Körperspannung

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Ein Techniker nähert sich aus einem Hubschrauber einer unter Spannung stehenden Hochspannungsleitung. Zu sehen ist die Funkenentladung bei Annäherung

Körperspannung ist ein ausserwissenschaftlicher Begriff aus der Baubiologie und dem Sprachgebrauch von Mobilfunkkritikern.

Eine präzise Definition von Körperspannung existiert offenbar nicht, da es keine wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Phänomen einer Körperspannung gibt (Stand Dezember 2010).

Was offenbar gemeint sein soll

Aus den zahlreichen Nennungen in diversen Broschüren und privaten Internetwebseiten ergibt sich folgendes Bild:

Gemeint sind offenbar elektrische Wechselspannungen, die mit einem Voltmeter (hochohmiges Voltmeter für Wechselspannungen) zwischen einem beliebigen Punkt der Hautoberfläche eines Menschen und einem Bezugspunkt gemessen werden. Als Bezugspunkt wird oft "Erde" angeben, allerdings bleibt völlig offen was die jeweiligen Anwender des Begriffs unter "Erde" verstehen, bzw wie sie messtechnisch Zugang zur Erde erhalten möchten ohne die Messung zu verfälschen oder zu beeinflussen. Für die gemeinte Körperspannung wird zumeist nur der Wechselspanungsanteil berücksichtigt. Auch wird dabei meist nur derjenige niederfrequente Anteil berücksichtigt, der durch die 50 Hertz Wechselspannung der Energieversorger entsteht.

Zugänglichen Angaben aus dem Internet zur Körperspannung ist zu entnehmen, dass allgemein angenommen wird, dass diese dadurch entstehen soll, dass der Mensch als (für elektrischen Strom) leitfähige Struktur (die zumeist gegenüber der Erde durch Bekleidung und Schuhwerk gegenüber der Erde isoliert ist) sowohl eine Kapazität zu spannungsführenden Leitern der elektrischen Versorgungsspannung (230 V Wechselspannung) aufweist, als auch gegenüber einem Bezugspunkt (hier meist "Erde" beziehungsweise Schutzleiter einer Steckdose, Wasserleitung usw). Je nach Kapazität und weiteren Faktoren ergibt sich sodann über der "Erdkapazität" die gemeinte Körperspannung als so genannte „Ankoppelung“ an das Stromnetz, wobei hier offenbar die kapazitive Koppelung gemeint sein soll.

Den Körperspannungsmessungen, die durch Berühren eines Voltmeters zustande kommen, dessen zweite Elektrode mit einem bestimmten Bezugspunkt verbunden ist, wird im Rahmen der Behauptungen eine ganz andere Spannung gegenübergestellt, und zwar die Spannung des Membranpotentials einer Zelle (Nervenzelle). Aussagen dazu lauten beispielsweise:

Die Spannung in unserem Körper beträgt 10 bis 100 Millivolt (mV).

Messungen zwischen einem Hauptpunkt und einem Bezugspunkt erlauben aber keine Bestimmung einer etwaigen Spannung, die einem Memebranpotential einer Zelle überlagert wäre. Erst bei einem tatsächlichen Stromfluss (Maßeinheit Ampere, nicht Volt) kann auf Grund des Körperwiderstandes eine relevante Überlagerung stattfinden. Diese äussert sich bekanntlich als Schmerz.

Körperspannung und menschliche Gesundheit

Ganz allgemein wird in der Mobilfunkgegnerszene angenommen, dass Körperspannungen gesundheitlich schädlich seien und einer hohen Körperspannung eine schädlichere Wirkung zukäme als niedrigeren Werten. Demzufolge wären Maßnahmen sinnvoll, die zu einer Reduktion von Körperspannung führten. Messergebnisse mit hohen Körperspannungen werden als Anzeichen für Elektrosmog-Gefahren angesehen.

In der wissenschaftlichen Erforschung der elektromagnetischen Umweltverträglichkeit spielt ein derartiger Begriff einer Körperspannung keine Rolle. Gesundheitliche Gefahren werden hingegen von der Stromstärke abgeleitet, die einen Körper (oder Teil des Körpers) im Falle eines Stromunfalls durchfliesst. In diesem Zusammenhang muss zwingend eine Spannungsdifferenz zwischen zwei verschiedenen Punkten des Körpers vorliegen. Schäden entstehen einerseits durch Gewebsverkochung oder Gewebsschäden dürch Hitzeeinwirkung (wobei der Widerstand des Körpers eine Rolle spielt) und durch Atemlähmung. Etwa ab 10 mA Wechselstrom kann es zum Tod eines Menschen kommen. Andererseits kann es bei Wechselspannungen auch zu Herzrhythmusstörungen kommen (beispielsweise wenn ein Spannung während der T-Phase des EKG angelegt wird). Gleichzeitig werden jedoch auch gezielte Anwendungen von Stromstössen bei bestimmten Herzrhythmusstörungen („Kammerflimmern“) als Kardioversion angewandt, weil dann eine große Zahl von Herzmuskelzellen synchron beeinflusst werden.

Eine reine Angabe einer Spannung zur Einschätzung einer Gesundheitsgefahr ist problematisch, da der Widerstand des Körpers mit berücksichtigt werden muss. In Deutschland sind maximale Berührungsspannungen von 50 V Wechselspannung gesetzlich erlaubt. Sehr viele höhere Spannungen finden sich bei der Kardioversion (Wiederbelebungsversuch mit 750 V Gleichspannung). Bei Viehweidezäumen finden sich regelmässige kurze Impulse von mehreren 1000 Volt (Beispiel: 5 KV), bei gleichzeitig hohem inneren Widerstand des Generators. Extreme Berührungsspannungen von bis zu 500.000 Volt erleben Techniker, die unter Spannung stehende Hochspannungsleitung von Hunschraubern aus warten. Diese schützen sich durch Schutzanzüge, die im Gegensatz zum Widerstand des Körpers einen sehr geringen Widerstand aufweisen, sodaß Blindströme kaum durch den Körper geleitet werden und stattdessen aussen über die Schutzkleidung fliessen.

Benutzer des Begriffs Körperspannung machen etwa folgende Angaben, die sie auch Richtwerte nennen:

< 10 mV: schwach 10 - 100 mV: stark 100 - 1000 mV: extrem

Derartige Richtwerte sind in keiner Verordnung oder Gesetz zu finden. Wovon sie sich ableiten sollen bleibt offen.

Verwendet wird als Einheit gerne das Millivolt, und zwar auch dann wenn die Messwerte 1000 mV übersteigen. Verglichen werden auch die Körperspannungen mit Feldstärkeangaben des elektrischen Feldes. Für diese völlig andere Größe (Einheit: V/m) existieren Grenzwerte (DIN/VDE/WHO/IRPA).