Diskussion:Burghard Bangert
Selbsternannter „Druide“ steht in Merseburg vor Gericht
Er hortete Waffen, leugnete die Shoah – dafür erhielt ein 73-Jähriger erst vor zwei Jahren eine Bewährungsstrafe. Ab März gibt es nun wegen fast zwei Dutzend neuer Delikte einen Prozess. Dabei geht es unter anderem wieder um Hetze gegen Juden.
Von Robert Briest 20.02.2024, 09:44...Kaum ein Rentner hat der Polizei im Saalekreis in den vergangenen Jahren so viel Arbeit beschert, wie Karl Burghard B.. Ende September durchsuchten zahlreiche Beamte ein von dem selbsternannten Druiden genutztes Grundstück in Oberschmon. Sie fanden unter anderem eine einsatzbereite zum Schussapparat umgebaute Wühlmausfalle, Patronen und mehr als ein Dutzend Gasflaschen. Drei Wochen später kehrten die Beamten mit Handschellen zurück. Seither sitzt der 73-Jährige im Roten Ochsen in Halle in Untersuchungshaft. Am 5. März beginnt der Prozess gegen ihn vor dem Amtsgericht Merseburg.
Schönbrunn-Haag. Der 51-jährige Thiemo B. aus Haag sitzt seit Donnerstag in Untersuchungshaft. Er ist dringend verdächtig, gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz verstoßen zu haben und steht darüber hinaus im Verdacht, sich gemeinsam mit weiteren Beschuldigten zu einer rechtsterroristischen Vereinigung zusammengeschlossen zu haben. Der 51-Jährige wurde im Rahmen einer bundesweiten Aktion gegen Rechtsextremisten und sogenannte Reichsbürger von einem Sondereinsatzkommando der Polizei am Mittwoch in seinem Haus festgenommen.
Mittwoch, 5 Uhr: Während die meisten der rund 930 Einwohner des beschaulichen und ruhigen Schönbrunner Ortsteils Haag noch schlafen, bezieht ein Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei im Schönbrunner Feuerwehrhaus Stellung. Gegen 8 Uhr machen sich die rund 20 bis 25 zum Teil vermummten und mit Maschinenpistolen bewaffneten Polizisten auf den Weg nach Haag und umstellen das Haus in der Heidelberger Straße. Um 9.30 Uhr verschaffen sich die Sondereinsatzkräfte schließlich gewaltsam Zugang zum Haus, schlagen dazu Fensterscheiben ein und treten die Türe ein. Im Verlauf der Durchsuchung wird der 51-jährige Thiemo B. festgenommen.
„Sie glauben nicht, was hier los war. Das war wie im Krimi mit den vermummten Polizisten“, schildert ein Anwohner. Fünf Sprengungen habe es gegeben, eine soll so laut gewesen sein, dass die Scheune gewackelt habe. Die Anwohner hätten zuvor alle Türen und Fenster schließen und die Rollläden runterlassen müssen. Aus sicherer Entfernung habe der Sprengmeister die auf einem kleinen Feld gestapelte und durch Sandsäcke gesicherte Munition gezündet, berichtet der Augenzeuge weiter.
Schönbrunns Bürgermeister Jan Frey selbst wurde, wie in solchen Fällen üblich, am Vorabend über die geplante Hausdurchsuchung informiert. Über die Hintergründe habe man ihm allerdings nichts mitgeteilt. Nach der Durchsuchung von Haus und angrenzender Scheune durch die Beamten des SEK wurde gegen 13 Uhr die Schönbrunner Feuerwehr alarmiert, um gezielte Sprengungen von im Haus gefundenem „instabilen Initialsprengstoffs“ im Garten des Anwesens zu überwachen. Der Einsatz habe sich, so Frey, bis in die frühen Abendstunden hingezogen. Nach seiner Schätzung war das Einsatzkommando etwa 20 bis 25 Personen stark.
Im Rahmen der Durchsuchungsmaßnahme wurden, laut Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft, bei dem Beschuldigten unter anderem Sprengstoff, diverse Waffen und Schussapparate sowie Munition sichergestellt. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen sollten die sichergestellten Gegenstände zur Umsetzung der Ziele der Vereinigung verwendet werden, die Anschläge auf Juden, Asylbewerber und Polizisten geplant habe. Mit dem gefundenen umfangreichen Waffen- und Sprengstoffarsenal hätte man „einen kleinen Krieg führen können“, sagte ein an der Aktion Beteiligter.
Für die Anwohner handelt es sich bei Thiemo B. um einen Reichsbürger. Er und seine Ehefrau würden zurückgezogen leben, mehr als gegrüßt habe man sich nicht. „In der Vergangenheit hing eine schwarz-weiß-rote Fahne am Haus“, erinnert sich ein Haager Bürger, dem das große Polizeiaufgebot am Mittwochmittag auf dem Weg in die Arbeit aufgefallen war. An die Fahne kann sich auch Schönbrunns Bürgermeister Jan Frey erinnern: „Da hing was draußen, was viele irritiert hat, man hat sich aber nichts weiter dabei gedacht“.