dient die Lehre des Feng-Shui in erster Linie der "kosmischen" Wohnraumgestaltung und kann als fernöstliches Pendant zur europäischen Tradition des Wünschelrutengehens angesehen werden. Als wichtigstes Instrument gilt ein "geomantischer Kompass", Lo-P'an genannt (auch Lo Pan oder Luo Pan), über den die vier Himmelsrichtungen abgeglichen werden mit den fünf Elementen (Feuer, Wasser, Luft, Erde und Holz), der Sonnenekliptik, der Bahn des Mondes sowie den astrologischen Daten der Hausbewohner.
Aus dem Ergebnis der Lo-p'an-Berechnungen und aus allgemeinen Feng-Shui-Regeln werden Maßgaben für erforderliche Umbauten bzw. für die Anwendung energieausgleichender Hilfsmittel hergeleitet. Möbel sind so aufzustellen, dass sie gutes Feng-Shui erzeugen: Schreibtische müssen nach Norden zeigen, Betten nach Osten (Kinderbetten allerdings nach Westen). Wichtige Accessoires sind Spiegel, die an strategisch entscheidenden Stellen platziert schlechtes Feng-Shui vermeiden würden, daneben Beleuchtungskörper, Pflanzen, Windspiele und vieles mehr. Empfehlenswert sei auch ein Aquarium, wie es nicht von ungefähr im Eingang von vielen China-Restaurants zu finden ist, da es schlechte Feng-Shui-Energie vertreibe. Notfalls reiche aber auch ein Bild, auf dem ein Gewässer zu sehen ist.
Grundsätzlich gelte es, Yin-Plätze (z.B. dunkle Ecken) mit Yang-Gegenständen (z.B. hellen Lampen) und umgekehrt zu "harmonisieren". Aufmerksamkeit sollte auch der Platzierung des Herdes in der Küche gewidmet werden: Ungünstig sei es, wenn sich über, unter oder hinter dem Küchenherd ein Bett, eine Toilette oder eine Waschmaschine befindet. Ein vergleichsweise neuartiges Feng-Shui-Problem sind Satellitenschüsseln. Über sie können schädliche feinstoffliche Energien wie Per Sha (eine Energie, die in der 5. Dimension eine Fließrichtung schräg von oben hat) ins Haus gelangen. Ein Empfang über Kabel sei in dieser Hinsicht vorteilhafter. Außer durch Fernsehantennen werde Per Sha auch durch Radiowecker mit roter Digitalanzeige hervorgerufen. Besonders wichtig sei es schließlich, die Toilettentür gut zu verstecken, ansonsten verschwinde der Wohlstand des Hauses gleichsam durch die Kanalisation. Aus ähnlichen Gründen sollen Mülltonnen so aufgestellt werden, dass das Scharnier zum Haus zeigt.
Inzwischen hat sich eine Szene an "Feng-Shui-Beratern" etabliert, die ihre Dienste zur Überprüfung beziehungsweise zur Um- oder Neugestaltung des Lebensumfeldes oder des Arbeitsplatzes anbieten. Abgerechnet wird üblicherweise nach Quadratmetern des untersuchten Raumes, die Kosten variieren zwischen 15 und 60 Euro pro Quadratmeter. Eine Ausbildung zum diplomierten Feng-Shui-Berater gibt es im Wochenendkurs ab 170 Euro. Die zahlreichen Berater machen ein gutes Geschäft mit dem bei Vielen anscheinend nicht mehr vorhandenen pragmatischen Menschenverstand: Ein Sessel mitten in der Tür ist tatsächlich unpraktisch und kostet wie ein Bett direkt unter einem Fenster Energie, sei es weil man darübersteigen muss, sei es weil man friert.
Aus einer Feng-Shui-Empfehlung zu Toiletten: Gegenüber der Eingangstür gelegen, zieht das WC das zur Türe hereinkommende gute Qi ab, es fließt in die Toilette und wird heruntergespült, sodass nur wenig davon in die Wohnräume weitergeleitet und schlechtes Qi aus dem WC mitverteilt wird. Das unreine Qi zirkuliert im ganzen Haus und verursacht Gesundheitsprobleme. Ein kleiner Spiegel innen und außen und an der Toilettentür verhindert diese negativen Auswirkungen weitgehend...[1]
Literatur
- Lehrerinnen- und Lehrerkalender 2001/02. Anabas-Verlag, Frankfurt/Main
Quellennachweise
Teile dieses Artikels wurden einem Text von Claudia Goldner entnommen.
- ↑ Der Standard 23.8.2008: Mit dem Qi ab durch die Mitte