Exorzismus
Exorzismus ist eine religiöse Praktik zur Austreibung böser Dämonen, Geister oder Teufel bei davon besessenen Menschen, Tieren oder Gegenständen. Der Exorzismus ist Bestandteil katholischer Lehre und Liturgie und wird in Deutschland jährlich mehrere hundert Mal durchgeführt [1]. Auch heute noch werden unter Papst Benedikt XVI. Exorzisten ausgebildet. Bischöfe und Theologen sind sich einig, dass die kirchliche Lehre weiterhin von der Existenz dämonischer Mächte ausgeht.
Katholische Exorzisten sind in der 1990 von Pater Gabriele Amorth, dem langjährigen Chef-Exorzisten im Vatikan, gegründeten Internationalen Vereinigung der Exorzisten organisiert. Nach Amorths Ansicht sei eine solche Vereinigung wichtig, um die Arbeit der Exorzisten weltweit zu stärken. Exorzismus werde Amorth zufolge immer wichtiger, "weil auch der Okkultismus wieder zunehme und sich der Satanismus verbreite sehr stark verbreite".[2] Die Internationalen Vereinigung der Exorzisten veranstaltet jährliche Treffen zum Erfahrungsaustausch, die meist in Italien oder Deutschland stattfinden.
Besessenheit
Speziell im Christentum wird unter Besessenheit bei einem Menschen ein Zustand verstanden, in dem dieser durch Dämonen o.ä. seiner psychischen Selbstverfügung beraubt und mehr oder weniger zum Spielball dieser - im Christentum immer als destruktiv und zum Reich des Satans gehörig verstandenen - Geistwesen wird. Dabei sollen vor allem folgende Merkmale auftreten: epileptische Anfälle, Wechsel des Charakters, Tobsucht, ungewöhnliche Kräfte, Aggression gegen das Religiöse und psychische Hellsichtigkeit. Heute verstehen wir unter diesen Begriffen vor allem psychiatrische bzw. neurologische Krankheitsbilder wie z.B. Epilepsie, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen oder aber auch neurodegenerative Erkrankungen, die unter dem religiösen Einfluss oder des eigenen Glaubens durchaus einen Eindruck eines – die Umgebung irritierenden – der betroffenen Person innewohnenden bösen Geistes erlangen können.
Das Ritual der Austreibung
Die Rituale des Exorzismus sind in den verschiedenen Glaubensrichtungen unterschiedlich.
In der römisch-katholischen Kirche wird dabei der einfache Exorzismus vom Großen Exorzismus unterschieden. Der kleine Exorzismus ist z.B. im Taufritus enthalten, der den Täufling von der Erbsünde befreit. Der Große Exorzismus darf nur von einem Priester durchgeführt werden und bedarf der besonderen Genehmigung des Bischofs. Nach dem Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) dient der Große Exorzismus dazu, „Dämonen auszutreiben oder vom Einfluss von Dämonen zu befreien.
Der Exorzismus wird nach folgendem Schema durchgeführt:
- Bedrohung
- Namenserfragung
- Ausfahrwort
- Rückkehrverbot
Kritik
Zwar werden von der Besessenheit ausdrücklich Geisteskrankheiten abgegrenzt, deren Behandlung ausschließlich in die Kompetenz medizinischer Fachleute gehört, jedoch ist zum einen die Besessenheit eines Menschen von Dämonen (sowie die Existenz derselben) wissenschaftlich nicht erwiesen, zum anderen ist es schwer, ernste psychische Erkrankungen vor dem Hintergrund der Auffälligkeiten des Betroffenen auszuschließen, selbst wenn vor dem Ritual das das Urteil unabhängiger Ärzte und Psychologen einzuholen ist.
Vor dem Hintergrund der Unbewiesenheit der Existenz von Dämonen ist es zudem unethisch, den Betroffenen psychologische bzw. psychiatrische Hilfe vorzuenthalten.
Der Fall Anneliese Michel
Anneliese Michel (21. September 1952 - 1. Juli 1976 an den Folgen extremer Unterernährung) war eine deutsche strenge Katholikin, ging mehrmals wöchentlich zur Messe, betete regelmäßig Rosenkränze, schlief zur Sühne manchmal auf dem Fußboden.
1968 diagnostizierte man bei ihr eine Temporallappenepilepsie, die mit dem Antikonvulsivum Carbamazepin behandelt wurde. Anneliese Michels Zwangsvorstellungen und Verhaltensauffälligkeiten wurden von den katholischen Geistlichen Arnold Renz und Ernst Alt als Besessenheit gedeutet, woraufhin sie 1976 mit Erlaubnis des Würzburger Bischofs Josef Stangl einen Großen Exorzismus bei der Dreiundzwanzigjährigen durchführten.
Anneliese Michel brachte sich schwere Verletzungen bei, weswegen sie zeitweise ans Bett gefesselt wurde, um schlimmere Verletzungen zu verhindern. Wahrscheinlich wurden sämtliche Verletzungen durch Selbstgeißelungen oder unkontrollierten Handlungen während spontaner Anfälle verursacht.
Als sich ihr Zustand verschlimmerte, wurde statt eines Notarztes ein Exorzist geholt, der sich als Annelieses Hausarzt ausgegeben habe; somit sei Anneliese schon in einem verhältnismäßig frühen Stadium ärztliche Hilfe verweigert worden.
Aus Tonbandaufzeichnungen geht hervor, dass Anneliese Michel mit stark veränderter Stimme sprach und immer wieder spontane Schreie ausstieß. Sie benutzte unflätige Ausdrücke, welche die Exorzisten – ihrer Weltanschauung entsprechend – Dämonen zuschrieben. Auch menschliche Dämonen, die sich als Hitler oder Nero ausgegeben hätten, wollen die Priester bei dem Mädchen ausgemacht haben. Ab Ostern aß Anneliese Michel kaum noch etwas. Bei ihrem Tod wog sie nur noch 31 kg.
Die Eltern als auch Pater Renz und Pfarrer Alt am 21. April 1978 wurden jeweils wegen „fahrlässiger Tötung durch Unterlassung" zu sechsmonatigen Haftstrafen, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden, verurteilt. Das Gericht warf ihnen vor, sie hätten für medizinische Hilfe sorgen und einen Arzt hinzuziehen müssen.
Video der Teufelsausstreibung bei Anneliese Michel
Weblinks
Quellennachweise:
- http://www.sgipt.org/sonstig/metaph/exorzis/info0.htm
- http://de.wikipedia.org/wiki/Exorzismus
- http://de.wikipedia.org/wiki/Anneliese_Michel
- http://www.welt.de/vermischtes/article2015668/Die_dunkle_Macht_des_Exorzismus_greift_um_sich.html