Physiognomik

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Unter Physiognomik versteht man das peseudowissenschaftliche Konzept, dass man aus dem unveränderlichen physiologischen Äußeren des Körpers, besonders des Gesichts, auf die seelischen Eigenschaften eines Menschen schließen kann. Der Unterschied zur Antlitzdiagnostik besteht darin, dass bei der Physiognomik keine Krankheiten diagnostiziert werden, sondern psychische Eigenschaften eines Menschen. Mögliche Treffer in der Physiognomik lassen sich mit Cold Reading sowie dem Barnum-Effekt erklären.

Geschichte

Bereits aus dem Altertum sind bei Aristoteles, Cicero, Quintilian, Plinius, Seneca und Galenus Quellen zur Physiognomik erhalten. Im Zeitalter der Aufklärung kam die Physiognomik zu einer populärwissenschaftlichen Blüte. Ende des 18. Jahrhunderts veröffentlichete als der Pfarrer Johann Caspar Lavater seine "Physiognomischen Fragmente" in der er z.B. aus dem Stirnmaß auf die Intelligenz und andere Persönlichkeitsmerkmale schloss.

Im 19. und 20. Jh. wurde die Physiognomik als „wissenschaftlicher“ Unterbau für Rassismus und Eugenik herangezogen. Willkürliche Rangfolgen von Schädelformen sollten im Nationalsozialismus die Wertunterschiede zwischen „höher entwickelten“ und „niederen“ Rassen als wissenschaftliche Fakten darstellen. Juden und „lebensunwertes Leben“ sollten bereits an der Gesichts- und Schädelform erkannt werden.

In der Gegenwart ist die Physiognomik wegen ihres rassistischen Kontextes und ihrer unwissenschaftlichen Grundlage als Wissenschaft völlig diskreditiert, während sie in esoterischen Kreisen immer noch als eine Art "Geheimwissen" zirkuliert. Beispiele sind die von Carl Huter begründete Psycho-Physiognomik und die so genannte Pathophysiognomik. Eine Sonderform der Physiognomik ist das Handlesen.

Gegenwart

In der Gegenwart hat die Physiognomik neben der Anwendung bei diversenHeilern sogar teilweise Eingang in die Personalauswahl einiger Firmen gefunden.[1] Belegt sind auch Deutungsseminare für Manager ebenso wie der Einsatz der Psycho-Physiognomatik beim TÜV Rheinland (Schwertfeger 2006). Im Jahr 2008 deutete eine Physiognomin auf einer Absolventenmesse in Köln vor großem Publikum die Schädel stellensuchender Studenten, ohne dass irgendjemand hieran öffentlich Anstoß nahm. Im Frühjahr 2010 bietet die IHK einer deutschen Millionenstadt offiziell Schädeldeutungsseminare für ihre Mitglieder an.[2]

Siehe auch: Antlitzdiagnostik, Phrenologie, Psycho-Physiognomik nach Huter, Handlesen, Irisdiagnostik

Quellenverzeichnis

  1. Spiefel online vom 06.11.2006: Personalauswahl per Gesichtsanalyse
  2. Schwertfeger, B [2006]: Personalauswahl per Gesichtsanalyse, Personalmagazin, 11/2206, 32-35