Geerd Ryke Hamer

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Geerd Ryke Hamer (geboren am 17. Mai 1935 in Düsseldorf-Mettmann) ist ein deutscher ehemaliger Arzt und Begründer einer umstrittenen medizinischen Aussenseiterlehre, der pseudowissenschaftlichen Germanischen Neuen Medizin. Seit März 2007 ist Hamer laut eigenen Angaben auf der Flucht vor einem Haftbefehl und sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt.

Biografische Angaben und beruflicher Werdegang

Zu Hamer kursieren im internet diverse Biografien die oftmals von Angaben aus Urteilen und Prozessakten abweichen. Auch hat Hamer selbst Angaben zu seiner Biografie gemacht die mit anderen Quellen nicht in Einklang zu bringen sind.

Hamer wird am 17 Mai 1935 in Düsseldorf-Mettmann als dritter von drei Söhnen geboren. Sein Vater ist Heinrich Hamer, der von 1945 bis 1969 in Meschede als protestantischer Pastor abrbeitete. Hamer macht sein Abitur 1953 in Krefeld. Er heiratet die Mitstudentin (Humanmedizin) Sigrid Oldenburg im Jahre 1956. Nach seinen eigenen Angaben studiert er in Erlangen Theologie und wird Theologe. Am 10. April 1962 schliesst er sein Studium der Humanmedizin nach üblichen 12 Semestern mit dem dritten Staatsexamen ab und promoviert im Alter von 28 Jahren im Dezember 1963 über ein augenärztliches Thema (Lutein). Das Datum seiner Dissertation ist in der Deutschen Bibliothek (wo die Arbeit hinterlegt ist) einsehbar. Nach Hamers eigenen Angaben soll er ebenfalls einige Semester lang Physikvorlesungen besucht haben, über einen Studienabschluss ist nichts bekannt. Hamer ist daher nicht, wie auf vielen Internetseiten zu lesen ist, als Physiker anzusehen. Nach Angaben aus Prozessakten wurde Hamer also erst 1962 Arzt und konnte nicht vorher als Arzt gearbeitet haben. Anhänger von Hamer und seiner "Neuen Medizin" behaupten dagegen daß Hamer Deutschlands "jümgster Arzt" gewesen sei. Diese Angabe widerspricht jedoch den veröffentlichen Gerichtsakten und anderen Angaben. Mit Sicherheit ist bekannt daß Hamer von 1964 bis 1986 in acht verschiedenen Arztpraxen arbeitete.

Im Februar 1972 nach 10 Jahren (üblicherweise reichen dazu fünf aus) wird Hamer Facharzt für innere Medizin. Entgegen verbreiteten falschen Angaben war oder ist Hamer nie Chefarzt, Psychiater, Gynäkologe oder Onkologe gewesen. Auch hat er keinerlei Befähigung als Hochschullehrer da sein Habilitationsversuch über seine eigene Lehre scheiterte. Im gleichen Jahr 1972 zieht Hamer nach Hamburg um ein Immobiliengeschäft abzuschliessen, das jedoch scheitert. Er versucht eine Namensänderung zu "Hamer von Fumetti" zu erreichen, dies mislingt ebenfalls. 1976 gibt Hamer nach auseindersetzungen seine Kassenzulassung zurück. Die KÄV (Kassenärztliche Vereinigung Nordbaden) hätte Hamer die Zulassung jedoch offenbar sowieso entzogen, da man ihm Unregelmässigkeiten vorwarf. Im Jahre 1976 zieht Hamer für einige Monate weiter nach Weiterstadt wo ihm die Gemeinde einen Kredit über 70.000 DM für die Ausrüstung einer Praxis gewährt. Hamer öffnet die Praxis jedoch nicht und laut einem Artikel des Stern soll er den Kredit nicht zurückgezahlt haben sondern sich stattdessen entschlossen haben sich nach Italien abzusetzen.

Vor der Erfindung seiner "Neuen Medizin" betätigte sich Hamer als Erfinder von vier verschiedenen medizinischen Geräten, denen jedoch der wirtschaftliche Erfolg weitgehend versagt blieb und ihn stattdessen in finanzielle Bedrängnis brachten. Auf Hamer gehen Patente über ein elektrisch betriebenes Skalpell, eine elektrische Knochensäge, eine spezielle Liege und ein Injektionsverfahren zurück. Die deutsche Firma Kienzle versuchte sein elektrisches Skalpell zu vermarkten. Es stellte sich jedoch heraus daß das Skalpell bei Kurvenschnitten unnötige Verletzungen in der Haut verursachte und daher wird Hamer um die Rückgabe einer Vorschusszahlung gebeten. Hamer zieht jedoch in Folge mit der Familie nach Rom (Via Cassia 1280 und via Margutta). 1978 soll Gerüchten zufolge sein Sohn Dirk aus Italien ausgeweisen worden sein, da man diesem "Widerstand gegen die Staatsgewalt" vorwarf. Dieser Sohn Dirk wurde am 17. August 1978 in Korsika irrtümlich von einer Gewehrkugel getroffen, die von dem betrunkenen italienischen Aristokraten und Waffenhändler Vittorio Emanuele (Sohn des letzten italienischen Königs Umberto II) aus einem grosskalibrigen Gewehr verschossen wurde (das später im Prozess als Kriegswaffe eingestuft wurde). Emanuele wird später zu sechs Monaten verurteilt. In einem von einer Abhöranlage aufgezeichneten Geständnis wurde 2006 bekannt, daß er mit Sicherheit der Schütze war. Dirk Hamer schlief zur Tatzeit auf einer Motoryacht und war nicht das eigentliche Ziel. Das eigentliche Ziel war der "Playboy" und römische Modearzt Nicky Pende, über den sich Emanuele ärgerte da dieser sich unerlaubt sein Schlauchboot auslieh. Der junge Hamer wurde recht spät nach Marseille in eine Klinik gebracht wo ihm ein bein amputiert werden musste. Gegen den ausdrücklichen Rat der marseiller Ärzte lies Ryke Geerd Hamer seinen schwer verletzten Sohn nach Heidelberg verlegen wo er am 7.12.1978 verstarb. Hamer ließ verlautbaren daß Vittorio Emanuele ihm 2 Millionen DM (nach einer anderen Quelle 1,8 Millionen plus 200.000) anbot um eine Zivilklage zu vermeiden. Später verbreitete Hamer sogar die Meldung daß ihm 10 Millionen angeboten worden wären. In Wirklichkeit beschliessen die beiden Familien zunächst eine vereinbarung über lediglich 500.000 FF und Emanuele zahlte lediglich 200.000 DM am Krankenhauskosten und argumentierte daß die Verlegung des nicht-transportfähigen Dirk Hamer nach Heidelberg den Tod mit bedingt hätte. Die Frau des Emanuele Prinzessin Marina Doria wird im Stern mit der Aussage zitiert daß RG Hamer bei Zahlung von 2 Millionen DM seine Tochter Birgit Hamer (die Zeugin war) beeinflusst hätte beim Strafprozess eine Zeugenaussage zugunsten von Emanuele zu machen. Letztendlich kommt es zu keinem Vertragsabschluss zwischen den Familien. 2006 verkündet merkwürdigerweise Hamer daß sein Sohn 1978 wegen seiner drei Jahre später entwickelten "Neuen Medizin" erschossen worden wäre und sieht ihn als Opfer eines Komplotts um seine medizinische Lehre.

Im März 1979 wird Hamer laut eigenen Angaben in zwei Sitzungen chirurgisch nach den Regeln der wissenschaftlichen Medizin ein Tumor am rechten Hoden in der Universitätsklinik Tübingen entfernt. Der Hodentumor sei im Laufe des Jahres 1978 oder Angfng 1979 sichtbar geworden, etwa zwei Monate nach dem Tod seines Sohnes Dirk. Laut Gerichtsakten ist der Eingriff jedoch möglicherweise erst 1981 erfolgt.

Im Herbst 1981 erfindet Hamer seine medizinische Lehre die er zunächst "Neue Medizin" nennt und stellt diese im bayerischen und italienischen Fernsehen (Rai3) am 4.10.81 resp. 5.10.81 vor.

Im selben Monat reicht Hamer an der Universität Tübingen eine Schrift als Habilitationsschrift mit dem Titel "Das Hamer-Syndrom und die eiserne Regel des Krebses" ein. Am 10 Mai 1982 wird die Schrift wegen mangelnder Wissenschaftlichkeit und fehlenden Belegen mit 150 Stimmen zu 0 abgewiesen.

1982 kehrt Hamer nach Deutschland zurück und öffnet für einige Monate das private "Sanatorium Rosenhof" in Bad Krozingen in der er als einzige Arzt tätig war.

Sanatorium Rosenhof in Bad Krozingen

1983 öffnet er eine illegale private Klinik namens "Krankenhaus Haus Dammersmoor'" im niedersächsischen Gyhum bei Bremen, die später von den Behörden geschlossen werden musste. Später erklärt Hamer daß einige seiner gyhumer Patienten verstorben wären da in der Zwischenzeit Zeitungen nach anfänglichen positiven Artikeln sich zunehmend kritisch äusserten was den tod der Patienten mit bewirkt hätte.

1985 verstirbt Hamers Ehefrau an Brustkrebs. Später erzählte Hamer einer Angestellten in seiner Privatklinik Rosenhof daß seine Frau nicht an seine Neue Medizin geglaubt habe und daher eine eigene NM-Behandlung des Brustkrebs unwirksam gewesen sei.

Katzenelnbogen.jpg

Im August 1985 öffnet Hamer eine weitere nicht genehmigte Klinik namens "Freunde von Dirk" in Katzenelnbogen bei Koblenz, die aufgrund haarsträubender skandalöser Zustände von den Behörden geschlossen werden musste nachdem Anzeigen erstattet wurden. Hamer liess die Klinik beim Gewerbeamt als "Pension" eintragen. Vor der Nutzung durch Hamer als einzigen Arzt und ohne ausgebildete Krankenschwestern war die Anlage von der evangelischen Kirche für einen Klinikbetrieb bereits genutzt worden. In Katzenelnbogen nahm Hamer viele ausländische aber auch deutsche Krebspatienten auf, von denen (wie in Bad Krozingen) viele verstarben. Es sind auch keine Patienten bekannt geworden die dort eine Genesung erfahren hätten. Nach Aussagen von ehemaligen Angestellten der Klinik in Katzenelnbogen sollen fast alle Patienten verstorben sein.

Im März 1986 zieht Hamer nach Köln und ihm wird am 8. April 1986 die ärztliche Zulassung (Approbation) entzogen. Das Amtsgericht Koblenz berief sich dabei auf Artikel 5 der Bundesärzteordnung (Az 9 K /215/87) sowie auf zwei psychiatrische Gutachten des Prof. B. Pflug der Uni Frankfurt vom 27.11.1985 und 12.2.1986.

Von da an behandelt Hamer jdoch weiter Patienten ohne Zulassung oder im besitz einer Zulassung als Heilpraktiker zu sein. Er begab sich zunächst nach Burgau in Österreich und später floh er ins Exil nach Spanien. Seit März 20087 ist Hamer wieder auf der Flucht um einem möglichen Haftbefehl der staatsanwaltschaft Cottbus zu entgehen.

die Kriminalgeschichte des Geerd Ryke Hamer

Hamer kam mehrfach mit dem Gesetz in Deutschland, Österreich und Frankreich in Konflikt und wurde mehrmals verurteilt. Insgesamt musste er mehrere Jahre Haft in Deutschland und Frankreich absitzen.

1986 wird Hamer zu einer Geldstrafe von 3000 DM verurteilt, da er ohne Approbation von April bis August 1986 Patienten behandelte (Aktenzeichen 34 Js 85/86 der StA Köln) und dabei gegen das Heilpraktikergesetz verstiess.

Am 22.1.1992 wird er vom Amtsgericht Köln zu vier Monaten Haft verurteilt da er ein Kind mit Knochenkrebs mit einem Gipsverband erfolglos behandelte. Dem Kind musste das Bein amputiert werden.

Quellenangaben und Referenzen

  • Dissertation RG Hamer: Untersuchungen über den Einfluß des Adaptinols (Heleniens) auf die Dunkeladaptation des gesunden Auges. Von Ryke Geerd HAMER. Tübingen 1963. 55 S. Mit Abb. Tübingen, Med. F., Diss. V. 20. Dezember 1963
  • Beschluss Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz Aktenzeichen 6A 10035/89.OVG 9K
  • Beschluss Amtsgericht Koblenz vom 18.12.1986 Aktenzeichen 6B54/86
  • Beschluss Amtsgericht Koblenz vom 1.07.1987 (6B35/87)
  • Beschluss Amtsgericht Sigmaringen (8K 610/03) aus dem Jahre 2003
  • Artikel Laborjournal 10.6.06
  • Artikel in "Der Stern" vom 24 November 1983, Autoren: Teja Fiedler und Cordt Schnippen