Nikola Tesla und die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen

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Die Rolle, die der in den USA naturalisierte Amerikaner Nikola Tesla bei der Entdeckung und Anwendung der elektromagnetischen Wellen spielte, ist zu heutigen Zeiten schwierig zu rekonstruieren.

Glaubt man den Tesla-Bewunderern und manchen seiner Biographen, habe Tesla nicht nur "Die Radiowellen" erfunden, sondern sei auch Erfinder des Radios, des Rundfunks, Radars und sogar des Mobilfunks. Dies ist jedoch nicht unzweifelhaft an Hand von seriösen Literaturquellen oder Zeugenaussagen abzuleiten. Letzendlich geht die Entdeckung der "Funkwellen" als elektromagnetische Wellen und die Erfindung der drahtlosen Telegraphie und des Rundfunk auf mehrere Forscher und Erfinder zurück. Mehrere Beteiligte an diesen Entdeckungen stritten sich zu dieser Zeit um Patentrechte und die kommerzielle Nutzung. Andere waren lediglich an der Grundlagenforschung interessiert.
Erste Sendeversuche, die über Laboratoriumsversuche hinausgingen sind im Falle von Nikola Tesla erst ab 1898 sicher dokumentiert.

Zeitlicher Ablauf

Experiment von David E. Hughes
Patent von William Ward April 1872
Tesla-Patent 454622 vom 23.6.1891

Der Beginn dieser Entwicklungen beginnt mit der Forschung von Ampère und der Entdeckung der magnetischen Induktion durch Faraday im Jahre 1831.

  • 1750. Benjamin Franklin stellt Überlegungen an, Elektrizität aus Wolken durch hochangebrachte Metalleiter zur Erde ableiten zu können.
  • 1752. Der Franzose Dalibard kam Franklin mit einem Expeiment zuvor und errichtete eine von der Erde isolierte Eisenstange. Bei einer vorbeiziehenden Gewitterwolke konnten kleine Funken zwischen dem Leiter und der Erde beobachtet werden.
  • 1752. Franklin macht Versuche mit Drachen.
  • 1804. Erman beschreibt die Erdoberfläche als gegenüber der Atmophäre negativ geladen.
  • 1820. André-Marie Ampère zeigt dass von stromdurchflossenen Leitern ein Magnetfeld ausgeht.

  • 1831. Michael Faraday entdeckt im Jahre 1831 die magnetische Induktion. Faraday stellte dazu auch Berechnungen an, die später Maxwell zu seinen theoretischen Vorhersagen zu elektromagnetischen Feldern inspirierten.
  • 1860. Gewitter und atmosphärische Störungen störten mehrmals Telegraphenverbindungen in den USA. Auch werden Polarlichter in diesem Zusammenhang genannt. Die jeweiligen Telegraphisten konnten sich dann nicht mehr verständigen und klemmten zuweilen ihre Batterien ab und konnten dann trotzdem dank atmosphärischer statischer Aufladungen weiter Telegramme austauschen. Berichte darüber erschienen in der amerikanischen Presse.[1]
  • 1861. Zwischen 1861 und 1865 entwickelte James Clerk Maxwell die bis heute gültige Theorie des Elektromagnetismus, der die Vorhersage elektromagnetischer Felder beinhaltet. 1873 veröffentlichte Maxwell dazu "A Dynamical Theory of the Electromagnetic Field" vor der "Royal Society".
  • 1866. Der Zahnarzt Mahlon Loomis aus Washington, behauptet im Oktober 1866 eine drahtlose Telegraphenverbindung über 14 Meilen realisiert zu haben. Auf beiden Seiten sollen aufgestiegene Drachen als "Antennen" gedient haben. Für seine Behauptungen existieren keine unabhängigen Quellen.
  • 1872. Erteilung des Patents 126356 IMPROVEMENT IN COLLECTING ELECTRICITY FOR TELEGRAPHING, &c. am 30. April 1872 an den in Auburn (NY) ansässigen William Henry Ward. Ward beschreibt einen "tower", der auf dem Gipfel eines hohen Berges aufgebaut werden soll und eine die Erde umgebende "natürliche Elektrizität" anzapfen soll: My invention consists of a tower for the purpose of receiving and imparting natural electricity, so as to be in constant contact with that upper stratum of electricity which surrounds the earth, by tapping which a never-failing supply is formed when brought into contact with the earth.. Die an einen Blitzableiter erinnernde passive Anlage leitet die aerial electricity über Drahtleitungen an die Nutzer weiter. Ward schreibt weiter in seinem Patent, dass er so ohne Batterien mit der Erde als Rückleiter einen Stromkreis bilden könne um beispielsweise die Stadt Denver über eine Anlage auf dem Pike's Peak mit Buenos Aires in Argentinien über einen Telegraphenverbindung zu verbinden: ..By the use of aerial electricity I entirely dispense with artificial batteries, forming my circuit merely by connecting the aerial current with the earth current. For instance, to bring Buenos Ayres, in South America, into direct connection with New York, the following plan would be pursued: One electrical tower is erected on Pike's Peak or any other suitable high mountain in North America, and another similar tower on some suitable peak of the Andes in South America. The former would, by means of land-lines, be connected directly with Denver, which place is again connected with all the prominent cities of the States. In a similar manner the southern tower is connected by land-lines with the prominent cities via Quito. New York telegraphs to the tower on Pike's Peak, and the operator having connected the land-line with the aerial current, the signals are transmitted through the aerial current to the tower in the Andes in South America, and from there--the land-lines being suitably connected with the aerial current--to Quito and Buenos Ayres. In this manner a message would be sent entirely by natural electricity in place of artificial. In the same manner a message may be sent across the ocean by having a high tower on each continent, each of which towers would have to be, of course, through land-lines connected with the earth to enable the ground current with the aerial current to form a circuit...
  • 1872. Mahlon Loomis erhält im Juli 1872 ein Patent U.S. Patent 129971 über einen "drahtlosen Telegraphen". Die Idee von Loomis war es, "natürliche atmosphärische Elektrizität" als Ersatz für Telegraphenleitungen zu nutzen, mit der Erde als Rückleitung. Auch wollte er diese Energie als Wärmequelle und zu anderen Zwecken nutzen. Loomis erläuterte jedoch nicht genau, wie er seine Erfindung realisieren wollte. Im Prinzip war dieses Patent sehr ähnlich zu einem drei Monate zuvor erteilten Patent (U.S. Patent 126,356) von William Henry Ward zu einem "Radio". Auch Ward erläuterte nicht genau wie ein derartiges Radio zu realisieren sei. Möglicherweise wollte Ward und Loomis die Nutzung atmosphärischer statischer Aufladungen bei Telegraphenleitungen patentrechtlich nutzen. Auch Tesla wird später ähnliche Vorstellungen entwickeln.[2]
  • 1878. Dem Engländer David E. Hughes werden im Jahre 1878 mögliche Anwendungen elektromagnetischer Wellen über 500 Fuss (152 Meter) (nach anderen Angaben von einem Raum zu einem anderen Raum innerhalb eines Hauses) durch einen Sender mit Funkenstrecke nachgesagt. 1879 soll Hughes seinen Sender kontinuirlich habe laufen gelassen und soll sich mit einem Empfänger bis zu 152 Meter entfernt haben können um das Sendesignal zu empfangen. Wahrscheinlich handelte es sich jedoch um Induktionseffekte, die Royal Society lehnte 1880 seine Angaben ab.[3]
  • 1884 entdeckt der italienische Physiker Temistocle Calzecchi-Onesti den ersten Kohärer als primitiven Detektor für elektromagnetische Wellen, der kurz danach von Edouard Branly und später von Oliver Joseph Lodge verbessert wird.
  • 1885 formuliert T.A. Edison das 1891 erteilte Patent zu drahtlosem Schiffsfunk. Offenbar meint Edison aber keine elektromagnetischen Wellen.
  • 1886 entdeckt der Physiker Heinrich Hertz die elektromagnetischen Wellen (im UHF-Bereich) und stellt dazu Versuche an (so auch zur Reflexion) und weist die Felder als Bestätigung der Maxwell-Gleichungen nach. Zur Detektion verwendet er eine kleine Funkenstrecke. Die Veröffentlichung von Hertz erfolgt 1888. Der an einer Universität tätige Hertz glaubt an keine nutzbare Bedeutung der Wellen und erwägt auch keine Patente anzumelden.
  • 1891. Ab 1891 beschäftigt sich Nikola Tesla mit hochfrequenten Wechselspannungen und stellt Versuche im KHz-Bereich an, und verbreitet in Vorträgen die Möglichkeit einer drahtlosen Kommunikation. Zwischen 1895 und 1899 soll Tesla mehrfach Sendungen über eine große Entfernungen übertragen haben. Allerdings liegen erst ab 1898 Belege dafür vor. Auch Tesla verwendet einen Knallfunkensender. Tesla entwickelt auch Verbesserungen der Funkenstrecke.
  • 1891. Tesla bekommt am 23.6.1891 das US-Patent 454622 mit dem Titel "System of Electric Lighting" erteilt [1]. Dieses Patent wird von Seiten der Tesla-Anhänger als Tesla's Entdeckung elektromagnetischer Wellen bezeichnet. In der Patentschrift spricht jedoch Tesla nur von einer "neuartigen Methode und Apparat zur elektrischen Beleuchtung", und zwar unter Hochspannungs- und Hochfrequenzbedingungen. Das Patent bezieht sich auf einen Wechselstromgenerator, dessen Spannung hochtransformiert wird. Lampen müssen werden mit einem Anschlußpol an die Hochspannung angeschlossen. Die hohe Feldstärke der Wechselspannung reicht hier aus, um über die (geringe) Kapazität ein Leuchten der Lampen zu erreichen. Eine Kabelverbindung ist aber hier (siehe Bild rechts) Voraussetzung, es handelt sich also um eine drahtgebundene Anwendung.
  • 1891. Am 29.12.1891 wird T.A. Edison ein rein theoretisches Patent (U.S. Patent 465,971) über drahtlosen Schiffsfunk erteilt. Experimente stellt er jedoch nicht an.
  • 1892. Angeblich reist Tesla nach Bonn um Heinrich Hertz zu treffen und um mit ihm über die Erzeugung elektromagnetischer Wellen zu sprechen, und um eine (wie Tesla meint) verbesserte Schaltung vorzustellen. Hertz soll ihn jedoch enttäuscht haben. [4]
  • 1893. Tesla führt seine Eindraht-"Hochfrequenz-Beleuchtung" auf der Weltaustellung in chicago vor.
  • 1894: Hutin & LeBlanc erhalten das US-Patent 527857 über induktive Energieübertragung bei einer Frequenz von 3 KHz.
  • 1894. Der indische Physiker Jagadish Chandra Bose führt im November 1894 in Kolgata eine öffentliche Funkübertragung vor, bei der der Empfänger im Sinne einer Fernsteuerung Klingeln ertönen lässt und Knallkörper gezündet werden. 1896 überbrückt Bose im UHF-Bereich eine Entfernung von einer halben Meile. Bose entwickelt später einen verbesserten Kohärer.[5][6]
  • 1895 beginnt Guglielmo Marconi mit Versuchen. Im Sommer 1895 gelingt ihm eine Verbindung über 1,5 km Entfernung in Salvan in den Schweizer Alpen.[7]
  • 1895. Der russische Physiker Alexander Popov führt im Mai 1895 öffentlich eine Funkverbindung vor. Die überbrückten Entfernungen zu dieser Zeit waren etwa 500 Meter. Nach anderen Angaben gelangen Popov seine Versuche erst 1897.
  • 1897 setzt Ferdinand Braun abgestimmte Schwingkreise in die damals üblichen Knallfunkensender ein, und trennt einen "Antennenkreis" von der ansteuernden Schaltung. 1900 stellt Braun die erste Funkbrücke zur Insel Helgoland auf. 1909 erhielt Braun für seine Leistungen zusammen mit Guglielmo Marconi den Nobelpreis.

Weblinks

Quellennachweise