Physiognomik

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Unter Physiognomik versteht man das peseudowissenschaftliche Konzept, dass man aus dem unveränderlichen physiologischen Äußeren des Körpers, besonders des Gesichts, auf die seelischen Eigenschaften eines Menschen schließen kann. Der Unterschied zur Antlitzdiagnostik besteht darin, dass bei der Physiognomik keine Krankheiten diagnostiziert werden, sondern psychische Eigenschaften eines Menschen. Mögliche Treffer in der Physiognomik lassen sich mit Cold Reading sowie dem Barnum-Effekt erklären.

Methoden

Bei der Physiognomik werden äußere Besonderheiten, wie z.B. die Proportionen einzelner Teile des Gesichts wie Augenabstand, Maße des Jochbeins, des Kinns, der Stirn, kleinere Normabweichungen u.s.w. dazu herangezogen, psychische und charakterliche Eigenschaften des Menschen zu beschreiben. Dabei ist die Zuweisung der Eigenschaft völlig willkürlich und völlig ohne Zusammenhang, zudem ist sie je nach Anbieter unterschiedlich.

Beispiele für solche Deutungen sind: Menschen mit einem breiten Jochbein sollen eine starke Durchsetzungsfähigkeit haben. Ein eckiges und spitzes Kinn deute auf eine "perfektionistische Veranlagung" hin, eine schmale Oberlippe stehe für Kontaktarmut. An der Stirn zeige sich das "religiöse Denken und Fühlen", während sich am Seitenhaupt der "Sinn für die Sammlung kultureller Güter" befinde, und seitlich über der Augenbraue liege der "Sinn für den geschickten Umgang mit Geld".[1]

Geschichte

Bereits aus dem Altertum sind bei Aristoteles, Cicero, Quintilian, Plinius, Seneca und Galenus Quellen zur Physiognomik erhalten. Im Zeitalter der Aufklärung kam die Physiognomik zu einer populärwissenschaftlichen Blüte. Ende des 18. Jahrhunderts veröffentlichete als der Pfarrer Johann Caspar Lavater seine "Physiognomischen Fragmente" in der er z.B. aus dem Stirnmaß auf die Intelligenz und andere Persönlichkeitsmerkmale schloss.

Im 19. und 20. Jh. wurde die Physiognomik als „wissenschaftlicher“ Unterbau für Rassismus und Eugenik herangezogen. Willkürliche Rangfolgen von Schädelformen sollten im Nationalsozialismus die Wertunterschiede zwischen „höher entwickelten“ und „niederen“ Rassen als wissenschaftliche Fakten darstellen. Juden und „lebensunwertes Leben“ sollten bereits an der Gesichts- und Schädelform erkannt werden.

In der Gegenwart ist die Physiognomik wegen ihres rassistischen Kontextes und ihrer unwissenschaftlichen Grundlage als Wissenschaft völlig diskreditiert, während sie in esoterischen Kreisen immer noch als eine Art "Geheimwissen" zirkuliert. Beispiele sind die von Carl Huter begründete Psycho-Physiognomik und die so genannte Pathophysiognomik. Eine Sonderform der Physiognomik ist das Handlesen.

Physiognomik in der Personalauswahl von Unternehmen

In der Gegenwart hat die Physiognomik neben der Anwendung bei diversen Heilern sogar teilweise Eingang in die Personalauswahl einiger Firmen gefunden.[1] Belegt sind auch Deutungsseminare für Manager ebenso wie der Einsatz der Psycho-Physiognomik beim TÜV Rheinland (Schwertfeger 2006). Im Jahr 2008 deutete eine Physiognomin auf einer Absolventenmesse in Köln vor großem Publikum die Schädel stellensuchender Studenten, ohne dass irgendjemand hieran öffentlich Anstoß nahm. Im Frühjahr 2010 bietet die IHK einer deutschen Millionenstadt offiziell Schädeldeutungsseminare für ihre Mitglieder an.[2]

Nach Ansicht von Physiognmomikern soll die Form der Nase bei der Personalauswahl von Unternehmen wichtiger sein als deren fachliche Qualifikation:

Konturen, Proportionen und Hautfarbe von Gesicht und Kopf entscheiden in der Physiognomik über Motivation und Fähigkeiten einer Person. Ein Merkmal ist zum Beispiel die Nase. An der Nasenform wollen Physiognomiker den Charakter eines Menschen erkennen. Sie zeige, wie sich die betreffende Person in ihrem Umfeld verwirklichen will. Je prägnanter die Nase eines Menschen ist, desto konsequenter und individueller werden seine Handlungen sein.[3]

Siehe auch

Quellenverzeichnis

  1. 1,0 1,1 Spiefel online vom 06.11.2006: Personalauswahl per Gesichtsanalyse
  2. Schwertfeger, B [2006]: Personalauswahl per Gesichtsanalyse. Personalmagazin 11/2206, 32-35
  3. Jobsuche: Was die Gesichtsdiagnose verrät!