Kirlian-Fotografie

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kirlian1.jpg
Kirlian2.jpg
Semjon und Walentina Krlian
Semjon Kirlian

Die Kirlian-Photographie (auch Elektrographie genannt) ist ein esoterisch-pseudomedizinisches Verfahren, bei dem Koronaentladungen durch Hochspannung photographisch fixiert werden. Als Vorläufer der heutigen Kirlian-Photographie können die Lichtenberg'schen Figuren aus der Zeit um 1770 angesehen werden.

Der Göttinger Physik-Professor Georg Christoph Lichtenberg ließ die Figuren durch den Einschlag elektrischer Funken auf eine Isolatoroberfläche entstehen. Schon 1851 wurden diese Figuren auf Daguerreotypplatten photographisch festgehalten. Nicola Tesla wies in öffentlichen Veranstaltungen nach, dass hochfrequenter Wechselstrom sogar bei Spannungen von Millionen Volt mit Einschränkungen unschädlich sind. Tesla zog sich vor seinem Publikum meterlange Funken aus den Händen und auch aus den Händen anderer Teilnehmer. Uneingeweihte mögen damals an übernatürliche Fähigkeiten geglaubt haben, aber wenn man die technischen Hintergründe kennt, ist alles ganz einfach. Was Tesla tat, war Kirlian-Technik im Großen. Auch Bilder - aufgenommen im Licht ihrer Hochfrequenzentladungen - wurden damals ausgenommen. Allerdings waren unsere Vorfahren nicht so naiv, in diese Bilder etwas hineinzudeuten.

Um 1890 beschrieben der Weißrusse Narkiewicz-Jodko und später der Tscheche Navratil ebenfalls Entladungsbilder. Im Schatten der sich ausbreitenden Röntgendiagnostik versanken die Entdeckungen wieder und wurden erst im Jahre 1939 durch das russische Ehepaar Semjon Davidowitsch und Walentina Kirlian aus Krasnodar wiederentdeckt. Sie meldeten 1961 ein erstes Patent zur Hochfrequenz-Hochspannungsfotografie an und publizierten darüber im Jahre 1964 in einer fotographischen Fachzeitschrift. In den USA wurde 1976 sogar eine International Kirlian Research Association (IKRA) gegründet, die jedoch bald wieder bedeutungslos wurde. Erst in den letzten 10-15 Jahren - im Rahmen des zunehmenden New-Age-Trends kam die Kirlian-Photographie wieder aus der Versenkung.

Das Phänomen der Elektroradiographie findet in einem extrem weiten physikalischen Rahmen statt.

  • Frequenz: 100 Hz - 250 MHz
  • Periodendauer: 0,001 s - 10 s
  • Stromstärke: 0,15 µA - 25 mA
  • Spannung: 1,5 kV - 200 kV
  • Expositionszeit: 30 µs - 250 s
  • Impulsdauer: 30 µs - 17 ms
  • Anstiegszeit: <1 µs - 3 ms

Diese physikalische Breite und insbesondere Faktoren wie Polarität der Elektroden, Belichtungsdauer oder wechselnde Luftfeuchtigkeit, führen zu derart unterschiedlichen Aufnahmebedingungen, dass man Bilder der auf dem Markt befindlichen Kirlian-Photographie-Geräte faktisch nicht miteinander vergleichen kann.

Die in den Bildern festgehaltene Corona, die von Fingern und Zehen ausgeht, ist eine sichtbare elektrische Entladung in einem Hochfrequenzfeld. Zwischen der Haut des zuvor geerdeten Patienten/Objekts und einer Elektrode, auf der Fotopapier aufliegt, wird eine Hochspannung und eine Hochfrequenz angelegt. Die resultierende Funkenentladung zeigt sich auf dem Fotopapier. Beeinflusst wird die Bildung der Corona vom Widerstand des zu untersuchenden Objekts. Einigkeit herrscht darüber, dass vor allem die Körperflüssigkeit und deren Elektrolyte die Coronabildung bestimmen. So bewirkt eine erhöhte NaCl-Konzentration im Schweiß eine bessere Leitfähigkeit und damit eine intensivere Ausprägung der Corona. Ebenfalls herrscht Einigkeit darüber, dass die Mündungsöffnungen der Schweißdrüsen der Haut die Orte des elektrischen Überschlages auf das Papier sind, da hier die elektrische Leitungsfähigkeit am besten ist. Durch Händewaschen oder Desinfektion der Hände kann man die Entladungsstärke für 10-30 Minuten deutlich reduzieren, bei Verkleben der Fingerspitzen mit Gelatine sogar völlig verhindern.

Es gibt übrigens auch die Möglichkeit der Erzeugung einer Corona, wenn über das Fotopapier eine Abdeckfolie gelegt wird und so der Anschein einer elektrischen Isolation erweckt wird. Es entstehen deshalb auch unter diesen Umständen Bilder, weil zwischen Fotoplatte und Abdeckfolie in der Regel noch ein Luftspalt ist, in dem nach Anlegen der Hochfrequenz und -spannung eine Gasentladung brennt. Legt man die Folie luftdicht auf die Fotoplatte, so ist der Spuk vorbei.

Die geheimnisvolle Corona, die sich photographisch nachweisbar wie ein Heiligenschein um Finger, Hände oder Zehen legt, ist alles andere als unerklärlich. Sie sind schlicht leuchtende Funkenkanäle, die oftmals wegen der Häufigkeit der Entladungen überbelichtet sind und somit einen Kranz darstellen, obgleich es feinste Kanälchen sein müssten. Auch verändert der Feuchtigkeitsgehalt der Filmschicht und damit auch die Luftfeuchtigkeit und eine vom Untersuchungsobjekt selbst erzeugte lokale Dunstglocke aus feinsten Wassertropfen (Schwitzen) die Coronabildung.

In der Kirlian-Szene wird immer wieder gerne auf unerklärliche Farben verwiesen. Beunruhigend ist das ausgedehnte kräftige Rot bis Gelb, das auf manchen Bildern auftritt, auf anderen wieder völlig fehlt. Manche meinen, Rot sei das durchscheinende Blut in der Elektrode Finger. Aber es ist nicht so. Rot, Orange, Gelb und Grün kommen zustande, wenn der Film auf der Photoplatte verkehrt herum aufgelegt wird und somit quasi von hinten belichtet wird. Blau bis Türkis und auch Violett entstehen, wenn der Film korrekt aufgelegt ist. Weiß und andere Farben entstehen durch Überbelichtung des Filmes oder durch additive Farbmischungen durch Vorder- und Rückseitenbelichtung.

Gänzlich ungefährlich ist die Kirlian-Photographie für den Klienten nicht. Zwar sind Hochfrequenzströme ungefährlich, weil die Ladungsträger nahezu am Ort bleiben und nur um eine Ruhelage hin- und herschwingen. Allerdings erzeugen diese Ströme durchaus Wärme, die zu Überhitzungen und sogar Verbrennungen im Körperinneren führen können. Der Begriff der kalten Entladung, wie er in der Szene gern verwendet wird, ist hier eindeutig irreführend. So werden die Elektroden lokal mitunter ausgesprochen heiß. Zu warnen ist zu neugierigen Zeitgenossen eine zu nahe Betrachtung der Vorgänge mit dem bloßen Auge. Wird das Auge dann zur Elektrode, kann dies zu massiven Schäden und Einschränkung der Sehfähigkeit führen. Selbstgebastelte Geräte sind gefährlich, aber auch gekaufte können gefährlich sein oder durch unsachgemäße Anwendung gefährlich gemacht werden. Ohne Sachverstand geht es also bei diesem Vergnügen der besonderen Art nicht.

Seit einigen Jahren wird die Kirlian-Photographie auch als Color-Plate-Verfahren bezeichnet, welche von einem Physiker namens Dieter Knapp entwickelt worden ist. Sie wird in der Bach-Blüten-Szene als Diagnoseverfahren eingesetzt (Scheffer 1991). Es gibt auch eine Energetische Terminalpunktdiagnose nach Mandel, deren diagnostische Zuverlässigkeit sich jedoch in einer Studie nicht bestätigt hat. [1]

Gemäß des aktuellen Medizinproduktegesetzes dürften eigentlich unlautere und unwirksame Diagnosemethoden in der BRD nicht mehr im Handel befindlich sein. Aufgrund einer Rechtslücke ist jedoch weiterhin mit dem Verkauf solcher Quacksalbergeräte zu Lasten der Gesundheit des Patienten zu rechnen. Ursache dafür ist, dass der Hersteller solcher Geräte lediglich die elektrische Sicherheit und Produktionsgüte des Gerätes nachweisen muss und ansonsten eigenständig das Gerät als sog. Klasse IIa-Produkt einstufen kann. Diese Geräte müssen keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen. Dieser Trick erlaubt den Verkauf der Geräte sogar unter der Bezeichnung 'Medizinprodukt' mit einer CE-Prüfnummer, was dem nicht informierten Patienten vorgaukelt, es handele sich um ein wirksames Medizingerät. Eine Reform dieser katastrophalen, den Verbraucher täuschenden Rechtslage ist nicht in Sicht.

Quellennachweise

  1. Treugut H, Görner C, Lüdtke R, Mandel P: Neue Aspekte der Kirlian-Fotografie: Reliabilität der Energetischen Terminalpunktediagnose (ETD) nach Mandel bei gesunden Probanden. Jahrbuch der Karl und Veronica Carstens Stiftung, Hippokrates Verlag, Stuttgart, Band 3, 172-196, 1996

  • Kirlian SD, Kirlian VK: Photography and visual observation by means of high frequency currents. J Sci Appl Photo 6, 397-403, 1964
  • Scheffer M; Die Bach-Blütentherapie. Eine sanfte Heilmethode in der täglichen Praxis. Erfahrungsheilkunde Nr.6, 390-401, 1991
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen