Kolloidale Mineralien und monoatomare Elemente
Unter der Handelsbezeichnung Kolloidale Mineralien und monoatomare Elemente werden von mehreren Unternehmen alternativmedizinische wässrige Lösungen und Öle angeboten, die Metalle in "kolloider" und "monoatomarer" Form enthalten.
Diese Produkte sind ähnlich zu den in den USA erfundenen kolloidalen Mineralien, kolloidalem Silber und monatomarem Gold.
Herstellung
Die Produkte, die u.a. von der Tec2Future GmbH in Bad Wörishofen und "Alternativ Gesund" angeboten werden, werden angeblich mittels "Protonenresonanz" hergestellt, anstelle des normalerweise zur Herstellung von reinem Metall verwendeten Verfahrens der Elektrolyse[1][2].
Es wird behauptet, die Protonenresonanz "[dehne] das entsprechende Material und [bringe es] schließlich zum Zerfall[2]. Angeblich, wird "das Ausgangsmaterial durch seine Eigenschwingung stark erregt und dann durch einen elektro-physikalischen Prozess in gewünschter Partikelgröße und mit gewünschter Ladung abgespalten"[2]. Durch Protonenresonanz hergestellte Kolloide seien "die Rolls Royce unter den aktuellen Kolloiden am Markt"[3].
Die Protonresonanz ist zwar ein physikalisch beobachtbarer Effekt[4], hat jedoch nichts mit Elektrolyse oder der Herstellung von kolloidalen Lösungen im chemischen Sinne zu tun. In der Wissenschaft ist eine Spaltung von größeren Feststoffen mittels Protonenresonanz nicht bekannt. Der Begriff Protonenresonanz wird in der alternativen Medizin auch für die Protonenresonanztherapie verwendet.
Wirkprinzip
In einem von der 90 jährigen Ärztin Dr. med. Jutta Mauermann geschriebenen Buch zu Kolloiden und monoatomaren Elementen werden jedem der kolloidalen Mineralien spezielle Funktionen und Indikationen zugeschrieben.[5] Mit kolloidalem Aluminium könne man beispielsweise "stoffliches, giftiges Aluminium ausleiten". Die Autorin schreibt "Ich musste immer wieder feststellen, dass meine Patienten hohe Aluminium- und Bariumbelastungen haben – möglicherweise durch Chemtrails am Himmel."
Kolloide sind angeblich besonders für Kinder und Tiere geeignet, da sie leicht einzunehmen und geschmacksneutral sind (außer Fullerenen, Kohlenstoff, Selen und Schwefel). Sie wirken schnell, weil sie über die Schleimhäute oder die Haut aufgenommen werden können. Man könne die Kolloide auch nicht überdosieren, weil der Körper das, was er nicht braucht, wieder ausscheide. Es seien auch keine negativen Nebenwirkungen bekannt, außer die "bekannten Erstverschlimmerungen beim Entgiften und Ausleiten". Die Kolloide "stören sich nicht mit schulmedizinischen Präparaten, Homöopathika oder etwa Schüsslersalzen".[5] Tatsächlich ist zu erwarten, dass für die beworbenen Mischungen von zum Beispiel kolloidalem Silber bei übermäßigem Konsum die gleichen Nebenwirkungen auftreten, die bereits bei der übermäßigen Einnahme von älteren Varianten von kolloidalem Silber auftraten: Eine bekannte unheilbare Folge von übermäßigem Silberkonsum ist Argyrie (Blaufärbung der Haut)[6].
Auf diversen Websites der Verkäufer wird behauptet kolloide Formen von Metallen seien keine Metalle[5] und direkt zellgängig, weil sie so klein sind, dass "sie Membrane mühelos passieren können, und so direkt in der Zelle wirken, ohne sich im Organismus abzulagern"[2]. Chemisch gesehen ist dies vollkommen unsinnig. Es gibt keinen Unterschied zwischen elementaren Zinkatomen und elementaren Zinkatomen in einem Kolloid. Dasselbe gilt auch für alle anderen Metalle. Auch können Kolloide die Zellmembran nicht passiern, weil diese ausschließlich durch spezielle Transportproteine, wie die Natrium-Kalium-Pumpe und Transferrin-Rezeptoren, passiert werden kann. Ein Kolloid ist typischerweise 30 nm groß, und damit größer als viele Proteine in der Zelle. Hämoglobin misst beispielsweise 6 x 5 x 5 nm [7]. Eine Zellmembran, die so große Partikel passieren ließe, hätte so große "Löcher", dass sie nicht lebensfähig wäre.
Aus den Kolloiden lassen sich angeblich auch monoatomische Elemente herstellen, die auf "psychischer, geistiger und spiritueller Ebene" wirken[5]. Hier wird behauptet, dass die monoatomaren Elemente im Gegensatz zu den Kolloiden auch in Überdosis zu sich genommen werden können, da monoatomische Elemente im Körper verbleiben[5]. Hierfür gibt allerdings keine Beweise und das Herstellungsverfahren der "Protonenresonanz" ist auch nicht geeignet einzelne Atome in Wasser abzuscheiden. Chemisch gesehen wären diese beispielsweise für Natrium oder Eisen in elementarer Form (also nicht als geladenes Ion) höchst unstabil und würden durch den im Wasser enthaltenen Luftsauerstoff sofort oxidiert werden. Die "monoatomaren Elemente" sind ähnlich wie monatomisches Gold und werden mit "Hochpotenzen" aus der Homöopathie verglichen[8].
Der Hersteller Tec2Future schreibt auf seine Flaschen, dass man die Kolloide "nach dem Quantenprinzip der verschränkten Teilchen" anwenden solle. Wie im Psiram Artikel über die Quantenmedizin beschrieben, sind solche Formulierungen typisch für die Alternativmedizin, und physikalisch gesehen kompletter Unsinn.
Vertrieb
Es gibt mehrere Hersteller von Kolloiden, die als Großhandel auftreten, wie beispielsweise die Tec2Future GmbH. In zahlreichen Onlineshops kann man die Produkte für circa 30 - 50 Euro pro Flasche erwerben.
Kolloide werden für die humane Anwendung aber auch für Tiere (inbesondere Hunde und Pferde) angeboten.
Referenzen
- ↑ https://alternativgesund.de/kolloidales-indium
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 https://www.sophiaviva.de/vivaionic/#:~:text=Unsere%20Kolloide%20werden%20mit%20einer,und%20schlie%C3%9Flich%20zum%20Zerfall%20gebracht.
- ↑ https://www.kolloiden.de/herstellung-qualitaet/
- ↑ https://en.wikipedia.org/wiki/Proton_nuclear_magnetic_resonance
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 https://alternativgesund.de/media/pdf/16/85/99/eBook-Jutta-Mauermann-Kolloide-5-Auflage.pdf
- ↑ Chang AL, Khosravi V, Egbert B. A case of argyria after colloidal silver ingestion. J Cutan Pathol. 2006 Dec;33(12):809-11
- ↑ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3055910/
- ↑ https://lebenatur.com/shop/kolloide-monos/?p=4