Biophoton
Als Biophotonen werden von einigen Autoren Photonen bezeichnet, die biologischen Ursprungs sind und sich angeblich von herkömmlichen Photonen unterscheiden sollen. Dass es einen prinzipiellen Unterschied zwischen den Biophotonen und Photonen (Lichtquanten in der akademischen Physik) gibt, konnten die Befürworter jedoch bislang nicht nachweisen. Nach heutigem Wissenstand gibt es keine bekannten Unterschiede zwischen Photonen biologischen und nicht-biologischen Ursprungs. Photonen unterscheiden sich lediglich durch ihre Energie (bzw Wellenlänge). Elektromagentische Strahlung kann durch ihr Spektrum und die Intensität beschrieben werden. Die Benutzung des Begriffs Biophoton ist insbesondere in pseudowissenschaftlichen, aber auch bestimmten alternativmedizinischen Kreisen populär und wird zu verschiedenen Erklärungsversuchen anderer Phänomene herangezogen.
Der Begriff der Biophtonik ist dagegen ein etablierter Begriff aus der Physik und Biologie, sodaß die Verwendung des Wortes Biophton zu einer Verwirrung führen kann da in diesem Zusammenhang nicht Photonen aus der Biophotonik (im herkömmlichen Sinne) gemeint sind. Der Begriff der Biophtonik beschreibt im heutigen Sprachgebrauch ganz allgemein die Verbindung von Biologie und Photonik, also unter anderem alle Arten von medizinischen Untersuchungs- und Therapieverfahren und Bildgebungsverfahren auf optischer Basis.
Elektromagnetische Strahlung in der Biologie
Alle Objekte, ob biologisch oder nicht, emittieren Wärmestrahlung, abhängig von ihrer Temperatur. Diese Strahlung lässt sich aufgrund ihr gut bekannten Eigenschaften (die auch gut theoretisch beschrieben sind) von anderen Leuchterscheinungen oder Abstrahlungen unterscheiden und kann daher bei Messungen berücksichtigt und subtrahiert werden. Das Gebiet das sich mit der Erfassung dieser Strahlung (im Bereich der Hochfrequenz) beschäftigt ist beispielhaft die Radiothermometrie. Auch wird die thermische Photonenabstrahlung bei berührungslosen IR-Thermometern (zum Beispiel zur Fiebermessung bei Kindern als Ohrthermometer) gemessen.
In der Biologie ist die Abstrahlung von Licht eine altbekannte Tatsache, zum Beispiel als Biolumineszenz bei Glühwürmchen. Relativ jung ist dagegen die Erforschung der sogenannten ultraschwachen Zellstrahlung, einer sehr gering intensiven Abstrahlung von einzelnen Photonen durch lebende Zellen oder biologischem Material die nichts mit dem Phänomen der Biolumineszenz oder der Abstrahlung thermischer Photonen (Wärmestrahlung) zu tun hat. Eine derartige Lichterscheinung begleitet zwar prinzipiell chemische Reaktionen jeglicher Art in der Biologie (insbesondere Redox-Reaktionen), diese ist jedoch aufgrund ihrer geringen Intensität für einen Beobachter direkt selbst bei absoluter Dunkelheit und Dunkeladaptation mit dem unbewaffnetem Auge nicht zu sehen. Lediglich durch elektronische Verstärkung oder durch langzeitige Belichtung empfindlicher Filme lässt sich diese ultraschwache Zellstrahlung sichtbar machen, wobei es sogar gelingen kann einzelne Photonen sichtbar zu machen. In der wissenschaftlichen Erforschung dieser Phänomene werden die einzelnen sichtbar gemachten Lichtquanten Photonen, und nicht Biophotonen genannt.
angebliche Wundereigenschaften der Biophotonen
Die Vertreter des Begriffs Biophoton sind der Meinung dass diese damit gemeinten Photonen sich von üblichen Photonen (zum Beispiel des Sonnenlichts oder aus künstlichen Lichtquellen) unterscheiden würden. Insbesondere wäre bei diesen das Phänomen der Kohärenz zu beobachten, das von Lasern ausgestrahlt wird. Auch hätten Biophotonen eine biologisch wichtige Funktion bei der Zellkommunikation, die jedoch nicht genauer beschrieben wird und somit rein hypothetisch bleibt. Der deutsche Physiker Fritz Albert Popp maß Intensitäten von wenigen bis einigen hundert Quanten pro Sekunde und pro Quadratzentimeter Oberfläche.
Ein etwaiger Nachweis einer Kohärenz bei der ultraschwachen Zellstrahlung ist nach heutigem Wissen genauso unbekannt wie eine etwaige Zellkommunikation auf diesem Wege. Wegen der extrem geringen Wahrscheinlichkeit einer Photonenemission pro Zelle, nämlich typischerweise weniger als ein Photon pro Monat, vergehen durchschnittlich mehr als 100 Jahre bis zur erneuten Emission eines Photons gleicher Wellenlänge, wodurch der direkte Nachweis der Kohärenz mittels Wellenüberlagerung unmöglich ist.
Laut Popp würden seine Biophotonen aus der zellulären DNA stammen, demzufolge dürfte also DNA-freies Gewebe keine Biophotonen abstrahlen. DNA ist jedoch nicht nur im Zellkern eukaryontischer (kernhaltiger) Zellen vorhanden, sondern auch in den Mitochondrien.
Popp vertritt auch die Hypothese dass die schwache biologische Photonenemission sich zum Nachweis von Krebs eigene und erklärte Krebs zu einer Kohärenzstörung.
Geschichte der ultraschwachen Zellstrahlung in der Biologie
Bekannt wurde dieses Phänomen durch den russischen Biologen Alexander Gurwitsch in den 20-er und 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts. Er hatte eine geringe Lichtabstrahlung bei Pflanzenzellen beobachtet und nannte das Phänomen „mitogenetische Strahlung“ da er einen Zusammenhang zur Zellteilung (Mitose) sah. 1954 gelang es den italienischen Astronomen L. Colli, U. Facchini und anderen Autoren die schwache Lichtemission von Pflanzenzellen direkt zu messen, indem sie einen Photonenverstärker verwendeten, der ursprünglich zum Nachweis schachen Sternenlichts entwickelt wurde. 1967 folgten Beschreibungen des Effekts durch Terence Quickenden in Australien. In den 70-er Jahren wurde diese schwache Lichtstrahlung durch Popp wieder vermehrt untersucht und dikutiert. Er gründete ein privates Labor in Neuss (Internationales Institut für Biophysik (IIB)) und versucht seitdem auch den quantitativen Nachweis dieser Strahlung als Aussendung von Biophtonen kommerziell zu Qualitätsaussagen von Lebensmitteln zu vermarkten. Auch wird im IIB eine sogenannte verzögerte Lumineszenz ("delayed luminescence") nach optischer Anregung untersucht.
Kritik des Begriffs Biophton
Hypothesen über Biophotonen können als Versuch einer Wiederbelebung des Vitalismus-Begriffs des 19. Jahrhunderts als Neovitalismus verstanden werden.