Frank Willy Ludwig

Aus Psiram
Version vom 28. April 2023, 08:03 Uhr von Fulgor (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Frank Willy Ludwig
Logo des Frank Ludwig Urahnenerbe - Projekts
Frank Willy Ludwig als Redner bei einem "Honigmann - Treffen" 2016 von Ernst Köwing (Bild:Youtube)

Frank Willy Ludwig (geb. 1965) aus D-16248 Liepe (bei Eberswalde) ist Begründer einer neopaganen-braunesoterischen Bewegung aus dem deutschen rechten Milieu der "Selbstversorger" und "fölkischen Siedler" [sic] mit Namen Urahnenerbe Germania (UAE), das auch als slawisch-arisches Kulturzentrum bezeichnet wird. Nach eigenen Angaben sehe Ludwig als seine Aufgabe: "Wachsen und Gedeihen unseres eigenen Familienstammes, die Aufklärung des deutschen Folkes und das Aufräumen der eigenen Heimat". Ludwig bezeichnet sich selbst als Bauingenieur, Umweltschutztechniker, Gärtner und Coach für "Inner Wise"-Kurse. Auch sei er "energetischer Projektleiter" und betreibe "energetische Raumreinigung". Nach eigenen Angaben sei er auch Forscher für eine aus Russland stammende slawisch-arische Weden-Religion (gemeint ist die neopagan-rassistische Ynglism-Bewegung von Alexander Hinewitsch, gegen den die russische Polizei ermittelt). Ludwig beruft sich auf die gemeinten slawisch-arischen Weden-Texte (bzw. das "Schwarze Buch") und behauptet, diese seien 40.000 Jahre alt, ohne sich dabei auf die wissenschaftliche Geschichtsforschung berufen zu können. Texte, die sich auf "slawisch-arische-Weden / Veden" (Славяно-Арийские Веды) beziehen, finden sich stets im Kontext mit rechten Bewegungen, in denen dann auch laut „wedischer Rassenkunde“ von einer "großen Rasse" (gemeint sind Menschen mit weißer Hautfarbe) die Rede ist. Sie beziehen Angaben aus nicht schriftlich belegbaren Mythen, Märchen und Vorstellungen sowie von hypothetischen Besuchen Außerirdischer auf der Erde mit ein.

Bevor er sich seinem Urahnenerbe Germania widmete, war Ludwig für eine Straßenbaufirma tätig, bei der er später kündigte. 1996 will Ludwig eine Art Erweckungserlebnis mit "Augenblicken höchsten Glücks" erlebt haben, mit Visionen von Delphinen, Mantatänzen, Waldtieren und Bäumen, wie er schreibt. Danach sei er auf der "Suche" gewesen und habe sich mit Esoterik, Büchern und dem Internet befasst und dabei ungenannte "russische Freunde" kennengelernt. Vorbilder für ihn seien Erfahrungen von Vorfahren und Ahnen sowie schriftliches Material aus Russland gewesen. Auch habe er 2000 einen Heilpraktiker aufgesucht, der sich in Trance versetzt und mit veränderter Stimme den Namen „Anastasia“ und die Internetseite zur Bestellung von Büchern des ukrainischen Autors Wladimir Megre (Vladimir Pusakow) genannt habe. Eines der Vorbilder für das Projekt Urahnenerbe Germania sind neben dem neopaganen Ynglism die aus Russland stammende esoterische Bewegung mit starken rechtsextremen Tendenzen, die Anastasiabewegung. Die Anastasiabewegung beruft sich auf die fiktive Gestalt einer Anastasia und "Tochter der Taiga" des russischen Autors Wladimir Megre. Laut Megre lebe Anastasia halbnackt unter wilden Tieren in russischen Wäldern und ernähre sich von Nüssen. Um die entsprechenden Zedernnüsse ist zwischenzeitlich eine Art Business entstanden. Die Bücher von Megre stellen einen Mix aus Naturreligion, Esoterik, Verschwörungstheorien und Geschichtsrevision dar. Ludwig sieht einen Schlüssel zu seinem Urahnenerbe auch in den Bildern des russischen Malers Konstantin Alexejewitsch Wassiljew. (Bilder bei Google), (weitere Bilder). Zum Tod von Wassiljew werden bei Querdenken TV von Michael Vogt Verschwörungstheorien zu einem angeblichen Mord verbreitet. Wassiljew wurde jedoch an einem Bahnübergang von einem Zug erfasst.

Aktuell betreibt Frank Willy Ludwig verschiedene Internetwebseiten mit der typischen Sprachregelung der deutschen rechts-nationalen Szene ("Weltnetzseite", "Folk", "fölkisch" usw), die mit leicht verfremdeten Hakenkreuzsymbolen und weiteren an die Nazizeit erinnernden Symbolen gestaltet sind. Der gleichzeitige Bezug zu einem deutschen "Folk" und die Germanen ist widersprüchlich: ein eigenständiges Volk von Germanen hat es nie gegeben. Die Bezeichnung Germanen ist nach heutigem Wissensstand zum überwiegenden Teil eine Fremdbezeichnung durch die Römer und keine Eigenbezeichnung der verschiedenen Völker, die als Germanen bezeichnet werden. Der moderne Germanenbegriff setzt auf der Begriffsbildung von Julius Caesar auf. Die heutigen Deutschen haben keine einheitliche Abstammung. Die Anfänge der Deutschen liegen zwischen dem 7. und dem 10. Jahrhundert. In dieser Zeit gingen sie aus dem multikulturellen Vielvölkergemisch hervor, das damals zwischen Rhein, Donau und Oder siedelte. Sowohl Christentum als auch das Judentum und der Islam sind als Religionen aus dem Nahen Osten in das Gebiet des heutigen Deutschland eingewandert.

Frank Ludwig trat mehrmals bei Veranstaltungen des Holocaustleugnernetzwerks "Recht und Wahrheit" und auch bei den so genannten Honigmanntreffen von Ernst Köwing auf.

Ein Schweizer Pressebericht[1] thematisierte im Jahre 2017 einen Kontakt zwischen Ludwig und einem braunen Stammtisch in der Stadt Thun, mit Namen cine12. Eine an Ludwig gerichtete Einladung zu einem Vortrag führte zu einem Hausverbot in einer Thuner Gaststätte[2] , die zuvor regelmässig als Treffpunkt für den cine12-Stammtisch diente.

Rechte Selbstversorgerbewegung und Waldschulen

Ludwig ist Propagandist einer rechtsautonomen Selbstversorgerbewegung von Kleingärtnern, die "Waldgartensiedlungen (Stammeslandsitzen) von bis zu 200 Familien" vorsieht. Propagiert werden "Gesunde Ernährung, natürliches Umfeld", Ablehnung von Alkohol und Vollbeschäftigung auf so genannten Familienlandsitzen mit einem Hektar eigenen Land. Erkennbar sind diese unter anderem an der Verwendung von Runen-Zeichen, verfremdeten Hakenkreuz-Symbolen, Kampfkunstübungen und Brauchstumsfeiern. Als Kritiker eines staatlichen Schulsystems werden auch Bestrebungen für eigene private Schulen erkennbar, die der Ideologie angepasst sein sollen. So heißt es: "Unsere Kinder besuchen Waldschulen und können sich frei entfalten." Dabei ist für die gemeinten Waldschulen die so genannte Waldschule Tekos (Schetinin Schule) in Russland das Vorbild. Erste Versuche, eine derartige Schetinin-Schule zu gründen, sind offenbar bislang gescheitert, da sich anscheinend in der rechten Siedlerbewegung kein Konsens zu einer derartigen Privatschule ergeben hat.

Ynglism, Slawisch-arische Weden und das Schwarze Buch

Alexander Hinewitsch
Slawisch-arische Weden ("russische Weden"), das "schwarze Buch" von Alexander Hinewitsch

Ludwig beruft sich auf Bücher des Ynglism-Gründer Hindewitsch, die als slawisch-arischen Weden (Veden) bekannt wurden.

Siehe Hauptartikel Ynglism.

Siehe auch

Weblinks

Zitate

  • Viele Eltern empfinden einen Unterricht in kritischem Denken, in der Lösung von Problemen und in Logik als bedrohlich. Um unsere Lebensart zu schützen, haben wir ein Erziehungssystem aufgebaut, das sich auf die Entwicklung des Gedächtnisses und nicht der Fähigkeiten des Kindes gründet.

Quellennachweise