Verschwörungstheorien zum Erdbeben auf Haiti 2010

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Epizentrum bei Port au Prince. Quelle: [2]

Zum Erdbeben vom 12. Januar 2010 auf Haiti existieren mehrere Verschwörungstheorien, die eine menschliche Verantwortung für das Beben unterstellen. Das Erdbeben der Magnitude 7 mit dem Epizentrum nahe der Hauptstadt Port au Prince kostete mindestens 200.000 Menschen das Leben und verletzte eine fast gleich hohe Zahl von Menschen.

Viele der zu diesem Erdbeben erfundenen Verschwörungstheorien gehen von unbekannten "Wunderwaffen" aus, die von den USA eingesetzt sein sollen. Auch die im entfernten Alaska befindliche Ionosphärenforschungsanlage HAARP wird in diesem Zusammenhang genannt. Auf die häufigen Nachbeben wird nicht eingegangen.

Grotesk sind auch Theorien des iranischen Rundfunks IRIB und der FARS News, nach denen amerikanische und israelische Helfer (und nur diese), die nach dem Erdbeben nach Haiti kamen, nur deshalb dort tätig geworden sein sollen, um aus den Leichnamen der Verstorbenen Organe entnehmen zu können.[1]

Ähnliche Verschwörungstheorien wurden auch nach einem verheerenden Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004 laut. Wie das Erdbeben in Haiti sei der Tsunami durch geheime Wunderwaffen ausgelöst worden.

Die Quellen- und Datenlage zu sämtlichen Verschwörungstheorien um das Erdbeben vom 12. Januar 2010 ist desolat: so beruft sich das russische Auslandsfernsehen Russia Today auf venezuelanische Quellen (VivéTv), während venezuelanische Quellen sich auf Russia Today beziehen.

Geologie und Insel Hispaniola

Quelle: [3]

Das Erdbeben am 12.1.2010 hatte eine Stärke der Magnitude 7, das Beben entstand in etwa 10 Kilometern Tiefe.

Haiti liegt im westlichen Teil der karibischen Insel Hispaniola, der östliche Teil der Insel gehört zur Dominikanischen Republik. Haiti und Hispaniola liegen über der Grenze zwischen der karibischen und der nordamerikanischen Platte. Infolge von Plattentektonik kommt es genau hier zu Verwerfungen und zu häufiger seismischer Aktivität, mit der Folge häufiger Erdbeben. In den Jahren 1751, 1842, 1860 und zuletzt 2010 wurde Haiti von schweren Erdbeben getroffen.[2][3][4][5]

Weitere Informationen zum Erdbebeb in englischer Sprache: [4]

Hugo Chavez

Hugo Chavez

Der venezuelanische Staatspräsident Hugo Chavez beschuldigte die USA, das Erbeben von Haiti durch eine "tektonische Waffe" verursacht zu haben. Die Nachricht wurde zuerst am 18.1.2010 über RNV verbreitet, dem staatlichen Rundfunk[6][7], später von der iranischen Press-TV[8] und von Russia-Today[9] Laut Chavez handelte es sich um einen Testlauf für den Einsatz gegen den Iran, mit dessen Präsidenten Achmedinedschad er bekanntermaßen befreundet ist.[10]

Claudia von Werlhof

Claudia von Werlhof[11]

Die in Innsbruck lehrende habilitierte Politologin und Soziologin Claudia von Werlhof behauptete im Februar 2010 in einem Interview mit "Der Standard" eine ursächliche Bedeutung von nicht näher erläuterten "Earthquake Machines" und der amerikanischen Ionosphärenforschungsstation HAARP im entfernten Alaska für das Erdbeben: Im Projekt HAARP, einem Militärforschungszentrum in Alaska, wurden auf Grundlage der Tesla-Technologie (Nikola Tesla, kroatisch-amerikanischer Erfinder, der unter anderem den Wechselstroms entwickelte) Earthquake Machines hergestellt, die künstliche Erdbeben hervorrufen. Sie würden benutzt, um Erdölreserven aufzuspüren. Zwischen Haiti und Kuba soll es große Ölreserven geben, also könnte das Erdbeben in Haiti maschinell erzeugt worden sein, um die militärische Besetzung des Landes durch US-Truppen zu ermöglichen. Als Nebeneffekt werden unbotmäßige Regierungen wie etwa jene von Hugo Chavez in Venezuela unter Druck gesetzt.[12]

IRIB

Der iranische Staatsrundfunk IRIB verbreitete ebenfalls eine Verschwörungstheorie um eine angebliche "Schreckenswaffe" als Ursache des Erdbebens: "Das amerikanisch-zionistische Imperium" habe demnach mit Hilfe einer "Schreckenswaffe" nicht nur die außergewöhnliche Kältewelle in Europa in Gang gesetzt, um Maßnahmen der Gegner der Erderwärmung einzudämmen, sondern sofort danach auch das verheerende Erdbeben auf Haiti ausgelöst. Das eigentliche Ziel sei es, Kuba und Venezuela zu besetzen, und eigene Kriegsschiffe in der Karibik zu stationieren. Zudem würden amerikanische und israelische Helfer verstorbenen Haitianern Organe entnehmen.[13]

Angeblicher Bericht der "russischen Nordmeerflotte"

Empfänger von Spam-Emails erhielten auch Nachricht darüber, dass angeblich ein Bericht der "russischen Nordmeerflotte" vorliege, in dem behauptet wird, dass das Erdbeben von Haiti durch eine US-amerikanische "Erdbebenwaffe" verursacht wurde, die von der amerikanischen Marine "getestet" worden sei. Die gleiche Nachricht wird von einer venezuelanischen Webseite mit Nachrichten namens Apporea verbreitet, ohne Quellen oder Hinweise zum angeblichen russischen Bericht zu geben. Auch die rechte Truther-Szene (Detlef Nolde) rezipierte diese Verschwörungstheorie.[14] Laut dem angeblichen russischen Bericht gebe es "eine Korrelation zwischen der seismischen Aktivität und der Ionosphäre" wird in diesen Spam-Emails behauptet, die den menschlichen "Hipocampus" beeinflussen würden. Dass das Erdbeben durch die amerikanische Marine verursacht worden sei, sei daran ersichtlich, dass das amerikanische Lazarett-Schiff USNS Comfort in sehr kurzer Zeit nach dem Erdbeben in Haiti eintraf.[15]

Gelöschte HAARP-Daten ?

30 Tage Magnetometer-Daten um den 12.1.2010
Magnetometer-Daten des 12.1.2010

Besuchern der Webseite der Forschungsanlage HAARP wird die Möglichkeit geboten dortige Messergebnisse (Magnetometer, Spektralanalysen im Kurzwellen und VHF-Bereich) nicht nur online zu beobachten, sondern auch die gespeicherten Daten der Vergangenheit einzusehen. Mehrere Internetquellen (zB. infowars von Alex Jones, Jeff Rense) behaupten, dass die Daten vom 11. Januar 2010 (dem Tag vor dem Erdbeben) gelöscht worden seien, und zwar als einzige gelöschte Daten der Vergangenheit. Ein Besuch der Webseite zeigt jedoch, dass alle Daten um den 12. Januar 2010 einzusehen sind. Es zeigt sich dabei auch kein besonderes Ereignis um das Datum des 12. Januar 2010.

Weblinks

Quellennachweise