NICO
Als NICO (auch Chronische Kieferostitis – CKO, Neuralgia Inducing Cavitational Osteonecrosis) wird in der alternativmedizinischen Zahnheilkunde eine Art der chronischen, aber "unsichtbaren" Kieferknochenentzündungen bezeichnet, die nur schwer diagnostizierbar sein sollen und für den Betroffenen beschwerdefrei sein sollen, aber gleichzeitig auch jahrzehnte lang latent vorhanden sein sollen. Die Bezeichnung "Neuralgia Inducing Cavitational Osteonecrosis" (NICO) geht auf Jerry E. Bouquot, Direktor des "Maxillofacial Center for Diagnostics and Research" in Morgantown, West Virginia (USA) zurück. Ein deutscher Vertreter dieses wissenschaftlich nicht allgemein anerkannten Krankheitskonzeptes ist Johann Lechner.
Anhänger des Konzept wollen die hier gemeinte NICO von der klassischen Knochenentzündung in Form einer Osteomyelitis unterscheiden.
Behauptete Merkmale der NICO
Aus Sicht der Befürworter des Konzepts soll die gemeinte NICO:
- zu einer "Auflösung der knöchernen Strukturen" führen mit der gleichzeitigen Bildung von kleinsten, radiologisch normalerweise nicht sichtbaren Hohlräumen im Kieferknochen
- es bilde sich ein fettig degeneriertes, nekrotisches, erweichtes Gewebe innerhalb des Kieferknochens
- bekannte klassische Entzündungszeichen, wie Schmerz, Schwellung und Eiterbildung, würden fehlen
- Schwellungen des Kifers und der Schleimhäute würde fehlen
- kein Anstieg der Körpertemperatur (Fieber)
- eine "systemische Fernwirkung" im Sinne der "Zahnstörfeld"-Hypothese wären die Folge
- unauffällige Röntgenbefunde
- Fehlen von Kranheitssymptomen, selbst über Jahrzehnte hinweg
- Antibiotika wären gegen die anaeroben Bakterien zwecklos
In den behaupteten Hohlräumen sollen sich anaerobe Bakterien anfinden, die Toxine ("Zahntoxine" genannt) und "Leichengifte" (Amine wie Cadaverin und Putrescin, die die Ursache der Halitose, also des "Mundgeruchs" sind) bilden, Schwermetalle speichern und Entzündungsbotenstoffe freisetzen, die im Zusammenhang mit zahlreichen Systemerkrankungen der Körpers stehen sollen. Damit ist NICO eine Form eines Zahnherdes.
NICO-Diagnostik
Als Diagnose wird vor allem ein besonderes Ultraschall-Untersuchungsgerät namens CAVITAT eingesetzt (Erfinder: Robert J. Jones). Im Cavitat-Ultraschallbild sollen die gemeinten NICO-Herde durch eine computergenerierte Färbung (als Abbild der Knochendichte) erkennbar werden. Beginnende NICO-Prozesse sollen sich demnach in gelb als "ischämische Prozesse" und "NICO-Vorstadium" abzeichnen. Orange wären demnach "osteonekrotische und fettige Areale". Rot wären die endgültigen Hohlräume (Kavitäten) im Kieferknochen, die radiologisch nicht erkennbar wären.
Therapeutische Empfehlungen
Therapeutisch wird eine Zahnsanierung befürwortet, aber auch Ausfräsung ganzer Bereiche der Kieferknochens genannt.
NICO wird, wie Zahnherde allgemein auch, als Ursache vieler anderer Erkrankungen bezeichnet: systemische Beschwerden rheumatiformer, neuralgiformer und anderer Systemerkrankungen, Rheuma, multiple Sklerose und sogar die Metastasierung von Primärtumoren.
Behauptete Entdeckungsgeschichte
Laut Anhängern der NICO soll diese bereits im Jahre 1915 durch einen Arzt namens Greene Vardiman Black (1836 - 1915) entdeckt worden sein. Im Jahre 1930 soll ein Dallas Burton Phemister (1882–1951) in den USA die gemeinten Hohlräume als "wenig infektiöse" "Cavitations" bezeichnet haben. Der Erfinder der pseudomedizinischen Elektroakupunktur nach Voll, Reinhard Voll (1909-1989), soll sich zusammen mit einem Fritz Kramer im Jahre 1950 des Konzepts angenommen haben und einen Begriff "der fettigdegenerativen Kieferostitis" geprägt haben um entsprechende Nosoden herzustellen. Mit Hilfe seiner EAV wollte Voll dann den Nachweis einer NICO bringen können.